Trümmerberg
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Als Trümmerberg bezeichnet man einen Hügel, der nach dem Zweiten Weltkrieg in deutschen Großstädten aus den Trümmern der durch Bombenangriffe zerstörten Städte errichtet wurde. In der Umgangssprache wurden diese Hügel auch Mont Klamott, Monte Scherbelino oder Scherbelberg genannt. Fast jede größere Stadt in Deutschland hat einen oder mehrere solche Schutthügel aufzuweisen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Übersicht zu Trümmerbergen in deutschen Großstädten
Stadt | Trümmerberg | Höhe (m ü. NN) | Höhe (relativ) | Trümmermenge | Bemerkung |
---|---|---|---|---|---|
Berlin | Teufelsberg | 114,7 m | 55 m | 12 Mio m³ | aufgeschüttet über der im Rohbau fertiggestellten Wehrwissenschaftlichen Fakultät (siehe Germania-Planungen), heute die zweithöchste Erhebung Berlins |
Oderbruchkippe | 91 m | ||||
Dörferblick | 86 m | ||||
Humboldthöhe | 85 m | über einem Flakturm errichtet | |||
Großer und Kleiner Bunkerberg (Volkspark Friedrichshain) | 78 m | 40 m | 2,5 Mio m³ | jeweils über einem Flakturm errichtet | |
Insulaner | 75 m | ||||
Tempelhofer Marienhöhe | 73 m | ||||
Rixdorfer Höhe | 68 m | ||||
München | Olympiaberg | 567 m | 50 m | Ist bei der Gestaltung des Olympiaparks erhöht und erweitert worden | |
Luitpoldhügel | 540 m | 37 m | |||
Neuhofener Berg | 2,5 Mio m³ | Am Isar-Hochufer entlang aufgeschüttet, deshalb nicht höher als die westliche Umgebung | |||
Stuttgart | Birkenkopf | 511 m | 15 Mio m³ | ||
Köln | Herkulesberg | 72,2 m | ca. 25 m | ||
Hamburg | |||||
Dresden | |||||
Magdeburg | |||||
Frankfurt am Main | 10-12 Mio m³ | heute abgetragen | |||
Pforzheim | Wallberg | mit Aussichtsplattform | |||
Paderborn | Der Paderborner Monte Scherbelino liegt im Süden der Stadt am oberen Querweg. Er wurde in den Nachkriegsjahren aus Trümmerschutt errichtet und ist heute ein Naherholungsgebiet. Des Weiteren befindet sich auf dem Monte Scherbelino das Waldstadion Südstadt, Spielstätte des Fußballvereins Sportfreunde Blau Weiß Paderborn e.V. | ||||
Leipzig | Fockeberg | 153 m | ca. 40 m | ||
Mönchengladbach | Mt. Clamotte | 133m | 64 m | höchste Erhebung der Stadt |
[Bearbeiten] Bekannte Trümmerberge in Deutschland
[Bearbeiten] Berlin
Die Trümmermenge machte etwa in Berlin 15 Prozent der gesamten Trümmermenge in Deutschland aus[1]. Noch verwendbare Bauteile wurden im Wiederaufbau genutzt, nicht mehr zu Verwendendes wurde in Berlin unter anderem in Form von zahlreichen "Trümmerbergen" gelagert und begrünt, dem Teufelsberg, dem Insulaner mit dem Berliner Observatorium sowie weiteren Erhebungen in verschiedenen Volksparks.
[Bearbeiten] Frankfurt am Main / Offenbach am Main
Die Trümmer Frankfurts wurden dort, wo heute die Eissporthalle und der Festplatz der Dippemess sind, zu einem Berg aufgeschüttet. Er ist heute abgetragen. (Koordinaten: 50° 7′ 29" N, 8° 43′ 24" O).
Der Monte Scherbelino hat mit dem Trümmerberg nichts zu tun und hieß schon vor dem Krieg so (Koordinaten: 50° 4′ 7" N, 8° 43′ 26" O). Er ist ein Berg, der überwiegend aus dem Abfall der Großstadt Frankfurt am Main besteht. Er wurde so angelegt, dass der Gestank bei der vorherrschenden Windrichtung nach Offenbach abzieht. Am westlichen Ende befindet sich der kleine - derzeit stark schadstoffhaltige - Haldenweiher, der aus dem Sickerwasser des Müllberges gespeist wird. Der über 40m hohe Berg befindet sich direkt am Autobahnkreuz Offenbach.
Von 1925 bis 1968 wurde er als Mülldeponie genutzt. Als in Heddernheim die Müllverbrennungsanlage entstand, wurde die Deponie überflüssig. Die Stadtverwaltung ließ den Berg begrünen und mit Bäumen bepflanzen. Ein großer Spielplatz wurde darauf errichtet und zahlreiche Grillplätze wurden angelegt. Von der höchsten Erhebung aus konnte man in alle vier Himmelsrichtungen sehr weit über das Rhein-Main-Gebiet blicken, an klaren Tagen bis in den Taunus, den Spessart und den Odenwald. Schautafeln erklärten, was der Besucher jeweils sehen konnte.
Da er stark schadstoffhaltig ist, wurde der Monte Scherbelino in den 70er Jahren abgedichtet, um eine Verunreinigung des Grundwassers zu vermeiden.
Inzwischen wurde der gesamte Berg vor einigen Jahren für den Besuch gesperrt. Es sei nicht auszuschließen, so die Verantwortlichen, dass giftige Dämpfe und Flüssigkeiten entweichen könnten, die stark gesundheitsgefährdend seien. Für eine erneute Sanierung sind derzeit (2004) keine finanziellen Mittel vorhanden. Ziel der Sanierungsmassnahmen ist es letztlich, das derzeit eingezäunte Gelände bis ca. 2008 wieder der Bevölkerung als Erholungsgebiet zugänglich zu machen.
Ein weiterer auch als Griesheimer Alpen bezeichneter Müllberg befindet sich im Frankfurter Stadtteil Griesheim. Er besteht hauptsächlich aus Industrieabfällen des ehemaligen Chemieunternehmens Hoechst AG.
Auf Offenbacher Gebiet befindet mit dem Schneckenberg (166 Meter über N.N.), ebenfalls eine Deponie. Er wurde auf einem ehemaligen Kalksteinbruch errichtet.
[Bearbeiten] Hannover
Der hannoversche Abfallberg Monte Müllo auf dem Gelände der städtischen Mülldeponie wird auch als Monte Scherbelino bezeichnet. Er ist zur Zeit mit einer Höhe von 122 m die höchste Erhebung im Stadtgebiet.
[Bearbeiten] Ingolstadt
Der Scherbelberg in Ingolstadt, gleichfalls Monte Scherbelino genannt, ist aus Trümmern errichtet, die noch aus den Napoleonischen Kriegen stammen. Die Bezeichnung Berg hat er kaum verdient, erhebt er sich doch nur unwesentlich aus der Landschaft. Gleichwohl gilt der Scherbelberg in Ingolstadt als höchster Punkt im Stadtgebiet.
[Bearbeiten] München
Ein weiterer bekannter Trümmerberg ist der 50 Meter hohe Olympiaberg in München. Auf dem umliegenden Gelände wurden die Sportstätten für die Olympischen Sommerspiele 1972 erbaut. In der Nähe befindet sich der 37 Meter hohe Luitpoldhügel, der im Schwabinger Luitpoldpark aufgeschüttet wurde.
[Bearbeiten] Pforzheim
Der Pforzheimer Monte Scherbelino wurde nach dem 2. Weltkrieg auf dem bereits natürlich bestehenden Wallberg nordwestlich der Stadtmitte aus Trümmerschutt aufgetürmt. Im Jahre 2005 wurde im Rahmen der Feierlichkeiten des 60. Jahrestages der Bombardierung Pforzheims im 2. Weltkrieg ein Mahnmal errichtet.
[Bearbeiten] Stuttgart
Der Birkenkopf bei Stuttgart wird auch als Monte Scherbelino bezeichnet. Er hat heute eine Höhe von 511 Metern ü. NN, wobei der Birkenkopf nach dem 2. Weltkrieg um 40 Meter mit dem Schutt zerbombter Stuttgarter Häuser aufgeschüttet wurde. Auf dem Gipfel liegen große Trümmer von Häuserfassaden offen auf. Der Berg bietet einen sehr weiten Rundblick.