Volkstheater
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Mit Volkstheater kann eine Gattung, ein Schauspielhaus oder eine Dialektbühne gemeint sein. Am bekanntesten sind das Volkstheater in Wien und das Münchner Volkstheater . Volkstümliche Theater (Dialektbühnen) sind das Ohnsorg Theater in Hamburg, das Millowitsch-Theater in Köln sowie das Deutsch-Sorbische Volkstheaterin Bautzen, das Chiemgauer Volkstheater, das Volkstheater Frankfurt, das Theater Lindenhof in Melchingen, das Neu-Isenburger Mundart-Ensemble und das Rostocker Volkstheater.
[Bearbeiten] Volkstheater als Gattung
Von Volkstheater als Theatergattung wird im Gegensatz zum Hoftheater gesprochen. Es umfasst Theaterformen, die sich bis 1918 außerhalb der höfischen Institutionen befanden und hauptsächlich für ein nichtadeliges Publikum (das "Volk") gedacht waren. In der Regel war es das privatwirtschaftliche Theater im Gegensatz zum höfisch oder staatlich subventionierten.
Volkstheater kann improvisiert sein (Stegreifkomödie) oder schriftlich fixiert (Volksstück). Die bekanntesten und ältesten Formen des Volkstheaters sind die Commedia dell'arte und das Puppenspiel. Im 18. Jahrhundert entstanden das Alt-Wiener Volkstheater, die Pantomime und der Zirkus.
Daneben gibt es Volkstheater mit längeren in sich abgeschlossenen Handlungen: Das Gegenstück zur aristokratischen Komödie war seit dem späteren 18. Jahrhundert die Posse, das Gegenstück zur Tragödie war das Melodram. Viele Varianten des Volkstheaters haben einen starken Musikanteil wie Vaudeville, Singspiel, Opéra comique. Im 19. Jahrhundert entwickeln sich neue Formen wie Varieté, Schwank, Operette, Revue (Musiktheater).
"Volkstheater" ist bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nicht inhaltlich festgelegt. Es ist all das, was bei der breiten Masse Anklang findet. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt sich dagegen ein "volkstümliches" Theater, das sich als Traditionspflege mit ländlichen oder betont lokalen Themen versteht. Seit dem Nationalismus Ende des 19. Jahrhunderts wird der Begriff Volkstheater oft ideologisch verstanden, manchmal auch im Sinne einer ausgeprägt linken oder rechten politischen Einstellung.
Die soziale Grundproblematik des Volkstheaters im 18. und 19. Jahrhundert war, dass in ihm "groteske" Figuren auftraten im Unterschied zu den noblen des Hoftheaters, also untreue, ungehobelte, lächerliche "Typen aus dem Volk", mit denen sich das zivilisierte Volk nicht mehr unbedingt identifizieren konnte. Daraus entwickelten sich im deutschen Sprachgebiet zwei Strategien, um das Volkstheater aufzuwerten: Entweder man wertete nichthöfische Merkmale wie den Dialekt selbstbewusst auf, wie es in Großbritannien üblich war, oder man verfeinerte die grotesken Figuren zu bürgerlichen wie im Lustspiel des 19. Jahrhunderts (Eduard Bauernfeld). Ähnlich verhielt es sich mit dem Bauerntheater: Während man auf dem Land bis ins 19. Jahrhundert hinein das Ausländische und Städtische für etwas Besseres hielt und bevorzugte, akzeptierte man ländliche Figuren als etwas Eigenes und "Volkstümliches", sobald es sie im städtischen Theater gab wie bei Ludwig Anzengruber. Daneben gab es bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts die Tradition der Parodien und Travestien, in denen höfisches Verhalten grotesk verfremdet und dadurch verspottet wurde.
Eine neutralere Bezeichnung für Volkstheater ist "populäre Dramatik". Als Unterhaltung hat sie sich im 20. Jahrhundert vom Theater auf andere Medien wie Film und Fernsehen verlagert.
