Transistorradio
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Ein Transistorradio ist ein mit Transistoren als Verstärkerbauelementen arbeitendes Radio. Das weltweit erste kommerzielle Transistorradio Regency TR-1 wurde am 18. Oktober 1954 von der Regency Division der Industrial Development Engineering Associates of Indianapolis, Indiana angekündigt und zum Weihnachtsfest des gleichen Jahres auf den Markt gebracht.
Transistorradios lösten allmählich Röhrenempfänger ab, die mit Vakuumröhren arbeiteten. In der Übergangszeit gab es gemischtbestückte Radios, die sowohl Röhren (vor allem im Hochfrequenzteil) als auch Transistoren enthielten. Transistorradios gibt es als Detektorempfänger mit Verstärker, als Audionempfänger und als Überlagerungsempfänger (Superhet). Als Transistoren kamen zunächst hauptsächlich bipolare Germaniumtransistoren zum Einsatz, die später von Siliziumtransistoren abgelöst wurden. In Spezialfällen werden auch Feldeffekttransistoren eingesetzt (FET beziehungsweise MOSFET).
Transistorradios zeichneten sich gegenüber den bis dahin gebräuchlichen Röhrenempfängern durch eine geringere Stromaufnahme und eine niedrige Betriebsspannung aus, was einen problemlosen und ungefährlichen Batteriebetrieb ermöglichte. Zudem sind Transistoren weniger störanfällig als Röhren, die regelmäßig durchbrannten und ausgetauscht werden mussten.
Die einfachste Bauform eines Transistorradios besteht aus zwei Hauptkomponenten, einem Detektor-Empfänger und einem Verstärker. Etwas komplexer, dafür aber auch empfangsstärker und trennschärfer ist der Einsatz eines Audion als Empfänger. Üblich sind aber heute Überlagerungsempfänger (Superhet).
Bisher waren die meisten Transistorradios analoge Empfänger. Es fanden eine Reihe Versuche mit digitalen Übertragungsverfahren statt. In Zukunft wird die Digitaltechnik eine immer größere Rolle spielen und den analogen Rundfunk mehr und mehr ablösen.
Auch die heute üblichen Radios sind eigentlich Transistorradios, allerdings sind die meisten Transistoren zusammen mit anderen Bauteilen in integrierten Schaltungen zusammengefasst. Mit dem weitgehenden Wegfall der Röhrenradios verschwand die Notwendigkeit einer speziellen Unterscheidung und so wird heute das Wort "Transistorradio" nur noch selten verwendet.
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[Bearbeiten] Gesellschaftliche Auswirkungen
Die Erfindung des Transistorradios brachte einen großen Fortschritt für die Kommunikation. Sie ermöglichte, in großem Umfang relativ preisgünstige energiesparende Radios herzustellen. Viele Familien konnten es sich leisten, ein zweites oder drittes Radio anzuschaffen. Das Radiohören, das zuvor in vielen Haushalten auf das Wohnzimmer begrenzt war, wurde nun auch in anderen Zimmern möglich und begleitete etwa die Hausarbeit in der Küche. Autoradios gab es schon vor Verfügbarkeit der Transistortechnik - erst durch sie erfuhren sie aber eine hohe Verbreitung, die wiederum neue Dienstleistungen wie den Verkehrsfunk anstieß. Auch viele Jugendliche erhielten Zugang zu einem eigenen Radio, mit dem sie auch eigene Sender hören konnten. Bedingt durch den geringeren Energieverbrauch waren Radios jetzt auch in Gegenden möglich, in denen es keinen Stromanschluss gab. Durch den niedrigeren Preis konnten sich auch viele Menschen in ärmeren Ländern Radios leisten. Das Kofferradio (von den Eltern oft "Kofferheule" genannt) wurde zum Statussymbol vieler Jugendlicher. In den 1960er und 1970er Jahren trugen viele, vor allem Jugendliche, Radios auf der Straße herum.
In der DDR ermöglichte das Transistorradio vielen Jugendlichen den Empfang von "unerwünschten" Sendern, ohne dass es durch die Eltern oder andere so leicht kontrollierbar war. Das Hören von Westsendern auf der Straße konnte zu Kontrollen durch die Polizei oder freiwillige Helfer der Volkspolizei führen, gegebenenfalls zur Sperrung der Geräte. Bei der NVA und den Grenztruppen der DDR gab es den Fall, dass die erlaubten Sender markiert wurden, wenn andere gehört wurden, gab es Strafen und das Gerät konnte eingezogen werden.
Das Transistorradio brachte auch eine weitere Entwicklung in Gang: Stereofone Radioempfänger wurden handlicher und bezahlbarer, so dass die durch Stereofonie bedingte Qualitätssteigerung im Rundfunk weitere Verbreitung fand.
Durch das Transistorradio stand auch ein preisgünstiger Verstärker zur Verfügung und seit Ende der 1960er Jahre wurde es mit Magnetbandkassetten kombiniert, die das Aufzeichnen und Wiedergeben von Rundfunksendungen und Schallplatten und den Austausch von Musik ermöglichte. In der Bundesrepublik gab es große Diskussionen zur Privatkopie, aber sie wurde erlaubt. Auch in der DDR war die Privatkopie erlaubt und es gab spezielle Rundfunksendungen, die extra als Mitschnittservice eingerichtet waren.
Der niedrige Energiebedarf der Transistorempfänger ermöglicht alternative Energieversorgung, zum Beispiel mit Fotozellen oder mit einem Handdynamo. Das ist wichtig besonders in Gebieten, die nicht ans Energienetz angeschlossen sind.
[Bearbeiten] Quellen
- The Regency TR-1 Family, Sony Transistor Radios, Vintage Micro Transistor Radios, American Shirt-Pocket Transistor Radios and more at EricWrobbel.com
- Dorn-Bader Physik-Oberstufe Gesamtband 12/13 ISBN 3-507-86205-0
- http://www.b-kainka.de/bastel58.htm
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Michael F. Wolff: "The secret six-month project. Why Texas Instruments decided to put the first transistor radio on the market by Christmas 1954 and how it was accomplished." IEEE Spectrum, December 1985, pages 64-69