Skandinavische Sprachen
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Die skandinavischen Sprachen, auch nordgermanische Sprachen genannt, stellen eine Untergruppe der germanischen Sprachen dar, die die Sprachen Dänisch, Färöisch, Isländisch, Norwegisch und Schwedisch umfasst. Ungefähr 20 Millionen Menschen sprechen eine skandinavische Sprache als Muttersprache. Das durch die Edda überlieferte
Altisländisch gilt als Urtypus der skandinavischen Sprachen, die älteste überlieferte skandinavische Sprache ist aber das Urnordische.
Das Nordgermanische spaltete sich um Christi Geburt vom Westgermanischen ab und unterteilte sich ab dem 9. Jahrhundert in Westnordisch und Ostnordisch (Altnordisch).
Die drei "großen" (ost- oder kontinentalskandinavischen) Sprachen Dänisch, Norwegisch und Schwedisch sind sich recht ähnlich, und die Verständigung zwischen Sprechern zweier dieser Sprachen kann je nach dem gesprochenen Dialekt oft einfacher sein als die zwischen den Sprechern verschiedener Dialekte einer dieser Sprachen.
Ähnlich verhält es sich mit den gegenseitig verständlichen, west- oder inselskandinavischen, Sprachen Färöisch und Isländisch, deren jeweiligen Dialekte nicht so weit auseinander liegen wie beim Kontinentalskandinavischen. Das moderne Färöisch und Isländisch ähnelt dem Altisländisch am meisten, weil es weniger Einflüssen der anderen europäischen Sprachen ausgesetzt war. So werden dort Anglizismen und andere außerskandinavische Lehnwörter weitgehend vermieden.
Ebenfalls zu dieser Gruppe gehören einige westnorwegische Dialekte (Nynorsk), Jämtländisch (Jamska) und Norn, das bis in das 15. Jahrhundert auf den Shetland-Inseln und den Orkney gesprochen wurde. Der letzte Sprecher des Norn verstarb im 18. Jahrhundert.
Einige sehr stark abweichende Varianten dieser Sprachen werden manchmal als eigene Sprachen klassifiziert. Beispielsweise wird eine der beiden in Norwegen benutzten Schriftsprachen, das Bokmål sowie das verwandte Riksmål, oft nur als dänischer Dialekt angesehen, da es im 19. Jahrhundert aus dem in Norwegen gesprochenen Dänisch „konstruiert“ wurde.
Auf der schwedischen Insel Gotland wird Gutnisch gesprochen, mit dänischen, mittelniederdeutschen, baltischen und slawischen Einflüssen, das aber aufgrund der Dominanz des Schwedischen im Unterricht seit 1645 zunehmend schwedisch geprägt ist und deshalb teilweise als schwedischer Dialekt angesehen wird.
Auf der Inselgruppe Åland wird Schwedisch in einem besonderen Dialekt, oft Åländisch genannt, gesprochen. Es gibt aber zahlreiche Wörter, die nur auf der Inselgruppe vorkommen. Einige Wörter entstammen auch dem Russischen aus der Zeit der russischen Besatzung von 1809 bis 1917. Åländisch weist Einflüsse aus dem Norrländischen und Gutnisch auf.
In Finnland wird an der Süd- und Westküste Finnlandschwedisch gesprochen. Diese Sprache hat einige finnische Einflüsse, unter anderem die Betonung und verschiedene Wortanlehnungen. Darum wird Finnlandschwedisch oftmals als eine eigene Sprache bezeichnet.
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[Bearbeiten] Historische Einteilungen
Die Sprachwissenschaft teilt die nordgermanischen Sprachen in den unterschiedlichen Sprachperioden unterschiedlich ein.
Vor dem Jahr 1100 gab es eine einzige nordische Sprache (dǫnsk tunga), die aber einzelne Dialektunterschiede aufwies. So unterscheidet man für diese Zeit zwischen Westnordisch und Ostnordisch: [1]
- Westnordisch
- Altisländisch
- Altnorwegisch
- Ostnordisch
- Altdänisch
- Altschwedisch
Danach wuchs der Abstand zum Dänischen, sodass man von ca. 1100 bis ca. 1300 eine andere Einteilung annehmen kann: [1]
- Südnordisch
- Altdänisch
- Nordnordisch
- Altisländisch
- Altnorwegisch
- Altschwedisch
Im Spätmittelalter entwickelten sich die einzelnen Sprachen ziemlich unterschiedlich. Isländisch und Färöisch behielten die alten Sprachstrukturen weitgehend, während sie im Norwegischen und Schwedischen stark vereinfacht wurde. Ab ca. 1500 kann man daher eine dritte Einteilung der nordgermanischen Sprachen annehmen: [1]
- die Randgebietsprachen (Norwegisch utbygdmåla)
- die zentralen Sprachen
Diese Einteilungen sind keine genetischen Stammbäume im Sinne des Stammbaummodells. Sie beschreiben Ähnlichkeiten zwischen Sprachen einer bestimmten Periode. Wenn sich diese Sprachen stark ändern, vergrößern oder verringern sich auch die Ähnlichkeiten, sodass unter Umständen eine neue Einteilung zustandekommt.
[Bearbeiten] Aufgliederung
-
- Norwegisch mit Nynorsk, Bokmål, Riksmål und anderen Varianten
- Isländisch
- Färöisch
- "Südfjordsdialekt" (südlich des Skopunarfjørður)
- "Nordfjordsdialekt" (nördlich des Skopunarfjørður)
- Südstreymoy-Dialekt
- Nordinseln-Dialekt (inkl. Nordstreymoy und Eysturoy)
- Jämtländisch
- Norn ausgestorben
-
- Schwedisch
- Norrländska
- Hälsningländisch
- Medelpadisch
- Ångermanländisch
- Västerbottnisch
- Lappländisches Schwedisch
- Gotländisch
- Svealändisch
- Åländisch
- Uppländisch
- Stockholmschwedisch
- Mälarenschwedisch
- Götaländisch
- Västergötländisch
- Östergötländisch
- Småländisch
- Hochlandsmåländisch
- Ostsmåländisch
- Värmländisch
- Bohusländisch
- Ostschwedische Sprachen
- Finnlandschwedisch
- Österbottenschwedisch
- Estlandschwedisch fast ausgestorben
- Rågömål
- Nuckömål
- Finnlandschwedisch
- Dalabergsmål
- Tavringer Romani
- Südschwedisch
- Südsmåländisch
- Norrländska
- Dänisch, Standardsprache Reichsdänisch (Rigsdansk)
- Ostdänisch (Østdansk)
- Schonisch (Skånsk), seit 1658 zunehmend svezisiert
- Hallandisch (Halländsk), seit 1658 zunehmend svezisiert
- Blekingisch (Blekingsk), seit 1658 zunehmend svezisiert
- Bornholmisch (Bornholmsk)
- Inseldänisch (Ømål)
- Seeländisch (Sjællandsk), der Dialekt der Insel Seeland
- Südseeländisch
- Ostseeländisch
-
- Gøtudanskt (Varietät auf den Färöern außerhalb des Schuldänischen)
- Kreoldänisch (Dänisch-Westindien, im 20. Jh. ausgestorben)
-
- Westseeländisch
- Fünisch (Fynsk)
- Westfünisch
- Ostfünisch
- Seeländisch (Sjællandsk), der Dialekt der Insel Seeland
- Westdänisch (Vestdansk)
- Jütisch (Jysk)
- Nordjütisch (Nørrejysk)
- Vendelbomål
- Ostjütisch
- Westjütisch
- Südjütisch (Sønderjysk)
- Nordjütisch (Nørrejysk)
- Jütisch (Jysk)
- Ostdänisch (Østdansk)
- Gutnisch
- Schwedisch
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ a b c Odd Einar Haugen, Grunnbok in norrønt språk, 2. utgåve, Gyldendal, Oslo 1995, ISBN 82-417-0506-9