Philipp Bouhler
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Philipp Bouhler (* 11. September 1899 in München; † 19. Mai 1945 in Dachau (Selbstmord)) war ein nationalsozialistischer Parteifunktionär, Publizist, Chef der Kanzlei des Führers, SS-Obergruppenführer und Leiter des Euthanasie-Programms, der so genannten Aktion T4.
Bouhler wurde als Sohn eines verabschiedeten Obersten 1899 geboren und war fünf Jahre im königlich bayerischen Kadettenkorps. Er nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil und wurde schwer verwundet. 1919 bis 1920 studierte er vier Semester Philosophie und wurde 1921 Mitarbeiter im Verlag des Völkischen Beobachter. Bereits im Herbst 1922 wurde er zweiter Geschäftsführer der NSDAP. Nach dem Putschversuch in München und der darauf folgenden Neugründung der Partei 1925 wurde er Reichsgeschäftsführer der NSDAP. Nach der Machtergreifung wurde er 1933 Reichsleiter und Reichstagsabgeordneter für Westfalen.
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[Bearbeiten] Funktionen
Ein Jahr darauf wurde er zum Polizeipräsidenten von München, nur einen Monat später zum Kanzleichef von Adolf Hitler ernannt. Die Stelle wurde erst am 17. November 1934 eigens eingerichtet und war in erster Linie für Angelegenheiten der Partei bestimmt. Dort wurden zum Beispiel Geheimerlasse für die Partei vorbereitet und interne Angelegenheiten geregelt, bevor sie Hitler vorgelegt wurden. Bouhler war darüber hinaus Vorsitzender der Parteiamtlichen Prüfungskommission zum Schutz des nationalsozialistischen Schrifttums. In dieser Kommission wurde festgelegt, welche schriftstellerischen Erzeugnisse als nationalsozialistisch gelten sollten.
Bouhlers Dienststelle war einer der internen Kommunikationspunkte, über die Hitler heikle oder persönliche Aufgaben mit Außenwirkung abwickelte. Er kümmerte sich bei Zuschriften aus der Bevölkerung mit Bitten um materielle Hilfe, Übernahme von Ehrenpatenschaften, Vermittlung von Arbeitsplätzen, Gnadenerweise, Wiederaufnahme in die NSDAP oder Glückwünsche zum Geburtstag Hitlers. Darüber hinaus war Bouhler auch für die Privatkorrespondenz Hitlers zuständig. Außerdem wurden Listen und Beurteilungen von deutschen und inländischen Professoren angelegt und auch Unterlagen über Hitlers Familiengeschichte gesammelt. Bouhler war aber auch für besonders heikle Missionen zuständig. Die wichtigste davon war die Durchführung des Euthanasieprogramms. Dabei stellte seine Dienststelle das Personal und war direkt dem Befehl Bouhlers unterstellt. Zunächst wurden Geisteskranke und Schwerstbehinderte ermordet und verschiedene Tötungsmethoden wie z. B. durch Vergasen erprobt. Eine derartige Einrichtung war Schloss Hartheim in Oberösterreich. Es wurde 1939 enteignet und 1940 zur Tötungsanstalt für den Südosten des Reiches umgebaut.
Ebenso wurde das Personal und Einrichtung für die Vernichtungslager in Polen gestellt, in denen Juden mit Gas ermordet wurden. Am 24. August 1941 musste Bouhler auf Befehl Hitlers das Euthanasieprogramm einstellen, da es in der Bevölkerung weitgehend abgelehnt wurde und starke Beunruhigung hervorgerufen hatte.
1939 schrieb Bouhler das Buch "Kampf um Deutschland", sodann "Adolf Hitler. Das Werden einer Volksbewegung". 1942 veröffentlichte Bouhler das Buch „Napoleon – Kometenbahn eines Genies“, das zur bevorzugten Lektüre Hitlers werden sollte. Bouhler hat den am 26. August 1806 auf Befehl Napoleons hingerichteten Nürnberger Buchhändler Johann Philipp Palm nur kurz erwähnt. Zur gleichen Zeit wurde Palm in "Mein Kampf" und vielen NS-Schriften als Held stilisiert. Im gleichen Jahr wurden 92 Mitarbeiter des Euthanasieprogrammes zur Mithilfe bei der sogenannten Aktion Reinhardt herangezogen, da sie als Spezialisten für die gleichsam industrielle Vernichtung von Menschen galten.
Bouhler, der selbst immer im Hintergrund blieb, lehnte sich Verlauf des Krieges immer mehr an Hermann Göring an. Gleichzeitig entstanden dadurch Spannungen zu den engsten Vertrauten Hitlers wie Goebbels und Himmler. In Görings Gefolge sollte Bouhler nach seiner Verhaftung durch die Amerikaner ebenfalls im Lager Dachau interniert werden. Auf dem Weg dorthin beging er am 19. Mai 1945 Selbstmord.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- Eisernes Kreuz (1914) II. Klasse
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Blutorden
- Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP
- Dienstauszeichnung der NSDAP in Bronze, Silber und Gold
- Kriegsverdienstkreuz II. und I. Klasse
- Ehrendegen des Reichsführer-SS
- Totenkopfring der SS
[Bearbeiten] Veröffentlichungen
- Kampf um Deutschland. 1939.
- Adolf Hitler. Das Werden einer Volksbewegung. 1942.
- Napoleon. Kometenbahn eines Genies. Verlag Georg D. Callwey, München 1942.
[Bearbeiten] Literatur
Literaturhinweise siehe im Hauptartikel: Die Euthanasiemorde in der NS-Zeit oder Aktion T4
[Bearbeiten] Weblinks
- Portraitfoto von Bouhler, fotografiert von Heinrich Hoffmann
- Lebenslauf mit Foto
Personendaten | |
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NAME | Bouhler, Philipp |
KURZBESCHREIBUNG | nationalsozialistischer Parteifunktionär |
GEBURTSDATUM | 11. September 1899 |
GEBURTSORT | München |
STERBEDATUM | 19. Mai 1945 |
STERBEORT | Dachau |