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Prinzipien von Studentenverbindungen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die drei wesentliche Merkmale einer Studentenverbindung sind einerseits das Lebensbundprinzip und das Conventsprinzip (Verbindung), und anderseits das akademische Prinzip, nämlich das akademische Lehren aufgebaut auf dem Niveau des Abiturs (Matura) im Gegensatz zu Fach- und anderen Schulen (Studenten).

Studentenverbindungen, vor allem solche aus der Burschenschafts- und der christlichen Tradition, geben sich aber oft bestimmte zusätzliche Prinzipien. Es handelt sich in der Regel um tradierte Grundsätze, die die Satzung einer Verbindung bestimmen. Aus ihnen sind einzelne Regeln des Verbindungslebens abgeleitet, die die obersten Grundsätze mit konkretem Inhalt füllen.

Diese treten meist als "Dreiklang" von einander zugeordneten Idealen auf, zum Beispiel: Ehre, Freiheit, Vaterland (Deutsche Burschenschaft), Gott, Freiheit, Vaterland (Schwarzburgbund), religio, scientia, amicitia, patria (Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen) oder Religion, Freundschaft, Wissenschaft (Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine).

Das Bekenntnis zu bestimmten Grundsätzen will diese besonders betonen, ohne damit andere Grundsätze auszuschließen. Die Reihenfolge beinhaltet eine Gewichtung, so dass das erstgenannte Prinzip meist das Hauptanliegen ausdrückt, das das Verständnis der übrigen Grundsätze bestimmt. Es liegt an jedem Mitglied, jeder Verbindung und jedem Dachverband, ob die Prinzipien, auf die sie sich berufen, wirklich die Fundamente ihres Selbstverständnisses bilden oder nur Lippenbekenntnisse sind.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Häufig vorkommende Prinzipien

[Bearbeiten] Gott und Religion

(lateinisch religio oder christianum).

Dieses Prinzip meint in der europäischen korporierten Tradition oftmals das Bekenntnis zum Christentum ("Christianum") oder zu einer bestimmten Konfession ("Religion"), etwa der Römisch-katholischen oder evangelischen Kirche. Studentenverbindungen anderer Religionen wie Judentum und Islam - sofern vorhanden - haben andere Ausdrücke; in christlichen Verbindungen werden sie, obwohl die Pluralität der Religionen anerkannt ist, nur in Ausnahmefällen aufgenommen.

Bei einigen konfessionellen Korporationen mit theologischer Geschichte (wie z.B. dem Unitas-Verband) wird das Prinzip Religion nicht extra erwähnt, da es implizit ist bei einem Verband, der früher nur aus katholischen Priesteramtskandidaten bestand.

In weniger starker Ausprägung kann mit dem Prinzip auch die Akzeptanz der christlichen Ethik als Grundlage der westlichen Werteordnung gemeint sein (Schwarzburgbund).

Das Ausfüllen dieses Prinzips kann sich als gemeinsamer Besuch von Gottesdiensten, Ausrichtung wissenschaftlicher Vortragsabende zu diesem Themenkreis oder dem Besuch von Fortbildungs-Veranstaltungen äußern, etwa von kirchlichen Trägern wie der Karl Rahner Akademie, der Katholischen Akademie Bayern, der Evangelischen Akademie Tutzing, Stift Loccum oder anderen.

[Bearbeiten] Freiheit

(lateinisch libertas).

Dieses Prinzip gehört zu den häufigsten, das auch ansonsten verschiedene Verbindungsarten und -traditionen eint. Es meint in der Regel ein Bekenntnis zur Freiheit des Einzelnen, Toleranz und Pluralität. Es stützt sich historisch auf die Ideale der französischen Revolution, die im deutschen Vormärz als nationale Befreiung und Einigung interpretiert wurden.

Ebenso gehört jener Teil der Freiheit dazu, den der Theologe Karl Rahner wie folgt beschrieb (Grundkurs des Glaubens 6, 1991, S. 49) : „Dort, wo Freiheit wirklich begriffen wird, ist sie nicht das Vermögen, dieses oder jenes tun zu können, sondern das Vermögen, über sich selbst zu entscheiden und sich selbst zu tun." Freiheit als Fähigkeit zur Selbstbestimmung ist immer mit der Verantwortung verknüpft, diese Freiheit nicht zu missbrauchen.

Aber auch Rosa Luxemburgs berühmter Satz, Freiheit sei immer die Freiheit des Andersdenkenden, wird als legitime Deutung des individuellen Freiheitsbegriffs anerkannt: Sie zielt auf die Verwirklichung von Verhältnissen, in denen die Respektierung verschiedener Meinungen erst nachhaltig ermöglicht wird.

[Bearbeiten] Vaterland

(lateinisch patria).

Das "Patria-Prinzip" ist sehr häufig in Studentenverbindungen und wird von verschiedenen Verbindungsarten geführt, darunter viele Burschenschaften und die meisten der im Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine und der im Cartellverband der katholischen deutschen Studentverbindungen zusammengefassten Vereine und Verbindungenin Katholische Verbindungen standen in der Tradition der Christlich-Sozialen in Österreich, deren Vorkämpfer, der Wiener Bürgermeister Karl Lueger eine besondere Form religiösen, nicht jedoch ethnisch-rassistischen Antisemitismus entwickelte.

Der Begriff Vaterland bekam durch die so genannten Befreiungskriege eine besondere Bedeutung,da sich viele Studenten und auch die Gründer der Urburschenschaft aktiv in den Freicorps gegen die französischen Armeen Napoleons beteiligten. In der Urburschenschaft manifistierte sich damals der Gedanke aus den vielen feudalen Kleinstaaten ein einheitliches Deutschland zu errichten. Ein antifranzösischer Reflex einigte viele Gruppen nach innen. Dessen ungeachtet bekämpfte das politische Establishment, allen voran Fürst Metternich vehement diese Keime nationalstaatlichen Denkens, weil viele Fürsten und Kleinstaatenlenker um Macht und Einfluss fürchteten und das Feudalsystem nach 1789 bedroht schien. Viele Burschenschafter, die gegen Kleinstaaterei und feudalen Obrikeitsstaat rebellierten, wurden eingesperrt und die Burschenschaft bekämpft und verboten. Ob sich nach Gründung der Europäischen Union das Prinzip Vaterland auf diese neue politische Struktur übertragen lässt, bleibt abzuwarten.

Aufgrund der deutschen Geschichte im Zwanzigsten Jahrhundert, wo Vaterland und Nation verabgottet und zum Angelpunkt eines rassisstischen Genozids (Holocaust) wurde, bezog sich das Prinzip Patria bei den Urburschenschaftern auf ein fortschrittliches Konzept, welches rückschrittliche Kleinstaaterei und Feudalwesen ablösen wollte. Anders als in Preußen entwickelte sich jedoch in Österreich durchaus ein antislawisch, antisemitsch und teilweise gegen den Katholizismus gerichteter Nationalismus, der seit Georg von Schönerer und besonders Karl Hermann Wolf stark völkisch, rassistische Züge entwickelte. Nach 1945 wurde das Prinzip Patria bei vielen - jedoch nicht bei allen - Verbindungen durch das Prinzip Verfassungspatriotismus abgelöst.

Dieses Prinzip zeigt sich etwa in der Integration des Fachs Staatsbürgerkunde in die "Fuxenstunden" für neue Mitglieder, später auch in der Teilnahme und Durchführung von Fortbildungen zu Themen wie EU oder Vereinte Nationen, eventuell Aufrufe zu Wahlen, Unterstützung von Diensten an der Gesellschaft: z.B. Wehrdienst, Zivildienst, Freiwilliges Soziales Jahr, ehrenamtliches Engagement beim Katastrophenschutz und anderen.

Einige Verbindungen fassen das "Patria"-Prinzip jedoch nicht als ein Bekenntnis zum aktuellen, sondern zu einem vergangenen politischen System auf: z.B. der Akademische Bund Katholisch-Österreichischer Landsmannschaften. Dieser Verband sieht als "Vaterland" eine konstitutionelle Monarchie mit dem Haus Habsburg als Dynastie und glaubt, dieses System könne Österreich in Zukunft besser dienen als die jetzige parlamentarische Demokratie. Die dort zusammengeschlossenen Korporationen bekämpfen die gegenwärtige Republikform Österreichs jedoch nicht aktiv.

Solche Ausformulierungen des Patria-Prinzips sind heute Ausnahmen. Die Regel ist jedoch, dass die Verbindungen sich die Auslegung ihrer Prinzipien aufgrund ihres Autonomie-Anspruchs selbst vorbehalten und die Prinzipien der Verfassung (Verfassungspatriotismus) anerkennen.

[Bearbeiten] Ehre

(lateinisch honor)

Dieses Prinzip gehört zu den schillerndsten Begriffen unter den Verbindungsgrundsätzen. Als generelle Leitlinie kann eventuell gelten: Unter "Ehre" ist die Menschenwürde jedes Mitglieds zu verstehen. Es geht dabei um eine grundlegende Achtung der Persönlichkeit des Einzelnen.

Da diese in einer Verbindung besondere Beziehungen zueinander eingehen, überträgt sich die Ehre meist auf die Korporation oder gar ihren Verband insgesamt.

Die jeweilige Ausformung des Ehrbegriffs kann nur den Einzelregeln jeder Verbindung, z.B. ihren Satzungen und Comments, und ihrer konkreten Praxis entnommen werden. Die Neue Deutsche Burschenschaft etwa versteht darunter das "aufrichtige Bemühen, dem Anspruch der menschlichen Verantwortung gerecht zu werden." Dazu ordnet sie das "Ansehen" diesem Ehrverständnis unter und betont eine "Sittlichkeit" in dem Sinne, dass "Denken, Reden, Handeln und Auftreten" ihrer Mitglieder "jederzeit mit dem Gebot der Ehre und Selbstachtung in Einklang" stehen sollen. Hierzu stellt sie fest: "Unveräußerliches und unantastbares Fundament von Ehre und Sittlichkeit ist die Würde des Menschen."

Oft wird die Ehre in Form bestimmter tradierter Rituale und Forderungen "verteidigt". Handelt es sich um schlagende Verbindungen, dann gehört das Austragen von Mensuren dazu, jedoch nicht mehr in Form früherer "Ehrenhändel".

Die Ehre heute erscheint als Aufruf zu lauterem und tugendhaften Handeln fast schon wie eine säkularisierte Version des Christianum. Dies war nicht immer so. Im 19. Jahrhundert ging es um die einzelne Standes- und Korporationsehre und das Anstreben von Satisfaktion durch Duelle. Deswegen findet sich in vielen christlichen Verbänden eine strikte Verwerfung einer studentischen Standesehre (beispielsweise Schwarzburgbund).

[Bearbeiten] Wissenschaft

(lateinisch scientia)

Das Wissenschaftsprinzip (auch "Studienprinzip") verpflichtet zunächst zu einem gewissenhaften Studium, aber auch zu verantwortlichem Umgang mit dem Erlernten in Forschung und Lehre. Hierzu können spezielle Fragen zur Ethik der Wissenschaft besonders thematisiert werden (Atomwaffen, Stammzellenforschung, Klon-Problematik).

[Bearbeiten] Freundschaft

(lateinisch amicitia)

Das Amicitia-Prinzip betont die Lebensfreude und das Lebensbund-Prinzip aller Studentenverbindungen nochmals besonders. Hiermit sollen auch Menschen verschiedener Ansichten und Interessen im Bund durch gegenseitigen Respekt und Achtung zu einem harmonischen Ganzen zusammengeschweißt werden.

Amicitia ist das Prinzip, egal ob es in den Prinzipien erwähnt wird oder nicht, dass alle Korporationen auszeichnet.

[Bearbeiten] Weniger häufig vorkommende Prinzipien

[Bearbeiten] Monarchie (Österreich)

(lateinisch monarchia)

Das "Monarchia-Prinzip" ist zusätzlich zum "Patria-Prinzip" zu sehen und nur vorhanden im Akademischer Bund Katholisch-Österreichischer Landsmannschaften sowie bei einigen anderen Verbindungen außerhalb dieses Bundes. Es bedeutet eine besondere Verbundenheit mit dem Haus Habsburg im Bezug zu Österreich.

[Bearbeiten] Wahlsprüche

Die grundlegenden Verbindungsprinzipien sind nicht mit Wahlsprüchen zu verwechseln, wie sie auch die Corps und andere, außerhalb der Burschenschaftstradition stehende Verbindungen haben. Solche Wahlsprüche sind häufig Literaturzitate. Beliebt sind Schiller - Ewigkeit geschwornen Eyden oder Horaz - Fortiter adversis opponite pectora rebus (Haltet dem Unglück tapfer die Brust entgegen).

Weitere Beispiele wären die bei mehreren Verbindungen üblichen pectus amico, hosti frontem und gladius ultor noster und In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas (CV, ÖCV und UV) oder DI` HENOS PANTA (Durch den Einen - Jesus Christus - Alles) (Wingolfsbund).

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Siehe auch

  • Prinzipien von Studentenverbänden
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