Where Troy Once Stood
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Where Troy Once Stood (dt. Wo Troja einst stand) ist ein Buch von Iman Wilkens aus dem Jahr 1990. Darin behauptet Wilkens, dass sich die altertümliche Stadt Troja in England befunden hat und dass die mündlich überlieferten epischen Gedichte Ilias und Odyssee von Homer westeuropäischen Ursprungs sind. Der Autor erklärt, dass dies auf keinen Fall im Widerspruch zum Ansehen der griechischen Kulturantike steht.
Wilkens Arbeit traf unter akademischen Gelehrten auf geringes Interesse. Anthony Snodgrass, ein emeritierter Professor der klassischen Archäologie an der Universität Cambridge hält Wilkens für einen eher unseriösen Autoren. [1] Dennoch wird im Internet häufig nach einem seiner Bücherexemplare gesucht. Ferner steht es auf zahlreichen Listen beliebter, vergriffender Bücher ganz oben.[2]
Der Titel des Buches wurde von einem Satz (Heroidenbrief I 1-53) des römischen Dichters Ovid abgeleitet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Wilkens Argumente
Wilkens argumentiert, dass sich Troja auf dem Gogmagog-Hügel in Cambridgeshire, England befand. Der Autor meint (Ur-)Kelten hätten dort gelebt und wurden um 1200 v. Chr. von anderen (Ur-)Kelten dieses Festlands angegriffen. Gegenstand der Schlacht sollen Grubenzugänge für den Zinnabbau in Cornwall gewesen sein, da Zinn ein wichtiger Bestandteil bei der Bronzeherstellung war. Die überarbeitete Ausgabe von 2005 enthält eine Rekonstruktion des trojanischen Schlachtfeldes in Cambridgeshire. Wilkens erklärt zudem, dass der Schauplatz für die Odyssee der Atlantische Ozean und nicht das Mittelmeer gewesen ist.
Eine weitere Hyphothese Wilkens besagt, dass die (Ur-)Kelten Seevölker waren, die im Mittelmeer der Späten Bronzezeit anzutreffen waren und sich als Achaier und Pelasger in Griechenland und an der Ägäis niederließen. Sie benannten neue Städte nach Orten, von denen sie gekommen waren (ähnlich wie bei der Übertragung vieler britischer Ortsnamen auf nordamerikanische Städte) und sie brachten die Gedichte aus Westeuropa mündlich mit, die wiederum die Basis für die Ilias und die Odyssee bildeten.
Nachdem die Gedichte etwa vier Jahrhunderte mündlich weiter gegeben worden waren, wurden sie übersetzt und um 750 v. Chr. auf Griechisch niedergeschrieben. Da die Herkunft der Gedichte verloren gegangen war, siedelten die Griechen die Geschichten im Mittelmeer an, wo viele homerische Ortsnamen gefunden wurden. Dabei wurden Beschreibungen aus dem Gedicht, von Städten, Inseln, Segelanweisungen und Entfernungen, nicht verändert, um sie der Realität der griechischen Kulisse anzupassen.
[Bearbeiten] Unterstützende Quellen
- Thukydides, Historiker in der griechischen Antike im fünften Jahrhundert v. Chr. behauptete, dass aufgrund des seltenen Kontakts zwischen den verschiedenen Stämmen nichts vor seiner Zeit in Griechenland große Ausmaße annahm weder Kriege noch alles andere. Gründe hierfür waren der schwach entwickelte Handel und die Schifffahrt, aber auch die bevorzugte Reise der Menschen aus Griechenland über den Landweg, um der stark verbreiteten Piraterie auf dem Seeweg zu entgehen u. a.. Deshalb konnte Thukydides nicht verstehen, wie sein Land in der Lage war einen großen Krieg mit den Trojanern zu beginnen.[3]
- Herodot zufolge waren die Pelasger kein griechisches Volk, sondern hatten sich in Griechenland niedergelassen und gründeten Athen und nach einigen Generationen übernahmen sie die griechische Sprache. [4]
- Platon (427-348 v. Chr.) hatte ernsthafte Zweifel über die Herkunft der Griechen in der Ilias und der Odyssee. [5]
- Strabon argumentierte, dass einige Ereignisse in der Odyssee auf den Atlantischen Ozean hinweisen. [6]
- J. H. Voß schrieb, dass in der Odyssee höchstwahrscheinlich einige Landschaften auf den britischen Inseln beschrieben werden (1804). [7]
- C. J. de Grave kam zu der allgemeinen Schlussfolgerung, dass der historische und mythische Hintergrund von Homers Werken in Westeuropa gesucht werden sollte (1806). [8]
- Th. Cailleux schrieb, dass Odysseus von Troja aus startete und im Atlantischen Ozean segelte. Dabei lokalisierte er Troja unweit von The Wash in England (1879). [9] Diese Idee wurde von E. Gideon weiter entwickelt (1973).[10]
[Bearbeiten] Kritik
- Ein Bericht, der Bücher empfiehlt, die Bibliotheken in ihren Bestand aufnehmen sollten, konstatiert, dass dieses Buch ein überzeugendes Argument beinhaltet und eine interessante Lektüre sei. Der Bericht merkt weiterhin an, dass dieses Buch auf keinen Zuspruch bei seriösen Kennern stoßen würde und rät daher nur großen Bibliotheken eine Anschaffung dieses Buches in Betracht zu ziehen. [11]
- Ein Bericht im History and Chronology, einem populärwissenschaftlichen Internetmagazin, erklärt, dass dieses Buch zumindest dazu anregt, zweimal darüber nachzudenken, was wir über eines der weltweit größten und längsten Schlachten in der Geschichte zu wissen glauben. [12]
[Bearbeiten] Autor
Iman Jacob Wilkens wurde 1936 in den Niederlanden geboren und studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Amsterdam. Seit 1966 lebt er in Frankreich, wo er Homer seit über 30 Jahren erforscht. Am 26. Mai 1992 hielt er an der Universität Cambridge vor einer Studentengesellschaft einen Vortrag über "Trojaner in England" ("The Trojan Kings of England"[13]).
[Bearbeiten] Publikationen
- erstmals erschienen 1990 in Großbritannien, bei Rider / Century Hutchinson, London ISBN 0-7126-2463-5
- Veröffentlichung als Taschenbuch 1991 bei Rider / Random Century, London ISBN 0-7126-5105-5
- Publikation in den USA (1991) bei der St Martin's Press, New York ISBN 0-312-05994-9
- Veröffentlichung in Großbritannien 1992 über eine Buchgemeinschaft bei BCA, London ISBN 0-7126-4094-0
- Publiziert in den Niederlanden auf Niederländisch 1992 bei Bigot & Van Rossum, Baarn ISBN 90-6134-381-X
- veröffentlicht in den Niederlanden 1999 (überarbeitete Ausgabe der niederländischen Übersetzung) bei Bosch & Keuning (Tirion), Baarn ISBN 90-246-0461-3
- überarbeitete Ausgabe auf Englisch (2005), erschienen bei Gopher Publishers, Groningen ISBN 90-5179-208-5
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Snodgrass, Anthony. "A Paradigm Shift in Classical Archaeology?" Cambridge Archaeological Journal 12 (2002), S. 190.
- ↑ Zum Beispiel: [1]; [2].
- ↑ Thukydides I 1-13
- ↑ Herodot, I 57
- ↑ Platon, Politeia, Buch 3
- ↑ Strabon, Geographica I 2-18
- ↑ Johann Heinrich Voß: Alte Weltkunde. Stuttgart: Jena, 1804
- ↑ Charles-Joseph de Grave: République des Champs élysées, ou, Monde ancien : ouvrage dans lequel on démontre principalement : que les Champs élysées et l'Enfer des anciens sont le nom d'une ancienne république d'hommes justes et religieux, située a l'extrémité septentrionale de la Gaule, et surtout dans les îles du Bas-Rhin : que cet Enfer a été le premier sanctuaire de l'initiation aux mỳsteres, et qu'Ulysse y a été initié ... : que les poètes Homère et Hésiode sont originaires de la Belgique, &c. Gent: De l'imprimerie de P.-F. de Goesin-Verhaeghe; OCLC: 53145878, 1806
- ↑ Théophile Cailleux: Pays atlantiques décrits par Homère, Ibérie, Gaule, Bretagne, Archipels, Amériques, Théorie nouvelle. Paris: Maisonneuve et cie; OCLC: 23413881, 1879
- ↑ Ernst Gideon: Homerus Zanger der Kelten. Deventer: Ankh-Hermes, 1973
- ↑ M. F. MacKenzie: Review of "Where Troy Once Stood". In: Library Journal, Band 116, Ausgabe 11, S.78. 1991
- ↑ David White: "Review of Where Troy Once Stood". In: History and Chronology
- ↑ The Trojan Kings of England. 1992
[Bearbeiten] Siehe auch
- Bronzezeit
- „Dunkles Zeitalter“
- Mykenische Kultur
- East Cambridgeshire
- Großbritannien in prähistorischer Zeit: Bronzezeit
[Bearbeiten] Englischsprachige Weblinks
- Troy-in-England.co.uk – Weitere Informationen über Wilkens und Argumente, die seine Theorie unterstützen
- Divers find 3,000 year old Bronze Age artefacts on shipwreck site – Artikel: "Taucher entdecken 3000 Jahre alte Artefakte aus der Bronzezeit bei einem Schiffswrack" (Word-Format)
- Isleham Hort
- Labyrinth