Tripolitanien
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Tripolitanien (griechisch Tripolis, "Dreistadt"; arabisch Tarabulus) war eine antike Landschaft im heutigen Libyen. Namengebend waren die drei phönizischen Kolonien Oea (später Tripolis), Sabratha und Leptis Magna.
Tripolitanien liegt im Nordwesten von Libyen und erstreckt sich etwa 800 km entlang der Mittelmeerküste. Im Westen grenzt Tripolitanien an Tunesien, im Süden an Fessan, im Osten an die Cyrenaika und im Norden an das Mittelmeer. Die Landschaft gliedert sich in eine Küstenebene und das Bergland des Dschabal Nafusa. Das Bergland erstreckt sich hinter der Küstenebene über 300 km bis in die Gegend von Leptis Magna. Durch das Abregnen der Wolken in den Höhen des Berglandes (bis 968 m) ist in den Küstenebenen Landwirtschaft ohne aufwendige Bewässerungsanlagen möglich.
Wichtige Wirtschaftszweige sind neben der Landwirtschaft die Erdölindustrie, Gerbereien und Seifenfabriken.
[Bearbeiten] Bevölkerung
Die Bevölkerung Tripolitaniens besteht hauptsächlich aus Arabern und arabisierten Berbern. Hauptsprache ist das Arabische, daneben sind Berbersprachen in Gebrauch.
[Bearbeiten] Geschichte
Ursprünglich wurde Tripolitanien von libyschen Berberstämmen bewohnt. Herodot überliefert im 6. Jahrhundert v. Chr. die Stämme der Maker, Gindaner und Lotophagen. Im 7. Jahrhundert v. Chr. gründeten die Phönizier die Kolonien Oea, Leptis Magna und Sabratha, die aber bald unter die Kontrolle von Karthago gerieten. Nach dessen Niederlage im 2. Punischen Krieg (218-201 v.Chr.) kam das Land 161 v. Chr. unter die Herrschaft Numidiens.
Unter römischer Herrschaft (seit 46 v. Chr.) erlebten die Städte durch die blühende Landwirtschaft und den Transsaharahandel einen großen wirtschaftlichen Aufschwung. Hinzu kam, dass die Städte von der Kaiserdynastie der Severer am Anfang des 3. Jahrhunderts stark ausgebaut wurden. Mit dem Niedergang des römischen Reichs und der Eroberung durch die Vandalen begann der wirtschaftliche Verfall, als alle Befestigungen zerstört werden mussten und die Städte nun den Angriffen der Kamelnomaden schutzlos ausgeliefert waren. Zwar kam Tripolitanien 535 unter byzantinische Herrschaft, doch wurde das Land schon 647 von den Muslimen erobert.
Die muslimischen Araber erhoben Oea zum neuen Zentrum des Landes, das darauf hin den Namen der Landschaft, Tripolis annahm. Auch wenn die Küstenstädte von den Muslimen schnell unterworfen werden konnten, dauerte der Widerstand der Berber im Dschabal Nafusa auch unter dem Banner des Islam weiter an, als die Stämme sich unter Abu l-Chattab al-Maafiri den charidschitischen Ibaditen anschlossen. Tripolitanien war Teil von Ifriqiya und wurde nach dem Niedergang des Abbasidenkalifats von den Aghlabiden (800-909), Fatimiden (909-972), Ziriden (972-1027) und Hafsiden (1229-1510) beherrscht.
Nachdem Spanien 1510 Tripolis besetzt hatte, konnten die Christen von den Korsaren unter Dragut Pascha erst 1551 mit osmanischer Unterstützung vertrieben werden. Bis zur italienischen Eroberung unterstand das Land der osmanischen Oberhoheit, auch wenn die Dynastie der Qaramanli (1711-1835) weitgehenden Unabhängigkeit erringen konnte. Nach der Eroberung Libyens durch Italien und der Unterdrückung des Widerstands der Stämme wurden in Tripolitanien tausende italienische Kolonisten angesiedelt. Allerdings erlangte Tripolitanien mit der Cyrenaika und Fessan nach dem 2. Weltkrieg schon 1951 die Unabhängigkeit. 1963 wurde Tripolitanien als Großprovinz aufgelöst, um die Macht der libyschen Zentralregierung unter König Idris I. zu stärken.
Siehe auch: Liste der osmanischen Beys von Tripolitanien