Zehlendorf bei Oranienburg
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Basisdaten | |
---|---|
Bundesland: | Brandenburg |
Landkreis: | Oberhavel |
Fläche: | 16,7 km² |
Einwohner: | ca. 1000 |
Postleitzahl: | 16515 |
Vorwahl: | 33053 |
Geografische Lage: | Koordinaten: 52° 47' 2" N, 13° 23' 17" E52° 47' 2" N, 13° 23' 17" E |
Kfz-Kennzeichen: | OHV |
Webseite: | Zehlendorf |
Ortsbürgermeister: | Holger Mücke (SPD) |
Zehlendorf ist ein zur Stadt Oranienburg gehörendes Dorf in Brandenburg; die Eingemeindung erfolgte am 26. Oktober 2003.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Im Jahr 1335 wurde der Ort erstmals als Zedelndorp urkundlich erwähnt. Im Jahre 1412 wird als Eigentümer des Ortes eine Familie von Götze genannt. Nachdem Louise Henriette 1651 erwarb, unterstellte sie es dem Amt Oranienburg. 124 Jahre später wird Zehlendorf 1775 ein eigenes Amt. Im Jahr 1819 verpachtet der preußische Staat das Gut Zehlendorf an Ernst Friedrich Wilhelm Kienitz, seines Zeichens Generalpächter des Amtes Friedrichsthal. Im Jahre 1826 wurde Gut Zehlendorf zu einem freien Rittergut.
1901 erfolgte die Eröffnung eines Bahnhofes der Heidekrautbahn, die von Berlin nach Liebenwalde führte und hier Halt machte. Im Jahr 1927 wurde das Gut an die Deutsche Gesellschaft für innere Kolonisation mit Sitz in Berlin verkauft. Ziel dieses Verkaufes war die Besiedlung mit Landwirten. Um das Germania-Klinkerwerk Oranienburg mit Ton zu versorgen, wurde eine Tongrube als Außenkommando des Konzentrationslagers Sachsenhausen angelegt, das bis 1945 existierte.
1998 wurde der westliche Ast der Heidekrautbahn ab Wensickendorf stillgelegt, was auch den Haltepunkt Zehlendorf traf. 2003 erfolgte die Eingemeindung in die Stadt Oranienburg
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
Zehlendorf bei Oranienburg ist seit 1936 Standort von Sendeeinrichtungen. Damals wurde anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1936 in Zehlendorf eine Kurzwellensendeanlage für den festen Funkdienst errichtet. Diese Anlage, die bis zum Ende des 2. Weltkriegs als "Funksendestelle Rehmate" bezeichnet wurde, verfügte über 26 verschiedene Antennen. 1945 wurde die Funksendestelle Rehmate von der sowjetischen Besatzungsmacht als Reparationszahlung demontiert. Hierbei wurden drei aus Holz befindliche Antennenträger nicht demontiert. Zwei davon lieferten das Baumaterial für einen 1979 abgerissenen 100 Meter Sendeturm in Golm, der 1948 errichtet wurde.
1952 wurde beschlossen, am Standort der einstigen Funksendestelle Rehmate den zentralen Langwellensender der DDR zu bauen. Hierfür wurde zwischen 1956 und 1958 eine Dreieckflächenantenne an drei 150 Meter hohen, gegen Erde isolierten und abgespannten Stahlfachwerkmasten errichtet.
Eine zweite Sendeantenne, welche die eigentliche Betriebsantenne werden sollte, wurde von 1960 bis 1962 errichtet. Sie bestand aus einem 351 Meter hohen, abgespannten, geerdeten Stahlfachwerkmast, an dem eine kegelförmige Reusenantenne befestigt war. Der 351 Meter hohe Tragmast war zwischen 1962 und 1964 das höchste Bauwerk in Europa!
Mit dieser Antenne war ein Betrieb mit der angestrebten Sendeleistung von 750 Kilowatt im Langwellenbereich auf einer Frequenz, die im Laufe der Zeit schrittweise zur Reduzierung von Interferenzstörungen von 185 kHz auf 177 kHz reduziert wurde, möglich. Die maximale Sendeleistung, die über die Dreieckflächenantenne möglich ist, beträgt 500 Kilowatt.
Am 18. Mai 1979 kollabierte der Hauptsendemast nach einer Kollision mit einem russischen Flugzeug vom Typ MiG-21. Nachdem die Ursache des Einsturzes feststand, versprach die Sowjetunion einen neuen Mast zu liefern und diesen wiederaufzubauen. Um den Fortschritt der Bauarbeiten nicht durch die strengeren deutschen Sicherheitsvorschriften aufzuhalten, wurde für die Dauer der Bauarbeiten das Areal im Radius von 300 Metern um den Mast zur sowjetischen Exklave erklärt.
Im August 1979 war der neue Mast mit einer Höhe von 359,7 Metern fertig gestellt.
1990 wurde die Anlage von der Deutschen Telekom AG übernommen. Zuerst war angedacht die Sendeanlage stillzulegen, denn es wurde die Reusenantenne am 359,7 Meter hohen Hauptmast demontiert und die Sendeleistung des Langwellensenders zeitweise auf 100 Kilowatt reduziert.
In der 2. Hälfte der 90er Jahre setzte ein Umdenken ein. Der Langwellensender wurde modernisiert und der Hauptantennenmast erhielt eine neue Reusenantenne. Auch wurde die Sendeleistung des Langwellensenders wieder auf 500kW erhöht.
Im Jahr 2000 wurde ein 129 Meter hoher, abgespannter, geerdeter Stahlfachwerkmast mit einer Reusenantenne für Mittelwelle errichtet. Er übernimmt die Funktion des einstigen Senders Berlin-Köpenick und diente neben der Verbreitung des Programms von MEGARADIO auch zur Ausstrahlung von Programmen der Stimme Russlands, teilweise im Simulcast-Modus.
Der Langwellensender wurde am 29. August 2005 als erster deutscher Großsender auf DRM-Betrieb umgestellt.
Vom Hauptantennenmast wird auch das regionale Rundfunkprogramm 104|9 OldieStar Radio mit einer Sendeleistung von 1,25 kW auf der Frequenz 104,9 MHz ausgestrahlt.
Am 19. und 20. März 2007 wurden die drei 150m hohen Stahlfachwerkmasten der Dreieckflächenantenne, die bereits seit 2003 nicht mehr im Betrieb war, abgrissen.
[Bearbeiten] Literatur
- Hermann, Siegfried und Wolf Kahle, Joachim Kniestedt: Der deutsche Rundfunk. R.v.Decker's Verlag, G. Schenck, Heidelberg 1994; S. 174-178.
- Gerd Klawitter: 100 Jahre Funktechnik in Deutschland - Band 2. Funkstationen und Messplätze rund um Berlin. Wissenschaft & Technik Verlag, Berlin ISBN 3-896-85511-5
- Gerd Klawitter: 100 Jahre Funktechnik in Deutschland, Funksendestellen rund um Berlin. Wissenschaft & Technik Verlag, Berlin 1997 ISBN 3-9361-2465-5 (Seite 105 - Seite 112)
- Prof. Dr. sc. Werner Ebert und Dr. sc. Hans Domnick: Unterwegs mit der Heidekrautbahn. Kommunale Arbeitsgemeinschaft "Region Heidekrautbahn"
[Bearbeiten] Weblinks
- Der LW-Sendemast Zehlendorf
- Der MW-Sendemast Zehlendorf
- Structurae: LW-Sendemast Zehlendorf
- Structurae: Tragmast der LW-Reservesendeantenne Zehlendorf
- Structurae: Alter LW-Sendemast Zehlendorf
- Structurae: MW-Sendemast Zehlendorf