Martyrologium
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Martyrologium (Calendarium sanctorum, Menologium, Analogium, Synaxarium) ist ein Verzeichnis der Märtyrer und anderer Heiligen, meist mit Angabe ihrer Lebensumstände und ihrer Todesart. Beim Akt der Heiligsprechung (Kanonisation) ist die Eintragung in dieses Verzeichnis wichtigster offizieller Schritt. Das Verzeichnis des Vatikans wird seit Jahrhunderten weitergeführt und listet alle offiziell Heiliggesprochenen auf. Hierbei spielt es keine Rolle, wie der Kanonisationsakt durchgeführt wurde. Entscheidend ist die Auflistung im Martyrologium.
Am 5. Dezember 2004 hat der Vatikan ein neues Gesamtverzeichnis der Heiligen und Seligen der katholischen Weltkirche vorgelegt. Das Werk trägt den Titel "Martyrologium Romanum". Es enthält auf 844 Seiten in lateinischer Sprache biographische und liturgische Angaben über 6.650 namentlich bekannte Selige und Heilige. Ferner sind rund 7.400 nicht mit Namen und auch nicht immer mit der genauen Anzahl identifizierbare Märtyrer in dem Buch aufgeführt, die bei Christenverfolgungen getötet wurden. Das Verzeichnis ist eine überarbeitete und erweiterte Neuausgabe (editio altera) der 2001 im Anschluss an das 2. Vaticanum erschienenen Editio typica des "Martyrologium Romanum".
Schon dem Hieronymus schreibt man ein Martyrologium, das Martyrologium Hieronymianum, zu, doch ist das unter seinem Namen vorhandene Fragment späteren Ursprungs. Das Mittelalter sah seit den Zeiten Karls des Großen eine Reihe von Martyrologien entstehen, auch für einzelne Länder und Orden; besonders geschätzt war das um 804 verfasste Martyrologium Gellonense. Weite Verbreitung fand das Martyrologium Bedas; im 9. Jahrh. entstanden in Gallien zahlreiche Martyrologien, wie von Rabanus Maurus (um 845), Ado von Vienne (859-874) und Notker Balbulus (Stammler). Im Zuge der Liturgiereform nach dem Konzil von Trient wurde 1584 die erste offizielle Ausgabe des "Martyrologium Romanum" promulgiert. Papst Sixtus V. ließ 1586 durch Baronius ein Martyrologium universale, die Märtyrer und Heiligen aller Länder und Zeiten umfassend, anfertigen; in vermehrter Auflage erschien es von Heribert Rosweid (Antwerpen 1613). Die einzelnen Martyrologien werden aufgezählt von Potthast in der "Bibliotheca historica medii aevi" (Berlin 1862). Eine Weiterentwicklung gereimter Martyrologien ist der Cisiojanus, ein Merkgedicht, das bei der Datierung der unbeweglichen Heiligen- und Feiertage der römisch-katholischen Kirche hilft. Er verbreitete sich seit dem Ende des Hochmittelalters und stand bis in die Frühe Neuzeit im Gebrauch.
[Bearbeiten] Literatur
- Martyrologium Romanum. Editio princeps (1584). Edizione anastatica, introduzione e appendice a cura di Manlio Sodi - Robert Fusco (Monumenta Liturgica Concilii Tridentini 6). Libreria editrice Vaticana, Citttà del Vaticano 2005. ISBN 88-209-7675-7.
- Martyrologium Romanum. Xx decreto Sacrosancti Oecumenici Concilii Vaticani II instauratum auctoritate Ioannis Pauli PP. II promulgatum. Editio altera. Libreria editrice Vaticana, Città del Vaticano 2004. ISBN 88-209-7210-7.
[Bearbeiten] Weblink
[Bearbeiten] Siehe auch:
Heilige, Liste der Seligen und Heiligen, Heiligenkalender, Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet