Ironie
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Die Ironie (griechisch ειρωνεία – altgriechisch eironeía, heute ironía ausgesprochen – wörtlich sich friedlich stellen) ist eine Äußerung, welche der Meinung des Gegners zum Schein zustimmt in der Absicht, ihr entgegenzutreten.
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Ausdrucksmittel der Ironie
Die einfachste Form der Ironie besteht darin, das Gegenteil von dem zu sagen, was man meint. Wer sich ironisch äußert, setzt voraus, dass sein Zuhörer klug genug ist, den Widerspruch zwischen Aussage und Sachverhalt zu erkennen. Wer damit nicht rechnet, wird das, was er sagt, durch besondere Betonung, Gesichtsausdruck oder Gesten begleiten, damit der Zuhörer erkennt, dass das Gesagte ironisch gemeint ist.
Der Satz "Ironie wird immer ohne Probleme erkannt." ist ironisch gemeint.
Im Unterschied zum Humor ist Ironie eher kritisch und erwartet nicht immer, dass der Partner der eigenen Meinung beipflichtet.
Ironie ist nur aus dem Kontext heraus verständlich. Im alltäglichen Umgang ist Ironie weit verbreitet, meist in Gestalt der entgegengesetzten Äußerung. Beispiele
- Ein Handwerker hat sich mit dem Hammer auf den Finger geschlagen und "jubelt": "Ei, so liebe ich meine Arbeit!"
- Ein Kollege hat einen Stapel Geschirr fallen lassen, dazu sagt ein Zuschauer: "Prima machst du das!"
- Ein Familienvater will eine überflüssige Geldausgabe rügen und kommentiert: "Wir haben´s ja."
Kinder können Ironie erst in reiferem Alter verstehen, nämlich erst nachdem sie gelernt haben, dass eine falsche Aussage nicht nur Irrtum oder Lüge, sondern auch Scherz sein kann.
Für schriftliche Mitteilungen gilt besonders, dass Ironie nur verstanden wird, wenn der Empfänger kritisch mitdenkt und die Umstände (auch die Denkweise des Schreibenden) hinlänglich kennt. Hat ein Schreiber Zweifel, ob seine Leser Ironie erkennen können, so wird er vorsichtshalber ein ironisch gemeintes Wort mit Anführungszeichen kennzeichnen (Beispiel: oben das Wort "jubelt"). Mehr dazu unten im Abschnitt "Ironie in Printmedien". Mehrere Vorschläge zur Einführung eines eigenen Ironiezeichens konnten sich bis jetzt nicht durchsetzen.
Ironie in der Literatur
Die Romantik mit Ludwig Tieck, besonders aber Friedrich Schlegel, prägte den Begriff der Romantischen Ironie; weitere Form der Ironie bilden außerdem die
- rhetorische Ironie (das Gegenteil des Gemeinten wird gesagt und kann auch verstanden werden), die
- sokratische Ironie (man stellt sich fragend dumm und lockt den sich überlegen wähnenden Gesprächspartner in die Falle) sowie die
- tragische Ironie (der Protagonist erscheint ahnungslos, selbst wenn die Katastrophe direkt und erkennbar bevorsteht).
In der Selbstironie spiegelt sich eine kritische, spielerische Haltung gegenüber dem eigenen Standpunkt wider.
Heinrich Heine soll schon vor langer Zeit die Einführung eines Ironiezeichens analog zum Ausrufezeichen gefordert haben, um Missverständnisse zu vermeiden. Im Französischen wurde ein solches Zeichen, der point d’ironie, von dem Schriftsteller Alcanter de Brahm erfunden, hat sich aber nicht stark verbreitet.
Thomas Mann hat Ironie als heitere Ambiguität verstanden. Am 13.10.1953 notiert er im Tagebuch: «Heitere Ambiguität im Grunde mein Element». Mit ihr konnte er die Antinomien des Lebens ausöhnen, aus dem Entweder / Oder ein Sowohl als Auch machen. Damit folgt er Schopenhauer: «Die Ironie ist objektiv».
Ironie in Printmedien
In journalistischen Glossen sollte der Leser stets auf Ironie gefasst sein, aber auch auf andere satirische Stilmittel, zum Beispiel Übertreibungen, Wiederholungen oder angebliche Fachsprache. Mitunter steigert der Glossator die gegnerische Meinung dermaßen zu vollkommenem Unsinn, dass ein vernünftiger Leser erkennen muss, dass der Verfasser das Gegenteil meint.
Ironie im Internet
Bei der Kommunikation im Internet (beispielsweise in Mitteilungsforen, E-Mails und Chats) pflegen die Partner einen eher lockeren Umgangston. Mit besonderen Zusätzen können sie Gedanken andeuten, die über das geschriebene Wort hinausgehen, zum Beispiel Gefühle und auch Ironie:
- Emoticons als Ersatz für begleitenden Mimik (z. B. ;-))
- Inflektive (auch Erikativ genannt) und begrenzt Lautmalereien) als Gestik-Ersatz (z. B. *grins*, *zwinker*)
- Versalschrift, Textdicke, -farbe, -größe (u. a. wie -laufweite) dienen zur Hervorhebung als Alternative zur Satzbetonung (z. B. NEIN, wie kommst du denn DARAUF?)
Mehr dazu siehe Netzjargon.
Siehe auch
Literatur
- Wayne Booth: A Rhetoric of Irony, University of Chicago Press, Chicago 1974, ISBN 0226065529
- Martin Hartung: Ironie in der Alltagssprache. Eine gesprächsanalytische Untersuchung (Dissertation an der Uni Freiburg). Verlag für Gesprächsforschung 2002, ISBN 3-936656-00-2. (frei herunterladbare PDF-Version)
- Wolfgang Müller: Ironie, Lüge, Simulation und Dissimulation und verwandte Termini., In: Zur Terminologie der Literaturwissenschaften, herausgegeben von Christian Wagenknecht, S. 189–208, Würzburg, 1986, ISBN 3-476-00619-0
- Heinrich Plett: Einführung in die rhetorische Textanalyse, Buske, Hamburg 1991, ISBN 3-87118-082-3
- C. Jan Swaeringen: Rhetoric and Irony: Western Literacy and Western Lies, Oxford University Press, New York 1991, ISBN 0195063627
- Helmut Willke: Ironie des Staates: Grundlinien einer Staatstheorie polyzentrischer Gesellschaft, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1992, ISBN 3-518-58115-5
- Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung, Bd.II (1844), S.99
Weblinks
Wiktionary: Ironie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
- Zur Ironie des Sokrates
- Kleines Wörterbuch der Komik
- [1]] Zweideutigkeit als System. Thomas Manns Kunstdefinition.