Pesterwitz
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Pesterwitz ist eine Ortschaft auf dem Gebiet der Stadt Freital im Weißeritzkreis im Freistaat Sachsen.
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[Bearbeiten] Geographie
Der Ort liegt auf einer Anhöhe zwischen dem Tal der Weißeritz mit Freital und dem Tal der Elbe mit Dresden. Die anliegenden Stadtteile sind Altfranken, Altgorbitz, Altroßthal, Dölzschen (alle zu Dresden), Potschappel, Zauckerode, Wurgwitz (alle zu Freital).
[Bearbeiten] Wappen
Das Pesterwitzer Wappen zeigt auf weiß/weinrotem Grund eine Weintraube, eine Hacke, sowie Schlägel und Eisen.
Dies verweist auf die wichtigsten Einnahmequellen des Ortes: Den Weinbau, die Landwirtschaft, die bis heute betrieben werden, und den Bergbau, welcher aber seit dem 19. Jahrhundert ruht.
[Bearbeiten] Geschichte
Der Ort wurde angeblich 1068 erstmals in einer Urkunde von Heinrich IV. erwähnt. Darin wird der Burgward Bvistrici (Bystry = sorbisch: wild, reißend) erwähnt, den Generationen von Forscher zum „Burgward Pesterwitz“ erklärten. Bei näherem Hinsehen erweist sich das aber als konstruiert, der scheinbar bezeichnende Flurname „Burgwartsberg“ entstand erst im 19. Jahrhundert; und der Ortsname Pesterwitz hat etymologisch mit dem Flussnamen Weißeritz/Bvistrizi nichts zu tun. Das hat Manfred Kobuch erkannt und seine Ansicht hat sich heute bei allen Fachleuten durchgesetzt. Der Mittelpunkt von Bvistrizi, den heute so genannten Weißeritzburgward, wird nun verstärkt in der Gemarkung Plauen gesucht (Burgwall am Hohen Stein).
Stattdessen wird der Burgberg heute als Standort der Burg Thorun betrachtet, die der Burggraf von Dohna erbauen ließ und die den Anlass zur Ersterwähnung der Stadt Dresden gab, denn Markgraf Dietrich von Meißen entschied 1206 in einer zu Dresden datierten Urkunde, dass die Burg auf bischöflichem Territorium stand und abgerissen werden musste. Zur Erinnerung an dieses Ereignis wurde 2006 ein Gedenkstein auf dem Burgberg eingeweiht.
Der Geheimsekretär Christian Reichbrod von Schrenkendorf (* 1613; † 27. Dezember 1660) des Kurfürsten Johann Georg I. erwarb 1649, 1650 und 1653 drei Güter in Pesterwitz und wurde Rittergutsbesitzer von Pesterwitz. Seine Nachfahren teilten sich in zwei Linien, die Klingenberger und Pesterwitzer Linie. Die Pesterwitzer Linie erlosch mit Christian Ehrenreich Reichbrod von Schrenkendorf († 29. September 1735 in Teplitz) und seine Schwester und Universalerbin Christiane Hedwig von Hohberg auf Börna behielt das Rittergut noch bis 1737.
1737 ging das Rittergut in den Besitz des Reichsgrafen Heinrich von Brühl über. 1740 erwarb es Friederica Sidonia von Nimptsch. 1794 ließ Günter Carl Albrecht von Nimptsch das barocke Schlösschen „Jochhöh“ erbauen.
In den Jahren 1817 bis 1837 wurde der Tiefe Elbstollen angelegt, der auch unter der Gemeinde Pesterwitz durch den Berg geht. In diesem 6,5 km langen Stollen sollte die abgebaute Kohle aus den Zauckeroder Bergwerken per Schiff zur Elbe transportiert werden. Der Tiefe Elbstollen existiert noch und wird derzeit aufwändig saniert.
Die Familie der Freiherren von Burgk sind von 1847 bis 1945 die letzten Besitzer des Ritterguts. Im Mai 1945 wird das Rittergut beschlagnahmt und ab Juli 1945 Versorgungsgut der Roten Armee. Von Herbst 1949 bis 1991 wird es zum VEG Pesterwitz (Volkseigenes Gut).
Der Landwirtschaftliche Betrieb wird nach der Wende zum „Gut Pesterwitz“ und die Gebäude des ehemalige Rittergut umgebaut in Wohnungen und Geschäftsräume. Im Gemeindegebiet werden mehrere Neubaugebiete ausgeschrieben. Eines davon ist z. B. das sogenannte „Beamtenviertel“. Dieses Viertel liegt nah am Ortskern und ist zum größtenteil für Beamte gedacht. 1994 wurde es vom damaligen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf eingeweiht. Nach einem negativen Bürgerentscheid für eine Eingemeindung in die Stadt Dresden, wurde am 1. Januar 1999 die Gemeinde Pesterwitz in die Stadt Freital eingemeindet.
[Bearbeiten] Politik
Von 1991 bis 2000 war Klaus Mättig Bürgermeister bzw. Ortsvorsteher von Pesterwitz. Heute ist er Oberbürgermeister von Freital.
[Bearbeiten] Wirtschaft
Zahlreiche Bewohner sind in Freital und in Dresden beschäftigt. Der Hauptwirtschaftszweig in Pesterwitz ist die Landwirtschaft und der Obstanbau, vorrangig Äpfel. Im Gut Pesterwitz kann man dann die landwirtschaftlichen Erzeugnisse kaufen. Neben dem Gut gibt es noch einige Geschäfte, die die Grundversorgung der Bewohner übernehmen (wie z.B. vier Bäcker, ein Fleischer und drei Blumenläden). Seit der Renovierung des Ritterguts haben sich auch ein Zahnarzt, eine Apotheke und ein Reisebüro angesiedelt. Die größten Arbeitgeber im Ort dürften wohl das „Alten und Pflegeheim“, das Hotel Siegel sowie der EDEKA-Supermarkt sein. Weiterhin gibt es noch einen Fahrschule, eine Töpferei, einen Verlag, eine Werbeagentur und den Kräuterhof „Salvia“.
[Bearbeiten] Öffentliche Einrichtungen
- Grundschule Pesterwitz
- Kindergarten
- Bürgerbüro Pesterwitz
- Feuerwehr Freital, Löschzug Pesterwitz
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sehenswert ist die St.-Jakobus-Kirche, deren Architekt der sächsische Kirchenbaumeister Woldemar Kandler ist (Koordinate) , und die alte Pesteiche (Koordinate). Auf dem Friedhof des Ortes gibt es das „Das Sechsfache Tränenopfer“ zu sehen. Dieses Denkmal erinnert an die Pfarrersfamile Opitz, die um 1760 sechs Familienmitglieder innerhalb kurzer Zeit verlor (Koordinate). Außerdem steht auf dem Friedhof die Lucknerkapelle, der Familie Luckner, Verwandte des Seeteufel Felix Graf von Luckner (Koordinate).
An einigen Aussichtspunkten hat man einen sehr schönen Blick über Dresden oder Freital. Etwas außerhalb des Ortes liegt das Weinbergschlösschen Jochhöh (Koordinate), das lange Zeit als Alten- und Pflegeheim diente. Sehenswert ist ebenfalls der Burgwartsberg (249,4 m), um den sich mehrere Sagen ranken (Koordinate).
Der Schatz im Burgwartsberg
Es ist nicht belegt, aber die Sage berichtet, dass in grauer Vorzeit eine mit starken Waffen geschützte Burg auf dem Berg stand, die das von den Deutschen eroberte Gebiet vor Überfällen schützen sollte. Auf der Burg lebte der Burgwart. Noch heute heißt die Erhebung Burgwartsberg. Der Sage nach befindet sich im Inneren des Berges ein Schloss mit riesigen Schätzen. Unter anderem sei da eine Braupfanne voller Gold. Einstmals wollte die Burgwartstochter Edelgard den Schatz heben und ließ sich, um die unterirdischen Gänge benutzen zu können, in eine Kröte verwandeln. Noch heute bewacht sie, in diesen hässlichen Körper gepresst, den Schatz. Nur alle 300 Jahre zeigt sie sich in ihrer wirklichen Gestalt und bittet junge, uneigennützige Männer um Erlösung. Aber bis heute ist es niemanden gelungen, das Krötenungeheuer dreimal zu küssen. So liegt der Reichtum nach wie vor im Berg. In der Mitte des vergangenen Jahrhunderts haben Bergleute versucht, unter dem Plateau des angenommen Burgplatzes einen Stollen zu graben, um in den Besitz des Goldes zu gelangen, leider vergeblich. So soll noch heute in der Johannisnacht ein blaues Licht aus dem Berg leuchten und den Weg zum Schatz zeigen. Wer hat das Licht gesehen?
[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen
Regelmäßig werden in der St.-Jakobus-Kirche seit Jahren die „Pesterwitzer Konzerte“ veranstaltet. Dabei traten auch schon Größen wie z. B. am 17. September 1993 der Liedermacher Gerhard Schöne auf.
Natürlich wird auch hier der Fasching gefeiert. Außerdem finden jährlich im Januar die Aprés-Ski-Party, im Juni das Sport- und Vereinsfest des SV Pesterwitz und im September das Herbst- und Weinfest statt.
[Bearbeiten] Sport
Sportlich kann man sich beim SV Pesterwitz e.V. betätigen. Dort kann man dank gut ausgebauter Sportanlagen Fußball, Tennis, Volleyball, Beachvolleyball, Basketball, Callanetics, Geräteturnen oder Kegeln betreiben. Beim Schützenverein wird das Schießen geübt. Seit 2003 besitzt Pesterwitz eine BMX-Bahn für alle Interessierten. Im gleichen Jahr gründete sich übrigens auch der 1. Pesterwitzer Ski-Club.
[Bearbeiten] Verkehr
Regelmäßige Busverbindungen bestehen mit der DVB-Linie 90 nach Dresden, sowie mit den RVD-Linien D und 337 nach Freital.
Die A 17 führt zwar zwischen dem Tunnel Altfranken und dem Dölzschener Tunnel durch das Gebiet der Gemeinde, aber hat hier keinen Anschluss. Die nächste Abfahrt ist in ca. 5 km Entfernung Dresden-Gorbitz, an der B 173. Der nächste Verkehrsflughafen ist der Flughafen Dresden in Dresden-Klotzsche, er ist über die A 17/A 4 in ca. 20 Minuten zu erreichen.
[Bearbeiten] Literatur
- Manfred Kobuch, Der Burgward Pesterwitz – ein Irrtum, in: Neues Archiv f. Sächs. Geschichte 68. Bd. (1997), S. 313-326
- André Thieme, Manfred Kobuch: Die Landschaft Nisan vom 10. bis 12. Jahrhundert – Siedlung, Herrschaft und Kirche, in: Geschichte der Stadt Dresden, Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges, hrsg. von Karlheinz Blaschke unter Mitwirkung von Uwe John, Stuttgart 2005, S. 63-88 und 645-649.
[Bearbeiten] Weblinks
- http://www.pesterwitz.com - Webseite des Ortschronisten
- http://www.pesterwitz.de
Koordinaten: 51° 1' 41" N 13° 39' 14" O