Monsanto
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Unternehmensform | Aktiengesellschaft |
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Slogan | imagine AG |
Gegründet | 29. November 1901 |
Unternehmenssitz | St. Louis (Missouri) |
Unternehmensleitung | Hugh Grant (Vorsitzender, Präsident und Geschäftsführer) |
Mitarbeiter | 13.700 |
Produkte | (genverändertes) Saatgut, (Agro-)Chemikalien |
Webadresse | monsanto.com, monsanto.de |
Monsanto ist ein börsennotierter Hersteller von Pflanzenschutzmitteln und genverändertem Saatgut mit Sitz in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri. Das Unternehmen hatte im Geschäftsjahr 2005 bei einen Umsatz von 6,3 Milliarden US-Dollar einen Nettogewinn von 255 Millionen US-Dollar. Monsanto ist im Aktienindex S&P 500 gelistet.
Inhaltsverzeichnis |
Geschichte
Monsanto wurde 1901 als Chemikalienhersteller gegründet. Zu Beginn produzierte die Firma hauptsächlich das Süßungsmittel Saccharin und den anregenden Stoff Koffein. Erst 1940 wurde der landwirtschaftliche Bereich aufgebaut, und Monsanto entwickelte sich zum Spezialisten für Agrarchemie und genverändertes Saatgut. So entwickelte der Konzern etwa Kulturpflanzen mit Resistenzen gegen die eigenen Herbizide und Schädlinge.
Seit den 1940er Jahren produzierte Monsanto u.a. polychlorierte Biphenyle und rBST, ein Wachstumshormon zur Steigerung der Milchleistung von Rindern. In den 1960er und 1970er Jahren, während des Vietnamkriegs, war Monsanto ein wichtiger Lieferant des als chemischer Kampfstoff klassifizierten, mit Dioxin kontaminierten Herbizids Agent Orange. Eine Klage der vietnamesischen Vereinigung der Opfer von Agent Orange gegen Monsanto und weitere Chemiekonzerne wurde im März 2005 von einem US-amerikanischen Bundesgericht abgelehnt.
Seit 1999 kaufte Monsanto für mehr als 13 Milliarden US-Dollar überall auf der Welt Saatgutfirmen. Am 25. Januar 2005 übernahm Monsanto den kalifornischen Produzenten von Obst- und Gemüsesaatgut Seminis für 1,4 Milliarden US-Dollar. Monsanto ist mit mehr als vier Milliarden Euro Umsatz nach DuPont der zweitgrößte Saatgutanbieter weltweit und mit 90 Prozent Marktanteil der größte Anbieter von Gentech-Saatgut.
In den USA erwarb Monsanto seit 1980 bedeutende Patente auf gentechnische Methoden und Gene.
Juristische Auseinandersetzungen
Monsanto ist in der Vergangenheit durch Verwicklung in verschiedene Aufmerksamkeit erregende juristische Auseinandersetzungen bekannt geworden. Es hat in Sammelklageverfahren, namentlich in Bezug auf die gesundheitlichen Auswirkungen seiner Produkte, Strafen und Schadensersatzverpflichtungen über hunderte Millionen Dollar hinnehmen müssen. Andererseits bemüht Monsanto häufig selbst die Gerichte zur Durchsetzung seiner Patentansprüche auf dem Gebiet der Biotechnologie.
Klagen gegen Monsanto
Bereits 1917 verklagte der amerikanische Staat Monsanto wegen der Gefährlichkeit des ersten Erzeugnisses des Unternehmens, Saccharin. Erst nach mehreren Jahren unterlag die staatliche Seite.
Ehemalige amerikanische Soldaten, die im Vietnamkrieg mit dem von Monsanto hergestellten Entlaubungsmittel Agent Orange in Berührung gekommen waren, versuchen, das Unternehmen wegen der gesundheitsschädlichen Nebenwirkungen in Anspruch zu nehmen; die Klage ist vor amerikanischen Gerichten noch anhängig.
Im Februar 2002 wurde Monsanto für schuldig befunden, die Einwohner der Stadt Anniston in Alabama jahrelang mutwillig den gesundheitsschädlichen Nebenprodukten der PCB-Erzeugung ausgesetzt zu haben. (Diese wurde zwar bereits 1976 gesetzlich untersagt, doch zog sich der Prozess über Jahrzehnte hin.) Tausende Geschädigte haben Anspruch auf Schmerzensgeld, insgesamt gehen die Zahlungen in die Höhe von 700 Mio. US-Dollar [1] [2].
Im Oktober 2004 zog das französische Unternehmen RAGT Génétique den europäischen Sortenschutz für die konventionelle Weizenzüchtung "Galatea" zurück, die es zusammen mit dem gesamten europäischen Weizen- und Gerstegeschäft von Monsanto übernommen hatte. (Die Züchtung stammte allerdings nicht von Monsanto, sondern von Unilever und war 1998 von Monsanto aufgekauft worden.) Es ist umstritten, ob es sich dabei tatsächlich um eine neue Kreuzung zwischen einer europäischen Weizensorte und der traditionellen indischen Sorte Nap Hal handelt, oder um die von indischen Bauern gezüchtete Sorte Nap Hal selbst, für die nun durch eine unzutreffende Beschreibung ein europäischer Sortenschutz erschlichen werden sollte. Greenpeace warf Monsanto Letzteres vor und wertet den Rückzug seitens RAGT Génétique als Sieg, das Unternehmen selbst gibt wirtschaftliche Gründe an.
Seit 2004 ist Monsanto außerdem in mehrere Gerichtsverfahren mit der Schweizer Firma Syngenta verwickelt, dem weltweit größten landwirtschaftlich-chemischen Unternehmen. Syngenta wirft Monsanto unter anderem vor, Patente zu verletzen [3].
Monsanto als Kläger
Seit Mitte der 90er Jahre hat Monsanto um die 150 amerikanische Bauern wegen Verletzung seiner Patente auf genetisch modifiziertes Saatgut verklagt. Hierbei geht es in der Regel um den Vorwurf, die Bauern würden Samen aus der Ernte aufbewahren, um sie im nächsten Jahr zur Aussaat zu verwenden, was aufgrund ihrer Verträge mit Monsanto unzulässig ist. Monsanto bemüht sich aktiv, solche Fälle aufzudecken, und hat zu diesem Zweck auch Landwirte um ihre Mithilfe gebeten, eine kostenlose Hotline zum Melden von Verstößen eingerichtet und Detektive engagiert. Nach Angaben des Unternehmens wird jährlich etwa 500 Verdachtsfällen nachgegangen.
In Kanada erregte ein Fall Aufsehen, der bis zum obersten Gerichtshof ausgefochten wurde. Monsanto beschuldigte 1998 den Landwirt Percy Schmeiser, unberechtigt und unter Verletzung eines Monsanto-Patents eine genetisch modifizierte Variante der Rapssorte Canola, die gegen das Herbizid Roundup resistent ist, angebaut zu haben. Offenbar war ein Teil von Schmeisers Getreide durch Samen kontaminiert worden, die von vorbeifahrenden Lastwagen gefallen oder von nahen Feldern anderer Bauern herübergeweht worden waren. Er hatte sie dann gezielt auf einer besonderen Fläche angebaut und kommerziell verwertet. Die 2004 gefallene höchstrichterliche Entscheidung legte dem Landwirt keine Lizenzzahlungen und keinen Strafschadensersatz auf, da er nicht von den besonderen Eigenschaften der Roundup-resistenten Rapssorte profitiert hatte, hielt aber fest, dass er prinzipiell nicht das Recht hatte, die patentierte Sorte wissentlich anzubauen, nur weil sie zufällig auf seinem Land aufgetaucht war [4].
Auch außerhalb Nordamerikas versucht Monsanto, die entgeltlose Benutzung seiner genetisch modifizierten Saaten zu unterbinden. Ein besonderes Augenmerk richtet Monsanto auch auf Argentinien, wo nach Angaben des Unternehmens 30 Prozent der Sojabohnenproduzenten illegal Monsanto-Produkte benutzen [5].
2004 setzte sich Monsanto gerichtlich gegen eine Werbekampagne der Molkerei Oakhurst Dairy in Portland, Maine zur Wehr, die damit warb, dass die verwendete Milch von Kühen stammte, die nicht das Wachstumshormon rBGH von Monsanto bekommen hatten. Monsanto hielt diese Werbeaussage für geschäftsschädigend. Die beiden Firmen einigten sich außergerichtlich auf eine veränderte Formulierung [6].
Kritik am Unternehmen
Monsanto bemüht sich verstärkt um den Ausbau seiner Marktposition bei der Produktion von Lebensmitteln und Saatgut, die von Kritikern als weltweites Monopol bezeichnet wird. Kritisiert wird etwa die vertragliche Bindung der Landwirte an das Unternehmen, die es ihnen verbietet, die eigene Ernte als Saatgut wieder zu verwenden und eine weitreichende Kontrolle der Landwirte erlaubt, um Patentverletzungen vorzubeugen. Ebenso ist es den Landwirten im Konfliktfall nicht gestattet, sich gegenüber Dritten zu äußern. In der Kritik steht darüber hinaus eine Vermischung von Monsantos Aktivitäten und der Politik: So sollen führende Mitglieder der britischen Labour Party massiv in die Gen-Industrie investiert und Mitarbeiter amerikanischer Bundesbehörden zu Monsanto und zurück in die Politik gewechselt haben.
Monsanto tritt verstärkt als Aufkäufer von Saatgutherstellern in Erscheinung. Ziel ist offensichtlich, auch in diesem Bereich eine marktbeherrschende Stellung zu erreichen.
Monsanto erforscht, produziert und verkauft gentechnisch verändertes Saatgut. Derzeit stammen 90 Prozent aller weltweit angebauten Gen-Pflanzen von Monsanto. Es wird kritisiert, dass auch die Wasser- und Aquakultur-Geschäfte des Unternehmens das Ziel verfolgten, die für das Überleben lebenswichtigen Ressourcen zu monopolisieren und in einen Markt zu verwandeln.
Posilac (rbST)
Unter dem Markennamen Posilac vertreibt Monsanto ein Wachstumshormon zur Steigerung der Milchleistung von Rindern (Recombinant Bovine Somatotropin - rbST), das (unter anderem) die Wahrscheinlichkeit von Euterentzündungen erhöht und dadurch den verstärkten Einsatz von Antibiotika erfordert. Weiterhin besteht der Verdacht, dass Rückstände in der Kuhmilch auch beim Menschen gesundheitliche Schäden verursachen können. Als die beiden Fox-Journalisten Steve Wilson und Jane Akre 1996 davon berichten wollten, hat sich ihr Arbeitgeber dem starken Druck von Monsanto gebeugt, die Reportage unter Verschluss gehalten und die beiden Reporter schließlich entlassen. Die Hintergründe zu diesem Fall werden im kanadischen Dokumentarfilm "The Corporation" behandelt.
Saatgutschutz
Monsanto bietet sogenanntes Hybrid-Saatgut an, das nach der Ernte nicht erneut zur Aussaat verwendet werden kann. Dieses Saatgut ermöglicht höhere Ernteerträge, soll Monsanto aber auch jährliche Nachkäufe sichern. Diese Praxis ist insbesondere in der Dritten Welt sehr umstritten. Hybrid-Saatgut ist zu unterscheiden von dem als Terminator-Technologie bezeichneten Verfahren zum Saatgutschutz. Letzteres ist ein gentechnisches Verfahren, während Hybride nach einem züchterischen Verfahren durch Kreuzung erzielt werden.
Die Terminator-Technologie wird von ihren Befürwortern als eine mögliche Antwort auf die Koexistenzfrage von konventioneller und GV-Landwirtschaft gesehen, da ein Auskreuzen mit dem Wildtyp zu sterilen Samen führt. Gegner führen indes an, dass eine Kontamination durch gentechnisch verändertes Erbgut nicht ausgeschlossen werde, da zwar die Samen, nicht jedoch die Pollen der Terminator-Pflanzen steril seien. Somit werden die Früchte nicht gentechnisch veränderter Pflanzen dennoch mit gentechnisch verändertem Erbgut kontaminiert. Diese Früchte und Samen sind steril, so dass auch Unbeteiligte durch Verhinderung des Saatgutnachbaus geschädigt werden.
Roundup
Monsanto hielt ein Patent auf den Wirkstoff Glyphosat, der seit 1974 unter dem Markennamen Roundup als Totalherbizid in der Landwirtschaft eingesetzt wird. Monsanto besitzt Patentrechte auf genmanipulierte Nutzpflanzen (z. B. Soja und Baumwolle), die gegen Roundup resistent gemacht wurden - sogenannte Roundup-Ready-Nutzpflanzen. Roundup ist mittlerweile das am häufigsten verkaufte Totalherbizid weltweit.
Entgegen ursprünglicher Aussagen führt jedoch der (ausschließliche) Roundup-Einsatz inzwischen zu Resistenzen, so dass beteiligte Landwirte sich kontinuierlich von der ursprünglichen Kostenreduktion beim Herbizideinsatz entfernen. Des Weiteren legen zwei Studien aus dem Jahr 2002 den Verdacht nahe, dass die vermehrte Verwendung des Unkrautvernichtungsmittels zu einer erhöhten Zahl von Fehlbildungen während der Schwangerschaft führt. [1] (siehe 25. September 2002)
Quellen
- ↑ Artikel der Washington Post zum Anniston-Prozess
- ↑ Artikel zum Anniston-Prozess auf der Website der Organic Consumers Association
- ↑ Pressemeldung der Syngenta AG
- ↑ Entscheidung des Obersten Gerichtshofs von Kanada in der Sache Monsanto Canada Inc. ./. Schmeiser
- ↑ Artikel auf checkbiotech.org
- ↑ Artikel zur außergerichtlichen Einigung zwischen Monsanto und Oakhurst Dairy auf der Website der Organic Consumers Association
Weblinks
- Telepolis: EU-Rechtsexperten helfen Argentinien gegen Monsanto
- Die offizielle Internetseite des Konzerns Monsanto
- Liste der in Europa angemeldeten und erteilten Pflanzenpatente von Monsanto, Stand: April 2005 (PDF)
- Skandalchronik Monsantos bei Greenpeace
- Telepolis: Verbrannte Erde
- Telepolis: Monsanto versucht die Zulassung von MON 810 einzuklagen
- Telepolis: Bestechen und Abzocken?
- Monsanto gegen Schmeiser
- http://gruppen.greenpeace.de/aachen/gentechnik.html