36. Waffen-Grenadier-Division der SS
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Die 36. Waffen-Grenadier-Division der SS wurde auf Befehl zum 20. Februar 1945 aus der SS-Sturmbrigade Dirlewanger und einigen Heeres-Einheiten gebildet. Nach ihrem Kommandeur SS-Oberführer Dr. Oskar Dirlewanger wird die Einheit auch oft mit dem Zusatz Dirlewanger versehen.
Aufgrund der hohen Desertionsrate angesichts der sowjetischen Offensiven waren ab Mitte April 1945 nur noch kleinere Gruppen im Einsatz, die sich bei Kriegsende im Raum Magdeburg auflösten.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Ursprung und Abkunft der Division
- 15. Juni - Juli 1940 Wilddiebkommando Oranienburg
- Juli - 1. September 1940 SS-Sonderkommando Dirlewanger
- 1. September 1940 - September 1943 SS-Sonderbataillon Dirlewanger
- 1943/44 zeitweise als Einsatz-Bataillon Dirlewanger bzw. SS-Sonderregiment Dirlewanger bezeichnet
- September 1943 - 19. Dezember 1944 SS-Regiment Dirlewanger
- 19. Dezember 1944 - 20. Februar 1945 SS-Sturmbrigade Dirlewanger
- 20. Februar - Mai 1945 36. Waffen-Grenadier-Division der SS
Ursprünglich als Bewährungseinheit für Wilderer zum Einsatz in waldreichen Regionen konzipiert, wurden bald vermehrt andere Strafgefangene und KZ-Häftlinge eingestellt. Das etwa 300 Mann starke Bataillon wurde vorwiegend im so genannten Generalgouvernement eingesetzt, wo es formal dem Höhereren SS- und Polizeiführer unterstand. Im Februar 1942 wurde Dirlewangers Einheit nach Weißrussland verlegt, wo sie dem HSSPF Russland-Mitte unterstellt war und zur „Bandenbekämpfung“ eingesetzt wurde.
Am 29. Januar 1942 erhielt Dirlewanger die Genehmigung zur Rekrutierung „fremdländischer“ Freiwilliger, in erster Linie Russen und Ukrainer. Ab dem 15. Oktober 1942 wurden der Einheit auch Militärstrafgefangene zugeführt. So stieg die Stärke der Einheit bis Februar 1943 auf etwa 700 Mann und ein zweites Bataillon wurde gebildet, dem im August 1943 ein drittes folgte.
Ab 1. November 1943 wurde die nun als Regiment bezeichnete Einheit zunehmend im Rahmen der Heeresgruppe Mitte und Heeresgruppe Nord als Alarmeinheit auch an der Front eingesetzt. Durch die zunehmenden Kampfeinsätze sank die Stärke auf 259 Mann am 30. Dezember 1943. Durch Militärstrafgefangene und KZ-Häftlinge wurde das Regiment wieder aufgefüllt und hatte im Februar 1944 wieder eine Stärke von 1200 Mann und konnte am 15. April 1944 eine eigene Feldersatz-Kompanie aufstellen, gleichzeitig wurde die Rekrutierung von Sowjetbürgern eingestellt.
Bis Juni 1944 wurde das Regiment vorwiegend gegen Partisanen eingesetzt. Mit Beginn der Operation Bagration geriet es in die Rückzugsgefechte der Heeresgruppe Mitte, konnte sich jedoch geschlossen nach Polen zurückziehen, wo es beim Einsatz gegen den Warschauer Aufstand im August 1944 eingesetzt wurde.
Nach dem Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte und der deutschen Armeen im Westen wurden zahlreiche Strafgefangenen an das Regiment überstellt, das im Oktober 1944 zur Brigade erweitert wurde. Zwischen dem 16. und 30. Oktober wurde die neugebildete Brigade zur Bekämpfung des Slowakischen Aufstandes eingesetzt.
Im Februar 1945 wurde die Brigade durch Heerestruppen verstärkt und in eine Division umgewandelt, die in Schlesien gegen die Rote Armee eingesetzt wurde. Mit Beginn der letzten großen sowjetischen Offensive am 16. April 1945 zog sich die Division nach Nordwesten zurück, bevor sie sich im Raum Magdeburg auflöste.
[Bearbeiten] Kriegsverbrechen
Der Division werden unzählige Kriegsverbrechen zur Last gelegt, die einerseits mit dem brutalen Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung in den deutschbesetzten Gebieten Osteuropas insbesondere bei der Bekämpfung der Aufstände in Warschau und der Slowakei zusammenhängen, sich andererseits aus der Zusammensetzung der Division aus Kriminellen erklären. Neben der Kaminski-Brigade gilt die Einheit Dirlewangers als die brutalste und grausamste Einheit, die auf deutscher Seite zum Einsatz kam.
[Bearbeiten] KZ-Häftlinge
Neben Kriminellen waren politische Häftlinge eine der wichtigsten Rekrutierungsbereiche. Zahlreiche Sozialisten, Kommunisten und Anarchisten machten von der Möglichkeit Gebrauch, durch den Dienst in der Dirlewanger-Einheit dem Konzentrationslager zu entkommen. Viele dieser „Freiwilligen“ nutzen die Gelegenheit des Fronteinsatzes um auf die sowjetische Seite überzulaufen, wo sie eine bessere Behandlung erhoffen konnten.
[Bearbeiten] Kommandeure
- 1940 - April 1945 SS-Oberführer Dr. Oskar Dirlewanger
- April - Mai 1945 SS-Brigadeführer Fritz Schmedes
[Bearbeiten] Einsatzgebiete
- Schlesien 20. Februar - 16. März 1945
- Brandenburg 16. März - 3. Mai 1945
[Bearbeiten] Stärke
1. Juli 1940 | 84 |
1. September 1940 | 300 |
4. Februar 1943 | 700 |
30. Dezember 1943 | 259 |
19. Februar 1944 | 1.200 |
17. April 1944 | 2.000 |
30. Juni 1944 | 971 |
15. August 1944 | 648 |
16. Oktober 1944 | 4.000 |
29. Dezember 1944 | 6.000 |
[Bearbeiten] Zusammensetzung
Juli 1940 - Juni 1942 | Juli 1942 - Juni 1943 | Juli 1943 - Juni 1944 | Juli 1944 - November 1944 | Dezember 1944 - Februar 1945 | Februar 1945 - Mai 1945 | |
Angehörige der Waffen-SS | 5% | 5% | 5% | 5% | 5% | 5% |
Wilderer | 94% | 60% | 15% | 5% | 5% | 5% |
Nichtdeutsche | 0% | 15% | 30% | 10% | 5% | 5% |
Zur Bewährung | 1% | 20% | 15% | 40% | 45% | 40% |
Strafgefangene | 0% | 0% | 35% | 40% | 40% | 14% |
Angehörige des Heeres | 0% | 0% | 0% | 0% | 0% | 30% |
[Bearbeiten] Ritterkreuzträger
- Dr. Oskar Dirlewanger
[Bearbeiten] Gliederung (20. Februar 1945)
- Waffen-Grenadier-Regiment der SS 72
- Waffen-Grenadier-Regiment der SS 73
- SS-Artillerie-Abteilung 36
- SS-Füsilier-Kompanie 36
- SS-Nachrichten-Kompanie 36
- SS-Artillerie-Abteilung 36
(Heerestruppen)
- Pionier-Brigade 687
- Grenadier-Regiment 1244
- Schwere Panzerjäger-Abteilung 681
- Panzer-Abteilung Stahnsdorf I
[Bearbeiten] Literatur
- Hans-Peter Klausch: Antifaschisten in SS-Uniform. Schicksal und Widerstand der deutschen politischen KZ-Häftlingen, Zuchthaus- und Wehrmachtsgefangenen in der SS-Sonderformation Dirlewanger. Edition Temmen, Bremen 1993, ISBN 3-86108-201-2.
- French L. MacLean: The Cruel Hunters. SS-Sonder-Kommando Dirlewanger Hitler's Most Notorious Anti-Partisan Unit.
- Rolf Michaelis: Das SS-Sonderkommando Dirlewanger. Der Einsatz in Weißrussland 1941-1944. 2., revidierte Auflage, Michaelis, Berlin 2006, ISBN 978-3-930849-38-3.
- Karlludwig Opitz: Wilddiebe an die Front – SS-Sturmbrigade Dirlewanger. In: Der II. Weltkrieg. Eine historische Collage über den erregendsten Abschnitt deutscher Geschichte – in Wort, Bild und Ton. Hamburg 1976, Bd. 5 (Der totale Krieg 1943-1945), S. 14f.
- Die SS-Sturmbrigade „Dirlewanger“. Vom Warschauer Aufstand bis zum Kessel von Halbe. Lizenzausgabe. Winkelried, Dresden 2006, ISBN 3-938392-21-5.