St. Marien (Marienberg)
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Die St. Marienkirche zu Marienberg ist eine evangelische Kirche in Marienberg. Sie ist die jüngste der 3 erzgebirgischen spätgotischen Hallenkirchen nach St. Wolfgang in Schneeberg und St. Annen in Annaberg-Buchholz.
[Bearbeiten] Geschichte
Im April 1558 wurde der Grundstein der Kirche gelegt. Dazu wurde die im Reformationsjahr 1537 für die evangelischen Christen errichtete Blockhauskirche entfernt. Im Februar 1564 war die Kirchweihe als Evangelisch-Lutherische St. Marienkirche.
Das Haupthaus ist 45 m lang und 26 m breit, hat 3 gleichhohe Schiffe und 7 Joche. Baumeister war Wolf Blechschmidt aus Pirna (Er prägte wesentlich den Bau der Kirche St. Marien in Pirna). Die Turmhallen zeigen Blechschmidts noch erhaltenes spätgotisches Rippengewölbe. Als Baumaterial diente Grillenburger, vielleicht auch Postelwitzer Sandstein.
In der ehemaligen Taufkapelle befindet sich eine für Blechschmidt charakteristische freie Rippe mit Bildniskopf. In der linken Turmvorhalle sind neben Blechschmidts Steinmetzzeichen wohl Kurfürst August und seine Gemahlin Anna abgebildet, die den Bau reich beschenkten. Hier finden sich auch noch weitere Steinmetzzeichen.
Am 31. August 1610 zerstörte der größte Brand von Marienberg Stadt und Kirche. Von 1611 - 1616 wurde die Kirche zeitweilig durch Holzdecken, Holzsäulen und Holzemporen erneuert. 1616 konnten hier wieder Gottesdienste gefeiert und das Triumpfkreuz aufgestellt werden, 1617 folgte der Altar. Die Altarbilder schuf der kurfürstliche Hofmaler Chilian Fabritius in italienisiertem Barock. Auf dem Halfter des Esels ist zu lesen: "DAMNARE POTEST QUI MELIORA FACIT" (Tadeln darf, wer's besser kann). Auf dem Halsband des Hundes erscheint die Jahreszahl 1616. In der Predella ist das Heilige Abendmahl dargestellt. Der Altaraufbau zeigt die Grablegung Jesu. In den Seitenmedaillons sind Motive der Verkündigung der Geburt Jesu zu sehen.
2 Jahrzehnte nach dem Ende des 30jährigen Krieges baute 1668-1675 die inzwischen arme Stadt mit Hilfe einer landesweiten Spende Dach, Barockgewölbe und 3 Seiten der Empore. Die Leitung hatte der kurfürstliche Kammerrat von Klemm (1674 hier beerdigt). Oberlandbaumeister Wolf Caspar von Klengel schickte italienische Stukkateure unter der Leitung von Alexandro Pernasione aus Dresden nach Marienberg, die die toskanischen Stuckmotive und die 25 wunderbaren Engelsköpfe am Halbrund der steinernen Empore gestalteten. Erst 1879 wurde der steinerne Emporenring durch die Orgelempore geschlossen; die hier gestalteten Gesichter wirken ganz anders. Die Orgel baute 1872-1879 der Meister Carl Eduard Schubert in der Bauweise Silbermanns. Sie ist eine ausgezeichnete mechanische Orgel mit 51 klingenden Registern auf 3 Manualen und Pedal mit 3158 Pfeifen. Die Kanzel von etwa 1620 ist eine gute, wohlbedachte Spätrenaissancearbeit mit schönem Fuß. An der Kanzeltreppe findet man Lederornamentik barocker Art. Der Schalldeckel von 1896 trägt die lateinische Aufschrift: "QUI EX DEO EST VERBUM DEI AUDIT Johann 8" (Wer aus Gott kommt, vernimmt Gottes Wort).
Der Anna selbdritt - Altar stammt aus der Fabian-Sebastian-Kapelle. Diese entstand kurz nach der Stadtgründung in der Nähe vom Zschopauer Tor. Der Altar zeigt in den Seitenflügeln die Schutzheiligen des Bergbaus Barbara und (wahrscheinlich) Katharina. Sie sind ausdrucksvolle, realistische Holzplastiken eines unbekannten Meisters um 1520. Die Außenbemalung mit den Schutzheiligen Fabian und Sebastian ist fast völlig zerstört.
Der Taufstein aus Crottendorfer Marmor aus dem Jahre 1860 ist die Spende eines nicht genannt werden wollenden Gemeindegliedes. Die 7 farbigen Fenster wurden 1896 von der Zittauer Firma Türcke gefertigt. In diesem Jahr erfolgte eine grosse Renovierung und farbliche Neugestaltung des Kirchenschiffes nach Plänen Quentins. Sie wurde im Februar 1897 fertiggestellt. Im Jahre 1954 wurde diese mit grauem Farbton übermalt.
Das 1924 aufgestellte Ehrenmahl für die Gefallenen des ersten Weltkrieges schuf der Chemnitzer Künstler Ziegler; in dessen Auftrag gestaltete Herr Bochmann die Holzplastiken.
Dem Anfang des 16. Jahrhunderts entstammt der Altar im Kirchensaal. Im April 2001 konnte er restauriert wieder aufgestellt werden. Nach Gründung des Fördervereins zur Rettung der Kirche 1991 konnte 1992 bis 1996 das Kirchendach völlig erneuert, der Turm instandgesetzt und das Portal restauriert werden. Bis zum Jahr 2005 wurden Aussenfassade, "Ratsfenster" hinter dem Altar wie auch die anderen buntverglasten Bleifenster des Chorraumes und der Seitenschiffe, die original erhaltenen Seitenkapellen, die Sakristei und der vordere Innenbereich der Kirche nach dem Quentin´schen Vorbild (farbliche Gestaltung von 1897) restauriert. Die Gesamtinvestition aus Spenden, den Förderprogrammen der Stadt Marienberg und der Deutschen Sparkassenstiftung, sowie Mitteln unserer Ev.-Luth. Landeskirche beträgt ca. 6,5 Millionen Euro.
Zum Tag der Sachsen in Marienberg im Jahr 2006 stand das Kirchenschiff voll zur Verfügung. 2007 wird die restliche Kirche restauriert. Nach abschließenden Arbeiten im Jahr 2008 wird die St. Marienkirche wieder in vollem Glanz erstrahlen.