Wirtschaft Deutschlands
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Deutschland ist mit einem Bruttoinlandprodukt von 2.247,4 Mrd. Euro (Stand: 23. Mai 2006, für das Jahr 2005, Quelle: Statistisches Bundesamt) die größte Volkswirtschaft und Industrienation in Europa und die drittgrößte der Welt. Zudem ist Deutschland die größte Exportnation, erwirtschaftet den größten Überschuss und hat zugleich das größte Kapitalbilanzdefizit (2006: 157 Mrd €). Da das Land relativ rohstoffarm ist, konzentriert sich seine Wirtschaft vorwiegend auf den sekundären und tertiären Sektor. Große Flächen des Landes werden allerdings landwirtschaftlich genutzt (jedoch sind nur 2 % - 3 % der Beschäftigten in der Landwirtschaft tätig). In der jüngsten Vergangenheit war das Wachstum jedoch nur schwach und die deutsche Wirtschaft ist durch Anfälligkeit gegen Einflüsse von außen, innere Probleme und Integrationsprobleme mit den neuen Bundesländern gekennzeichnet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Charakterisierung
Die deutsche Wirtschaft wird oft als soziale Marktwirtschaft beschrieben. Der deutsche Staat bietet ein umfangreiches Angebot von sozialen Dienstleistungen an. Obwohl der Staat in einigen Sektoren die Wirtschaft durch Subventionen unterstützt, sind Wettbewerb und Marktwirtschaft Grundpfeiler in der Wirtschaftspolitik. Die Bundesregierungen der 1990er und 2000er Jahre haben durch die Privatisierung von Bundesbahn und Bundespost für mehr Wettbewerb gesorgt.
Die deutsche Wirtschaft ist mit einer Exportrate von mehr als einem Drittel des Inlandproduktes stark Export-orientiert. Aus diesem Grund war für Deutschland der Export immer ein Schlüsselelement des wirtschaftlichen Wachstums. Deutschland ist deswegen ein starker Befürworter starker wirtschaftlicher Zusammenarbeit auf europäischer Ebene.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Überblick
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Deutschland wirtschaftlich und sozial am Boden. Nach der Währungsreform 1948 gelang der wirtschaftliche Wiederaufbau im so genannten Wirtschaftswunder, gleichzeitig wurden die Bürger durch den Sozialstaat abgesichert. Deutschland wurde zum Exportmeister; Produktivität und Qualität deutscher Produkte insbesondere des Maschinenbaus genossen und genießen noch heute weltweit einen guten Ruf. Bis in die frühen 1970er erlebte Westdeutschland ein beinahe durchgehend hohes wirtschaftliches Wachstum, welches aber danach - mit Rezessionen 1974 und 1981/82 sowie einer Wachstumsspitze 1979 - geringer wurde. In den 1970er und 1980er Jahren gehörte Westdeutschland zusammen mit Dänemark und Luxemburg zu den Staaten mit dem höchsten Durchschnittseinkommen der EG. Nach einem Wachstumshoch 1988/89 und dem westdeutschen Wiedervereinigungsboom 1990/91 folgte die Rezession von 1993. Seit 1994 gab es wieder acht Jahre lang Wachstum, das durchschnittlich etwa 1,5% betrug. Nach einer Stagnation von 2001 - 2003 wuchs die Wirtschaft 2004 um 1,2 %, 2005 um 0,9 % sowie 2006 um 2,7 % (Stand 12.Februar 2007, Quelle: Statistisches Bundesamt). Die Arbeitslosigkeit ist von etwa 2,5 Mio. (1992) auf etwa 4,8 Mio. (2005) gestiegen.
[Bearbeiten] Wiedervereinigung
Nach der Wiedervereinigung musste zunächst die marode Wirtschaft in den damals neuen Bundesländern geschultert werden. Dies wurde vorwiegend über Neuverschuldung in den Haushalten und Übertragung einiger Kostenfaktoren in die sozialen Sicherungssysteme finanziert. Vierzehn Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung sind große Fortschritte in der Erhöhung des Ostdeutschen Lebensstandards erkennbar, die Marktwirtschaft ist etabliert und die Infrastruktur wurde verbessert. Die Produktivität je Arbeitnehmer ist deutlich gestiegen und die Lohnstückkosten sind höher als in Westdeutschland. Gleichzeitig dauert der Angleichungsprozess zwischen Ost und West länger als ursprünglich angenommen, nach manchen Maßstäben stagniert er sogar bereits seit Mitte der 1990er Jahre. Das Wirtschaftswachstum im Osten fällt geringer aus als im Westen, die Arbeitslosigkeit ist doppelt so hoch, qualifizierte Arbeitnehmer wandern ab.Zusätzlich zum Solidaritätszuschlag plant die Regierung wirtschaftliche Aufbauhilfe bis ins Jahr 2019.
[Bearbeiten] Aktuelle Konjunkturentwicklung
Ähnlich schwach wie Deutschland ist in den letzten Jahren kaum ein anderes Industrieland gewachsen. Die sogenannte Trendwachstumsrate der deutschen Wirtschaft ist in den letzten 15 Jahren stetig bis auf ein Prozent zurückgegangen. In Europa liegt die Trendwachstumsrate dagegen bei rund 2 Prozent, in den USA sogar bei rund 3 Prozent. Die deutschen Konjunkturforschungsinstitute zogen vor diesem Hintergrund bereits in ihrem Frühjahrsgutachten 2005 die Schlussfolgerung: „Deutschland hat kein Konjunktur-, sondern ein Wachstumsproblem.“ Sie fordern weitreichende wirtschaftspolitische Reformen. Mittlerweile hat sich das konjunkturelle Klima wieder deutlich verbessert, zu den rasch wachsenden Exporten kommt eine immer höher werdende Inlandsnachfrage hinzu. Das Wachstumsproblem scheint sich indessen noch verschlimmert zu haben. Das Kapitalbilanzdefizit erreichte laut Bundesbank im Jahr 2006 die Rekordhöhe von 157 Mrd Euro, oder rund 7% des BIP.
[Bearbeiten] Rückblick auf die Konjunkturentwicklung 2005
2005 hat sich das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts auf 0,9 % verringert. 2004 war es noch um 1,2 % gestiegen.
Nach wie vor wurde die Konjunktur hauptsächlich von der Auslandsnachfrage getragen. Die Inlandsnachfrage nahm kaum zu (+ 0,5 %). Die Konsumausgaben der privaten Haushalte stagnierten. Die Kaufkraft der Haushalte wurde zwar durch Entlastungen bei der Einkommensteuer gestärkt, durch stark gestiegene Energiepreise aber geschwächt.
Ohne die Verteuerung von Haushaltsenergie und Kraftstoffen wäre der Anstieg der Verbraucherpreise, der sich 2005 von 1,6 % auf 2,0 % beschleunigte, auf 1,1 % zurückgegangen. So verzeichnete Deutschland die höchste Teuerungsrate seit 4 Jahren.
Die Anlageinvestitionen stiegen nach vierjährigem Rückgang etwas (+ 0,8 %). Ausschlaggebend dafür war die Zunahme der Ausrüstungsinvestitionen.
Die Arbeitslosenzahl stieg 2005 um 480.000 Personen auf 4,861 Millionen. Der sprunghafte Anstieg war jedoch kaum konjunkturell bestimmt, sondern weit überwiegend durch die erstmalige Aufnahme erwerbsfähiger Sozialhilfeempfänger in die Arbeitslosenstatistik bedingt. Allerdings hielt auch der Abbau sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze an. Insgesamt hat sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Jahresdurchschnitt 2005 also weiter verschlechtert. Immerhin gab es im Jahresverlauf Anzeichen für eine Besserung: die Arbeitslosenzahlen sind saisonbereinigt in den letzten Monaten gesunken.
Auch bei der Verringerung der öffentlichen Defizite konnten 2005 keine deutlichen Fortschritte erzielt werden. Das gesamtstaatliche Defizit näherte sich nur sehr langsam der „Maastricht-Grenze“ (3 % des Bruttoinlandsprodukts), die es seit 2002 deutlich überschritten hat. 2005 ist es auf 3,2 % des BIP gesunken. Dazu trugen allerdings vor allem verschiedene “Sondereffekte“ bei, z.B. Zahlungen von Landesbanken an die Länder.
[Bearbeiten] Ausblick auf die Konjunkturentwicklung 2006/2007
Die Arbeitsgemeinschaft der deutschen wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute legte zur Konjunkturentwicklung 2006 und 2007 am 19. Oktober 2006 folgende neue Prognosen vor.
[Bearbeiten] Konjunkturentwicklung 2006
2006 beschleunigt sich das Wirtschaftswachstum bei einer weiterhin rasch wachsenden Weltwirtschaft deutlich auf 2,7 Prozent.
Das kräftige Wachstum der Exporte legt auf 10 Prozent zu. Die Importe steigen aber fast ebenso stark.
Die Inlandsnachfrage, die 2005 nur um 0,5 Prozent zunahm, wird 2006 zum Wachstumsmotor und weitet sich um 1,7 Prozent aus. Die Anlageinvestitionen steigen um fast 7,3 Prozent, wobei die Ausrüstungsinvestitionen beschleunigt zunehmen. Selbst die Bauinvestitionen wachsen nach langjährigem Rückgang etwas. Der private Verbrauch erhält zwar Impulse von der 2007 bevorstehenden Mehrwertsteuererhöhung um 3 Prozentpunkte, weil Käufe vorgezogen werden. Sein Anstieg bleibt jedoch schwach (+ 0,9 Prozent).
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt bessert sich deutlich. Die Arbeitslosenzahl sinkt um rd. 740.000 Personen (rund – 1,7 Prozent) auf 4,02 Millionen, die Zahl der Erwerbstätigen steigt um 0,5 Prozent. Die gute Wirtschaftslage strahlt dabei auch auf den ostdeutschen Arbeitsmarkt aus. Dennoch bleibt die Arbeitslosenquote etwa doppelt so hoch wie im Westen.
Das raschere Wirtschaftswachstum sorgt dafür, dass das Haushaltsdefizit mit 2,0 Prozent des Bruttoinlandsprodukts die im europäischen Stabilitätspakt von Maastricht vorgesehene Grenze (3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts) deutlich unterschreitet.
Bei ihren Prognosen unterstellen die Institute 2006 und 2007 einen Ölpreis von 60 US-Dollar je Barrel.
[Bearbeiten] Prognosen für 2007
Das Wirtschaftswachstum liegt bei ca. 1,7 Prozent und damit deutlich höher als zunächst erwartet. Zur Begründung verweisen die Institute neben der leichten Abkühlung der Weltkonjunktur insbesondere auf die Erhöhung der Mehrwertsteuer und den insgesamt „merklich restriktiven Kurs“ der Finanzpolitik.
Der private Verbrauch wird wegen der drastischen Anhebung von Steuern und Abgaben stagnieren. Gleichzeitig beschleunigt sich der Anstieg der Verbraucherpreise auf 2,3 Prozent. Allein durch das Vorziehen von Käufen in das Jahr 2006 wird das Wirtschaftswachstum im Jahr 2007 um rund einen viertel Prozentpunkt gedrückt. Zudem schwächt sich der Anstieg der Investitionen ab.
Bei diesen Bedingungen dürfte die Arbeitslosenzahl im Jahresdurchschnitt um rund 500.000 Personen auf unter 4 Millionen sinken. Die Arbeitslosenquote wird damit um 0,7 Prozentpunkte auf 9,2 Prozent zurückgehen.
Bei der Wachstumsprognose der „Gemeinschaftsdiagnose“ von 1,4 Prozent für das kommende Jahr handelt es sich um eine "Kompromisslösung" zwischen den Instituten, die unterschiedliche Auffassungen über den weiteren Konjunkturverlauf vertreten. Während einige Institute davon ausgehen, dass die Mehrwertsteuererhöhung sowie die restriktivere Finanzpolitik das Wachstum deutlich dämpfen werden, halten die anderen den Aufschwung des laufenden Jahres für so stark, dass er in das kommende Jahr hineinträgt.
Die optimistischeren Institute verweisen darauf, dass die Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung die Binnenkonjunktur stabilisieren werde.
Die Vertreter des Negativ-Szenarios führen an, dass die Unternehmen die Geschäftsaussichten für das kommende Jahr spürbar schlechter einschätzen als die heutige Lage.
Die Gutachter bekennen ihre Unsicherheit offen: „Niemals wurde die Mehrwertsteuer so stark angehoben. Daher ist es schwierig abzuschätzen, in welchem Maße die Finanzpolitik die Konjunktur dämpfen wird“ heißt es im Gutachten.
[Bearbeiten] Wirtschaftspolitische Forderungen zur Überwindung der Wachstumsschwäche
Die Forschungsinstitute forderten bereits in ihrem Frühjahrsgutachten 2005 weitreichende wirtschaftspolitische Reformen, um die Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft zu überwinden. Der Staat müsse seinen Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen verringern und den Freiraum für private Initiative erhöhen. Der Anteil der Staatsausgaben am Bruttoinlandsprodukt, die Staatsquote, soll reduziert werden. Der Staat soll die Subventionen kürzen, die Steuern und seine Neuverschuldung senken. Im Bereich der Sozialpolitik sollen die Bürger mehr Eigenverantwortung übernehmen. Der Staat soll lediglich für eine Grundsicherung bei Krankheit, Arbeitslosigkeit und im Alter sorgen.
Der OECD-Report "Revenue Statistics" allerdings berichtet von einer anderen Wirklichkeit: entgegen der üblichen Meinung ist Deutschland seit Jahren ein Niedrigabgabenland. Der Vergleich mit den EU 15-Staaten, dem Kernbereich der bisherigen Mitglieder, zeigt: Im Jahre 2003 nahm Deutschland aus Steuern und Sozialabgaben 35,5 Prozent des BIP ein. In der EU 15 waren es dagegen 40,5 Prozent. Selbst unter Einschluss der Beitrittsländer liegt dieser Wert immer noch weit oberhalb dieses Wertes bei 39,4 Prozent.
Um die Eingliederung der Arbeitslosen in den Arbeitsprozess zu ermöglichen, soll nach Ansicht der Institute der Anstieg der Tariflöhne im gesamtwirtschaftlichen Schnitt unter der Summe aus der trendmäßigen Inflationserwartung und dem trendmäßigen gesamtwirtschaftlichen Produktivitätswachstum liegen. Die voraussichtliche Entwicklung der Tariflöhne im Jahr 2005 entspricht nach ihrer Einschätzung dieser Forderung.
In ihrem Herbstgutachten 2006 kritisierten die Institute die Reformvorhaben der großen Koalition scharf. Die Entwürfe in den Bereichen Gesundheit, Arbeitsmarkt und Unternehmenssteuern blieben weit hinter dem zurück, was zur Verbesserung der Wachstums- und Beschäftigungsbedingungen notwendig wäre. Die von den Instituten vorgeschlagene Entkoppelung von Gesundheits- und Arbeitskosten komme durch die Gesundheitsreform nicht voran.Bei der Unternehmenssteuerreform kritisieren sie, dass zur Kompensation von Steuerentlastungen Abschreibungsregeln verschlechtert werden sollen. Außerdem fordern sie den Ausbau eines Niedriglohnbereiches. Einen Mindestlohn lehnen sie ab.
Zur Finanzpolitik meinen sie, das Haushaltsdefizit werde 2007 zwar deutlich auf 1,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes sinken, insbesondere als Folge der Mehrwertsteuererhöhung. Die Institute bemängeln aber: „Die qualitative Konsolidierung kommt kaum voran.“ So würden die Bildungsinvestitionen nicht spürbar gesteigert während Einsparmöglichkeiten bei Steuervergünstigungen und Finanzhilfen ungenutzt blieben.
Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) legte kurz vor der Vorlage des Gutachtens der Forschungsinstitute ähnliche Prognosen vor. Es erwartet nach einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,3 Prozent im Jahr 2006 für das nächste Jahr einen Rückgang des Wachstums auf 1,3 Prozent. "Die Erhöhung der Mehrwertsteuer beschert uns nicht nur eine konjunkturelle Delle, sondern einen massiven Blechschaden, der sich nicht so rasch wieder reparieren lässt", sagte IMK-Direktor Gustav Horn.
Horn bemängelte, mit der Mehrwertsteuererhöhung gehe die Bundesregierung ohne Not ein Risiko ein. 2006 liegt das Haushaltsdefizit nach der IMK-Prognose bei 2,4 Prozent des BIP. Wird die Mehrwertsteuererhöhung wie beschlossen umgesetzt, sinke es 2007 auf 1,5 Prozent. Um einen "konjunkturellen Schock" zu vermeiden, wäre es aus Sicht der IMK-Konjunkturexperten am vernünftigsten, auf zwei der drei Prozentpunkte der Mehrwertsteuererhöhung zu verzichten.
Die wirtschaftspolitischen Forderungen der Arbeitsgemeinschaft der wirtschaftswissenschaftlichen Institute entsprechen dem Konzept der sogenannten angebotsorientierten Wirtschaftspolitik. Anhänger der „nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik“ wie das IMK empfehlen demgegenüber oft staatliche Maßnahmen zur Stärkung der schwachen Inlandsnachfrage, zum Beispiel die Aufnahme weiterer Schulden durch den Staat, um staatliche Investitionsprogramme finanzieren zu können, Zinssenkungen zur Erleichterung von Investitionen sowie Lohnsteigerungen, die den Anstieg der Produktivität zumindest voll ausschöpfen.
[Bearbeiten] Langfristige strukturelle Probleme
[Bearbeiten] Bürokratische Hindernisse
Trotz der hohen Anfälligkeit gegenüber externen Einflüssen halten die meisten Experten die inneren strukturellen Probleme für den Hauptgrund der schwachen Konjunkturlage. Ein inflexibler Arbeitsmarkt wird als Hauptursache der beharrlich hohen Arbeitslosigkeit genannt. Behauptet wird, dass starke bürokratische Einschränkungen viele Firmen und den Gründungsprozess von neuen Firmen behindert würden.
Steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten oder Subventionen geben deutschen Investoren den Anreiz, im Ausland zu investieren, anstatt im Inland durch Investitionen neue Arbeitsplätze zu schaffen.
[Bearbeiten] Sozialabgaben statt Steuern
Viele Experten halten darüber hinaus die hohen deutschen Sozialabgaben für ein Wachstumshindernis. Sozialabgaben sind die Beiträge zu Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung. Diese gelten als überhöht, weil versicherungsfremde Leistungen im Umfang von etwa 80 Mrd. Euro durch Beiträge finanziert werden. Unter solche versicherungsfremden Leistungen fallen beispielsweise Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Weiterbildungs- und Frühverrentungsprogramme, die aus der Arbeitslosenversicherung finanziert werden. Steigende Sozialversicherungsbeiträge erhöhen die Kosten je Arbeitsplatz und erhöhen so den Anreiz, Arbeitsplätze abzubauen. Werden viele Arbeitnehmer durch Stellenabbau arbeitslos, steigen wiederum die Sozialbeiträge - ein Teufelskreis. Es wird daher gefordert, die Sozialversicherungen wie in europäischen Nachbarländern stärker über allgemeine Steuern zu finanzieren, um einen wichtigen Anreiz zur Jobvernichtung zu beseitigen.
[Bearbeiten] Bevölkerungsstruktur
Wie in vielen europäischen Ländern ist die Geburtenrate in Deutschland auf ein niedriges Niveau gesunken. Die daraus zu erwartenden zukünftigen Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur (weniger junge Menschen haben mehr alte Menschen zu versorgen) stellen neue Anforderungen an die sozialen Sicherungssysteme. Beiträge zur Krankenversicherung und Rentenversicherung werden in Deutschland hälftig von Arbeitnehmern und Arbeitgebern finanziert. Höhere Beitragssätze führen zu höheren Kosten pro Arbeitsstunde. Diese werden nur zum Teil durch eine steigende Produktivität ausgeglichen. In Frankreich und Skandinavien ist die Geburtenrate nach familienpolitischen Maßnahmen wie z. B. ausgeweiteten Betreuungsangeboten und Erziehungsgeld wieder gestiegen. Gemessen am Vermögen stehen die Deutschen mit 90.462 E. pro Kopf (2005) nur auf Platz 7 in Europa.
[Bearbeiten] Kostendruck durch Globalisierung und Billiglohnländer
Wachsende Globalisierung seit den 1980er Jahren sowie erstarkte Wirtschaftssysteme in Asien und seit den 1990ern auch in Osteuropa führten dazu, dass insbesondere niedrig qualifizierte, aber lohnintensive Industriearbeitsplätze im sekundären Sektor in Deutschland abgebaut wurden. Ein zunehmender Kostendruck insbesondere durch günstige osteuropäische Arbeiter führte zudem im Bereich des Handwerks zu einem gegenwärtig extrem hohen Anteil an Schwarzarbeit.
Fehlende Einnahmen der sozialen Sicherungssysteme wurde lange Zeit über eine Erhöhung der Lohnnebenkosten auf den verbleibenden Arbeitsverhältnissen des regulären Arbeitsmarktes abgefangen. Dies verschärfte das Problem zusätzlich.
Die Entwicklung führte zur allgemeinen Einschätzung einer "Krisensituation" der deutschen Wirtschaft, die etwa Anfang der neunziger Jahre aufkam und seitdem im Wesentlichen nicht mehr abflaute. Hoffnungen auf eine wirtschaftliche Erholung um die Jahrtausendwende wurden durch das Platzen der New-Economy-Blase und die weltwirtschaftlich schlechte Situation seit dem 11. September 2001 zunichte gemacht.
[Bearbeiten] Staatsausgaben für Gesundheit, Bildung und Verteidigung
Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für
- das Gesundheitswesen bei 17%
- das Bildungswesen bei 1%
- das Militär bei 7%
[Bearbeiten] Handelspartner
Frankreich ist Deutschlands wichtigster Handelspartner. Der Gesamtwert der Ausfuhren dorthin belief sich im Jahr 2004 auf 75,3 Mrd. Euro, der Gesamtwert der Waren, die aus Frankreich nach Deutschland eingeführt wurden, belief sich 2004 auf 52,2 Mrd. Euro. Insgesamt wurden im Jahr 2004 Waren im Wert von 127,5 Mrd. Euro zwischen den beiden Ländern ausgetauscht. Die USA sind der zweitgrößte Handelspartner Deutschlands. Insgesamt wurden im Jahr 2004 Güter und Dienstleistungen im Wert von 101,4 Mrd. Euro zwischen Deutschland und den USA ausgetauscht. Dabei beliefen sich die Importe nach Deutschland auf 40,3 Mrd. Euro, die Exporte in die USA beliefen sich auf 61,1 Mrd. Euro. Deutschland exportiert hauptsächlich Automobile, Maschinen, Chemieerzeugnisse und schweres elektrisches Gerät. Ein Großteil der Handelsaktivitäten findet innerhalb der gleichen Industrie oder sogar der gleichen Firma statt.
Die deutschen Exporte haben 2004 trotz des starken Euro und der hohen Ölpreise die Rekordmarke des Vorjahres übertroffen. Beflügelt vom weltwirtschaftlichen Aufschwung legten die Ausfuhren nach Schätzung des Statistischen Bundesamtes um zehn Prozent zu.
Insgesamt wurden 2004 Waren im Wert von 733,5 Mrd. Euro exportiert und für 577,4 Mrd. importiert. Damit kletterten im Vergleich zum Jahr 2004 zwar die Einfuhren um 8,0 Prozent nach oben, doch auch der Ausfuhrüberschuss erreichte mit 156,1 Mrd. Euro (+10,4% im Vergleich zu 2003) einen neuen historischen Höchststand. Der deutsche Außenhandel profitierte dabei erneut von der robusten Weltkonjunktur. Die Wachstumsrate von 4,5 Prozent war die höchste seit drei Jahrzehnten.
Der starke Euro, der deutsche Waren in Ländern, die nicht der Eurozone angehören, erheblich teurer machte, wirkte sich im Verhältnis dazu nur gering aus. Für die Beseitigung aller bremsenden Faktoren, einschließlich des hohen Rohölpreises, ist Experten zufolge der globale Aufschwung verantwortlich.
Die Importe aus Staaten der EU legten 6,5 Prozent, die Importe aus anderen Regionen um 9,8 Prozent zu. Wirtschaftsexperten prognostizieren für 2005 weiter anziehende Importe und Exporte. Die Zuwachsraten würden sich allerdings stärker angleichen.
In diesem Zusammenhang warnen Ökonomen aber auch vor einer Rekord-Euphorie. Die Außenhandelsbilanz dürfe nicht als Erfolgsmesser für eine Volkswirtschaft angesehen werden. Das Ungleichgewicht zugunsten der Ausfuhren bedeute nämlich auch, dass Kapital aus Deutschland abfließe und Investoren andere Standorte bevorzugen.
Es sei außerdem bemerkt, dass Deutschland nur beim Export von Waren "Exportweltmeister" ist; bezieht man Dienstleistungen mit ein, sind es die USA. Der Exporterfolg deutscher Unternehmen relativiert sich auch, wenn man berücksichtigt, dass den deutschen Exporten immer mehr importierte Vorleistungen zugrunde liegen. In diesem Zusammenhang warnen sogar manche Ökonomen davor, dass Deutschland zu einer Basarökonomie verkomme.
[Bearbeiten] Deutsche Industrieunternehmen
Die Tabelle zeigt die 10 größten deutschen Industrieunternehmen geordnet nach Umsatz. (Stand: 2005)
Platz | Unternehmen | Umsatz (in Mio. Euro) | Überschuss (in Mio. Euro) | Beschäftigte (in 1000) |
---|---|---|---|---|
1 | DaimlerChrysler AG | 149 776 | 2 846,0 | 382,7 |
2 | Volkswagen AG | 95 270 | 1 120,0 | 345,0 |
3 | Siemens AG | 75 445 | 2 420,0 | 460,8 |
4 | E.ON AG | 56 399 | 7 407,0 | 79,9 |
5 | BMW Group | 46 656 | 3 287,0 | 105,8 |
6 | ThyssenKrupp AG | 42 927 | 1 079,0 | 185,9 |
7 | BASF-Gruppe | 42 745 | 3 007,0 | 80,9 |
8 | RWE AG | 41 819 | 2 587,0 | 85,9 |
9 | Robert Bosch GmbH | 41 461 | 2 450,0 | 249,0 |
10 | Bayer AG | 27 383 | 1 597,0 | 110,2 |
[Bearbeiten] Wettbewerbsfähigkeit
Gemäß zwei voneinander unabhängigen Ranglisten ist Deutschland bezüglich Wettbewerbsfähigkeit weltweit im 15., bzw. 23. Rang:
- Growth Competitiveness Index 2005:
- Finnland,
- USA,
- Schweden,
- Dänemark,
- Taiwan,
- Singapur,
- Island,
- Schweiz,
- Norwegen,
- Australien,
- Niederlande,
- Japan,
- Großbritannien,
- Kanada,
- Deutschland.
Erfasst wurden 117 Länder. Quelle: World Economic Forum, Genf. www.weforum.org.
- World Competitiveness Scoreboard 2005:
- USA,
- Hong Kong,
- Singapur,
- Island,
- Kanada,
- Finnland,
- Dänemark,
- Schweiz,
- Australien,
- Luxemburg.
Österreich ist im 17. Rang, Deutschland im 23. Rang (von 60 Ländern).
Quelle: IMD Lausanne, 2005, www.imd.ch
[Bearbeiten] Literatur
- Stefan Müller; Martin Kornmeier: Internationale Wettbewerbsfähigkeit: Irrungen und Wirrungen der Standort-Diskussion, München 2000, ISBN 3-8006-2570-9.
- Ulrich van Suntum: Masterplan Deutschland. Mit dem Prinzip Einfachheit zurück zum Erfolg. 2005. ISBN 3423509015. – Der Autor, Prof. der Volkswirtschaftslehre, fasst auf 148 Seiten Reformideen zusammen.
[Bearbeiten] Weblinks
- Statistisches Bundesamt Deutschland
- Statistisches Bundesamt: Datenreport 2006, September 2006; mit Kapiteln zur Wirtschaft Deutschlands
- „Tatsachen über Deutschland“ informiert aktuell über Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Lifestyle in Deutschland - ein Internetangebot des Societäts-Verlags und des Auswärtigen Amts.
- „Volkswirtschaft Special“ des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken mit Zusammenfassungen der Gutachten der Forschungsinstitute und des Sachverständigenrates
- www.deutsche-wirtschaft.de
- OECD Fact Book; Wirtschafts- und Sozialdaten Deutschlands im internationalen Vergleich; Tabellen und Grafiken; englisch
Siehe auch: Portal:Wirtschaft, Wirtschaftsstandort, Volkswirtschaftslehre