Militärluftschiff
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Militärluftschiffe fanden hauptsächlich in den beiden Weltkriegen Verwendung. Wurden sie anfangs sogar als Bomber verwendet, kamen sie später vor allem als Seeaufklärer und U-Boot-Jäger zum Einsatz. Im Kalten Krieg suchten sie als Teil des Frühwarnnetzes mit ihren Radarantennen nach feindlichen Atomraketen.
Größter Betreiber von Militärluftschiffen war die US-Marine. Neben den fünf Starrluftschiffen betrieb sie über 300 Prallluftschiffe. Ihr Luftschiffprogramm endete jedoch 1962. Die Aufgaben der Luftschiffe übernahmen die immer leistungsfähiger gewordenen Hubschrauber und Flugzeuge, sowie Satelliten.
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[Bearbeiten] Anfänge
- Groß-Basenach
- Parseval
- Raab-Katzenstein
- Siemens-Schuckert I(1911)
- Luftschiffer-Bataillon Nr. 1 in Berlin
- Feldluftschiffer
- Luftfahrzeug-Gesellschaft m.b.H.
Die Russischen Luftstreitkräfte (gegründet 1912) besaßen beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges unter anderem zwölf Luftschiffe, Deutschland 11 (davon 7 Heeresstarrluftschiffe und ein Marinezepplin (LZ 24)), England 6, Frankreich 4 und Österreich-Ungarn 1.
[Bearbeiten] Erster Weltkrieg
Große technische Fortschritte bewirkte der Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1914-1918). Zu dieser Zeit hatten fast alle führenden Nationen Luftschiffe in der Marine im Einsatz. Einzig Deutschland verwendete sie auch über Land beim Heer. Die nächtlichen Bombenangriffe auf London verbreiteten Angst und Schrecken unter der Bevölkerung.
In Jambol/Bulgarien befand sich der südlichste militärische Luftschiffhafen der deutschen Streitkräfte.
England hatte unter anderem Prallluftschiffe, die bis zu 22 Stunden in der Luft bleiben konnten, für den Küstenschutz und die Konvoibegleitung im Einsatz (Coastal Class). Von dem vor allem für die Seeüberwachung und U-Boot-Suche abgestellten Modell Sea Scout Zero (SSZ), Nachfolger des Sea Scout Pusher (SSP), das 1916 eingeführt wurde, wurden bis zum Ende des Krieges 66 Stück gebaut. Jedes kostete nur etwa 4.000 bis 5.000 Pfund
Vier Sea-Scout-Schiffe wurden auch unter der Bezeichnung an Russland verkauft. Dort erhielten sie die Bezeichnung Tschernomor 1-4
Die USA hatten in der Zeit von 1919 bis 1933 insgesamt 31 Prallluftschiffe sowie ein halbstarres Luftschiff für das Heer im Dienst, danach wurden alle Schiffe an die Marine abgegeben. Italiens 18 Heeresschiffe (so genannte Kielluftschiffe) kämpften fast ausschließlich bei der Marine. Auch die Briten gliederten ihre sechs dem Heer zugeteilten Prallluftschiffe bei Kriegsausbruch der Marine an. Insgesamt waren während des Krieges rund 300 nichtstarre Luftschiffe in Dienst, die vor allem für die Seeüberwachung und als Eskorte für Handelsschiff-Konvois erfolgreich arbeiteten. Vom britische Admiral Lord Beatty ist folgende Sentenz überliefert, die er kurz nach der Skagerrak-Schlacht (31. Mai bis 1. Juni 1916) zum Besten gab:
- The enemy still has the monopoly of the best air scouting on good weather, when one Zeppelin can do as much as five or six cruisers.
- (Der Feind hat immer noch das Monopol der besten Luftaufklärung bei gutem Wetter, wenn ein Zeppelin so viel tun kann wie fünf oder sechs Kreuzer.)
Diese Erkenntnis schlug sich in der Praxis nieder. Unter dem Strich brachten die Briten am Ende des Krieges wahrscheinlich mehr Luftschiff-Einsatzstunden zusammen als die bekannteren Luftschiffer aus Deutschland.
Schütte-Lanz, größter Konkurrent von Zeppelin, lieferte im Ersten Weltkrieg Starrluftschiffe an die deutsche Marine und das Heer, die für Aufklärungs- und Bombenfahrten genutzt wurden.
Nordholz war der größte der deutschen Luftschiffstützpunkte. Dort waren 42 der insgesamt 75 Luftschiffe der Marine stationiert. Die Fläche des Stützpunktes betrug 1914 800 (ab 1918 1000) Hektar. Er verfügte unter anderem über eine drehbare Luftschiffhalle.
Die deutschen Marine-Luftschiffe führten ca. 1200 Aufklärungsflüge über der Nordsee und dem Skagerrak und 352 Angriffsflüge auf England durch.
Die Einsatzwirkung der Kriegsluftschiffe im Ersten Weltkrieg war insgesamt gesehen positiv. Zwar zeigte sich, dass sie als Waffe nur vergleichsweise geringen Schaden anrichten konnten, jedoch verbreiteten sie beim Gegner in Militär und Zivilbevölkerung überproportional Angst und Schrecken und banden große Mengen an kriegswichtigen Ressourcen. Die Entente Cordiale musste zur Bekämpfung der deutschen Militärluftschifffahrt mit ihren rund 15.000 Mann und durchschnittlich etwa 25 Luftschiffen Waffen, Material und Personen im Verhältnis von fast 1 zu 33 abstellen. Dieses Verhältnis blieb selbst von den deutschen U-Booten, die ebenfalls effizient gegnerische Streitkräfte banden, unerreicht.
Luftschiffe im ersten Weltkrieg (Auswahl): PL25
[Bearbeiten] Zwischen den Kriegen
Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen war für die Luftschifffahrt eine Blütezeit der Starrluftschiffe. In dieser Zeit fuhren die größten je gebauten zivilen und militärischen Luftschiffe.
Deutschland war jedoch durch den Versailler Vertrag stark eingeschränkt und widmete sich ausschließlich zivilen Verkehrsluftschiffen. Das schloss jedoch nicht deren militärische Verwendung aus. Diese beschränkte sich jedoch auf einige wenige technische Versuche (z.B. Funktechnik). In diesem Zusammenhang wurde die 24. Fahrt des LZ 130 „Graf Zeppelin II“ im August 1939 als „Spionagefahrt“ bekannt. Dort wurde versucht, Informationen über das englische Radar-System zu gewinnen. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges zerstörte Deutschland seine verbliebenen Starrluftschiffe LZ 127 und LZ 130.
Am 21. Februar 1922 verbrannte das in Italien gebaute amerikanische Luftschiff Roma über Hampton/USA, nachdem es eine Hochspannungsleitung berührt hatte, dabei starben 34 Personen. Nach diesem und diversen weiteren Unfällen Anfang der 1920er Jahre führte die US-Marine Helium als Traggas ein. Nur die USA waren damals in der Lage, dieses Gas aus Erdgas zu gewinnen. Die Starrluftschiffe „USS Shenandoah“ und „USS Los Angeles“ enthielten zeitweise fast die gesamten Weltreserven dieses Edelgases.
US-amerikanische Marine-Starrluftschiffe:
- USS Shenandoah
- USS Akron
- USS Macon
- USS Patoka (AO-9) (US-Marine Schiff mit Ankermast)
[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg
Am 7. Dezember, dem Angriff auf Pearl Harbour standen in Lakehurst nur 10 Luftschiffe im Dienst: G-1, K-2 bis K-5, L-1 bis L-3, TC-13 und TC-14
Im Zweiten Weltkrieg kamen Luftschiffe nur noch auf Seiten der Alliierten, speziell der USA zum Einsatz. Sie begleiteten Konvois, schützten sie vor U-Boot-Angriffen und gingen teilweise selbst mit Wasserbomben gegen U-Boote vor. Es wurden allein in den amerikanischen Küstengewässern rund 89.000 Schiffe durch Luftschiffe begleitet. Es ist überliefert, dass in keinem Konvoi, über dem die Luftschiffe schwebten, ein Schiff durch Feindeinwirkung verlorenging. So waren z. B. die US-Marine-Blimps K-16 und K-58 an der letzten bekannten Versenkung eines deutschen U-Bootes (U-853) am 6. Mai 1945 beteiligt.
Es gelang jedoch auch einem deutschen U-Boot ein amerikanisches Luftschiff zu "versenken". Am 18. Juni 1943 trafen das amerikanische Luftschiff K-74 und das deutsche U-Boot U 134 unter Kapitän Hans-Gunther Brosir vor der Küste Floridas aufeinander. Im Laufe des Gefechts wurde das Luftschiff so schwer beschädigt, dass es auf dem Wasser notlanden und aufgegeben werden musste.
Die Luftschiffe dienten auch zur Aufklärung von Minenfeldern und halfen bei deren Räumung.
Auch Russland setzte einige wenige Luftschiffe innerhalb seines Territoriums ein (siehe: Russische Luftschifffahrt, Pobeda).
[Bearbeiten] Kalter Krieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzten die USA Prallluftschiffe zur U-Boot-Jagd, Seeraumüberwachung, und für Seenot-Rettungseinsätze ein und waren führende Nation im Einsatz von Luftschiffen. Das Luftschiffprogramm endete jedoch 1962.
Auch die größten je gebauten Prallluftschiffe vom Typ ZPG-3W hatten im Kalten Krieg Anfang der 1960er Jahre die Aufgabe, die USA mittels einer in der Hülle eingebauter Radarantenne vor anfliegenden Interkontinentalraketen zu warnen. Es wurden 4 Schiffe dieses Typs von Goodyear gebaut.
Typen (unvollständig):
- US-Marine
- ZP4K (später ZSG-4)
- ZP5K (später ZS2G-1)
- ZPG-2W
- ZPG-3W
[Bearbeiten] Gegenwart
Das US-Heimatschutzministerium setzt Prallluftschiffe für Überwachungsaufgaben ein. Auch in anderen Ländern übernehmen Luftschiffe im Zuge der Terrorabwehr vermehrt derartige Aufgaben, jedoch meist im Auftrag der örtlichen Polizei. Das Militär selbst zeigt ebenfalls weiterhin Interesse an der Luftschifftechnologie, Lockheed Martin startete 2006 einen Versuchsträger für ein Transportluftschiff.
Unbemannte Luftschiffe sind ebenfalls Forschungsgegestand. Sie können als hochfliegende Aufklärungsdrohnen eingesetzt werden. Auch der Einsatz von Höhenplattformen für militärische Kommunikation wird untersucht.
[Bearbeiten] Projekte
- Aufklärer, Waffenträger von Lockheed-Martin (Höhenplattform)
- Sentinel 1000, Sentinel 5000
- Transportluftschiff für US-Militär weblink (englisch)
- Im Oktober 2004 testete die US-Armee im Zuge des RAIDS-Programms ein A-170 Prallluftschiff der American Blimp Corporation auf seine Verwendbarkeit für Überwachungs- und taktische Aufklärungsaufgaben über Washington D.C.
- Bosch Aerospace testet seit 1988 kleinere unbemannte Aufklärungs-Prallluftschiffe, so genannte SASS LITE (Small Airship Surveillance System, Low Intensity Target Exploitation).