Phantominsel
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Phantominseln sind Inseln, die auf historischen Karten als Insel verzeichnet oder in historischen Schriftstücken als Insel beschrieben sind. Sie sind nach heutigem Wissensstand weder sicher auf eine bestehende Insel ableitbar, noch vulkanisch/tektonisch/klimatisch oder durch Erosion unter den Meeresspiegel gesunken. Die meisten Phantominseln waren zeitweise auf Seekarten eingetragen. Auch heute gibt es noch ungesicherte Eilande, besonders im Südpazifik. Zur Zeit ist beispielsweise die Existenz der beiden in vielen zeitgenössischen Atlanten eingetragenen Riffe Ernest-Legouvé und Maria Theresia umstritten. Zu den Phantominseln zählen auch die sogenannten Flyaway Islands.
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[Bearbeiten] Reale Wirkungen von Phantominseln
Auch wenn Phantominseln nichtexistente Inseln sind, handelt es sich bei ihnen nicht (nur) um amüsante Randerscheinungen der Kartografie. Viele dieser Inseln haben reale Wirkungen gehabt: Expeditionen sind aufgebrochen, um sie zu suchen, Menschen wurden für ihre Entdeckung reich belohnt (z. B. João Vaz Corte-Real für seine Entdeckung der Phantominsel Bacalao), Handelsgesellschaften zahlten Gelder für das Recht mit ihnen zu handeln (z. B. die Hudson's Bay Company für das Handelsrecht mit der Insel Buss, Seefahrer wagten sich im Vertrauen auf die Möglichkeit, bei ihnen vor Anker zu gehen, auf den Atlantik. Angeblich hoffte beispielsweise Kolumbus bei seiner ersten Reise, die zur Entdeckung Amerikas führte, auf eine Zwischenstation auf der Phantominsel Antillia.
[Bearbeiten] Ursachen für das Auftauchen von Phantominseln
Die ältesten Phantominseln haben ihre Ursachen in antiken oder christlichen Legenden. Antilia, die Sankt Brendaninseln oder Hy Brasil wurden auf Seekarten eingetragen, da Kartografen und Seefahrer der jeweiligen Zeit überzeugt waren von der Wahrheit frommer Legenden über Bischöfe oder Heilige, die auf der Flucht vor „den Heiden“ ideale christliche Reiche auf fernen Inseln im Atlantik errichtet hatten. Mit dem Zeitalter der Entdeckungen verschwanden diese Inseln nicht etwa von den Seekarten. Wenn ein Seegebiet offenkundig nicht die dort bis dahin vermutete legendäre Insel aufwies, dann wurde angenommen, dass diese Insel sich noch weiter westlich im Atlantik befand.
Etliche Inseln wurden zudem im Laufe der Jahrhunderte mehrfach entdeckt. Teils war die Kenntnis über bestimmte, in der Antike bereits bekannte, Inseln im Lauf des Mittelalters wieder verloren gegangen (z. B. über die kanarischen Inseln oder die Azoren). Gelegentlich waren wohl auch diese einmal bekannten Inseln mitverantwortlich für die Entstehung von Legenden der oben beschriebenen Art. Trafen Seefahrer nun auf die reale Insel, entsprach diese nicht den legendenhaften Vorstellungen und die Insel mit den „richtigen“ legendären Attributen musste sich weiter im Westen befinden. Teils hatte die Erstentdeckung keine Spuren auf der betreffenden Insel hinterlassen und ihre geographische Lage war ungenau wiedergegeben bzw. der „Zweitentdecker“ befand sich im Irrtum über seine eigene geographische Lage.
Magnetische Kompassabweichungen und unsichtbare Meeresströmungen, die ein Schiff erheblich schneller fahren oder unmerklich abdriften lassen konnten, sorgten für exakte Beschreibungen nichtexistierender Inseln. Z. B. war fast drei Jahrhunderte lang auf allen Karten des Nordatlantik die Insel Buss eingetragen. Wahrscheinlich hatten starke Strömungen gleich mehrere Besucher der „Insel Buss“ so weit von ihrem angenommenen Kurs Richtung Norden abgebracht, dass sie die Südspitze Grönlands (deren geografische Lage lange Zeit zu weit nördlich angesetzt war) für eine Insel südwestlich Grönlands hielten.
Neben Legenden, Doppelentdeckungen und nautischen Irttümern sind natürlich auch Seemannsgarn, bewusste Irreführungen durch ruhmsüchtige Kapitäne und optische Täuschungen Ursachen für Phantominseln gewesen. Auf keinen Fall aber beschränken sich diese Phänomene ausschließlich auf ein vorwissenschaftliches, unaufgeklärtes Zeitalter. Eine der letzten großen Phantominseln, die im Atlantik auftauchte war 1884 die von dem Deutschen Johann Otto Polters „entdeckte“ und später vergeblich wieder gesuchte Insel „Kantia“, benannt nach dem größten Vertreter der deutschen Aufklärung, Immanuel Kant.
[Bearbeiten] Phantominseln
- Antilia
- Aurora-Inseln
- Bacalao
- Baltia
- Bra
- Bradley-Land
- Hy Brasil, Brasilinsel
- Sankt Brendaninseln
- Buss (Phantominsel)
- Buyan
- Caravanserralius Island
- Isle of Demons
- Dougherty
- Drogeo
- Ernest-Legouvé-Riff
- Estotiland
- Ferdinandea Island
- Frisland
- Great Ireland (Irland it mikla)
- Icaria
- Jupiter Reef
- Kantia
- Keenan-Land
- Lomea
- Isle of Mam
- Marcy's Island
- Maria Laxara
- Maria-Theresia-Riff
- St Matthew Island
- Mayda
- New St. Helena
- Pepys Island
- Île Philippaux
- Podesta
- Punic Brazil cape
- Rangitiki
- Roca Island
- Rocabarraigh
- Rupes Nigra
- Sannikov-Land
- Sarah Ann
- Satanzes
- Saxemberg
- Schjetman Reef
- Snakes Islands
- Taprobana
- Thompsoninsel
- Torca Island
- Tyno Helig
- Wachusett Reef
- Wülpensand
[Bearbeiten] Unechte Phantominseln
[Bearbeiten] Halbinseln und zuordbare Inseln
Mit der verbesserten Kenntnis über geografische Zusammenhänge und frühere Seewege, sind eine Reihe von scheinbaren Phantominseln heute eindeutig zuordbar. Damit sind es keine Phantominseln mehr.
- Island of California
[Bearbeiten] Mythische Inseln
Mythische Inseln sind Bestandteile von Sagen und Legenden. Oft ist ihr Inselstatus eher im übertragenen Sinne als geografisch zu verstehen.
[Bearbeiten] Hypothetische Inseln
Hypothetische Inseln entstanden aus der Idealisierung historischer Kartenbilder. Zu große Landmassen ohne Seen im Innern schienen bis ins 19. Jahrhundert genausowenig denkbar, wie zu weite Meere ohne Inseln. Auch konnte man sich das "Übergewicht" an Land auf der Nordhalbkugel nicht vorstellen. So fanden Inseln und Landmassen auch Eingang in die Landkarten. Sie wurden nie gesichtet, gleichwohl hat man nach ihnen gesucht.
[Bearbeiten] Literatur
- Donald S. Johnson, Fata Morgana der Meere, Diana-Verlag, 1999, ISBN 3828450199
- Henry Stommel, Lost Islands: The Story of Islands That Have Vanished from Nautical Charts, University of British Columbia Press (1984) ISBN 0-7748-0210-3