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Oberschlesisches Industriegebiet

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das Oberschlesische Industriegebiet (polnisch: Górnośląski Okręg Przemysłowy) ist das wichtigste Industriegebiet Polens. Es ist das Zentrum des polnischen Steinkohlebergbaus und der Schwerindustrie; 98 % der polnischen Steinkohle und 53 % des Roheisens werden hier bearbeitet und das Gebiet hat einen Anteil von 16,8% an der Landesproduktion der Schwerindustrie. Es ist außerdem der größte Ballungsraum Polens mit etwa 3.500.000 Einwohnern. Wichtigste Städte des oberschlesischen Industriegebiets sind Bytom, Kattowitz, Gliwice, Jaworzno, Zabrze, Tarnowskie Góry, Tychy, Sosnowiec, Rybnik und Siemianowice Śląskie.

[Bearbeiten] Geschichte

Schon im 12. Jahrhundert begann der Abbau von Silber- und Bleierzen. Mit der Industrialisierung begann die rasante Entwicklung der Region im 19. und 20. Jahrhundert. Die Teilung Oberschlesiens 1922 zwischen Polen und Deutschland brachte wirtschaftliche Probleme mit sich, da die neue Grenzen mitten durch das Revier gezogen wurde. Aufeinander abgestimmte Produktionsanlagen und die Infrastruktur waren dadurch getrennt und der Wirtschaftsraum erheblich gestört.

Die Situation änderte sich nach dem Zweiten Weltkrieg: Da nun das ganze Industrierevier an Polen gefallen war, stand dem Staat ein ausgedehnter Wirtschaftsraum zur Verfügung. Während Polen im Zweiten Weltkrieg starke Verwüstungen erlitt und ein Großteil der Industrieanlagen wiederaufgebaut werden musste, hatte das Oberschlesische Industriegebiet diese Zeit vergleichsweise gut überstanden. Im Zuge des Wiederaufbaus der polnischen Wirtschaft wurde das Oberschlesische Industriegebiet gezielt vom Staat nach planwirtschaftlichem Muster ausgebaut. Die Energiegewinnung und die Stahlerzeugung waren für die weitere Industrialisierung des Landes essentiell, wofür große Mengen Steinkohle abgebaut werden mussten. Der Ausbau der Schwerindustrie wurde sehr schnell vorangetrieben ohne Rücksicht auf Faktoren wie Umwelt oder die Gesundheit der Bevölkerung zu nehmen. Auch nach 1970 wurden noch neue Hüttenwerke gebaut, wie etwa das größte Eisenhüttenwerk Polens „Katowice“ bei Dąbrowa Górnicza.

[Bearbeiten] Transformation

Mit der Wende 1989 setzte die Transformation von der Planwirtschaft zur freien Marktwirtschaft ein. Der wesentliche Schritt, die Privatisierung der Mehrzahl der Staatsbetriebe war früh und sehr rasant erfolgt. Dieser verlief mit großen Turbulenzen, wie z.B. dem drastischen Fall des Lohnniveaus und Massenarbeitslosigkeit, da viele Produktionsstätten geschlossen wurden, weil sie sich am freien Markt orientieren mussten und die staatlichen Subventionen ausblieben. Auch die hohe Bevölkerungsdichte und der hohe Anteil an Beschäftigten im sekundären Sektor sowie die Ausrichtung der Infrastruktur auf die Schwerindustrie trugen dazu bei, dass über 320.000 Arbeitsplätze verloren gingen. Diese Lage hat sich normalisiert und es sind zum Ausgleich für die verlorenen Arbeitsplätze im sekundären Sektor neue Arbeitsplätze im Dienstleistungsgewerbe entstanden. Trotzdem bleibt das Gebiet eine Problemregion mit der höchsten Arbeitslosigkeit Polens (20%). Es gibt immer noch mehrere Bergwerke und einige Stahlhütten, diese werden aber weiterhin abgebaut. In einem Bergwerk konnte beispielsweise in dem ehemaligen Verwaltungsgebäude ein Bürozentrum entstehen. Vor allem durch den EU-Beitritt gibt es immer mehr Investitionen in die Bevölkerungsreichste Region Polens.

[Bearbeiten] Umweltprobleme

Die Gas- und Staubemission im Raum Katowice liegt 20-mal über dem Landesdurchschnitt. Hier waren zeitweise 40% der gesamten Luftbelastung des Landes auf lediglich 2,1% der Staatsfläche konzentriert. Auch die Wasserqualität entspricht noch nicht europäischen Standards. Die starke Siedlungsdichte im Oberschlesischen Industriegebiet verursachte eine Vermischung von Wohn- und Industriegebieten. Dadurch wurde die Gesundheit der Bewohner erheblich belastet. Im Oberschlesischen Industriegebiet liegt die Krankheitsrate deutlich über dem Landesdurchschnitt. Es gibt zum Beispiel 50% mehr Atemwegserkrankungen und die Krebsrate ist um 1/3 höher als im Rest Polens. Diese Umstände haben eine deutlich geringere Lebenserwartung zur Folge. Gründe für diese Probleme liegen hauptsächlich in den veralteten Industrieanlagen. So werden z.B. die Abwässer der Fabriken nur unzureichend gereinigt oder direkt ungeklärt in die Gewässer geleitet. Auch die starke Konzentration von Industrieanlagen nahe an den dicht besiedelten Wohngebieten liefert eine weitere Ursache für die erhöhte Krankheitsrate. Nach dem 2. Weltkrieg war es unwichtig die Umwelt zu schützen, sondern das einzige was zählte, war, die Produktivität zu steigern. Mit Umweltschutz hielt sich keiner auf. Es wurden immer mehr Fabriken und Bergwerke ohne Rücksicht auf die Wasser- und Luftverschmutzung gebaut. Diesen Problemen wirken EU und Regierung durch diverse Maßnahmen entgegen. So wurden einige verschmutzende Betriebe aus den Städten ausgelagert, der Emissionsschutz verbessert und die Betriebe modernisiert. Des weiteren sind eine Vielzahl von Umweltverträgen mit Investoren und der EG unterzeichnet worden. So wurde eine Reihe von Kläranlagen durch die EU finanziert. Verstöße gegen Umweltauflagen sollen von nun an auch effizienter verfolgt und gegebenenfalls bestraft werden. Bereits zwischen 1990 und 1999 konnte so die Umweltsituation spürbar verbessert werden, trotzdem bleibt das Oberschlesische Industriegebiet weiterhin ein „Umweltnotstandsgebiet“.

Im Oberschlesischen Industriegebiet liegen die Städte:

Stadt / Powiat Einwohner Fläche
Kattowitz 315 123 164,6 km²
Sosnowiec 228 192 91,26 km²
Gliwice 199 086 134,2 km²
Zabrze 190 150 80,47 km²
Bytom 189 500 69,32 km²
Powiat Wodzisławski 155 124 286,92 km²
Powiat Będziński 151 289 368,02 km²
Ruda Śląska 149 000 77,7 km²
Rybnik 141 755 148 km²
Powiat Tarnogórski 138 577 642,63 km²
Tychy 131 547 82,63 km²
Dąbrowa Górnicza 129 800 188 km²
Powiat Gliwicki 115 476 663,35 km²
Chorzów 114 035 33,5 km²
Powiat Raciborski 112 570 543,98 km²
Jaworzno 96 476 152,2 km²
*Jastrzębie Zdrój 96 109 85,44 km²
Powiat Mikołowski 90 675 231,53 km²
Mysłowice 75 259 66 km²
Siemianowice Śląskie 73 439 25,5 km²
Żory 62 496 64,64 km²
Piekary Śląskie 59 984 39,6 km²
Powiat Bieruńsko-Lędziński 55 822 156,68 km²
Świętochłowice 55 527 13,22 km²
Chrzanów 50 166 79,33 km²
Oświęcim 41 382 30,3 km²
Trzebinia 20 373 31,3 km²
Libiąż 17 671 35,88 km²
Łazy 16 077 132,56 km²
Chełmek 12 877 27,24 km²
Bukowno 10 765 63,42 km²
Bolesław 7 842 41,42 km²
Sławków 6 943 36,60 km²
Total ca. 3.5 Mio ca. 6900 km²
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