Reflexion (Physik)
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Von Reflexion (lat. reflectere: zurückbeugen, drehen) spricht man, wenn Wellen, zum Beispiel elektromagnetische oder Schallwellen, von einer Oberfläche zurückgeworfen werden.
Bei glatten (bzw. gegenüber der Wellenlänge kleinen Rauhigkeitsstrukturen) Oberflächen gilt das Reflexionsgesetz, bei rauhen Oberflächen wird die Strahlung diffus zurückgestreut und gehorcht oft dem Lambertschen Strahlungsgesetz.
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[Bearbeiten] Reflexionsgesetze
In der Schemazeichung rechts trifft ein Strahl von links oben auf die Oberfläche eines Mediums mit anderen Strahlungs-Ausbreitungseigenschaften. Ein Teil der Strahlung wird gebrochen, ein anderer reflektiert. Der Einfalls- und der Reflexionswinkel sind, bezogen auf das Einfallslot, gleich, was formal aus den Stetigkeitsbedingungen der Wellen an Grenzflächen folgt.
Unter geeigneten Bedingungen wird die Gesamtstrahlung reflektiert, siehe Totalreflexion, oder die reflektierte Strahlung vollständig polarisiert, siehe Brewsterwinkel. Auch eine Verringerung der Reflexion ist möglich, siehe Antireflexionsschicht.
Das Verhältnis der Brechzahlen und Absorbtionskoeffizienten der Medien bestimmen die Intensität der Reflexion und Transmission, siehe Fresnelsche Formeln und Beersche Formel. Beispielsweise sind Metalle aufgrund ihrer Leitfähigkeit für elektromagnetische Strahlung opak. Sie reflektieren vollständig.
Das Reflexionsgesetz:
- Der einfallende Strahl, das Einfallslot und der reflektierte Strahl liegen in einer Ebene.
- Der Einfallswinkel ist stets genauso groß wie der Reflexionswinkel. α = β
[Bearbeiten] Theoretische Berechnung eines Reflexionsspektrums
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Wenn man ein bestimmtes Material vorliegen hat, kann man Messungen seines Reflexionsspektrums dazu verwenden, quantitative Aussagen über Details seiner Eigenschaften zu erarbeiten. Man geht typischerweise wie folgt vor:
- Man ermittelt die im Material relevanten Mechanismen, die seine komplexe Permittivität
beeinflussen können, wie Bandübergänge, Elektronendichten im Leitungsband usw.
- Für jeden dieser Mechanismen summiert man (in Gestalt einer Formel) seinen Beitrag zur elektrischen Suszeptibilität auf. In diesen Formeln werden diverse Parameter enthalten sein, die die eigentlichen Materialeigenschaften darstellen. Damit die weiteren Rechnungen funktionieren, muss man typischerweise schon halbwegs gute Schätzwerte für diese Parameter angeben können, um einen vernünftigen Ansatz zu erreichen. Diese Suszeptibilitäten addiert man schließlich zur Gesamt-Permittivität zusammen.
- Mit den so ermittelten Formeln für die Permittivitätswerte kann man bei nichtmagnetischen Materialien (
) direkt Formeln für die Größen Brechzahl n und Absorptionskoeffizient k berechnen:
- Und damit kann direkt der Reflexionsgrad R ausgerechnet werden:
- Dieses alles gegebenenfalls für alle Frequenzen im interessierenden Teil des Spektrums durchführen und das Ergebnis mit der Messkurve vergleichen.
- Durch eine Ausgleichungsrechnung zwischen Theorie- und Messkurve können konkrete Werte für Parameter ermittelt werden, wie sie in Schritt 2 eingeführt wurden.
[Bearbeiten] Diffuse Reflexion
Grenzflächen mit einer großen Rauigkeit relativ zur Wellenlänge reflektieren diffus. Enthält das Material viele Streuzentren, folgt die Reflexion dem Lambertschen Gesetz. Die Haupt-Rückstreuung erfolgt senkrecht zum Material, unabhängig von der Einstrahlungsrichtung. Beispiele sind Milch, Wandfarbe oder Papier. Die Fetttröpfen im Wasser bei der Milch bzw. die Lufteinschlüsse zwischen den Fasern bei Papier liegen in der Größenordnung der Wellenlänge und bilden die Streuzentren für sichtbares Licht.
Siehe auch Reflexionsgrad, Albedo, Weißgrad, Ulbricht-Kugel, Lambertsches Gesetz.
Die diffuse Reflexion kann zur Untersuchung von Oberflächen mittels Infrarot-Spektralanalyse (siehe DRIFTS) herangezogen werden
[Bearbeiten] Spiegelung
Das Wellenfeld an einer gerichtet reflektierenden Fläche lässt sich durch „Spiegelquellen“ beschreiben. Zu jeder Original-Quelle wird hierbei eine Spiegelquelle hinter der reflektierenden Fläche „angebracht“, mit dem gleichen Abstand zur reflektierenden Fläche wie die Original-Quelle. Das Wellenfeld ergibt sich durch Überlagerung der Wellenfelder von Original- und Spiegel-Quellen.
Zur gerichteten Reflexion siehe den Hauptartikel Spiegel.
Anwendungen nicht ebener Spiegel sind beispielsweise konkav gekrümmte Hohlspiegel als Rasierspiegel oder bei optischen Teleskopen bestimmter Bauart, den Spiegelteleskopen. Konvex gekrümmte Spiegel dienen zum Beispiel als Außenspiegel an Fahrzeugen und zeigen größere Bereiche als gleich große Planspiegel.
[Bearbeiten] Retroreflexion
Als Retroreflexion bezeichnet man eine Reflexion, die großteils in Richtung der Strahlungsquelle erfolgt.
[Bearbeiten] Reflexion in der Elektromechanik
Bei Antennen wird die Sendeleistung durch Spiegel gebündelt und eine Richtwirkung erreicht, zum Beispiel bei Parabolspiegeln für Satellitenantennen.
Wird ein Teil elektromagnetischer Strahlung reflektiert bzw. transmittiert und ein Teil absorbiert, so spricht man von Remission (Optik).
[Bearbeiten] Reflexion bei elektrischen Leitungen
Wenn eine elektrische Leitung mit ihrem Wellenwiderstand abgeschlossen ist, wird ein an der Leitung entlang laufendes Signal vollständig am Abschlusswiderstand absorbiert, es kommt zu keiner Reflexion am Abschluss. Weicht die Impedanz des Abschlusses ZL jedoch vom Wellenwiderstand der Leitung Z0 ab, so kommt es zu mehr oder weniger starker Reflexion der Welle. Der prozentuale Anteil der reflektierten Welle lässt sich dabei mit der Formel
berechnen.
Der sogenannte Reflexionsfaktor r kann dabei Werte zwischen + 1 und − 1 annehmen. Bei Lastimpedanzen mit negativem Realteil kann der Betrag auch größer als 1 werden, d.h. die reflektierte Welle hat eine größere Amplitude als die einfallende.
- Ein r vom Wert 0 bedeutet , dass die Welle gar nicht reflektiert wird (Fall: angepasste Leitung).
- Ein r vom Wert 1 bedeutet , dass die Welle 100% reflektiert wird (Fall: offenes Ende = Spannungsverdopplung durch Überlagerung der vorlaufenden und reflektierten Welle).
- Ein r = − 1 bedeutet , dass die Welle 100% reflektiert, aber invertiert wird (Fall: Kurzschluss; Spannung = 0 am Leitungsende durch Überlagerung der vorlaufenden und reflektierten Welle).
Die sich auf der Leitung befindenden vorlaufenden und reflektierten Wellen überlagern sich und führen zu einer ortsabhängigen Verteilung von Strom und Spannung (stehende Wellen).
[Bearbeiten] Reflexion in der Akustik
[Bearbeiten] Typen von Reflexionen
In der Akustik ist die Schallreflexion gemeint, also der Rückwurf von Schall. Ebene, schallharte, nicht absorbierende Oberflächen reflektieren gut die Schallwellen. Beim Erkennen dieser Schallreflexionen spielt die Echowahrnehmungsschwelle eine bedeutende Rolle. Je nach Anordnung und Anzahl der reflektierenden Flächen und Art der Beschallung ergibt sich ein unterschiedlicher Höreindruck:
- Echos (z. B. Felswand in größerem Abstand)
- Flatterecho (z. B. 2 parallele reflektierende Wände)
- Nachhall (z. B. große Räume mit harten Wänden, wie z. B. Kirchen)
- hohe Räumlichkeit (z. B. akustisches Raumempfinden in Konzertsälen)
- trockener Klang (z. B. in Räumen mit wenig reflektierenden Flächen)
Für den akustischen Eindruck wichtig sind:
- Anteil des Direktschalls am Gesamt-Schallpegel
- Zeitverzögerung und Richtung von frühen Reflexionen, sowie deren Anteil am Gesamt-Schallpegel
- Einsatzverzögerung und räumliche Verteilung des Nachhalls, sowie dessen Anteil am Gesamt-Schallpegel und dessen zeitlicher Verlauf (Nachhallzeit)
[Bearbeiten] Raumakustisches Design
Bei Räumen sind je nach Nutzung andere raumakustische Eigenschaften und damit jeweils ein anderes Reflexionsverhalten der Wände sinnvoll:
- Bis zu einer gewissen Grenze reflexionsarme Räume bei Tonstudios (also keine schalltoten Räume), damit der akustische Charakter des Aufnahmeraums möglichst geringen Einfluss auf die Aufnahme bekommt.
- Räume mit mäßig reflektierenden Wänden für Unterrichtsräume. Einerseits soll die Stimme des Lehrers durch frühe Reflexionen bis 15 ms unterstützt werden, andererseits darf die Sprachverständlichkeit aber nicht durch zu starke späte Reflexionen und zu hohe Nachhallzeit vermindert werden. Die günstige Nachhallzeit für Normalhörende nach DIN 18041 "Hörsamkeit in kleinen bis mittelgroßen Räumen" liegt abhängig vom Raumvolumen zwischen 0,3 und 0,8 Sekunden. In Klassenzimmer mit einem Volumen von 125 bis 250 m3 ist eine Nachhallzeit von 0,4 bist 0,6 s optimal. Für Hörbehinderte sollten Nachhallzeiten um 0,3 Sekunden angestrebt werden.
- Räume mit stark reflektierenden Wänden und einem ausgewogenen Verhältnis von Direktschall, frühen Reflexionen und Nachhall für Konzertsäle. Hier ist es das Ziel, durch frühe Wandreflexionen die seitlich auf die Ohren einfallen ein möglichst "räumliches" Musikerlebnis zu erzielen. Auch eine hohe Diffusität, also Streuung des Schalls ist wichtig. Günstige Nachhallzeit liegt bei 1,5 bis 2 Sekunden.
Eine ganz besondere Bedeutung bei der räumlichen Raumerkennung hat die Anfangszeitlücke (ITDG).
[Bearbeiten] Zusammenhang Reflexion, Absorption, Transmission
Folgende Größen spielen bei Schallreflexionen eine Rolle:
- Der Schallreflexionsgrad ρ oder R ist ein Maß für die reflektierte Schallintensität.
- Der Schallabsorptionsgrad α oder A ist ein Maß für die absorbierte Schallintensität.
- Der Schalltransmissionsgrad τ oder T ist ein Maß für die durchgelassenen Schallintensität.
- Der Schalldissipationsgrad δ oder D ist ein Maß für die "verlorengegangene" Schallintensität.
Bei Auftreffen auf Begrenzungsflächen wird die eintreffende Schallintensität entweder an der Begrenzungsfläche reflektiert oder von der Begrenzungsfläche absorbiert. Es gilt somit:
- ρ + α = 1
Der absorbierte Anteil der Schallintensität wird hierbei entweder von der Begrenzungsfläche durchgelassen (transmittiert) oder in den Materialien der Begrenzungsfläche in Wärme umgewandelt (dissipiert). Es gilt somit:
- α = τ + δ
Somit gilt insgesamt:
- ρ + τ + δ = 1
In der Akustik gehören folgende Wörter zur gestörten Schallausbreitung:
[Bearbeiten] Siehe auch
- Delay (Musik)
- Absorption (Physik)
- Transmission (Physik)
- Dissipation (Physik)
- Absorptionsgrad
- Reflexionsgrad
- Transmissionsgrad
- Dissipationsgrad
- Dissipative Struktur
- Beschallungsanlage
- Emission (Physik)
- Reflexion (Wasserwellen)
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Reflexion – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
[Bearbeiten] Optik
- Strahlenoptik und Reflexion Erklärung der Reflexion von Lichtstrahlen am ebenen Spiegel, Hohlspiegel und Wölbspiegel
- Animation zur Streuung - Reflexion an Oberflächen
[Bearbeiten] Akustik
- Frühe Reflexionen unter 15 ms sind bei Stereo-Aufnahmen unerwünscht - pdf
- Über die Rauminformation in der Stereofonie - Anwendungsbeispiel für Reflexionen - pdf
Kategorien: Akustik | Optik | Physik | Schall | Wellenlehre