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Christenverfolgung

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Christenverfolgungen sind staatlich durchgeführte, geförderte oder geduldete Maßnahmen, die auf eine systematische Benachteiligung und existenzielle Bedrohung von Christen aufgrund ihres Glaubens abzielen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Überblick

Der Begriff bezeichnet in der Kirchengeschichte zunächst die Unterdrückung des frühen Christentums im Römischen Reich bis zum Toleranzedikt von Galerius (311) und zum Toleranzedikt von Mailand (313): Diese klassischen Staatsmaßnahmen, ihre Ursachen und Folgen behandelt der Artikel Christenverfolgungen im Römischen Reich.

Andere, unter je eigenen historischen Bedingungen entstandene kollektive Verfolgungen christlicher Gemeinden und Kirchen geschahen seit dem Ende des Römischen Reiches auch in anderen Ländern und Zeiten: etwa im Einflussbereich des Islam, des Nationalismus, Realsozialismus und Nationalsozialismus.

In der Gegenwart gehören Christen in vielen Ländern zu den am meisten gefährdeten Minderheiten, wobei die Hintergründe dafür sehr verschieden sein können. Verfolgungsmaßnahmen gegen sie reichen von Verhaftungen, Versammlungs- und Gottesdienstverboten, gezielt gegen christliche Gemeinden gerichteten Enteignungen, Vertreibungen bis zu Massakern.

Bloße Feindschaft verschiedener Weltanschauungen, Ablehnung christlicher Lehren, Diskriminierung oder Einengung kirchlicher Tätigkeiten durch eine restriktive Gesetzgebung wird dabei nicht als „Verfolgung“ beschrieben. Auch fallen existenzbedrohende Staatsmaßnahmen, die Christen nicht primär wegen ihres Christseins betrafen, sondern aus ethnischen, nationalistischen, rassistischen oder politischen Gründen erfolgten und oft andere Minderheiten ebenso betrafen, nicht unter diesen Begriff.

Verfolgungen so genannter Ketzer durch andere Christen im europäischen Mittelalter oder die Glaubenskriege aus der Zeit der Reformation und Gegenreformation werden ebenfalls nicht Christenverfolgung genannt.

[Bearbeiten] Mittelalter

[Bearbeiten] Jemen

Im Gebiet des heutigen Jemen und Oman waren die herrschenden Himjariten Anfang des 6. Jahrhunderts zum Judentum übergetreten, um nicht in den Kriegen zwischen dem christlichen Oströmischen Reich und dem vom Zoroastrismus bestimmten Sassanidenreich aufgerieben zu werden. Besonders unter dem neunten jüdischen König Du Nuwas kam es zu einer blutigen Verfolgung von Christen − „Nestorianer“, besonders aber Miaphysiten hatten darunter zu leiden. Er wollte sie zum Übertritt zum Judentum zwingen und befürchtete ein Eingreifen Ostroms.

Eine von den Lachmiden einberufene Konferenz in Ramla, über die unter anderem Prokopios von Caesarea berichtet, sollte die Kriege zwischen Ostrom und dem Sassanidenreich beenden (525). Dort forderte Du Nuwas den Sassanidenherrscher auf, die Christen seines Landes ebenfalls zu verfolgen. Daraufhin veranlasste Ostrom das befreundete christliche Reich von Aksum, den Jemen zu erobern. Da Du Nuwas wiederholt christliche Händler aus Aksum ausweisen und töten ließ, folgte Aksum der Aufforderung und beendete mit seiner Eroberung die jüdische Königsreihe im Jemen.

[Bearbeiten] Persien

Im spätantiken Sassanidenreich, in dem der Zoroastrismus eine prominente Rolle spielte, kam es, nachdem es bereits zuvor vereinzelt Übergriffe des Staates gegeben hatte (z. B. unter Bahram II.), im 4. Jahrhundert unter Schapur II. zu einer systematischen Christenverfolgung (siehe auch Simon bar Sabbae). Diese Verfolgung, über die die Chronik von Seert und mehrere Märtyrerakten Auskunft geben,[1] war primär politisch motiviert, da fast zeitgleich im Römischen Reich das Christentum privilegiert worden war und der persische Großkönig Kollaboration seiner christlichen Untertanen mit den Römern befürchtete.

Auch in Armenien, das von den Sassaniden beansprucht und auch teilweise kontrolliert wurde (Persarmenien), kam es immer wieder zu Verfolgungen von Christen, die ebenfalls politischen Zielen dienten. Im 5. Jahrhundert formierte sich in Persien dann die „nestorianische“ Assyrische Kirche des Ostens als eine Art „innerpersische Kirche“. Im Anschluss daran kam es zu einem weitgehenden Ausgleich der Perserkönige mit ihren christlichen Untertanen und nur noch vereinzelt zu Übergriffen. Infolge der römisch-persischen Kriege im 6. und 7. Jahrhundert waren die Christen teils aber wieder Repressalien ausgesetzt, so unter Chosrau I. (in dessen zweiter Regierungshälfte) sowie unter Chosrau II. (gegen Ende von dessen Herrschaft, siehe Yazdin und Anastasius der Perser). Als die Araber in den 30er und 40er Jahren 7. Jahrhundert das Sassanidenreich eroberten (siehe Islamische Expansion), fanden sie besonders im Westen zahlreiche blühende Christengemeinden vor, die in der Folgezeit jedoch zumeist untergingen.

[Bearbeiten] Islamische Länder

Im Islam werden Christen wie Juden nach Bestimmungen des Koran als Leute des Buches (Bibel als Wort Allahs) zunächst prinzipiell geduldet. Als dhimmis (Schutzbefohlene) können sie ihren Glauben relativ unbehelligt ausüben, wenn auch als Bürger zweiter Klasse, die u.a. Sondersteuern entrichten müssen und niemanden zum Christentum bekehren dürfen. Solche diskrimierenden Rechtsordnungen islamisch geprägter Länder konnten Angriffe auf Nichtmuslime fördern.

Ein Religionswechsel („Glaubensabfall“) gehört für den Koran zu den schlimmsten, nie vergebbaren Verbrechen (vgl. Sure 4,137; Sure 16,106; Sure 3,86-91 u.a.). Besonders Konvertiten sahen sich daher oft in Lebensgefahr, da dies im Bereich des Islam als Angriff auf Religion, Gesellschaft und Staat betrachtet und nach Sure 4,88-89 mit dem Tod geahndet werden muss.

Zwischen islamischen und christlichen Herrschern kam es aber schon im Mittelater in den umstrittenen Gebieten des Mittelmeerraums - besonders in Kleinasien, Afrika und Spanien - zu teilweise sehr blutigen Zusammenstößen. In deren Gefolge kam es auch zu wechselseitigen Verfolgungen in den jeweils von einer Religion beherrschten Ländern an den Minderheiten der anderen Religion.

Unübertroffen waren die Massaker an Muslimen und Juden im Kontext der Kreuzzüge, auch wenn es später in den Kreuzfahrerstaaten zu einem relativ friedlichen Ausgleich kam. Unter den Almohaden, Mauren und Seldschuken wurden dann auch katholische und orthodoxe Christen teilweise systematisch vertrieben und ermordet.

[Bearbeiten] Frühe Neuzeit

[Bearbeiten] Japan

Hauptartikel: Christentum in Japan

Nach der ersten Landung portugiesischer Seeleute auf Japan 1542 begann sehr bald eine christliche Missionierung unter Führung von Francisco Xavier. In den folgenden Jahrzehnten konvertierten mehrere hunderttausend Japaner, darunter auch einige Fürstenfamilien, unter Duldung der sich zu diesem Zeitpunkt erst bildenden Zentralregierung zum Christentum.

Zwar verwies bereits Toyotomi Hideyoshi um 1587 die Missionare des Landes, da er in der Einflussnahme jesuitischer, vor allem aber franziskanischer Mönche eine Bedrohung seiner Machtposition sah. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde dieser Erlass jedoch kaum durchgesetzt. Erst 1597, ein Jahr vor Hideyoshis Tod, wurden 26 Christen gekreuzigt (Märtyrer von Nagasaki).

Hideyoshis Nachfolger Tokugawa Ieyasu zeigte sich zunächst tolerant, da er auf den Handel mit den Portugiesen angewiesen war, und wohl auch durch den Einfluss seines englischen Beraters William Adams. Doch nach Adams' Tod, und nachdem auch zu Holland und England Handelsbeziehungen entstanden (wodurch auch der Konflikt zwischen römisch-katholischem Christentum und dem Protestantismus in Japan bekannt wurde), änderte er seine Einstellung. Grund dafür war die Furcht vor christlichen Glaubenskriegen in Japan sowie die Erkenntnis, dass viele Christen untereinander und gegenüber der Kirche größere Loyalität zeigten als gegenüber ihm, dem Shōgun. Ab etwa 1612 wurde das Christentum schrittweise verboten.

Den Höhepunkt erreichte diese Entwicklung unter Ieyasus Nachfolgern Tokugawa Hidetada und Tokugawa Iemitsu, besonders nachdem sich 1637 auf Kyushu die überwiegend christliche Bevölkerung im Shimabara-Aufstand gegen das Shogunat erhob. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen, über 40.000 Christen getötet. Verfolgungsbehörden wurden eingerichtet, die eine landesweite Verfolgung und Ausrottung der Christen zum Ziel hatten. Wer verdächtigt wurde, Christ zu sein, musste sich öffentlich vom Christentum abkehren und christliche Symbole schänden, die als 踏み絵 (fumie, „Tret-Bilder“) bezeichnet wurden, sowie sich in die Glaubensregister buddhistischer Tempel eintragen und diese regelmäßig besuchen. Diejenigen, die sich weigerten, ihren christlichen Glauben abzulegen, wurden hingerichtet, oft durch öffentliche Kreuzigung oder Verbrennung.

Das japanische Christentum entwickelte sich während dieser Verfolgungsphase zu einer neuen synkretischen Religion, dem Kakure Kirishitan, mit Einflüssen des Buddhismus, des Daoismus und des Shinto. Nach der erneuten Zulassung des Christentums (1873 unter Tennō Meiji) gliederten die Anhänger dieses Glaubens sich in die neu entstehenden christlichen Gemeinden ein, manche lehnten dies aber auch ab, da ihre stark abgewandelte Religion von westlichen Kirchenorganisationen nicht akzeptiert wurde. Sie bilden heute eine schwindende Minderheit, deren Glaubensvorstellungen aber in einer Reihe der so genannten „neuen Religionen“ weiterlebt.

[Bearbeiten] Neuzeit

[Bearbeiten] Frankreich

Die Französische Revolution 1789 war anfangs nicht kirchenfeindlich orientiert. Die Parole Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit wurde auch von vielen Priestern mitgetragen. 1790 verordnete ein Gesetz die Aufhebung nichtkaritativer Klöster. Die Ländereien des katholischen Klerus wurden enteignet und häufig an Stadtbürger verkauft. Dabei stand nicht die Abschaffung des Christentums, sondern von kirchlichen und adeligen Privilegien zu Gunsten der Gleichberechtigung aller Bürger im Vordergrund.

Doch nun verweigerten die meisten Kirchenbeamten den Eid auf die Verfassung und wurden daraufhin zu Zehntausenden inhaftiert und deportiert, häufig auch hingerichtet. In den Folgejahren verarmten die von den ehemaligen Kirchengütern abhängigen Bauern. Gegen ausländische Truppen versuchte die Nationalversammlung 1793 massenhaft Rekruten auf dem Land zum Militärdienst zu verpflichten. Daraufhin kam es vor allem in der Region der Vendee zu Aufständen, die blutig niedergeschlagen wurden. Dabei sollen Hunderttausende Menschen getötet worden sein; manche Gegenden verloren ein Drittel ihrer Bevölkerung.

Im selben Jahr wurde die Religionsfreiheit widerrufen und das Christentum verboten. 1795 nach dem Ende der Terrorherrschaft der Jakobiner wurde es jedoch wieder zugelassen. 1798 besetzten die Franzosen Rom, setzten den Papst ab und riefen die Römische Republik aus. 1799 gelangte Napoléon Bonaparte durch einen Staatsstreich zur Macht und garantierte von nun an dauerhaft die christliche Religionsausübung, ohne aber die Macht des römischen Papstes in Frankreich erneut zuzulassen.

Ob dieser Verlauf als systematische Christenverfolgung oder eher als konfessionell überlagerter Bürgerkrieg zu gelten hat, ist historisch umstritten. Die Angriffe der Revolutionäre auf das Papsttum trugen dazu bei, dass die folgenden Päpste und Katholiken der Aufklärung und Demokratie skeptisch und feindlich gegenüberstanden. Dies hatte Folgen auch im späteren Kulturkampf im Deutschen Kaiserreich.

[Bearbeiten] Türkei

Hauptartikel: Völkermord an den Armeniern, Völkermord an den Aramäern, Pogrom von Istanbul

1894 kam es im Bergland von Sassun zu einem Blutbad an den christlich-orthodoxen Armeniern. Diese wurden von den Kurden bedrängt und von der türkischen Regierung nicht geschützt. Als sie daraufhin Steuern verweigerten und in Istanbul demonstrierten, gingen die Behörden in der ganzen Türkei gegen sie vor: Nach amtlichen Dokumenten wurden 328 Kirchen zu Moscheen umgewandelt, 88.243 Armenier getötet und ungezählte christlich getaufte Armenier zum Übertritt zum Islam genötigt. Nur sie waren vor weiterer Verfolgung sicher.

In der Folge waren die noch übrigen Christengemeinden vielfach Plünderungen ausgesetzt; bis 1896 starben weitere geschätzte 20.000 türkische Armenier an Hunger, Seuchen und Raubmorden. Bis zu 100.000 ihrer Frauen sollen in muslimische Harems verschleppt worden sein.

1909 brachte eine erneute Verfolgung. Aber erst 1916 im 1. Weltkrieg wurde daraus eine systematische Deportation, die auf die Ausrottung des armenischen Volkes zielte: Die Männer - auch die, die in der türkischen Armee waren - wurden in den Ortschaften direkt getötet, die Frauen und Kinder verschleppt, wobei die meisten den Tod fanden. Dies betraf um 1,3 Millionen Menschen, von denen etwa zwei Drittel umkamen.

Mit getroffen wurden schon 1895 die Aramäer, ein alte christliche Minderheit von etwa 150.000 Angehörigen im kurdischen Bergland. Die, die damals in den Irak fliehen konnten, wurden dort 1933 erneut verfolgt. Dabei spielten nationalistische Gründe mit: Die Christen unter den Kurden hatten mit Unterstützung der Briten und Franzosen einen unabhängigen Staat angestrebt und damit den Hass der türkisch-irakischen Panarabisten auf sich gezogen. Formaler Anlass war ein angebliches Vergehen gegen nichtreligiöse Staatsgesetze; ein religiöser Christenhass war jedoch gegeben. Nur etwa 30.000 aramäische Christen überlebten.

Das Pogrom von Istanbul in der der Nacht vom 6. auf den 7. September 1955 setzte dem christlich-griechischen Leben in der Türkei ein weitgehendes Ende. Nach Gewaltexzessen des Istanbuler Mobs, mit aller Wahrscheinlichkeit unterstützt durch die türkische Regierung, flohen über 100.000 christliche Griechen aus dem Land. Von 110.000 Griechen im Jahre 1923 ist ihre Zahl in der Türkei heute auf 2.500 gesunken.

Aufgrund von Beschlüssen des türkischen Verfassungsgerichtshofes musste 1970 das Priesterseminar der armenischen Christen in Üsküdar den Lehrbetrieb einstellen und im Sommer 1971 das 1844 gegründete griechisch-orthodoxe Priesterseminar von Chalki die Pforten schließen. Fehlender geistlicher Nachwuchs trocknet seither die Reste christlichen Lebens in der Türkei langsam aus. Die Kirchen in der Türkei überaltern.

1997 erließ der Gouverneur von Mardin ein Verbot gegen die Klöstern Zafaran und Mar Gabriel, ausländische Gäste zu beherbergen und Religions- sowie muttersprachlichen Unterricht zu erteilen. Internationale Proteste bewirkten, daß wenigstens das Beherbergungsverbot wieder aufgehoben wurde. Sprachuntericht in aramäisch bleibt aber weiterhin untersagt.[2]

Das dem Minister Hüseyin Çelik unterstehende türkische Erziehungsministerium fiel im April 2003 mit Verleumdungsdekreten gegen christliche Minderheiten deutlich auf. Das Ministerium veranlasste die türkischen Schüler dazu, an einem Aufsatzwettbewerb für die angebliche „Völkermordlüge“ der Armenier, Pontosgriechen sowie Syrisch-Orthodoxen mitzuwirken. Gleichzeitig verpflichtete das Ministerium die türkische Lehrerschaft zur Teilnahme an dazu passenden Fortbildungsmaßnahmen und hat die Neuauflagen veralteter türkischer Schulbücher vorgenommen, in denen Nicht-Muslime in der Türkei als „Spione“, „Verräter“ sowie „Barbaren“ bezeichnet werden. Zudem verweisen die Bücher darauf, dass deren Schulen, Kirchen sowie jüdische Synagogen „schädliche Gemeinden“ sind. [3] [4]

Anfang Februar 2006 wurde in der Stadt Trabzon am Schwarzen Meer der 68jährige katholische Priester Andrea Santoro von einem 16jährigen muslimischen Oberschüler erschossen, der sich so für die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in Dänemark rächen wollte. Der Priester war jedoch von Bewohnern der Stadt schon im Vorfeld mit Gewalt bedroht worden. Im März 2006 kam es zu zwei gewalttätigen Übergriffen auf die 700 Katholiken zählende Gemeinde von Mersin. Dabei kam es u.a. zu Verwüstungen der Gemeinderäume und eine Messerattacke auf den Kapuzinerpater Hanri Leylek.[5] Im selben Jahr wurde ein slowenischer Geistlicher in Izmir und ein französischer Priester in Samsun angegriffen und verletzt.

Im Jahr 2006 startete die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte einen internationalen Appell unter dem Motto „Türkei: Erst die Christen vertreiben, dann in die EU?“ Darin fordert die IGFM nochmals den EU-Ministerrat auf „angesichts der negativen Entwicklung in der Türkei eine deutliche Klärung der Vorgänge in der Türkei zu verlangen und konsequent auf der Erfüllung der Kopenhagener Kriterien zu bestehen“. Nach Berichten, die der Gesellschaft vorliegen, hat die rechtsgerichtete türkische Organisation „Graue Wölfe" rund 2,5 Millionen Unterschriften zur Vertreibung des Patriarchen von Konstantinopel gesammelt. Der Patriarch Bartholomäus I., das Ehrenoberhaupt der rund 250 Millionen orthodoxen Christen bestätigt, daß sich die Lage der Christen in der Türkei „vom Schlechten zum Schlechteren“ wende.[6]

Im Januar 2007 wurde das prominenteste Sprachrohr der Armenier, der Journalist Hrant Dink, ein Christ, ermordet. Der Mörder wurde auf Fotos und einem Video nach der Verhaftung von einigen Polizisten vor der türkischen Fahne gefeiert. Der Attentäter hatte sich damit gebrüstet, einen Ungläubigen getötet zu haben, der die Türkei beleidigt hätte.

[Bearbeiten] Spanien

Von Anfang an war die Zweite Republik von starkem Antiklerikalismus geprägt und dem Bemühen, den Einfluss der katholischen Kirche zu schwächen. Schon die Konstitution unterwarf die öffentliche Ausübung der Religion der staatlichen Kontrolle und schränkte die Handlungsfreiheit von Ordensgemeinschaften, denen z.B. die Betätigung im Unterricht verboten wurde, stark ein. Der Jesuitenorden wurde 1932 aufgelöst, für andere Orden wurde dasselbe gesetzlich ermöglicht. Das „Gesetz der Konfessionen und Ordenskongregation“ von 1933 schränkte die Freiheit von Kirche und Orden weiter ein.

In den ersten Monaten der Zweiten Republik wurden in verschiedenen spanischen Städten Kirchen niedergebrannt, ohne dass die Regierung dagegen einschritt oder die Täter strafrechtlich verfolgte. Die Zerstörung von Kirchen wurde nach dem Wahlsieg der Volksfront 1936 verstärkt: In den ersten vier Monaten nach der Wahl wurden 170 Kirchen niedergebrannt, die vollständige Zerstörung 251 weiterer Kirchen konnte verhindert werden. Den Höhepunkt erreichte die Verfolgung nach dem Beginn des Militäraufstands im Juli 1936. Anfang 1937 beschrieb der republikanische Justizminister die Situation:

Die tatsächliche Situation der Kirche im ganzen loyalen Territorium außer dem Baskenland ist seit Juli des letzten Jahres die Folgende: a) Alle Altäre, Bilder und Kultgegenstände sind, abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen, zerstört worden [...]. b) Alle Kirchen sind für den Gottesdienst geschlossen, der vollständig [...] eingestellt wurde. c) Ein großer Teil der Kirchen, in Katalonien ist das der Normalfall, wurde abgebrannt. [...] e) In den Kirchen wurden Lager aller Arten, Märkte, Garagen, Säle, Kasernen, Unterkünfte [...] eingerichtet. f) Alle Konvente wurden geleert und das Ordensleben in ihnen beendet. Ihre Gebäude, Kultgegenstände und Güter aller Art wurden verbrannt, geraubt, besetzt und niedergerissen. g) Priester und Ordensleute wurden ohne Anklage festgenommen, ins Gefängnis geworfen und erschossen [...]. Hunderte von Gefangenen liegen in den Gefängnissen von Madrid, Barcelona und der anderen Großstädte einzig aufgrund der Tatsache, dass sie Priester oder Ordensleute sind. h) Inzwischen ist der Privatbesitz von Bildern und Gegenständen der religiösen Verehrung vollständig verboten. Die Polizei [...] dringt in das Innere von Wohnungen [...] ein und zerstört mit Hohn und Gewalt [...] was mit der Religion zu tun hat oder an sie erinnert.

Soweit bekannt, fielen der Verfolgung der katholischen Kirche in der zweiten Republik 13 Bischöfe, 4.184 Diözesanpriester und Seminaristen, 2.365 Ordensmänner, 283 Ordensfrauen und mehrere Tausend Laien zum Opfer.

[Bearbeiten] Sowjetunion

Die Kirche war in Russland sehr eng mit dem Zarismus verbunden. Mit der Oktoberrevolution trat ein grundlegender Paradigmenwechsel ein: Die alten Mächte von Klerus, Feudaladel und Staat wurden entmachtet. Hinzu kam die Religionskritik des Marxismus, die jede Religion als zum „Absterben“ prädestinierten Stützpfeiler der Klassengesellschaft ansah.

Das orthodoxe Christentum war davon primär betroffen. Die Bolschewiki trennten rigoros Staat und Kirche, schafften alle konfessionellen Vorrechte ab, verboten den Religionsunterricht an Schulen, lösten die Klöster und Parochien auf. Entgegen der Theorie warteten sie dann aber nicht, bis die Religion mit der Veränderung der sozialen Verhältnisse von selbst verschwand, sondern ergriffen schon im Verlauf des russischen Bürgerkriegs (1917-1920) Maßnahmen, denen zahlreiche Priester zum Opfer fielen: Diese erhielten als „Nichtarbeiter“ keine Lebensmittelkarten oder wurden als „Konterrevolutionäre“ ohne Verfahren getötet oder verbannt, was einem Todesurteil gleichkam.

Diese Verfolgung ergab sich oft spontan vor Ort ohne zentrale Direktive. Doch ab 1920 erklärte die Partei außerdem alle Bischofstätigkeiten für illegal: Nur die Pfarreien blieben bestehen. Zeitweise wurden sogar Sekten, Freikirchen und die sowjetfreundliche „lebendige Kirche“ staatlich gefördert, um die orthodoxe Kirche zu zerstören. Diese Abspaltung konnte sich trotzdem nicht lange halten.

1922 wurden die Kirchenschätze landesweit beschlagnahmt. Ein Teil des orthodoxen Klerus wehrte sich dagegen. Exilrussen forderten 1921 in Karlowitz und 1922 in Genua die Wiederherstellung der Monarchie in Russland und drängten die Europäer zu einem Kreuzzug gegen die Bolschewisten. Darauf reagierten diese mit einem Beschluss, die Massen aktiv umzuerziehen, um ihr religiöses Bewusstsein zu ersetzen.

1927 erzwang Josef Stalin die Zusammenlegung bis dahin selbstständiger Bauern in Kolchosen: Dies sollte besonders die traditionell christlichen Kulaken treffen. In den folgenden Jahren wurden tausende Kirchen geschlossen, der Sonntag als Feiertag abgeschafft und viele einfache Bauern und ihre Dorfgeistlichen ermordet.

Zehn Jahre darauf ergab eine verordnete Volkszählung, dass sich immer noch ein hoher Anteil der Russen zum Christentum bekannte. Bis 1939 intensivierte der Staat daraufhin seine Umerziehungs-, Enteignungs- und Vernichtungsschritte. Wie viele Berufs- und Laienchristen diesen politischen Säuberungen zum Opfer fielen, ist unbekannt, da die Behörden Geistliche nicht von Regimegegnern unterschieden. Die orthodoxe Kirche gibt an, dass zwischen 1917 und 1940 allein 120.000 Priester, Mönche, Nonnen und kirchliche Mitarbeiter verhaftet wurden; davon wurden 96.000 erschossen. Ende der dreißiger Jahre war weniger als ein Dutzend Kirchen noch offiziell geöffnet.

Erst der Überfall des nationalsozialistischen Deutschland 1941 änderte diese Linie. Nun versuchte Stalin, den russischen Patriotismus für den Abwehrkrieg zu mobilisieren und ging daher zu einer Duldung der Orthodoxie über: 1943 wurde das gesamtrussische Patriarchat wiederhergestellt, sogar Klöster durften neu errichtet werden. Andere kleinere Kirchen wurden weiterhin verfolgt.

Nach dem 2. Weltkrieg belief sich die Zahl der russisch-orthodoxen Priester und Diakone auf rund 52.000; 1914 hatte sie noch über 203.000 betragen. Ein Teil des traditionell der Obrigkeit verpflichteten russischen Patriarchats suchte sich nun stärker mit den Machthabern zu arrangieren.

Seit etwa 1970 arbeitete das Politbüro wieder mehr mit der orthodoxen Kirche zusammen, die sich unter russisch-nationalen Vorzeichen analog zur KPdSU bemühte, alle orthodoxen Christen der Welt unter ihrer Führung zu einen.

[Bearbeiten] China

Bereits 1900 während des Boxeraufstands gegen die europäischen Kolonialmächte kam es im damals noch kaiserlichen China zu einem Massaker an Christen. Deren Niederlassungen wurden zerstört und vor allem ausländische Missionare mitsamt ihren Familien ermordet. Zum Teil vollzog sich das in regelrechten Hinrichtungen.

Das Christentum galt als Religion der Europäer, deren Kultur sich die chinesische Jugend seit 1919 geöffnet hatte. Im Verlauf der nationalen Revolution (1925-1927) der Kuomintang unter Führung Chiang Kai-sheks wurden jedoch erneut zahlreiche in- wie ausländische Christen ermordet.

Unter Mao Zedong siegte in China 1949 eine Spielart des Kommunismus, der sich ähnlich wie der Stalinismus auf Bauern, Militärmacht und Zwangsindustrialisierung stützte. Der Atheismus wurde Staatsreligion: Alle Religionen, besonders die westlichen, wurden unterdrückt. Im Koreakrieg unterstützte Mao das Vorgehen Nordkoreas auch gegen die Christen. In der von seinen Roten Garden getragenen Kulturrevolution kam es seit 1966 zu Zerstörungsfeldzügen gegen Moscheen, Kirchen und Kulturgüter aus der Kaiserzeit. In deren Verlauf wurden auch Pogrome an vermeintlichen oder echten Systemgegnern verübt, zu denen die Christen gerechnet wurden.

[Bearbeiten] Nationalsozialismus

Hauptartikel: Kirchenkampf, Religion während des Nationalsozialismus

Eine systematische Christenverfolgung hat es im Dritten Reich (1933-1945) nicht gegeben. Das Parteiprogramm der NSDAP von 1925 bekannte sich zu einem positiven Christentum; der einschränkende Zusatz soweit es mit dem Deutschtum vereinbar ist wurde von Christen kaum problematisiert. Die Kirchenleitungen begrüßten die Machtergreifung Adolf Hitlers begeistert als Erlösung von der Gefahr des „Bolschewismus“. Hitler garantierte ihnen in seiner Regierungserklärung den Fortbestand und erklärte das Christentum zur geistigen Grundlage der Nation.

Doch die NSDAP sah sich als Weltanschauungspartei mit totalitärem Machtanspruch. Alles sollte dem Dienst am „deutschen Volkstum“ und an der „arischen Rasse“ unterworfen werden. Das Christentum wurde zur „Nationalreligion“ umgedeutet, die den „Willen zur Macht“ (Friedrich Nietzsche) betonte und sich vor allem gegen das „jüdische Untermenschentum“ definierte. Hitler übernahm große Teile seines Antisemitismus vom österreichischen Katholizismus und verstand seine Ausrottungspläne als Willen Gottes. So schrieb er 1923 in Mein Kampf:

Indem ich mich des Juden erwehre, erfülle ich das Werk des Herrn.

Nach seinem Machtantritt mussten NSDAP-Mitglieder ihren Kirchenaustritt belegen. Dennoch gab es in Unterorganisationen wie der SS auch getaufte Christen.

Die eigentlichen Ziele der Nationalsozialisten formulierte Alfred Rosenberg in seinem Mythus des 20. Jahrhunderts 1930: Im „Blut“ fand er „das göttliche Wesen des Menschen überhaupt“. Die „nationale Ehre“ verstand er als Anbetung dieses Wesens und machte sie damit zu einer Religion. „Gott“ wurde bei ihm zur symbolischen Chiffre für das als Rasse aufgefasste kollektive Unbewusste, das im ewigen Daseinskampf nach Macht ringe. Soweit sich das Christentum der „deutschen Wiedergeburt“ widersetze, sei es Pflicht, es geistig zu überwinden, organisatorisch verkümmern zu lassen und politisch ohnmächtig zu erhalten. Innere Eroberung und äußere Entmachtung der Kirche hingen also eng zusammen.

Der Vatikan unter Pius XI. schloss 1933 mit dem Dritten Reich ein Reichskonkordat ab und konnte so die Organisationsstruktur der katholischen Bistümer wahren. Angesehene Bischöfe wie Clemens August Graf von Galen konnten zeitweise sogar Mordaktionen wie die Aktion T4 bremsen und blieben dennoch im Amt. Die Widerstandsgruppe Weiße Rose vertrat eine idealistisch und humanistisch geprägte Minderheit unter der katholischen Jugend Bayerns, deren Mitglieder stellvertretend für die schweigende Mehrheit zu Märtyrern wurden.

Die Versuche, mithilfe der Deutschen Christen (DC) den Protestantismus gleichzuschalten, scheiterten jedoch am Widerstand einer Minderheit. Die Barmer Theologische Erklärung sprach im Juni 1934 den Gegensatz zwischen christlichem Glauben und NS-Ideologie offen aus. Die auf dieses Glaubensbekenntnis gegründete Bekennende Kirche (BK) wurde daraufhin immer stärker behindert. Die Pfarrerausbildung der BK, ihr Schriftverkehr, ihre Hilfsaktivitäten für Juden (Büro Grüber) wurden nach und nach verboten. Viele ihrer Pastoren verloren ihre Stellen; manche, die öffentlich gegen judenfeindliche Maßnahmen protestiert hatten, wurden verhaftet und in Konzentrationslager eingeliefert. Einige Hundert wurden dort ermordet oder starben an Haftfolgen.

Fast alle staatlichen Maßnahmen zur Verdrängung und Vertreibung der Juden stießen jedoch auch bei den BK-Kirchenführern anfangs auf Zustimmung. Sie kritisierten weder den Judenboykott 1933 noch die Nürnberger Rassengesetze 1935 noch die Novemberpogrome 1938, sondern erkannten in lutherischer Tradition die nationalsozialistische „Obrigkeit“ als Gottes Anordnung an und widersprachen nur ihren Übergriffen auf kirchliche Ordnung und Lehre. Nur wenige BK-Mitglieder wie Paul Schneider oder Dietrich Bonhoeffer leiteten aus ihrem Glauben die Pflicht zur unbedingten Solidarität mit den Juden und zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus insgesamt ab, wofür sie ermordet wurden.

Zum Kriegsbeginn 1939 rief die BK zusammen mit den DC alle Christen zu Opferbereitschaft und Hingabe auf. Ihre Pastoren wurden zum Kriegsdienst eingezogen; ein Teil davon wurde in der Wehrmachtsseelsorge eingesetzt. Die Landeskirchen hatten bis dahin infolge des Arierparagraphen die wenigen getauften Juden aus kirchlichen Ämtern entlassen. Im Kriegsverlauf verschärfte der Staat antikirchliche Maßnahmen: Feiertage wurden eingeschränkt, Taufen, Konfirmation, Trauungen, Beerdigungen durch Parteifeiern ersetzt, das Kirchenrecht im Warthegau auf ein Vereinsrecht umgestellt, kirchliche Finanzen zentral kontrolliert.

Eine gezielte Vernichtung des Christentums plante das NS-Regime offiziell nicht, wahrscheinlich aber eine reichsweite Auflösung kirchlicher Strukturen und allmähliche Ersetzung durch eine germanisch-nordische Volksreligion für die Zeit nach dem Krieg. Darauf deuten Aussagen von Heinrich Himmler und Reinhard Heydrich, deren SS-Angehörige meist zur Gruppe der „Gottgläubigen“ gehörten, und das Warthegauexperiment. Hitler selbst hielt zwar nach außen hin zu Rosenberg und dem antichristlichen Parteiflügel Distanz und stellte sich als über den Konfessionen stehend dar; privat äußerte er seit Kriegsbeginn jedoch öfter seine Abneigung gegen den „jüdischen Geist“ des Christentums, dessen „Entjudung“ dringend notwendig sei.

Eine vom NS-Regime kollektiv verfolgte christliche Minderheit waren die Zeugen Jehovas. Aufgrund ihres Biblizismus verweigerten viele von ihnen den Hitlergruß und entschieden sich nach Wiedereinführung der Wehrpflicht für die Kriegsdienstverweigerung. Daraufhin wurden sie interniert; etwa 1.200 verloren in den deutschen KZs ihr Leben (siehe dazu Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus).

Auch Christen in von Deutschland besetzten Gebieten wurden verfolgt: Allein im Konzentrationslager Dachau waren über 1.000 katholische Priester aus Polen inhaftiert. Insgesamt starben knapp 2.000 polnische Geistliche in den KZs. 548 davon wurden standrechtlich erschossen.

Der Holocaust galt dem gesamten Judentum als Volk wie als Religion; erst seit 1945 realisierten Christen nach und nach, dass dieser Angriff indirekt auch ihrem Glauben galt, der auf die Existenz des jüdischen Volkes angewiesen bleibt. Damit stellt dieser Zivilisationsbruch das ganze abendländische Christentum in seiner seit der Konstantinischen Wende herrschenden Gestalt in Frage. So sagte der überlebende Auschwitzhäftling Elie Wiesel:

Der nachdenkliche Christ weiß, dass in Auschwitz nicht das jüdische Volk, sondern das Christentum gestorben ist.

[Bearbeiten] Ostblockstaaten

Im Zuge des Vorrückens der Roten Armee erlitten die seit 800 Jahren christlich geprägten Völker des Baltikums 1944/45 - wie schon im russischen Bürgerkrieg 1919/20 - eine Verfolgungswelle, die Millionen Menschen traf: Sie wurden direkt getötet oder administrativ deportiert. Diese Umsiedlungspolitik unter der Herrschaft des Stalinismus kam einer Massenvernichtung gleich; sie speiste sich aus nationalrussischen, stalinistisch-ideologischen und imperialistischen Motiven.

Die Kirchen waren mitgetroffen und mitgemeint: 1950 gab es in Estland nur noch 30 lutherische Pastoren und nur zwei katholische Priester. Das katholische Litauen hatte keinen Bischof mehr und konnte keine Priester mehr ausbilden. Auch in Weißrussland, der Ukraine und im übrigen Ostblock ergriffen die nunmehr kommunistischen Staatsführungen nach 1945 antikirchliche und antichristliche Maßnahmen von unterschiedlicher Härte. Vergleichsweise moderat verlief diese Politik in Rumänien und der Tschechoslowakei. In Albanien dagegen wurden muslimische wie christliche Geistliche konsequent aus allen Ämtern entfernt und unterdrückt, so dass dieses Land sich als erster atheistischer Staat der Welt sah.

In Ungarn, Jugoslawien, Polen sowie der DDR versuchten die Staatsbehörden seit den 1950er Jahren das Christentum durch gesellschaftliche Benachteiligung von Kirchenmitgliedern und bekennenden Christen aus der Öffentlichkeit zu verdrängen. Erst seit den innenpolitischen Reformen unter Gorbatschow wurden diese Restriktionen allmählich gelockert.

[Bearbeiten] DDR

Hauptartikel: Christen und Kirche in der DDR

1953 wurden in der DDR viele junge Christen von den Oberschulen relegiert, die Junge Gemeinde und die Studentengemeinden öffentlich als staatsfeindliche Organisationen bezeichnet und geheimdienstlich beobachtet. Bei halblegalen Kirchenversammlungen wurden junge Christen und Pazifisten in Einzelfällen auch inhaftiert. Mit der staatlichen „Jugendweihe“ versuchte die SED eine Alternative zur Konfirmation und Kommunion anzubieten, um die Kirchen allmählich auszutrocknen. Kirchengebäude überließ man dem Verfall; die Bindung an die EKD im Westen wurde organisatorisch erschwert.

Als „Kirche im Sozialismus“ sah sich ein Teil der ostdeutschen Landeskirchenleitungen und Pfarrerschaft. Dieser „Kirche im Sozialismus“ wurde aber auch Opportunismus gegenüber dem atheistischen Staat und Aufgabe christlicher Grundwerte vorgeworfen. Im Verlauf der Friedensbewegung der 1980er Jahre wurden die Kirchen jedoch ein Sammelbecken und Sprachrohr für oppositionelle Strömungen, die die Wende von 1989 mit vorbereiteten.

[Bearbeiten] Gegenwart

Das Christentum ist in der Gegenwart als größte Weltreligion auch die Religion, die am häufigsten verfolgt wird. 80 Prozent der Menschen, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden, sind Christen.[7]

Das Hilfswerk Open Doors gibt an, dass weltweit etwa 200 Millionen Christen in 25 Ländern wegen ihres Glaubens von Misshandlungen, Gefängnis oder Tod bedroht sind. Open Doors gibt auch einen Weltverfolgungsindex heraus, der für jedes Land das Maß der Christenverfolgung angibt. Derzeit ist Nordkorea das Land mit der stärksten Christenverfolgung, gefolgt von Saudi-Arabien, Vietnam und Laos (Stand Januar 2006).

In dem Jahrbuch zur Christenverfolgung „Märtyrer 2006“ schreibt der Geschäftsführer des Arbeitskreises für Religionsfreiheit der Deutschen und der Österreichischen Evangelischen Allianz, der Theologe Thomas Schirrmacher, dass der Anteil der Christen bei der Ermordung von Menschen wegen ihrer Religionszugehörigkeit bei weit über 90 Prozent liegen dürfte. Die von der Evangelischen Nachrichtenagentur „idea“ in Wetzlar herausgegebene Dokumentation ist zum weltweiten Gebetstag für die verfolgten Christen am 12. November 2006 erschienen.[8]

Aus Anlass des Kirchenfestes des ersten Märtyrers Stephanus, der bei der Verfolgung der jungen Christengemeinde in Jerusalem gesteinigt worden war, betete beim Angelus am 2. Weihnachtsfeiertags 2006, Papst Benedikt XVI. vor Zehntausenden Pilgern auf dem Petersplatz, für verfolgte Christen weltweit.[9]

[Bearbeiten] Asien

  • In Afghanistan kann der Übertritt vom Islam zum Christentum mit der Todesstrafe bestraft werden. Das dort geltende Recht ist allerdings nicht eindeutig. Eine Klage gegen Abdul Rahman (Konvertit) wurde wegen Formfehlern abgewiesen.
  • In der Volksrepublik China ist nur die staatlich kontrollierte Chinesische Katholisch Patriotische Vereinigung erlaubt. Anhänger katholischer und evangelischer Untergundkirchen werden verfolgt und in Arbeitslagern inhaftiert. Langsam ist eine leichte Entspannung der Lage bemerkbar.
  • In Indien gab es seit 1998 über 1.000 gewaltsame Angriffe auf Christen seitens militanter Hindus, die die Zerstörung von Kirchen, Bibelverbrennungen und Vergewaltigung von Nonnen einschlossen, sowie die Ermordung eines australischen Missionars mit seinen beiden Söhnen. Teile des Landes erließen ein Gesetz, das die „Verwendung von alkoholischen Getränken bei religiösen Zeremonien“ unter Strafe stellt.
  • Auf den Molukken in Indonesien wurden seit 1999 über 3.000 Christen umgebracht.
  • Im Iran steht auf den Übertritt vom Islam zum Christentum die Todesstrafe.
  • In Pakistan werden christliche Einrichtungen verwüstet und Christen getötet. Ebenfalls werden Christen oft wegen angeblicher Verstöße gegen das Blasphemiegesetz verurteilt, in einigen Fällen zum Tod.
  • In Laos hat das Regime 1999 das Christentum zum „öffentlichen Feind Nummer eins“ erklärt. Kirchen wurden geschlossen, und Christen werden verhaftet und zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt.
  • Auf den Malediven ist der Islam Staatsreligion. Touristen wie ausländischen Arbeitskräften wird Religionsausübung untersagt. Bei Übertritt zum Christentum verlieren Maledivier ihre Staatsangehörigkeit.
  • In Nordkorea kommen Christen in Umerziehungslager, in denen sie unmenschlicher Behandlung mit häufiger Todesfolge ausgesetzt sind.
  • In Saudi-Arabien kommt es zu Verhaftungen und Auspeitschungen von Christen; jede nichtislamische Religionsausübung ist untersagt. Auf den Übertritt vom Islam zum Christentum steht die Todesstrafe.
  • In der Türkei sind Christen und Kirchen seit langem vielfältigen Diskriminierungen juristischer und anderer Art ausgesetzt. So haben christliche Kirchen keine eigene Rechtspersönlichkeit, kirchliche Bauvorhaben sind einem extrem komplizierten und langwierigen Genehmigungsverfahren unterworfen. Die Kirchen dürfen keine Geistlichen ausbilden. Renovierungsvorhaben müssen durch das Außenministerium genehmigt werden. In jüngster Zeit mehren sich gezielte Anschläge auf katholische Priester. In der ersten Jahreshälfte von 2006 wurden bereits zwei Priester durch Messerangriffe verletzt und ein Dritter, Andrea Santoro, in seiner Kirche erschossen.
  • In anderen asiatischen Ländern, z. B. Myanmar (Birma) und Turkmenistan gibt es massive Christenverfolgung.
  • Im Irak entführen und ermorden islamistische Fundamentalisten christliche Chaldo-Assyrer und zerstören ihre Kirchen mit Bombenanschlägen. Diese Minderheit ist damit in Gefahr, aus ihren Siedlungsgebieten vertrieben zu werden (siehe Völkermord an den Aramäern).

[Bearbeiten] Afrika

  • In den 12 nördlichen Bundesstaaten Nigerias, die das islamische Rechtssystem, die Scharia, eingeführt haben, kommt es regelmäßig zu gewaltsamen Angriffen von islamischen Fundamentalisten auf Christen. Besonders im Bundesstaat Sokoto (ca. 4,2 Millionen Einwohner) wurden seit Beginn des Jahres 2006 Dutzende Kirchen zerstört, eine unbekannte Zahl Christen entführt und ermordet. Die Situation ist dort zur Zeit am Rande eines Bürgerkriegs, wobei sich die Mehrheit der Sunniten auch gegen die Minderheit der Schiiten wendet, die das Kalifat in Sokoto nicht anerkennen.
  • In Ägypten sind die Kopten zwar offiziell akzeptiert, in der Praxis jedoch oft Angriffen aus der Bevölkerung ausgesetzt, gegen die sie beim Staat kaum Schutz finden und die vom Staat auch kaum bestraft werden.
  • Im Sudan wurde die christliche Minderheit im Süden seit 1986 bis 2005 - zusammen mit Animisten - verstärkt verfolgt. Schulen, Krankenhäuser und Kirchen wurden bombardiert, ihre Leiter ermordet, ihre Ländereien beschlagnahmt und Arabern übergeben. Manche Christen wurden als Sklaven verkauft. Im Norden wurden christlichen Flüchtlingen Nahrungsmittel unter der Bedingung angeboten, dass sie zum Islam übertreten. Der Konflikt hatte allerdings auch den Charakter eines Bürgerkriegs. Fast alle islamischen Staaten haben im Laufe ihrer Geschichte seit 1948 Menschenrechtserklärungen unterzeichnet oder eigene verfasst. Im Unterschied zu den westlichen, humanistisch geprägten Erklärungen bildet in einigen islamischen Ländern jedoch die für Muslime gottgegebene Scharia das Fundament der Menschenrechte. So in der Kairoer Erklärung von 1990. Die Bindung von Menschenrechten an ausschließlich muslimische Glaubensvorstellungen bringt es jedoch mit sich, dass es einen allgemeinen Rechtsschutz für alle Menschen in den meisten islamischen Ländern nicht gibt.

[Bearbeiten] Islamisch geprägte Staaten

2006 gab es aufgrund des Karikaturenstreites und der fälschlich ausgelegten Regensburger Papstrede zudem in Pakistan und den Palästinensergebieten Übergriffe auf Kirchen und Christen.

Wie der Evangelische Presseverband für Bayern (EVP) im November 2006 meldete, prangert Landesbischof Johannes Friedrich eine zunehmende Christenverfolgung in islamischen Ländern an. Danach sind 90 Prozent derer, die weltweit aus Glaubensgründen sterben müssen, Christen.

Die Länder, in denen Christen am schärfsten verfolgt werden, sind mehrheitlich Staaten, in denen der Islam die Religion der Mehrheitsbevölkerung ist. In Länder wie Saudi-Arabien, Iran, Somalia, Malediven, Jemen und Afghanistan ist der Islam Staatsreligion.[10]

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Reinhard Backes: Sie werden euch hassen. Christenverfolgung heute. Sankt Ulrich, Augsburg 2005, ISBN 978-3936484588

[Bearbeiten] Weblinks

zu aktuellen Christenverfolgungen

[Bearbeiten] Quellen und Verweise

  1. Vgl. etwa den Eintrag in der Encyclopedia Iranica.
  2. [Internationale Gesellschaft für Menschenrechte http://www.igfm.de/index.php?id=120]
  3. Gesellschaft für bedrohte Völker http://www.gfbv.it/3dossier/kurdi/kurtur-de.html
  4. Die Bundesversammlung - Das Schweizer Parlament http://search.parlament.ch/cv-geschaefte?gesch_id=20035170
  5. Kirche in Not http://www.kirche-in-not.de/01_aktuelles/meldungen_2006_tuerkei_christen_in_angst.php
  6. [Internationale Gesellschaft für Menschenrechte http://www.igfm.de/index.php?id=597]
  7. Sonja Pohlmann (Spiegel.de): Menschenrechte: „Wir nehmen unseren Glauben nicht ernst genug“, 16. Oktober 2006
  8. IDEA: Über 90 Prozent aller Märtyrer sind Christen, kath.net, 5. November 2006
  9. Radio Vatikan: Papst betet für verfolgte Christen - Angelus am Stephanstag, 26. Dezember 2006
  10. Kath.net: In sechs der schärfsten Christenverfolgerstaaten gilt der Islam 10. Februar 2007
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