Zynismus
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Der Zynismus (griechisch κυνισμός, kynismós – wörtlich die Hundigkeit im Sinne von Bissigkeit, von κύων, kyon – der Hund) bezeichnet eigentlich die Lebensanschauung der antiken Kyniker.
Heute bezeichnet man als Zynismus zum einen die sich durch teils absichtlich verletzende Äußerungen zeigende Haltung einer Person (des Zynikers), und zum anderen auch eine Haltung, welche moralische und menschliche Werte grundsätzlich in Frage stellt und sich dabei teilweise (bewusst oder unbewusst) darüber lustig macht. Zynismus kann auch ein Zeichen von Resignation sein (Ein Zyniker ist jemand, der Ideale hat, aber ganz genau weiß, dass sie nicht realisierbar sind). Schwarzer Humor ist auch ein wichtiger Teil von ihm.
Zudem bezeichnet der Begriff Zynismus die zynische Äußerung selbst (z. B.: „Mit Zynismen reagieren.“).
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[Bearbeiten] Formen des Zynismus
Neben der umgangssprachlichen Verwendung werden im wissenschaftlichen Diskurs folgende Formen des Zynismus unterschieden:
- Zynismus im Sinne von "Feindseligkeit" - Der Fokus dieses Konzepts liegt auf den negativen Wahrnehmungen und feindseligen Einstellungen von Individuen gegenüber anderen. Personen, die auf der Hostility-Skala (Cook & Medley, 1954) hohe Werte erzielen, haben geringes Vertrauen in ihre Mitmenschen, sehen diese als unehrlich, unsozial, unmoralisch und böse an.
- Sozialer Zynismus - Die Folge übermäßig hoher Erwartungen gegenüber der eigenen Person und anderen, die auf die Gesellschaft, Institutionen und Autoritäten generalisieren. Das Verfehlen dieser Erwartungen führt zu Enttäuschung, welche Gefühle der Desillusionierung und des Verrats auslöst (vgl. Kanter & Mirvis, 1989).
- Berufszynismus - Zynische Einstellungen gegenüber Aspekten der eigenen Arbeit wurden erstmals bei der Berufsgruppe "Polizist" festgestellt. Darin spiegelt sich verlorener Stolz und Respekt gegenüber der eigenen Arbeit wider.
- Organisationaler Zynismus - Eine generelle oder spezifische Einstellung, die durch Frustration, Hoffnungslosigkeit, Desillusionierung und Misstrauen gegenüber Wirtschaftsorganisationen, Managern und/oder anderen Objekten der Arbeit gekennzeichnet ist (vgl. Andersson & Bateman, 1997).
- Zynismus bei organisationalen Veränderungsprozessen - Pessimismus bezüglich des Erfolgs zukünftiger organisationaler Veränderungen, der sich u.a. aus negativen Erfahrungen vorheriger Transformationen ergeben kann. Verantwortliche für den organisationalen Wandel werden als inkompetent oder unwillens eingeschätzt (vgl. Reichers, Wanous & Austin, 1994, 1997, 2000, 2004; Vance, Brooks & Tesluk, 1996; Stanley, Meyer & Topolnytsky, 2005)
[Bearbeiten] Literatur
- Peter Sloterdijks Kritik der zynischen Vernunft (1983) ist eine mittlerweile klassische Abhandlung über die beiden ungleichen Geschwister Kynismus und Zynismus. Kynisten sind demnach Menschen, die wissen, wie schlecht es um eine Sache bestellt ist und uneigennützig diese Situation durch Ironie und Spott zu ändern trachten. Zynisten dagegen wissen ebenso um Missstände, ändern aber nichts daran, sondern versuchen, aus der Situation ihren Nutzen zu schlagen. Die zynische Haltung führt nach Sloterdijk zu Deformationen des Charakters.