Maus – Die Geschichte eines Überlebenden
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Maus (Originaltitel: Maus. A Survivor's Tale) lautet der Titel eines Comics von Art Spiegelman, der im Stil eines Undergroundcomics die Geschichte seines Vaters, eines Auschwitzüberlebenden, und dessen Frau erzählt.
Die beiden Teile Mein Vater kotzt Geschichte aus (Originaltitel: My Father Bleeds History) und Und hier begann mein Unglück (And Here My Troubles Began) erschienen erstmals 1989 auf deutsch. Der Comic wurde von der Kritik hoch gelobt und gilt bis heute als eine der ambitioniertesten und besten Graphic Novels seines Genres. 1992 wurde Spiegelman für den Comic mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Form und Handlung
Die Hauptfigur, Spiegelmans Vater, wird als vom Holocaust grundlegend geprägt dargestellt – unter anderem bemerkbar an seiner regelrechten Sparsucht, seiner grundsätzlichen Lebensangst und seinem Misstrauen. Die wahre Geschichte mit manchmal schockierenden Bildern ist als Tierfabel aufgebaut: Juden als Mäuse, Deutsche (Nazis) als Katzen, US-Amerikaner als Hunde, Polen als Schweine (was unter anderem auch zu Verbrennungen des Buches in Polen geführt hat), Franzosen als Frösche, Schweden als Elche und Briten als Fische (vgl. S. 131). Durch die Tiermetapher gelingt es Spiegelman, einen gewissen Abstand zum erzählten (und undarstellbaren) Grauen zu wahren. „I need to show the events and memory of the Holocaust without showing them.“
Zugleich reagiert diese Metapher auch auf Tiermetaphern des Nationalsozialismus, indem sie die Rede vom Ungeziefer in ihr Gegenteil verkehrt und ihren unmenschlichen und schrecklichen Charakter offenbart.
Wichtig für den Comic ist auch, dass Spiegelmans Vater selbst zu Wort kommt, gewissermaßen Zeugnis ablegt. In zahlreichen Sitzungen erzählt dieser dem Sohn die Geschichte eines Überlebenden, wie das Buch im Untertitel auch heißt. Der Comic ist also sowohl Comic über den Holocaust als auch über die schmerzhafte Erinnerung daran. Spiegelman bringt die vom Vater erzählte Geschichte zu Papier, nicht ohne auch auf die gegenwärtige Situation des erzählenden Vaters einzugehen, der sich zu einem einerseits unglücklichen und kranken, andererseits aber sehr eigenbrötlerischen und dickköpfigen alten Mann entwickelt hat. Auch das schwierige Verhältnis zwischen Sohn und Vater und der Suizid der Mutter werden zeichnerisch zum Thema gemacht.
[Bearbeiten] Sonstiges
Aufgrund vermutlich falscher Informationen und oberflächlicher Recherche wurde im Juli 1995 das Plakat zum Comic Maus, das für den Comic-Salon Erlangen im Jahr 1990 hergestellt wurde, unter dem Vorwurf der Nazi-Propaganda beschlagnahmt. Damit fand eine Entwicklung der Zensur im Comic ihren Höhepunkt, die sich unter anderem auch und gerade gegen künstlerische und im Comic ungewöhnliche Themen richtete. (Gemeinsam mit dem Spiegelman-Plakat wurde u.a. die Comic-Biographie Schrei nach Leben (Paul Gillon) beschlagnahmt, die von der Landeszentrale für politische Bildung an Schulen eingesetzt wurde und für den Gustav-Heinemann-Friedenspreis nominiert war.)
[Bearbeiten] Literatur
- Art Spiegelman: Maus – Die Geschichte eines Überlebenden. Rowohlt, Reinbek
- Bd. 1. Mein Vater kotzt Geschichte aus. 1999, ISBN 3-499-22461-5
- Bd. 2. Und hier begann mein Unglück. 1999, ISBN 3-499-22462-3
- Art Spiegelman: The Complete Maus: A Survivor's Tale. Voyager, New York 1994, ISBN 1-559-40650-X (1 CD-ROM)
[Bearbeiten] Weblinks
- Analyseseite zum Comic: „Maus – Die Geschichte eines Überlebenden: Mein Vater kotzt Geschichte aus“ von Art Spiegelman – erarbeitet von Peter Köhler und Beeke Saathoff