Spähwagen Fennek
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Der Fennek ist ein leichter 4-Rad-Panzerspähwagen, der seit 2003 bei der Bundeswehr (vorerst 206 Fahrzeuge) und der niederländischen Armee (410 Fahrzeuge) eingesetzt wird. Der Fennek stellt heute eines der modernsten Aufklärungsfahrzeuge der Welt dar. Inzwischen ist das Fahrzeug international im Einsatz.
Die ersten Erprobungs-Fahrzeuge wurden im Mai 1997 ausgeliefert. Die vier Fahrzeuge wurden einer technischen Erprobung bzw. einem Truppenversuch unterzogen. Der erste Spähwagen Fennek wurde am 10. Dezember 2003 an der Panzertruppenschule in Munster an die Truppe übergeben. Der Nachfolger des Spähpanzers Luchs wird das künftige Hauptwaffensystem der Panzeraufklärungstruppe sein. 178 Fahrzeuge gehen an die Panzeraufklärer, 24 an die Pioniertruppe als Nachfolger für den Transportpanzer Fuchs, weitere 4 erhält die Artillerie als Beobachtungsfahrzeuge. Weitere 410 Fennek gehen an den zweiten Kooperationspartner dieses bilateralen Gemeinschaftsprojektes, die Niederlande. Hersteller des Fennek sind die in Kassel und München ansässige Systemfirma Krauss-Maffei Wegmann und das niederländische Unternehmen Dutch Defence Vehicle Systems (DDVS).
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[Bearbeiten] Aufklärungs- und Sensor-Ausstattung
Zusätzlich zur DV-Anlage besteht die Aufklärungs- und Sensor-Ausstattung aus folgenden Komponenten:
[Bearbeiten] Beobachtungs- und Aufklärungsausstattung BAA
Einer der technischen Hauptmerkmale des Spähfahrzeuges Fennek ist die von dem süddeutschen Unternehmen Zeiss hergestellte Beobachtungs- und Aufklärungssensorik. Diese besteht aus folgenden drei Hauptkomponenten:
- dem Wärmebildgerät OPHELIOS
- einem augensicheren Laserentfernungsmesser-MOLEM
- der visuellen schwarz/weiß CCD-Kamera.
Die drei Sensoren sind gemeinsam in einer schwenk- und drehbaren Plattform eingebaut, die auf einen bis zu 1,5 m ausfahrbaren Mast montiert ist. Dieser Kopf kann zur Optimierung des Beobachtungsbereiches auch im abgesetzten Zustand in einer Entfernung bis zu 40 m vom Fahrzeug betrieben werden. Die Sensorik, sowie die Plattform, wird vom Platz des Kommandanten bzw. des Beobachters aus über ein Steuerpult bedient. Die Sehfelder vom Wärmebildgerät und CCD-Kamera sind durch rastbare Positionen des Tagessicht-Zooms identisch einstellbar. Ziele wie z. B. Hubschrauber können bis zu einer Entfernung von ca. 10 km erkannt werden und bis ca. 2000 m detektiert werden. Die Sensorplattform ist ferngesteuert in Elevation und Azimuth drehbar. Die Darstellung des Wärmebilds oder der CCD-Kamera erfolgt auf einem augenfreundlichen Monitor, der für Langzeitbeobachtungen ausgelegt worden ist.
Zur Beobachtung unabhängig vom Fahrzeug kann die gesamte Plattform auf ein Drehbein montiert und bis zu 40 m vom Fahrzeug entfernt bedient werden. Dies hat den taktischen Vorteil, dass die tragbare Sensorik auch an einer Fensteröffnung oder an einem künstlichen/natürlichen Hindernis aufgestellt werden kann, um eine Beobachtung eines Geländeabschnittes zu realisieren. Ferner ist die unabhängige in Betriebname der Sensorik vom Fahrzeug ein unschätzbarer Vorteil in bebauten Gebieten, wo eine Positionierung des FENNEK nicht möglich ist.
[Bearbeiten] Bodensensorausstattung Ortung und Identifizierung (BSA)
Stationäre Sensoren wie die Bodensensorausstattung (BSA) werden in der Überwachung von Räumen und im Versteck eingesetzt, um über einen längeren Zeitraum markante Geländepunkte, wichtige Straßen oder Durchlässe zu überwachen.
Die BSA soll zur Überwachung von Fahrzeugbewegungen auf Straßen, Wegen sowie an Geländepunkten mit besonderer Bedeutung dienen. Sie entdeckt selbstständig Fahrzeuge und meldet ihre Anzahl, Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung. Zudem identifiziert sie die gängigen Typen der Kampf- und Kampfunterstützungsfahrzeuge. Sie kann ihre Aufklärungsergebnisse bis zu 10 km weit übertragen. Pro Spähtrupp wird eine BSA, verteilt auf beide Fahrzeuge, mitgeführt.
[Bearbeiten] Mini-Drohne ALADIN
Inzwischen im Einsatz ist ALADIN, eine kleine Drohne, die dem Spähtrupp zur Nahaufklärung dient. Das Fluggerät startet wie ein Modellflugzeug aus der Hand und hat eine Reichweite von rund 6000 Metern. Flugführung und Landung erfolgen autonom.
[Bearbeiten] Fahrzeugtechnik
Entscheidend für die besondere Geländegängigkeit des allradgetriebenen 4×4 Fennek ist sein niedriger Schwerpunkt bei einer Höhe von nur 1,79 m und eine Reifendruck-Regelanlage. Das Gefechtsgewicht beträgt rund 10,5 t. Als Höchstgeschwindigkeit auf der Straße wird 120 km/h angegeben, die Geschwindigkeit wird aber elektronisch auf 92 km/h abgeregelt. Eine 5-t-Winde erlaubt die Selbstbergung.
Das Fahrzeug besitzt ein relativ niedriges Profil und lange Durchhaltefähigkeit bei Einzelmissionen. Bedingt durch diese Eigenschaften, soll dieses luftverladbare und hochmobile Fahrzeug den Anforderungen an das heutige Aufgabenspektrum der Bundeswehr gerecht werden. Dabei benötigt der Panzerspähwagen mit drei Mann ein Besatzungsmitglied weniger als das Vorgängersystem Luchs.
[Bearbeiten] Panzerung
Der Fennek ist in der Grundausführung nach der Norm STANAG 4569 Level 3 gepanzert und widersteht dem Beschuss mit Panzerbrechender Munition des Kalibers 7,62×51 mm bei einer Auftreffgeschwindigkeit von 930 m/s. Jedoch ist es laut Hersteller möglich zusätzliche Panzerplatten anzubringen.
Die Panzerung besteht in vielen Bereichen aus einer eingelagerten Keramik-Verbundpanzerung (Keramik-Kacheln auf Dyneema-Gewebe), die bei gleichem Gewicht das doppelte Schutzniveau einer Stahlpanzerung besitzt. Die Innenseite des Fahrzeug ist mit einem Splitterschutz, der aus Dyneema- oder Aramid- Gewebe besteht, ausgelegt. Dies soll bei einem eventuellen Durchschuss die Absplitterung von Panzerungsmaterial in den Innenraum verhindern.
Eine ernsthafte Belastungsprobe für die Panzerung des Fennek fand bei einem Zwischenfall am 9. August 2006 in Afghanistan statt. Nach Angaben der Bundeswehr und der ARD-Tagesschau wurde eine Patrouille des regionalen Wiederaufbauteams (Provincial Reconstruction Team/PRT) der Bundeswehr, bestehend aus einem Fennek und einem Dingo, gegen 23:25 Uhr bei Kunduz u.a. mit Panzerfäusten des Typs RPG-7 beschossen. Laut einer vertraulich eingestuften Quelle traf eine RPG den Fennek im unteren Bereich der linken Tür und detonierte. Der dabei entstandene Hohlladungsstrahl durchschlug die Panzerung des Fennek und traf die rechte Tür, die aus den Scharnieren gerissen wurde. Der Kommandant kam nur deswegen mit leichten Verletzungen davon, weil er zufällig die Beine hochgelegt hatte und der HL-Jet unter seinen Beinen hindurch ging. Es wird vermutet, dass der HL-Jet bei seinem Weg durch den Innenraum soweit aufgeweitet wurde, dass dessen kinetische Energie auf eine sehr große Fläche der rechten Tür traf und diese deshalb nicht mehr durchschlagen konnte. Er gab folglich die ganze Energie an die Tür ab, die deswegen aus den Angeln gerissen wurde.
Da eine Panzerung gegen Hohlladungsgeschosse in dieser Gewichtsklasse und Fahrzeugsgröße rein passiv nicht möglich ist, spricht der geringe Schaden für das Schutzkonzept. Durch das Dyneema-Gewebe, das auf der Innenseite des Fennek angebracht ist (dem sogenannten Spall-Liner), wurden die Splitter, die bei einem Durchschlag abplatzen auf ein Minimum reduziert. Damit ließ sich der Gefährdungsbereich auf den Hohlladungsstrahl beschränken. Für Fahrzeuge dieser Größe sind schwere Maschinengewehre gefährlicher als Hohlladungsgranaten, da diese auch das Fahrzeug durchschlagen, aber eine viel höhere Schussfolge als Panzerabwehrwaffen haben. Hohlladungsgeschosse können erst ab einer gewissen Panzerungsdicke, aufgrund der bedeutend höheren Anzahl an Splitter, ihre verherrende Wirkung entfalten. Aufnahmen des beschädigten Fahrzeugs ließ die Bundeswehr nicht zu.
[Bearbeiten] Daten
Stückpreis | 1,6 Mio. € |
Länge | 5.580 mm |
Breite | 2.550 mm |
Höhe | 1.790 mm Dachoberkante und 2.180 mm über Waffenstation |
Wattiefe | 1.000 mm |
Gesamtgewicht | 10.300 kg |
Nutzlast | 3.000 kg |
Motor | Deutz BF6M 2013C mit 177 kW (240 PS) |
Drehmoment | 819 Nm |
Tankinhalt | 230 l |
Höchstgeschwindigkeit | 120 km/h vorwärts, 23 km/h rückwärts |
Fahrbereich | 1000 km Straße bzw. 460 km Gelände |
Bewaffnung | GMW 40mm oder 7,62×51 mm MG3 oder 12,7×99 mm MG |
Besatzung | 3 Personen: Kommandant, Fahrer und Systembediener |
Steigfähigkeit | 60 % |
max. Schräglage | 32 % |
Besonderheiten | Allradantrieb, Differentialsperre, Reifendruckregelanlage, Drehstabfederung, Rückfahrkamera, 5t-Seilwinde, ABC-Schutzbelüftungsanlage, |
1. Generation: Daimler-Benz LG315/46 | Ford G398 | Kraftkarren (KraKa) | MAN 630 | VW Typ 2 | DKW Munga | Unimog (S404) | VW Typ 181 | Hercules K 125 BW
2. Generation: Unimog (U 1300 L) | MAN gl | Raketenwerfer LARS | SLT 50-2/3 Elefant | Mercedes-Benz NG | TPz Fuchs | Spähpanzer Luchs | VW Iltis | VW Typ 3 | Hercules K 125 1A1 BW
Ungepanzerte Radfahrzeuge der 3. Generation: Wolf | SLT 56 Franziska | Unimog (U3000/U4000/U5000) | MAN gl | Wechselladersystem MULTI | Hercules K 180 BW | KTM
Geschützte Radfahrzeuge der 3. Generation: ATF Dingo (1&2) | Serval/Wolf AGF | Wolf MSA und FSA | Mungo ESK | GTK Boxer | Duro 3 | Spähwagen Fennek
Truppenversuche: Zobel (Panzer) (Projektstudie zum Fennek) | Sonderwagen 4 (TM-170) (nur zur Erprobung, nicht realisiert)