Ruth von der Weide
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ruth von der Weide ist ein Pseudonym einer Autorin und angeblich ersten bekannten modernen Domina.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Biografie
Sie entdeckte schon früh ihre bisexuelle Neigung und ihre Vorlieben für den Flagellantismus – einer Vorform des modernen BDSM. Nach dem ersten Weltkrieg siedelte sie mit ihren Eltern nach Genua, wo sie sich fast ausschließlich, in schriftlicher wie auch physischer Form, ihren Neigungen hingab. Sie schrieb ausführlich ausgestaltete Novellen und Kurzgeschichten und versandte diese, per Blaupapier vervielfältigt, zur literarisch/erotischen Bewertung an Freunde und Bekannte, zu denen u. a. auch Sigmund Freud gehörte, welche ihre eigenen erotischen Erlebnisse nicht selten postwendend gleich zurücksandten. (z. B. In Spitzenhöschen durchgewichst – Bekenntnisse eines masochistisch-fetischistischen Staatsbeamten). Dem Erotika-Sammler Felix Batsy, den sie ebenfalls mit erotischen Schriften beehrte, gebührt das Verdienst, dass die erotische Korrespondenz erhalten blieb. Eine der Vorlieben von der Weides war, sexuelle Folterfantasien bis ins Detail auszuschmücken (die Unterstriche sind von der Autorin übernommen):
- ... Ruth von der Weide ist Sadistin, jedoch nur Prügel-Sadistin. Sie verabscheut alle Grausamkeiten und Quälereien. Ihre Art zu prügeln hat nichts von der Nervosität an sich, die bei anderen Frauen so charakteristisch ist. Sie peitscht nicht so, dass sie anfangs langsam und gleichmäßig schlägt, um dann plötzlich in ein rasendes Tempo überzugehen. Gleichmäßig, scharf, jeden Schlag berechnend, zählt sie – während unbeschreibliche Wollust ihren jungen schlanken Mädchenkörper durchschauert – äußerlich jedoch ruhig, das vorher genau festgesetzte Quantum fürchterlichster Rohrstockhiebe auf. Jeder Hieb sitzt! - Frauen und Mädchen werden auf dem völlig nackten Popo geprügelt. - ...
Eine weitere Vorliebe galt auch dem (damals modernen) Haremsroman. Die Haremsromane dieser Zeit spielten (in ihrem Inhalt meist sehr weit von der Wirklichkeit entfernt) meist ein stereotypes Schema durch: Arme unschuldige Mädchen werden von grausamen Orientalen entführt, auf Sklavenmärkten verkauft und von wilden Orientalen sexuell geknechtet.
[Bearbeiten] Bedeutung und Wegweisung
Von der Weides Aufzeichnungen gehören zu den ersten Aufzeichnungen einer Frau mit sadomasochistischen Neigungen gerade zu einer Zeit in welcher einer Angehörigen der gehobenen Schicht allein nur Heirat und Mutterschaft als Option zur Auslebung weiblicher Sexualität offenstand, männliche Homosexualität als Sodomie galt und weibliche als gar nicht existent. So sind ihre Schriften, die jetzt nach und nach von Historiker/-innen (wieder-)entdeckt werden, ein bezeichnendes Sittenbild dieser Zeit. Interessant ist die Verbindung zwischen der beginnenden Auslebung verborgener sexueller Triebe und Neigungen mit dem Beginn der Entwicklung der Psychoanalyse. Ruth von der Weide wird als erste Domina der Moderne angesehen.
[Bearbeiten] Werke
- Aus meinem Leben, Manuskript Genua 1927
- Haremsketten, Manuskript Genua 1927
[Bearbeiten] Quellen und Literatur
- Alexander Sixtus von Reden/ Josef Schweikhardt: Lust und Leidenschaft um 1900, Tosa-Verlag, Wien 2000, (S. 109-111) ISBN 3-85492-203-5
Personendaten | |
---|---|
NAME | Weide, Ruth von der |
KURZBESCHREIBUNG | Autorin und Domina |
GEBURTSDATUM | 1903 |
STERBEDATUM | 24. April 1957 |