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Patronym

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ein Patronym oder Vatersname (griechisch Patronymikon, Mehrzahl Patronymika) ist ein Name, der angibt, wie der Vater des Namensträgers mit Vornamen heißt. Nimmt der Name auf die Mutter Bezug, so nennt man es Metronym oder auch Matronym. Deutsche Familiennamen wie Janssen, Willemsen, Theissen u.ä. sind ursprünglich Patronyme.

In der Grammatik bezeichnet Patronymikon die Ableitung von Personennamen, die den Nachkommen (Sohn oder Tochter) bezeichnet.


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Patronymische Ableitung

Die Bildung des Patronyms erfolgte im (nord)deutschen Sprachraum oft durch Anhängen der Endung -sen (Sohn) an den Vornamen. Beispiele: Peter Jans-sen = Peter, Jans Sohn (Jan = Johannes). Echte Patronyme sind keine Familiennamen im heutigen Sinn, die ja grundsätzlich unveränderlich sind, sondern beziehen sich jeweils nur auf die Kinder eines bestimmten Vaters. Sie verändern sich mit jeder Generation.

Zum Familiennamen wandelte sich ein Patronym, wenn es nicht mehr mit dem Vornamen des Vaters übereinstimmte. Es handelt sich dann um einen patronymisch gebildeten Familiennamen. In Schleswig wurden diese per königlichem Dekret erst 1771 eingeführt. Dennoch blieb die patronymische Namensgebung noch bis in das 19. Jahrhundert in vielen Orten in Gebrauch.

Das Patronym konnte allein oder in Verbindung mit einem Familiennamen gebraucht werden. Beispiel: Peter Aretz Hauser = Peter Hauser, Arnolds Sohn. In alten Urkunden ist er dann als Peter Aretz, Peter Hauser oder Peter Aretz Hauser zu finden.

Neben der Endung "-sen" sind im deutschen Sprachraum weitere Vorsilben und Endungen bekannt. So wurden insbesondere in Westfalen Patronyme mit der Endung "-ing" (Alberding zu Albert, Humperding zu Humbert) gebildet. Auch waren (wie auf Eiderstedt) Patronyme auf Genitiv-Endungen verbreitet, z. B. auf "-s".

Ob es sich bei einem aus einem Vornamen gebildeten Familiennamen um eine patronymische Ableitung auf "-sen" mit verschliffener Endung (z.B. Hendricks, Hermanns, Mertens) oder um ein Genitiv-s handelt, lässt sich nur ermitteln, wenn der Name auf seinen Ursprung zurückgeführt wird.

Sehr oft waren Patronyme mit einer Erbnamensitte verbunden.

[Bearbeiten] Patronyme in anderen Sprachen

Besonders häufig treten patronymisch abgeleitete Familiennamen in skandinavischen Ländern auf. In Dänemark und Norwegen erfolgt die Bildung wie im Deutschen durch die Endung -sen. In Schweden durch die Endung -son (früher auch in Dänemark). Dort findet man für Töchter die Endung -dotter.

In Island gibt es keine Familiennamen, hier sind die Patronyme offizieller "Nachname". Auch hier erfolgt die Bildung durch die Endung -son ( wbl. -dottir ). Beispiel: Freydis Eriksdottir

Auf den Färöern gilt das isländische Prinzip optional, siehe färöische Personennamen.

Mit Inkrafttreten des neuen dänischen Namensrechts am 1. April 2006 können Eltern ihren Kindern wieder einen Vatersnamen bzw. Muttersnamen als Familiennamen geben.

Beispiel:

  • Vater: Morten Jakobsen
  • Mutter: Gunhild Jakobsen
  • Sohn: Nikolaj Mortensen oder Nikolaj Gunhildsen
  • Tochter: Vibeke Mortensdatter oder Vibeke Gunhildsdatter

In Dänemark gilt also nicht mehr - wie beispielsweise in Deutschland - der Grundsatz, dass Kinder den gleichen Familiennamen führen müssen wie zumindest ein Elternteil.

In den Niederlanden erfolgte die Bildung wie im Deutschen und zusätzlich mit der Endung-zoon. Jedoch waren im Norden des Landes auch die Endungen -ma und -sma (Reemtsma) in Gebrauch. In der Provinz Friesland sind sie noch heute offiziell in Gebrauch. Gebildet werden sie mit der Endung -s. Als weibliche Endung findet man -dochter.

In Russland sind Patronyme als Beiname (Отчество, nach deutscher Transkription Otschestwo, was Vatername bedeutet) offizieller Bestandteil des Namens. Sie stehen zwischen dem Vornamen und dem Familiennamen und werden amtlich in allen Dokumenten, außer in Reisepässen, geführt. Ähnliche Regelungen bestehen auch in Weißrussland, der Ukraine und Bulgarien. Die Bildung erfolgt durch Anhängen von Suffixen:

  • Russisch: -owitsch, -ewitsch und manchmal -itsch (männlich) bzw. -owna oder -ewna sowie selten -itschna (weiblich)
  • Weißrussisch: -awitsch (männlich), -auna (weiblich)
  • Ukrainisch: -owytsch oder -ewytsch (männlich), -iwna (weiblich)
  • Bulgarisch: -ow oder -ew (männlich), -owa oder -ewa (weiblich)

Beispiele: Boris Nikolajewitsch Jelzin 'Boris Jelzin, Nikolajs (Nikolaus') Sohn', Wladimir Iljitsch Uljanow (bekannt als Lenin) 'Wladimir Uljanow, Iljas (Elias') Sohn', Raissa Maximowna Gorbatschowa 'Raissa Gorbatschow, Maxims Tochter', Julija Wolodymyriwna Tymoschenko 'Julia Tymoschenko, Wolodymyrs (Wladimirs) Tochter'.

In der Sowjetunion hatten alle Menschen einen Vatersnamen. So hieß beispielsweise der armenische Schachweltmeister Tigran Petrosjan offiziell auf Armenisch Tigran Wartani Petrosjan (Wartani ist der Genitiv von Wartan) und auf Russisch Tigran Wartanowitsch Petrosjan. Inzwischen wurden die Vatersnamen in Ländern wie Estland oder Armenien wieder abgeschafft. Ausländer tragen in Russland heute keine Vatersnamen mehr; noch im 19. Jahrhundert war dies jedoch üblich, so dass in Russland z. B. Heinrich Johann Friedrich Ostermann als Andrei Iwanowitsch Osterman (mit Andrei, eigtl. 'Andreas', für Heinrich und Iwanowitsch für seinen Vater Johann Conrad), Burkhard Christoph von Münnich als Christofor Antonowitsch Minich (mit Antonowitsch für seinen Vater Anton Günther) und Karl Robert von Nesselrode als Karl Wassiljewitsch Nesselrode (mit Wassiljewitsch für seinen Vater Wilhelm Karl, wohl da dies 'russischer' klingt als das eigentlich korrektere Wilgelmowitsch) bekannt waren.

Als Familiennamen existieren Namen patronymischen Ursprungs in allen slawischen Sprachen, z. B. polnisch Janowicz 'Nachfahr eines Jan (Johannes)', Wojciechowski 'Nachfahr eines Wojciech (Wenzel)', Andrzejczak 'Nachfahr eines Andrzej (Andreas)', serbokroatisch Jovanović 'Nachfahr eines Jovan (Johannes)', Ivanišević 'Nachfahr eines Ivaniš (Johannes)'.

Bis zu den Teilungen Polens hatten die osteuropäischen Juden keine Familiennamen, nur das Patronym in der hebräischen Form mit Ben oder der polnischen Form mit -icz. Auf dem Balkan haben sich Familiennamen bei Nicht-Adligen erst im 19. Jahrhundert durchgesetzt, so dass etwa Vuk Karadžić seine ersten Bücher noch mit dem Patronym Vuk Stefanović (ohne Familiennamen; in Jacob Grimms deutscher Übersetzung Wuk Stephanowitsch) veröffentlichte.

Weitere patronymische Endungen:

  • Griechenland: -poulos, -ides, -iades
    • der Plural bezeichnet dann das ganze Geschlecht, z.B. die Atriden
  • Rumänien: -escu; -eanu
  • Spanien: -ez

[Bearbeiten] Metronymische Namensbildung

Ableitungen, welche sich auf die Mutter beziehen, trifft man im deutschen Sprachraum seltener. So führt beispielsweise der Name „Tilgner“ auf „Ottilie“, „Trienes“ auf „Trina“ oder „Triene“ zurück. Ein Beispiel aus dem französischen Sprachraum ist der seit 1806 auch in Deutschland vertretene Name "Monneuse" und dessen Abwandlungen "Moneuse" und "Monneusse", die auf Monneur zurückgehen.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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