Maria Theresia von Spanien (1638–1683)
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Maria Theresia von Spanien (* 10. September 1638 im Escorial bei Madrid; † 30. Juli 1683 in Versailles), war als Ehefrau des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Königin von Frankreich und Navarra.
[Bearbeiten] Leben
Maria Theresia war die Tochter des spanischen Königs Philipp IV. und seiner Gemahlin Isabella von Bourbon. Sie wurde sehr streng und religiös erzogen. Um den Pyrenäenfrieden zu sichern, der den lang andauernden Krieg zwischen Frankreich und Spanien beendete, wurde die Eheschließung zwischen der spanischen Infantin und Ludwig XIV. von Frankreich vereinbart, der sowohl von väterlicher als auch von mütterlicher Seite her ihr Cousin war. Eine Klausel des Ehevertrages besagte, dass die Infantin mit Inkrafttreten des Ehevertrages für sich und ihre Nachkommen auf alle Ansprüche auf die spanische Krone verzichtete – unter der Voraussetzung allerdings, dass ihr Vater Philipp IV. die Mitgift von 500 000 Gold-Ecus entrichtete. Spaniens Staatskasse war jedoch leer und konnte diese Summe nicht aufbringen. Dass Spanien eine solche Klausel akzeptierte, zeigt, dass Frankreich zu diesem Zeitpunkt bereits die Vormachtstellung in Europa errungen hatte. Das erste Treffen von Maria und Ludwig fand am 6. Juni 1660 auf neutralem Boden statt: Man hatte sich für die Friedensverhandlungen auf die Fasaneninsel inmitten des Flusses Bidassoa geeinigt, dessen Unterlauf Frankreich und Spanien voneinander trennte. Am 9. Juni wurde in Saint-Jean-de-Luz die Eheschließung des französischen Königs mit der spanischen Infantin mit großer Pracht gefeiert.
Die Hochzeit war von Kardinal Mazarin aus rein politischen Gründen arrangiert worden und entsprach nicht den Wünschen Ludwigs XIV., der auf eine Verbindung mit Maria Mancini gehofft hatte. Die blonde, blauäugige Maria Theresia sprach kein Wort Französisch und sollte es auch später nie fließend sprechen.
In Frankreich wurde sie stets als Marie-Thérèse d'Autriche bezeichnet; auch ihre Tante, Anna von Österreich, die Mutter Ludwigs XIV., ebenfalls eine spanische Prinzessin, trug den Titel „von Österreich", der auf ihre habsburgische Abstammung verwies.
Am französischen Hof nahm sich Anna von Österreich der jungen Königin an. Aber auch sie konnte nichts an der Tatsache ändern, dass Bescheidenheit und Tugendhaftigkeit die einzigen hervorstechenden Vorzüge ihrer Persönlichkeit waren. Die fromme junge Königin tat sich schwer mit der frivolen Leichtigkeit des französischen Hofes, die in völligem Gegensatz zum steifen und altmodischen spanischen Hofzeremoniell stand. Trotzdem galt die Ehe zu Beginn als glücklich. Aber während Maria Theresia ihren Gatten wohl aufrichtig liebte und verehrte, wandte sich Ludwig bald offen seinen Mätressen zu: zuerst Louise de La Vallière, dann Madame de Montespan, die ihm sieben Kinder gebar. Nach außen hin war der König peinlich darauf bedacht, seiner Gemahlin alle ihr zukommenden Ehren zu erweisen. Auch während seiner zahlreichen Affären vergaß er nicht, regelmäßig seinen ehelichen Pflichten nachzukommen oder doch zumindest jede Nacht ein Viertelstündchen im Ehebett zu liegen.
Im Gegensatz zu den Favoritinnen des Königs spielte die Königin keine bedeutende Rolle am Hof. Sie war, auch wegen ihrer mangelnden Sprachbeherrschung, nicht in der Lage, in der geistvollen Konversation der Hofgesellschaft zu bestehen, und wurde hinter ihrem Rücken als plump und ungeschickt verspottet. Auf politische Entscheidungen nahm sie keinen Einfluss; nur während des Feldzugs in den Niederlanden 1672 fungierte sie für kurze Zeit als Regentin. Sie reagierte auf ihre Zurücksetzung, indem sie ihre Frömmigkeit und Tugendhaftigkeit noch mehr betonte, und trug ihre Isolation mit würdevoller Resignation. Solange sie den äußeren Schein wahrte und ihm keine Szenen machte, ließ Ludwig sie gewähren. Für ihren persönlichen Hofstaat bevorzugte sie spanische Dienstboten, mit denen sie in ihrer Muttersprache verkehren konnte. Große Summen gab sie für ihre Hunde und für ihre sechs Hofzwerge aus, die regelmäßig an ihrer Tafel speisen durften.
Der Einfluss der Madame de Maintenon veranlasste Ludwig, ihr in späteren Jahren wieder mehr Aufmerksamkeit zu widmen, was sie der Maintenon mit großer Freundlichkeit vergalt. Bei ihrem Tod scheint Ludwig sie aufrichtig betrauert zu haben; zumindest ist sein Ausspruch überliefert: „Das war der erste Kummer, den sie mir je bereitet hat“. Ihr Tod kam überraschend, was Gerüchten Nahrung gab, sie sei vergiftet worden. Dafür gibt es jedoch keinerlei Beweise. Ebenso haltlos ist die Legende, die 1664 geborene Tochter Marie sei eine Mulattin gewesen und Ludwig habe daraufhin Maria Theresias schwarzen Pagen töten lassen.
Maria Theresia starb an einem Abszess in ihrer Achselhöhle, bzw. an der Schwächung ihres Körpers infolge der damals üblichen, medizinisch völlig wirkungslosen Aderlässe. Auf ihrem Sterbebett soll sie geäußert haben: „Seit ich Königin wurde, bin ich nur einen einzigen Tag glücklich gewesen."
[Bearbeiten] Nachkommen
Der Ehe entstammten sechs Kinder. Mit Ausnahme ihres ältesten Sohnes, des 1711 verstorbenen Dauphin Louis, starben alle ihre Kinder bereits im Säuglings- oder frühen Kindesalter.
- Louis (* 1. November 1661; † 1711)
- Anne Elisabeth (* 18. November 1662; † 1662)
- Marie Anne (* 16. November 1664; † 1664)
- Marie Thérèse (* 2. Januar 1667; † 1672)
- Philippe Charles (* 11. August 1668; † 1671), Herzog von Anjou (1668–1671)
- Louis François (* 14. Juni 1672; † 1672), Herzog von Anjou (1672)
Vorgängerin |
Königin von Frankreich und Navarra 1660 – 1683 |
Nachfolgerin |
Personendaten | |
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NAME | Maria Theresia von Spanien |
KURZBESCHREIBUNG | Cousine und Frau des Sonnenkönigs Ludwig XIV. |
GEBURTSDATUM | 10. September 1638 |
STERBEDATUM | 30. Juli 1683 |