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Schlacht bei Tannenberg (1410)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel behandelt die Schlacht bei Tannenberg (Preußen) im Jahre 1410, für die Schlacht am selben Ort im Ersten Weltkrieg, siehe Schlacht bei Tannenberg (1914)
Schlacht bei Tannenberg
„Schlacht bei Tannenberg“ von Jan Matejko (1878), Nationalmuseum Warschau

„Schlacht bei Tannenberg“ von Jan Matejko (1878), Nationalmuseum Warschau

Konflikt Polen-Litauen gegen Deutscher Orden
Datum 15. Juli 1410
Ort Tannenberg
Ergebnis Sieg des polnisch-litauischen Heeres
Kontrahenten

Polen-Litauen

Deutscher Orden
Befehlshaber
Ulrich von Jungingen
Truppenstärken
bis zu 32.000 bis zu 27.000
Verluste
unbekannt unbekannt


Die Schlacht bei Tannenberg, in der polnischen Geschichtsschreibung Schlacht bei Grunwald, war eine Schlacht in Preußen im Jahre 1410.

In dieser Schlacht gipfelte der seit 1409 dauernde grosse streythe („Großer Streit“ - so nannte die Geschichtsschreibung des Ordens den Krieg). Am 15. Juli 1410 wurde das Heer des Deutschen Ritter-Ordens unter dem Hochmeister Ulrich von Jungingen (Rz. 1407-1410) von einem gemeinsamen Heer des Königreiches Polen und des Großherzogtums Litauen unter König Władyslaw Jagiełło (litauisch Jogaila) und Großfürst Vytautas von Litauen vernichtend geschlagen.

Diese Schlacht wird in der polnischen Geschichtsschreibung die „Schlacht bei Grunwald“ genannt und gehört seit dem 19.Jh. zum Nationalmythos Polens (siehe u.a. „Die Kreuzritter“ von Henryk Sienkiewicz). Die nach der deutschen Geschichtsschreibung als „Schlacht bei Tannenberg“ bezeichnete Schlacht gilt als die zweitgrößte Schlacht eines mittelalterlichen Ritterheeres (nach der Schlacht auf dem Marchfeld am 26. August 1278) und dauerte 6 bis 8 Stunden.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Quellen

  • "Chronica sive historiae Polonicae compendiosa", Basileae, s. 338, von Jan Herburt, 1571,
  • "Cronica conflictus Wladislai regis Poloniae cum cruciferis, Anno Christi 1410" Hrsg. Z. Celichowski, Poznań 1911
  • Chronik (des Fortsetzers) von Posilge, ed. Scriptores Rerum Prussicarum, Bd III, Leipzig 1866
  • Eine bedingt zeitnahe Darstellung der Ereignisse ist in der „Banderia Prutenorum“ des polnischen Historikers und Chronisten Jan Długosz überliefert, welche jedoch mit Vorsicht zu behandeln ist, zumal die Niederschrift erst 38 Jahren später nach den Erzählungen eines Schlachtteilnehmers angefertigt wurde. Siehe hierzu die Werke des Autors Sven Ekdahl. Auch trotz verschiedener Fehler in der Beschreibung der einzelnen Banner (Fahne) ist es doch gerade das Verdienst dieses Werkes, die in der Schlacht verwendeten Banner in Bildform bis in unsere Zeit herübergerettet zu haben.

[Bearbeiten] Die Stärke und Aufstellung der beiden Heere

Die überlieferten Angaben über die Stärke beider Heere weichen beträchtlich voneinander ab. Sie reichen für das polnisch-litauische Heer von 16.000 bis 32.000 (wohl unter 30.000), für das Ordensheer von 11.000 bis 27.000 (wohl geringfügig mehr als 20.000) Mann. Auf jeden Fall aber war die polnisch-litauische Streitmacht, samt den Truppen aus den ruthenischen Gebieten (51 Banner + ...), dem Ordensheer (51 Banner – alle erbeutet) zahlenmäßig leicht überlegen, wobei aber zu berücksichtigen ist, dass das Ordensheer gegenüber den litauischen Kräften besser bewaffnet und ausgebildet war. Zu der zahlenmäßigen Überlegenheit hat auch beigetragen, dass der 30. Landmeister in Livland, Conrad von Vietinghoff 1409 einen Sonderfrieden mit dem Großfürsten von Litauen geschlossen hatte, sich an diesen Vertrag gebunden fühlte und dem Hochmeister des Ordens die Gefolgschaft verwehrte sowie, dass ein nicht unerhebliches Kontingent unter dem Komtur von Schwetz (heute Świecie) Heinrich Reuß von Plauen im ursprünglichen Truppenkonzentrationsraum zurückgehalten wurde, um die Grenze gegen den Starosten von Bromberg (polnisch: Bydgoszcz) zu verteidigen (hier Kampfhandlungen bereits Ende Juni 1410).

König Władysław II. Jagiełło ordnete sein Heer in drei Linien. Am rechten Flügel standen die von Großfürst Vytautas von Litauen befehligten leichter bewaffneten und gerüsteten Litauer, Ruthenen und Tataren, am linken die Polen unter dem Kommando von Jan Zyndram von Maszkowic († 1414) und Zbigniew Kazimierz von Goblinic, die Frontlinie war fast 3 Kilometer lang und die Heere standen sich zwischen den Dörfern Grünwald (heute Grunwald) und Tannenberg (heute Stębark) sowie Ludwigsdorf (heute Łodwigowo) und Faulen (heute Ulnowo) gegenüber.

Das Ordensheer stand ursprünglich gleichfalls in drei Linien, als aber der Hochmeister Ulrich von Jungingen die lange Front der Polen-Litauer sah, gruppierte er die drei Linien in zwei Linien um und verbreiterte damit die Aufstellung seines Heeres, um nicht vom Gegner umgangen zu werden. Auf beiden Seiten waren die Ritter in Banner gegliedert, Teile des Fußvolks blieben bei den Heerlagern zurück. Vor den Bannern der Ordensritter stand die Artillerie (Steinbüchsen).

[Bearbeiten] Schlachtverlauf

Die eigentliche Schlacht begann um die Mittagszeit. Zuvor hatte der Hochmeister des Deutschen Ritter-Ordens Ulrich von Jungingen dem polnisch-litauische König Władysław II. Jagiełło zwei Schwerter überbringen lassen und zum Kampf aufgefordert:

Es ist Brauch kriegerischer Streiter, wenn ein Kriegsheer zum Kampfe bereit des andern wartet, so sendet es diesem zwei Schwerter zu, um es zum gerechten Streit auf dem Kampfplatz zu fordern. Sehet, so reichen auch wir euch jetzt zwei Schwerter entgegen, das eine für euch, den König, das andere für euch, Herzog Witold, im Namen des Meisters, des Marschalls und der Ritter des Ordens, auf dass ihr den Kampfplatz erwählet, wo ihr ihn wollt. Nehmet sie euch zur Hilfe, diese Schwerter, zum Beginne des Streites. Aber zaudert nicht ferner und versäumet nicht die Zeit. Wozu versteckt ihr euch in die Wälder und verberget Euch, um dem Kampfe zu entfliehen, dem ihr für wahr doch nicht mehr entgehen könnt?

Diese Vorgehen erschien dem Hochmeister erforderlich, da sich König Władysław II. nicht zu einem Angriff entschließen konnte.

Daraufhin rückte vom rechten Flügel die leichte Reiterei der litauischen Truppen vor und erzwang somit das Abfeuern der Geschütze des Ordensheeres. Die Artillerie zeigte jedoch nur geringe Wirkung. Nicht nur, dass durch die von Regen verursachte Feuchtigkeit das Schwarzpulver nass wurde, auch die Zielgenauigkeit der damaligen Haubitzen ließ sehr zu wünschen übrig. Die schwer gepanzerten Ritter des Ordensheeres drängten die leicht gerüsteten Angreifer zurück und, statt die geschlossene Formation zu halten, setzten sie ihnen siegesgewiss nach. Angriff gefolgt von Rückzug, Neugruppierung und Gegenangriff gehörte seinerzeit aber zur üblichen Kampfesweise der leichten Reiterei der "Steppenvölker" (Tataren, Bessarabier, Wallachen), so dass die sie verfolgenden schweren Reiter vom Schlachtfeld "abgezogen" und von der Truppe abgeschnitten wurden. Den Umstand der aufgebrochenen Schlachtordnung nutze das polnisch-litauische Heer natürlich aus.

Der Hochmeister versuchte mit 16 Bannern ein Umgehungsmanöver, um somit dem Feind in die Seite fallen zu können und eine Entscheidung zu seinen Gunsten herbeiführen zu können. Die Absicht aber mißlang. An vorderster Front kämpfend ging Ulrich von Jungingen das gleiche Risiko ein wie alle anderen Kämpfer, welche er in die Schlacht führte. Das missglückte Manöver und seinen Wagemut bezahlte er mit seinem Leben. Nach seinem Tod begann sich am späten Nachmittag die Ordnung des Ordensheeres aufzulösen.

Die sich zurückziehenden Kräfte versuchten bei ihrem Heerlager eine letzte Verteidigung, wurden jedoch von dem polnisch-litauischen Heer (sowie Teilen des eigenen Troß, der die Fronten gewechselt hatte) endgültig besiegt. Das Lager wurde gestürmt und geplündert.

Johannes Longinus schrieb:
Die feindlichen Lager mit großen Vorräten und Reichtümern, die Wagen und der gesamte Tross des Hochmeisters und der preußischen Ritterschaft fielen in die Hände der polnischen Soldaten. Man fand im Lager der Kreuzritter einige Wagen, die nur mit Ketten und Banden beladen waren. Ihres Sieges gewiss und nicht Gott um diesen bittend, mehr mit dem künftigen Triumph als mit der Schlacht beschäftigt, hatten sie diese für die Fesselung der Polen vorbereitet. Es gab auch andere Wagen voll mit Kienholz, auch mit Talg und Pech getränktem Werg, mit dem sie die geschlagenen und fliehenden Polen vor sich her jagen wollten. Zu früh freuten sie sich ihres Sieges, stolz auf sich selbst vertrauend und nicht bedenkend, dass der Sieg in Gottes Hand lag. So hat Gott ihren Hochmut gerecht bestraft, denn die Polen banden sie mit eben diesen Eisen und Fesseln. Diese Ketten und Bande, die die Kreuzritter für sich selbst geschmiedet hatten, waren ein erschütterndes Beispiel für die Unbeständigkeit der menschlichen Dinge, ebenso die Wagen und das feindliche Lager mit ihren großen Reichtümern, die von den polnischen Rittern innerhalb einer Viertelstunde verwüstet wurden, so dass nicht die geringste Spur von ihnen blieb.

[Bearbeiten] Die Niederlage des Ritterordens in der Schlacht

Auf beiden Seiten hatte die Schlacht viele Opfer gekostet. Genaue (verlässliche) Zahlen sind nicht bekannt. Zeitgenössische Quellen sprechen von 50.000 bis 100.000 Toten, Verwundeten und Gefangenen, aber solche Angaben sind Übertreibungen und gehören ins Reich der Legenden. Fakt ist jedoch, dass neben dem Hochmeister bis auf wenige Ausnahmen die gesamte Führungsschicht (Großgebietiger, Komture) des Ordens umkam (siehe Umstände zur Wahl des Komturs Heinrichs von Plauen zum neuen Hochmeister, Rz 1410-1413).

Nach dem Sieg marschierte das polnisch-litauische Heer in 11 Tagen die 15 Meilen (unterwegs mussten noch einige sich ergebende Burgen übernommen werden) vor die Marienburg, welche durch Heinrich von Plauen auf die Belagerung hastig vorbereitet war und wo Reste des Heeres Zuflucht gefunden hatten. Die Belagerung musste am 19. September aufgrund des hartnäckigen Widerstands sowie aus Versorgungs- (der Winter nahte heran) und Krankheitsgründen und nicht zuletzt wegen des drohenden Zweifrontenkrieges (12. Juni 1410 Kriegserklärung) mit König Sigismund von Ungarn aus dem Hause Luxemburg, dem späteren Kaiser, erfolglos abgebrochen werden.

Dennoch bedeutete die Niederlage in der Schlacht bei Tannenberg für den Ordensstaat und den Deutschen Ritter-Orden den Anfang vom Ende seiner Existenz. Der Mythos der Unbesiegbarkeit des Ordensheeres war gebrochen. Es gelang zwar noch, die Marienburg gegen den Angriff der Polen und Litauer zu verteidigen, aber im Ersten Frieden von Thorn am 1. Februar 1411 musste der Ordensstaat einige Gebiete an Polen-Litauen abtreten und 100.000 böhmische Groschen Entschädigung zahlen, was ihn finanziell ruinierte und letztlich zum Aufstand der 1440 in Elbing/Elbląg zum „Preußischen (Städte-)Bund“ (oder auch „Bund vor Gewalt“ genannt) zusammengeschlossenen Landstände gegen die feudale Zwangsherrschaft der Ordensleute führte.

Der nächste (13-jährige) Krieg zwischen dem Deutschen Ritterorden und dem Königreich Polen 14541466 endete mit einer schweren Niederlage und führte zur Teilung Preußens im Zweiten Frieden von Thorn von 1466. Damit kam der westliche Teil des Ordensstaates („Preußen königlichen Anteils“) unter die Oberhoheit des polnischen Königs (bis 1772) und der Hochmeister wurde ein Vasall des Königs.

Auf diese Weise konnte sich der Aufstieg des polnisch-litauischen Königtums zu einer neuen Großmacht in Europa ungehindert fortsetzen.

[Bearbeiten] Literatur

Bibliographien

  • Literaturdokumentation zur Geschichte Ostmitteleuropas (Herder-Institut)[1]


Monographien, Aufsätze

  • Paul Pfotenhauer: Schlesier im Dienste des Deutschen Ordens im Jahre 1410, Seite 203f., in: Zeitschrift für Geschichte und Alterthums Schlesien (15. Jg.), 1880. - Nachtrag (Wernicke), 20. Jg., Seite 358f., 1886
  • Sven Eckdahl: Die Schlacht bei Tannenberg 1410 - Band 1, Berliner Historische Studien, Duncker & Humblot / Berlin, 1982, ISBN 3-428-05243-9
  • Stephen Turnbull: Tannenberg 1410, Osprey Publishing, Campaign 122, Oxford 2003, ISBN 1-84176-561-9

[Bearbeiten] Weblinks

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