Perchta
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Frau Perchta ist eine Sagengestalt, die sich in verschiedener Weise in der slawischen und nordischen Mythologie und im Volksglauben findet. Sie entspricht vermutlich der aus Grimms Märchen bekannten Frau Holle.
Die Bezeichnung »Perchta« findet sich eher im süddeutschen und alpenländischen (Berchtesgaden), aber auch im slawischen Raum, wohingegen »Holle« eher im norddeutschen und (seltener) auch im skandinavischen Raum zu finden ist.
Namensvarianten sind Bertha, Pertha, Percht, Precht und Perscht. Frau Holle ist auch unter den Bezeichnungen Hulda, Holda, Holte oder Huldre bekannt.
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[Bearbeiten] Mythologische Erklärungen
Perchta bestraft (wie Frau Holle) Faulheit und auch unangebrachte Neugier. Die Bestrafung kann von einfachen Albträumen bis hin zum Aufschlitzen des Bauches reichen. Der Bauch des Opfers wird gerne mit Steinen gefüllt, um es in einem Brunnen zu versenken. Zum Beispiel wird Kindern, die ihr Zimmer nicht aufräumen wollen, angedroht, dass Frau Perchta ihnen in der Nacht den Bauch mit den nicht aufgeräumten Dingen füllen wird. Zudem kann Perchtas Atem töten oder blenden.
Umgekehrt werden Fleiß und Hilfsbereitschaft belohnt. Neben vollen Spulen, goldenen Fäden und Flachknoten für Spinnerinnen gibt es auch Münzen, die Mägde in Eimern (vorwiegend am Brunnen) finden. Wo die Vegetationsdämonie von der Figur der Perchta und (vorwiegend) der Hulda assimiliert wird, kann bei den Begünstigten das Wachstum des Getreides beeinflusst, das Feld umgepflügt oder das Korn geschnitten werden.
Der Brunnen oder ein Teich sind auch die Orte, an dem Perchta die noch nicht geborenen Seelen hütet (vgl. Grimm, Sagen 4,4 ; Myth., 1, 222). Die Pflanze der Perchta-Hulda ist der Holunderstrauch; Perchta straft jeden, der einen Hollerstrauch fällt oder beschneidet. Während die schwarze Katze, die die Hulda oft begleitet, oder der Holunderstrauch auf die Übernahme heidnischer Attribute hinweisen, deuten der Marienkäfer und der Rosenstrauch, an dem Hulda ihren Schleier trocknet, auf die zunehmende christliche Überformung der Sage.
Die Perchta wird – als Butzebercht – auch als altes, verwahrlostes Weib dargestellt, das einen verkrüppelten (vom Spinnen zu groß geratenen oder auch enten- oder gänseförmigen) Fuß hat, wie die alten Frauen in dem Märchen Die drei Spinnerinnen. Die Attribute überschneiden sich hier mit denen der Hexenfigur des Volksglaubens. Das männliche Pendant der Butzebercht ist der Butzemann. Seltener findet sich eine mit Rüstung versehene Eiserne Perchta. In der christianisierten Form werden der Perchta zunehmend Attribute der Maria beigefügt. Die in dieser Form auch als Weiße Frau bekannte Perchta wird nun auch als Führerin einer Schar unschuldiger Kinder vorgestellt. Ihr Tag ist vornehmlich der 6. Januar (Epiphanias bzw. Dreikönigstag). Auftritte sind aber auch Ostern oder zum Beginn des Faschings möglich. Perchta wie Hulda fahren durch Lüfte und müssen besänftigt werden, was bei der Perchta vor allem mit Bier und Kuchen möglich ist.
Ursprünglich scheint die Perchta (Peraht:ahd. "peraht" = hell, glänzend) zur Wilden Jagd gehört zu haben, war also eine tote Seele (ein Dämon, Geist oder Irrlicht) (vgl. HDA 5, 1782ff.). Zuerst scheint es sich dabei um eine Gruppe von Geistern gehandelt zu haben, aus denen zunehmend ein einzelner hervortrat. Dennoch sind die Perchten, die in der Wilden Percht durch die Lüfte schwirren, noch lange als Begleiterin der dann schon exponierten Perchta bekannt. Sie treiben im Aberglauben vor allem in den Rauhnächten ihr Unwesen (vgl. Grimm, Myth., 1, 224).
Perchta und Hulda sind auch dämonische Spinnerinnen, die mit den Schicksalsfrauen der nordischen Mythologie, den Nornen in Zusammenhang stehen. Ihre Attribute sind ein Wollknäuel, das niemals zu Ende geht und eine Spindel. Man stellt sie auch mit der Mythengestalt Nerthus zusammen. In der Figur der Perchta finden sich auch Attribute der germanischen Gottheit Frigga wieder. Perchta findet sich seltener auch als Zwergenkönigin oder Königin der Heimchen. Attribute einer Wintergöttin finden sich im Märchen von Frau Holle. Gerade in den Rauhnächten wird die Perchta so zur Erklärung für Sturm, Regen und Schnee.
Die Namensähnlichkeit zwischen Frau Perchta und Knecht Ruprecht lässt eine Verbindung zwischen den beiden Figuren erahnen. Dafür spricht auch ihr belohnendes bzw. bestrafendes Verhalten sowie dass beide bevorzugt in den Wintermonaten auftreten.
Siehe auch unter:
[Bearbeiten] Geschichte des Perchten-Brauchtums
Die Percht als Teil der Wilden Jagd war bereits in der Antike fester Bestandteil der Neujahrszeremonien. Mit der zunehmenden Christianisierung im Alpenraum zu Beginn des Mittelalters wurde die Perchta-Holla dann zunehmend zur Gestalt der "domina Berchta", einer Personifierung der Trägheit und Verschwendungssucht. Eine Übertragung des Namens der Perchta auf die sie begleitenden Dämonen und Geister findet man erstmals im 16. Jh.. Deren wildes Treiben wurde in den folgenden Jahrhunderten allerdings zunehmend als unchristlicher Aberglaube abgetan und es gab Anstrengungen seitens der katholischen Kirche dieses Brauchtum zu unterbinden. Eine Renaissance erlebten die Perchtenkulte erst wieder mit der Säkularisation und einer sich ändernden Einstellung zur Volkskultur im 19. Jh.
[Bearbeiten] Perchtenlaufen heutzutage
Vermehrt bis in die 50er Jahre und vereinzelt noch heute finden sich in manchen Orten in Süddeutschland und den Alpen die Perchtenläufe, insbesondere in der Zeit um den 5. Dezember und in der Nachweihnachtszeit (den sogenannten 12 Rauhnächten von Heiligabend bis Dreikönigstag). Inwieweit das Perchtenlaufen wirklich auf heidnische Bräuche zurückgeht, ist umstritten.
In Salzburg wurde das Fest der Perchta 1941 zum letzten Mal mit Masken gefeiert. So genannte Schönperchten (Tresterer) finden sich noch heute in Zell am See, Stuhlfelden und Unken. Neben den Schönperchten treten auch Schiachperchten (von österr., bayr. schiach = „hässlich“) auf, die eine hässliche oder greuliche Maske tragen. Auch in Bayern finden noch heute z. B. in Nonn bei Bad Reichenhall und im Rupertiwinkel in Ainring und Laufen (Salzach) Perchtenläufe statt. In Kirchseeon bei München wurde, angeregt durch ältere Überlieferungsfragmente, das Perchtenlaufen ab 1954 wieder zum jährlichen Brauch. Am bekanntesten ist der Pongauer Perchtenlauf. Dieser findet abwechselnd in den vier Gemeinden: St.Johann/Pg, Altenmarkt, Bischofshofen und Bad Gastein am 6. Januar statt. Nachweislich wurden die ersten Perchtenläufe schon vor 1850 ausgetragen. Zu sehen sind unter anderem Tafelperchten, Kappenperchten, Habergoaß, dem Bären mit Treiber, dem Rettenbachbock, Werchmandln sowie dem Jäger und Wilderer und dem Teufelsbrünnljäger als Figuren. Die Wilde Jagd findet noch immer in einem der Orte rund um den Untersberg (Großgmain, Viehausen, Maxglan, Morzg, Grödig, Anif, Marzoll oder in Leopoldskron-Moos) ihre Darstellung. Und Schnabelperchten kennen Rauris, Wörth und Bad Gastein. Viele dieser Perchtaufführungen sind aber eher als touristische Attraktion, denn als lebendiges Brauchtum zu bewerten. Es existieren jedoch noch eine Vielzahl von sogenannten Passen, Vereinigungen, die Perchtenkostüme herstellen und Perchtenläufe veranstalten.
Im Gebiet des österr. Salzkammergut und im steir. Ennstal lebt das Perchten-Brauchtum auch noch fort. Am Abend des 5. Januar kann sich jeder, der Lust und Laune dazu hat, als Percht verkleiden, um dann von Haus zu Haus zu ziehen, wo Ihm, je nach Laune des Besitzers, Einlass gewährt wird und er reichlich bewirtet wird, oder nicht. Als "Verkleidung" dienen meist alte Stofffetzen (diese, oder im Hinterberg speziell Rosshaare, bedecken auch das Gesicht), als Ausnahme gilt Altaussee, wo es auch sog. "Pelzperchten" ("Bärigln") gibt. Der Percht "kontrolliert" das Haus auf Sauberkeit - ganz im Sinne der Frau Perchta-Sage - und darf, während er sein Gesicht noch verborgen hält, kein Wort sprechen. Wichtiges Utensil der Perchten ist die Glocke, mit der der Winter "ausgetrieben" werden soll. Der Besuch von Perchten wird im Volksmund als glücksbringendes Omen hochgehalten.
Das Perchtenlaufen vermischt sich inzwischen mehr und mehr mit einem anderen Brauch der Alpenregion, dem Krampuslaufen.
In Österreich ist ein sehr interessanter und aktueller Dokumentarfilm zum Perchten- und Krampusbrauchtum gedreht worden. "Von einer, die auszog das Gruseln zu lernen" (Österreich 2005) berichtet erfrischend unkonventionell von Akteuren und Machern eines Brauches, der zum Event geworden ist.
[Bearbeiten] Liste der Perchtengestalten
- Frau Bercht / Perchta
- Berigl
- Bechtra
- Berchtlmuada
- Bechtrababa
- Lutzl (von Lucia)
- Sampa
- Stampa, Tresterer
- Zamperin
- Zampermuada
- Perschtln
- Pudelfrau
- Pudelmuatta
- Rauweib
- Hovangoas oder Hoabergoaß, Habergeiß
- Läufer
- Scheller
- Tamperer
- Hexe
- Holzmandl, wie Moosmann / Aumann, oder Wurzelmann
[Bearbeiten] Siehe auch
Mühlbacher Holzmusik, Sternsinger, Glöckler, Frau Holle (Grimms Märchen), Volkstum, Krampus, Winterbrentlerin
[Bearbeiten] Weblinks
- www.perchten.at Internationale Vereinsübergreifende Linksammlung zu Perchtenvereinen
- Videoclip Tresterer Tanz mit Brauch und Perchten und Figuren.
Commons: Perchta – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
[Bearbeiten] Literatur
- Felix Müller; Ulrich Müller: Percht und Krampus, Kramperl und Schiach-Perchten. In: Ulrich Müller; Werner Wunderlich (Hrsg.): Mittelalter-Mythen 2. Dämonen-Monster-Fabelwesen. St. Gallen 1999, S. 449 - 460.