Serpentine
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Unter Serpentine (von lateinisch serpens = Schlange) versteht man einen in weiten Schlangenlinien gelegten Weg oder eine Straße, die sich in vielen Kurven einen Berghang hinaufwindet.
Die Anlage von Serpentinen verlängert die Wegstrecke im Vergleich zu einer direkteren Verbindung und ermöglicht damit, den gleichen Höhenunterschied mit geringeren Steigungen zu überwinden. Das Befahren oder Begehen eines steilen Hanges wird oft erst durch die Anlage von Serpentinen ermöglicht, die allerdings wegen der Erosions- und Rutschgefahr einen guten Untergrund und sorgfältige Bauausführung erfordert.
Ältere Gebirgsbahnen wurden mit maximalen Steigungen von etwa 3 Prozent trassiert, weil darüber die Reibung der Antriebsräder auf den Schienen nicht groß genug für sicheren Betrieb ist. Um die Trasse dem Gelände gut anzupassen - das heißt den Bau mit möglichst wenigen Erdbewegungen (Dämmen, Einschnitten) durchzuführen, sind enge Kurvenradien erforderlich. Sind diese andererseits kleiner als etwa 200 Meter - was bei scharfen Kehren fast unumgänglich ist - verringert dies die mögliche Geschwindigkeit.
Einzelne Serpentinen werden oft auch bei der Querung eines Tales angelegt, wobei ein längerer Verlauf des Verkehrsweges auf jeder Talseite mit einem merklichen Höhengewinn verbunden ist. Beispielsweise wurde die Semmeringstrecke, deren Trassierung 1854 die erste im Hochgebirge war, einige Kilometer in das Tal nach Payerbach geführt, überquert das Tal auf einer gekrümmten Brücke und erschloss den späteren Kurort erst für den Fremdenverkehr.
Im Straßenbau sind manche hohen Passstraßen mit Dutzenden Serpentinen trassiert; zum Beispiel hat die Silvrettastraße etwa 20 Kehren, weil sie auch dem Schwerverkehr beim Bau der Kraftwerke eine geeignete Zu- und Abfahrt bieten musste. Gerade dadurch wurde die zweitwichtigste Verbindung zwischen Nordtirol und Vorarlberg zu einer touristischen Attraktion, weil sie besonders auf der Westseite überwältigende Ausblicke auf die Gipfel der Kalkalpen ermöglicht.
Für den Bergsteiger sind die „Kurvenradien“ von Steigen im Gebirge unerheblich, nicht jedoch für das Erdreich. Es erodiert umso mehr, je länger der nackte Boden in der Falllinie verläuft. Zieht sich ein Steig sehr lange im Zick-Zack den Hang hinauf, können geübte Bergwanderer manche Serpentine auch „abschneiden“.
Bei forstlichen Güter- und Fahrwegen im Gebirge liegen die minimalen Radien aus diesem Grund traditionell bei etwa 5 bis 10 Meter, doch wurden ihre Serpentinen in den letzten Jahrzehnten meist für das Befahren mit schweren Maschinen erweitert. Weil dadurch die Gefahr von Muren-Angängen und von Windbruch zunimmt, ist man mit solchem Ausbau seit den 1980er Jahren etwas vorsichtiger geworden.
Die Serpentine ist im Regelfall durch ein Verkehrszeichen angekündigt und vom Tal bis zum Pass durchnumeriert. In seltenen Fällen verlaufen Serpentinen auch in Tunneln oder auf Brücken.