Phalanx
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Als Phalanx bezeichnet man eine Schlachtreihe, wie sie insbesondere im antiken griechischen Kulturkreis im Gefecht üblich war. Das Wort wurde im 18. Jahrhundert aus dem Lateinischen übernommen und entstammt dem griechischen phálagx, womit eine Schlachtreihe gemeint war. Ursprünglich bezeichnete man mit dem griechischen Wort eine Walze oder einen Balken.
Die Phalanx leitete im griechischen Altertum den Übergang von Einzel- zu Formationskämpfen ein. Die Phalanx wurde wahrscheinlich von den Spartanern im 7. Jahrhundert v. Chr. erfunden. Sie bestand aus gepanzerten Hopliten, die mit einer ursprünglich etwa zwei Meter langen, später immer länger (bis zu 7 Meter) werdenden Lanze bewaffnet waren. Diese Lanze war oftmals auch noch mit einer Bronzespitze am unteren Ende des Schaftes versehen. Diese diente dazu, im Falle eines feindlichen Kavallerieangriffs, die Lanze in den Boden zu rammen. Dadurch bot sie den Reitern größeren Widerstand als wenn sie von einem Soldaten gehalten wurde und schaffte so ein nahezu unüberwindbares Hindernis. Außerdem konnte die hintere Spitze als Sekundärwaffe benutzt werden falls die Lanze brach oder im Falle, dass die Lanze noch ganz war, dazu verwendet werden auf gestürzte Gegner einzustechen, die man in der Vorwärtsbewegung überging. Die Phalanx war eine geschlossene, lineare Formation, die sich aus mehreren Reihen von Hopliten zusammensetzte.
Ursprünglich war die Phalanx 8 Glieder in offener, 4 Glieder in geschlossener Ordnung tief. Später war die Aufstellung oft tiefer. Im 4. Jahrhundert v. Chr. wurde sie vom Thebaner Epameinondas zu einer neuartigen Schlachtordnung, der „schiefen Schlachtordnung“, umgestaltet. Das Problem bei der linearen Aufstellung war, dass jeder Phalangit sich für seine rechte Seite auf den Schutz des Schildes seines rechten Nebenmannes verlassen musste. Deshalb verzogen sich die Phalangen und prallten nicht parallel aufeinander. Im Ergebnis siegte so meist der rechte Flügel. Um dies zu verhindern – der erste aufgezeichnete Gebrauch dieser neuen Taktik, so Donald Kagan, wurde von Pagondas, Sohn von Aeolidas, im Peloponnesischen Krieg 424 v.Chr. bei Delium/Delion (in dieser Schlacht kämpfte auch Sokrates mit) genutzt – verstärkte Pagondas den rechten Flügel mit 25 Reihen, statt der üblichen 8 Reihen. Auch Epameinondas nutzte dieses Wissen, in dem er den schwachen rechten Flügel 50 Mann tief mit Elitetruppen gegenüber 12 Mann tief bei seinem Gegner staffelte. Damit konnte er die Schwäche des rechten Flügels mehr als kompensieren und errang vernichtende Erfolge. Es scheint aber nicht so, als ob die Methode in dieser extremen Form von anderen Feldherren direkt übernommen wurde.
Ein weiteres Problem stellte die Abwehr von Geschossen dar: Da die Phalangiten in einer Phalanx sehr nah beieinander standen konnten sie sich nur schwer gegen feindliche Pfeile oder Wurfspeere schützen. Sie konnten ihnen nicht ausweichen und wegen des Platzmangels war es auch schwer sich mit seinem Schild zu schützen, selbst das nahende Unglück überhaupt zu sehen war schon schwer genug. Deshalb hielten die Phalangiten ihre Lanzen nach hinten hin in immer größer werdendem Winkel nach oben, um so eine Art Schutzschild gegen die Geschosse zu bilden. Aufgrund der Breite so einer Lanze war diese Verteidigung nicht gerade effektiv, aber quasi die einzige Möglichkeit sich überhaupt zu schützen.
Die nächste Weiterentwicklung der Phalanx geschah unter dem makedonischen König Philipp II. Die militärischen Erfolge der Makedonen im 4. Jahrhundert v. Chr. wurden zu einem nicht unerheblichen Teil durch ihre Verbesserung der Phalanx-Taktik begründet. Die makedonischen Phalangiten trugen lediglich leichte Rüstungen, wodurch sich das makedonische Heeresaufgebot stark vergrößerte, da jeder Kämpfer für seine Ausrüstung selbst aufkommen musste. Zudem verwendete ein Großteil der Makedonen (pezhetairoi) eine über fünf Meter lange Lanze, die Sarissa. In den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den anderen griechischen Stämmen waren die Makedonen dadurch meist überlegen. Damit gestürzte Gegner sich nicht wieder aufrichten konnten, stachen die hinteren Reihen der Pezhetairen beim Vorrücken mit dem ebenfalls spitzen, unteren Ende ihrer Sarissa auf sie ein. Nach dem Tode Alexanders 323 v. Chr. entbrannten die Diadochenkriege, in denen Sarissen mit einer Länge von bis zu 7 Metern zum Einsatz kamen.
Die Kampfweise in einer Phalanx erforderte eine äußerst hohe Disziplin. Ließ ein Phalangit seine Lanze fallen, konnte dies die Niederlage der gesamten Formation nach sich ziehen. Die Phalangiten in den hinteren Reihen hatten ein stark eingeschränktes Sichtfeld und konnten nur ihre Vordermänner sehen, weshalb der Tod im Kampf für sie stets überraschend kam. Die Phalangiten setzten ihre linke Schulter bzw. ihren Schild dazu ein, um ihren Vordermann anzuschieben, wobei manche zu Boden fielen und von ihren eigenen Kameraden zu Tode getrampelt wurden. War es einem gegnerischen Schwertkämpfer gelungen, in eine Phalanx einzudringen, griff er ungehindert die empfindlichsten Körperteile der Phalangiten an, wobei es sich um die Gliedmaßen und die Genitalien handelte. Aus diesem Grund ging man später dazu über Phalangiten auch mit leichten Kurzschwertern auszurüsten damit im Falle eines Durchbruchs die Soldaten nicht völlig hilflos waren. Da die Phalangiten es aber gewohnt waren in der Phalanx zu kämpfen und dies Hauptteil ihrer Ausbildung war, waren sie dem Gegner im Kampf Mann gegen Mann trotzdem meistens hoffnungslos unterlegen. Eine Flucht aus einer Phalanx war nahezu unmöglich. Blieb eine Phalanx jedoch intakt, richtete sie schwere Verluste an.
Ähnlich wie zunächst die Griechen kämpften die Römer in der Schlacht in zahlreichen Einzelkämpfen. Unter griechischem Einfluss gingen die Römer im Zuge der Servianischen Heeresreform dazu über, in geschlossener Schlachtreihe zu kämpfen. Die entsprechende Formation war die kleinste militärische Einheit/Abteilung (Classis) der römischen Infanterie. Diese Formation war nach der Panzerung und Bewaffnung der Soldaten gestaffelt, mit den schwer gepanzerten Kämpfern in den ersten Reihen und den leicht gepanzerten in den letzten Reihen. Mit ihren großen Schilden bildeten die Römer oftmals spezielle Formationen wie die „Schildkröte (Testudo)“. Bis zum Untergang des Römischen Reiches kämpften die römischen Legionäre in geschlossener Schlachtreihe. Im Kampf gegen griechische Phalanx-Formationen waren die römischen Truppen meist überlegen, da ihre Schlachtordnung aufgrund der kleineren Formationen flexibler war. Die Römer warfen zunächst auf eine bestimmte Stelle der Phalanx ihre Wurfspeere (Pila), und stürmten dann mit gezücktem Kurzschwert (Gladius) in die so erzeugte Lücke.
Von der Völkerwanderungszeit bis zum Spätmittelalter kämpfte man in Europa nicht mehr in einer mit der Phalanx vergleichbaren Schlachtreihe. Die Schlachten wurden wie in griechischer und römischer Frühzeit in zahlreichen Einzelkämpfen ausgetragen. Erst im 15. Jahrhundert ging man von der Schweiz ausgehend in großen Teilen Europas dazu über, im Gefecht tief gestaffelte Pikenier-Formationen zu bilden. Abgelöst wurden diese gegen Ende des 17. Jahrhunderts durch Formationen, die ausschließlich aus Musketenschützen bestanden. Diese Lineartaktik unter Verwendung von Feuerwaffen lässt sich als neuzeitliche Weiterentwicklung der Phalanx betrachten. Mit der drastischen Weiterentwicklung der Waffentechnik im 19. Jahrhundert wurde der Kampf in Schlachtreihe weitestgehend aufgegeben.
Siehe auch: Makedonische Phalanx, Römische Kampftechnik
[Bearbeiten] Literatur
- John Warry: Warfare in the Classical World. University of Oklahoma Press, Norman 1995, ISBN 0-8061-2794-5.
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Phalanx – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
Commons: Phalanx – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |