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Autokephale orthodoxe Kirche von Albanien - Wikipedia

Autokephale orthodoxe Kirche von Albanien

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Byzantinische Kirche auf dem Burgberg von Berat - Aufnahme 1993
Byzantinische Kirche auf dem Burgberg von Berat - Aufnahme 1993
Nach der Wende neu gebaute orthodoxe Kirche in Pogradec
Nach der Wende neu gebaute orthodoxe Kirche in Pogradec

Die Autokephale Orthodoxe Kirche von Albanien (alb. Kisha Orthodhokse Autoqefale e Shqipërisë) umfasst die Metropolie (Erzbistum) Tirana-Durrës mit den Eparchien (Bistümern) Berat, Gjirokastra und Korça. Die orthodoxen Christen Albaniens leben hauptsächlich im Süden des Landes sowie in den Großstädten Tirana und Durrës. Liturgiesprache ist das Albanische. In der Gegend von Saranda finden auch Gottesdienste in griechischer Sprache statt.

Über die Zahl der Kirchenmitglieder liegen nur sehr unsichere Angaben vor. Sie schwanken zwischen 160.000 und 420.000. Vor dem Religionsverbot, das die albanischen Kommunisten 1967 erließen, waren etwa 20 Prozent der Bevölkerung orthodox. Oberhaupt der albanischen Orthodoxie ist seit 1992 der griechischstämmige Metropolit Anastasios Yannoulatos, Erzbischof von Durrës, Tirana und ganz Albanien. Sein Vorgänger Metropolit Damian Kokonesi (1966-1973) starb in der politischen Haft. Die Wahl eines Griechen zum Metropoliten war eine Übergangslösung, da es nach den Verfolgungsjahren unter den Kommunisten keinen qualifizierten Albaner für das Amt gab.

Etwa 15.000 Albaner in den USA sind seit 1950 in zwei Diözesen organisiert, von denen eine direkt dem Ökumenischen Patriarchen untersteht, während die andere zur albanischen Kirche gehört.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Das Christentum verbreitete sich früh im Gebiet des heutigen Albanien. Durrës (griech. Dyrrachion) gilt als einer der ältesten Bischofssitze der Welt. Nach der kirchlichen Tradition hat der Apostel Paulus das Christentum bis nach Illyrien verbreitet[1] und in Dyrrachion Pallas als ersten Bischof eingesetzt. Der hl. Astios war an der Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert Oberhirte von Dyrrachion und erlitt unter Kaiser Trajan (98-117) das Martyrium.

Die albanischen Gebiete liegen an der Nahtstelle zwischen Ost- und Westrom und damit auch an der Grenze zwischen griechischer und lateinischer Kirche. Das Konzil von Nizäa unterstellte ganz Illyrien 325 dem römischen Patriarchat. 431 nahm Eucarius, der Erzbischof von Durrës, am Konzil von Ephesos teil. Durch die römische Reichsteilung kam der größere südliche Teil des Landes mehr und mehr in den Einflussbereich der oströmischen Kirchenpolitik. Die Liturgie war byzantinisch geprägt. Der Norden (Praevallis) gehörte dagegen meist zum päpstlichen Machtbereich und war später der lateinischen Kirchenprovinz von Bar zugeordnet.

927 musste das Byzantinische Reich das bulgarische Patriarchat anerkennen und die meisten Bistümer im Inneren Albaniens kamen unter dessen Kontrolle. Durrës wurde aber weiterhin vom Ökumenischen Patriarchat in Konstantinopel kontrolliert. 1018 endete diese Epoche mit der Zerschlagung des Bulgarischen Reiches durch die Byzantiner.

Das große Schisma von 1054 wirkte sich erst nach und nach in Albanien aus. Die Einheit der Metropolie Durrës blieb vorerst erhalten. Je nach den politischen Machtverhältnissen wurde der erzbischöfliche Stuhl entweder von einem Lateiner oder von einem Griechen eingenommen. Die endgültige Trennung mit konkurrierenden Hierarchien erfolgte erst im Laufe des 13. Jahrhunderts.

Christus-Ikone aus Labova e Kryqit (18. Jhdt.)
Christus-Ikone aus Labova e Kryqit (18. Jhdt.)

Nach der osmanischen Eroberung Albaniens kam der Islam als dritte Religion der Albaner hinzu. Die Muslime waren bald die Mehrheit unter den Albanern. Die Osmanen unterstellten die orthodoxen Diözesen Albaniens dem autokephalen Erzbistum von Ohrid, das von ihnen lange Zeit protegiert wurde. Aus Südalbanien wanderten wegen des türkischen Drucks im 15. und 16. Jahrhundert viele Christen nach Süditalien aus. (Vgl. Italo-albanische Kirchen) Im Land selbst machte sich aber im 17. Jahrhundert eine Art Renaissance der orthodoxen Kirche, die von den Türken nicht wie die katholische verfolgt wurde, bemerkbar. Viele Kirchenruinen wurden wiederhergestellt. Zuletzt wurde 1797 die Kathedrale von Berat neu aufgebaut. Mit der Aufhebung der Autokephalie Ohrids durch den Sultan, kehrten die orthodoxen Albaner 1766 unter die Jurisdiktion des ökumenischen Patriarchats zurück.

Die orthodoxen Christen auf dem Gebiet des heutigen albanischen Staats waren noch im 19. Jahrhundert eng mit der griechischen Kirche verbunden. Der Klerus war zum großen Teil griechischer Nationalität und im Gegensatz zu den Muslimen und Katholiken gab es unter den Orthodoxen viele Angehörige nationaler Minderheiten, in erster Linie Griechen aber auch Aromunen und Mazedonier. Während die muslimischen und katholi­schen Albaner zeitweise in der albanischen Nationalbewegung - Rilindija (=Wiedergeburt) - zusammenarbeiteten, die 1912 die Unabhängigkeit Albaniens erreichte, wollte die Mehrheit des orthodoxen Klerus eine Vereinigung Südalbaniens mit Griechenland herbeiführen.

Erste Anfänge einer unabhängigen albanischen Kirchenorganisation entstanden in den USA unter den albanischen Einwanderern, die sich von den Griechen unterdrückt fühlten. Im Jahr 1908 wurde der spätere Bischof von Korça, Fan Noli, von Platon, dem russisch-orthodoxen Erzbischof von New York, zum Priester geweiht. Im selben Jahr feierte Fan Noli in Boston erstmals die Liturgie in albanischer Sprache. 1919 wurde Noli zum Bischof der Albanisch-Orthodoxen Kirche in Amerika ernannt, die eine eigenständige Diözese unter dem Ökumenischen Patriarchen bildete.

Erst nach dem Ersten Weltkrieg bekamen nationalalbanische Ansichten innerhalb der orthodoxen Kirche eine größere Bedeutung. Vorläufig verhinderten aber die Ökumenischen Patriarchen Gregorios VII. und Konstantin VI. die Entstehung einer autokephalen albanisch-orthodoxen Kirche, die auch der albanische Staat anstrebte. 1921 wurden die vier griechischstämmigen Bischöfe des Landes verwiesen. Vor allem die griechische Liturgiesprache wurde abgelehnt. 1929 erklärte sich die albanisch-orthodoxe Kirche einseitig für autokephal und ernannte Archi­mandrit Bessarion Juvani zu ihrem Metropoliten. Weitere griechische Priester und der Vertreter des Ökumenischen Patriarchen wurden ausgewiesen, nachdem Konstantinopel alle albanischen Bischöfe für ab­gesetzt erklärt hatte. Erst 1937 kam es zur offiziellen Anerkennung der albanischen Autokephalie durch Patriarch Benjamin. Im selben Jahr wurde ein Priesterseminar in Korça eingerichtet.

Die italienische Besatzungsmacht versuchte, die albanische Orthodoxie während des Zweiten Weltkriegs zum Anschluss an die katholische Kirche zu bewegen. Sie sollte sich mit den unierten Italo-Albanischen Bistümern vereinigen. Die Orthodoxen widerstanden diesem Zwang, bis die italienische Herrschaft in Albanien 1943 zusammenbrach.

Mit der Machtübernahme der Kommunisten unter Enver Hoxha 1944 wurde die Kirche erneut unterdrückt. Die Orthodoxen glaubten zu dieser Zeit noch, sich auf irgendeine Weise mit dem neuen Regime arrangieren zu können. Spätestens als die Kommunisten im Jahr 1949 Erzbischof Cristoforo Kissi absetzten, erwies sich diese Annahme als Illusion. Die albanische Regierung ließ dann Paisios Vodica zum neuen Oberhaupt der albanischen Kirche wählen. Das Patriarchat von Konstantinopel hat diesen Eingriff in die kirchliche Autonomie erst nach dem Tod Kissis 1958 anerkannt. Schon in den 1950er nahm der Druck des Regimes auf die orthodoxe Kirche immer mehr zu. Eine Kirche nach der anderen wurde durch die Behörden geschlossen, Gottesdienste und die Spendung der Sakramente immer häufiger verhindert, Priester ins Gefängnis geworfen. Der 1966 gewählte Erzbischof Damian Kokonesi wurde schon ein Jahr nach seinem Amtsantritt verhaftet und starb im November 1973 achtzigjährig im Gefängnis.

Als Albanien 1967 zum atheistischen Staat erklärt wurde, waren die kirchliche Hierarchie und die Institutionen der Orthodoxie praktisch schon zerschlagen. Nun wurden die verbliebenen Kirchen geschlossen und die letzten noch in Freiheit lebenden Priester kamen ins Gefängnis. Viele saßen im Lager Borsh an der Küste des Ionischen Meeres ein.

Ab Herbst 1990 konnten wieder öffentliche orthodoxe Gottesdienste zelebriert werden.

[Bearbeiten] Gegenwart

Neu erbaute Kathedrale in Berat
Neu erbaute Kathedrale in Berat

Der institutionelle Neuanfang begann im Juli 1991 durch die Ankunft von Anastasios Yannoulatos, damals Bischof von Nairobi. Er kam als Abgesandter des ökumenischen Patriarchats um zu sehen, was von der albanischen Kirche übrig geblieben war. Von den 440 Priestern, die es 60 Jahre zuvor gegeben hatte, lebten noch 22, alle waren alt und gebrechlich. Bischof Anastasios berief im August 1991 eine Kirchenversammlung ein, auf der Priester und Laien aus allen albanischen Diözesen über den Wiederaufbau der Kirche berieten. Noch im gleichen Jahr wurde Yannoulatos vom ökumenischen Patriarchen und dem mit dem Einverständnis der Synode im Phanar, sowie des Klerus der orthodoxen Bevölkerung Albaniens zum Erzbischof von ganz Albanien ernannt. Auch die Regierung akzeptierte die Ernennung und im Juli 1992 trat der neue Metropolit sein Amt an.

Die geistliche Leitung der Kirche obliegt dem Erzbischof gemeinsam mit der Bischofssynode. Daneben gibt es den gemischten aus Geistlichen und Laien bestehenden Kirchenrat, der für ökonomische und administrative Fragen zuständig ist. Rechtliche Grundlage für die kirchlichen Gremien ist das Statut von 1950, das 1993 von der zweiten allgemeinen Kirchenversammlung ergänzt und den modernen Erfordernissen angepasst wurde.[2]

1997/98 gab es innerhalb der Kirche Unstimmigkeiten, weil damals noch alle albanischen Bistümer einen vom Patriarchen eingesetzten griechischen Metropoliten hatten und Albaner im Episkopat überhaupt nicht vertreten war. Auch die Regierung unterstützte die Forderung, einheimische Bischöfe zu ernennen. Im Juli 1998 kam man zu einer Lösung: Mit Zustimmung des Patriarchats von Konstantinopel, verzichteten zwei der griechischen Bischöfe auf ihr Amt, einer der beiden, Ignatios, bekam stattdessen die Eparchie Berat verliehen. Dazu wurden zwei Albaner zu Bischöfen geweiht: Archimandrit John Pelushi wurde Metropolit von Korça, Kosma Qirjo erhielt den Titel eines Bischofs von Apollonia. Gemeinsam mit Erzbischof Anastasios Yannoulatos bildeten diese drei Hierarchen nun den Heiligen Synod der albanischen Kirche.

Im November 1998 kam der Ökumenische Patriarch Bartholomäus zum ersten Mal nach Albanien und besuchte alle Diözesen des Landes.

Zwischen 1991 und 2001 hat die orthodoxe Kirche fast 300 Gotteshäuser eröffnet. Nur rund 70 Kirchen waren als Gebäude noch vorhanden und schnell wieder nutzbar. 80 neue Kirchen wurden gebaut und bei 140 weiteren größere Reparaturen durchgeführt, was oft sogar den Bau der notwendigen Zugangswege einschloss. Durch diese Arbeiten mit einem Budget von 5 Millionen Dollar jährlich wurde die orthodoxe Kirche in vielen Gegenden zu einem wesentlichen Faktor der wirtschaftlichen Entwicklung. Heute betreibt die Kirche auch einen holzverarbeitenden Betrieb und eine Manufaktur zur Herstellung von Kerzen.

Kloster Ardenica
Kloster Ardenica

In den Jahren von 1996 bis 2001 gab es 120 Priesterweihen. Fünf albanische Klöster wurden wieder aktiviert, eine theologische Hochschule, die auch Frauen offensteht, gegründet, außerdem ein Gymnasium und eine Druckerei eingerichtet. Die Kirche gibt eine Monatsschrift (Ngjallja), eine Zeitschrift für Kinder (Gëzohu) und eine für Studenten (Fjala) sowie ein englischsprachiges Nachrichtenblatt (News from Orthodoxy in Albania) heraus. Sie betreibt auch eine eigene Radiostation.

Die orthodoxe Kirche in Albanien zeichnet sich durch umfangreiche caritative Aktivitäten aus. Sie unterhält: Spitäler, Polikliniken, eine mobile Zahnklinik, Schulen, Kindergärten, ist in der Gefängnisseelsorge aktiv und organisiert Hilfe für Obdachlose. Die Verkündigungs-Klinik der orthodoxen Kirche in Tirana gehört zu den besten Krankenhäusern Albaniens. Die diakonischen Aktivitäten der Kirche sind für alle da, ob orthodoxe Christen, katholische Christen, Moslems oder Atheisten. In der Krise von 1997 bot die Kirche 25'000 Leuten Nothilfe und 1999 versorgte sie über 50'000 Flüchtlinge aus dem Kosovo, wobei für einige Zeit das Priesterseminar geschlossen wurde, damit die Studenten an der Flüchtlingsarbeit teilnehmen konnten.


[Bearbeiten] Erzbischöfe

Kanzel (Labova e Kryqit)
Kanzel (Labova e Kryqit)
  • Basilios (1922 - 1928)
  • Bessarion Juvani (1928 – 1936)
  • Kristoforo Kissi (1937 – 1948)
  • Paisios (Paisi) Vodica (1949 – 1966)
  • Damian Kokonesi (1966 – 1973)
  • Anastasios Yannoulatos (1991 - ...)

[Bearbeiten] Literatur

  1. Röm 15,19: So habe ich von Jerusalem aus in weitem Umkreis bis nach Illyrien überallhin das Evangelium Christi gebracht.
  2. Statuti i KOASh-it (1950), me shtesat e vitit 1993
  • Konrad Clewing: Nationalität und Glaube. Stimmen für und wider die Autokephalie in Albanien 1922–1937. In: Krishtërimi ndër Shqiptarë, hrsg. v. N. Ukgjini, W. Kamsi u. R. Gurakuqi. Shkodër 2000. S. 303–316.
  • Jim Forest: The resurrection of the church in Albania. Voices of Orthodox Christians. Geneva 2002. ISBN 2-8254-1359-3 Auszüge und Bilder aus dem Buch hier und hier
  • Dh. Beduli: Kisha Orthodhokse Autoqefale e Shqiperisë. Gjer në vitin 1944. Tirana 1992.

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Siehe auch

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