Bioterrorismus
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Bioterrorismus ist eine Variante des Terrorismus, dabei werden keine konventionellen Sprengsätze gezündet, Geiseln genommen oder ähnliches, sondern biologische Waffen für Anschläge verwendet.
Im September 1985 verübte in den USA eine Gruppe von Anhänger des Bhagwan Shree Rajneesh einen Salmonellen-Anschlag, bei welchem in 10 Restaurants des Städtchen The Dalles die Salatbars verseucht wurden und sich 751 Einwohner vergifteten. Es gab keine Todesopfer, aber 47 Personen mussten in Spitalpflege. Dies war der erste Bioterror-Anschlag des 20. Jahrhunderts.
Zu größeren, flächendeckenden Anschlägen mit Hilfe von biologischen Waffen kam es bisher noch nicht, im Gegensatz beispielsweise zu chemischen Waffen. So setzte etwa Ōmu Shinrikyō bei zwei terroristischen Anschlägen das tödliche Sarin ein (1994 in Matsumoto und 1995 in Tokio).
International aufsehenderregend waren die Anthrax-Anschläge im Jahre 2001 auf Politiker in den USA, dies war ein eindeutiger Fall von Bioterrorismus. Bei den Anschlägen kamen mehrere Postangestellte ums Leben, nachdem sie mit den kontaminierten Briefen in Kontakt kamen.
In der Kriegführung spielten biologische Waffen allerdings bereits eine (wenn auch untergeordnete) Rolle.
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[Bearbeiten] Zu biologischen Waffen allgemein
Biologische Waffen sind die am wenigsten kontrollierbaren Waffen überhaupt. Angriffe seitens der Japaner auf China mit pestverseuchten Flöhen 1942 erwiesen sich nicht nur als unglaublich grausame und effektive Massenvernichtungswaffe, sondern auch als Missgriff, da die japanischen Truppen ebenfalls infiziert wurden. Aus diesen Erfahrungen heraus sind biologische Waffen für Militärs eher uninteressant, umso interessanter aber wiederum für Bioterroristen.
Heutzutage sind Herstellung und Besitz von biologischen Waffen nach der Biological and Toxin Weapons Convention (BTWC) weltweit verboten (beschlossen 1972, von 143 Staaten ratifiziert und in Kraft getreten 1975). Die Forschung an Gegenmitteln ist jedoch erlaubt und bietet ein Schlupfloch, da hierfür ebenfalls Krankheitserreger gezüchtet werden müssen. Mit dieser Begründung können die USA auch heute noch ihre Vorräte an biologischen Waffen aufrecht erhalten. Dies war heftig in die Kritik geraten, insbesondere durch die weiter oben erwähnten Anthrax-Anschläge, deren Erreger eindeutig aus US-Vorräten stammten.
Eine besondere Sorte der Biowaffen stellen die ethnischen Waffen dar, hier könnten sich Bioterrorismus bzw. biologische Kriegführung und Rassismus auf fatale Weise ergänzen. Gegenwärtig (2004) sind diese Waffen nach einer Studie des Sunshine-Projects bisher nur prinzipiell möglich.
[Bearbeiten] Biologische Waffen speziell im Bezug des Terrorismus
Im Gegensatz zu den beiden anderen Sorten der ABC-Waffen (Massenvernichtungswaffen), Atomwaffen und chemischen Waffen, sind Biowaffen verhältnismäßig einfach herzustellen, wenn man von den simpleren Sorten und einer nicht allzu großen Sorgfalt der Terroristen ihrer eigenen Gesundheit gegenüber ausgeht. Prinzipiell gibt es natürlich den Unterschied, dass Uran für eine Atombombe beispielsweise sehr schwierig zu beschaffen wäre, dieses atombombenfähig anzureichern würde noch einmal einen viel größeren Aufwand bedeuten.
Würden Terroristen dagegen einige wenige Erreger in die Hände fallen, so könnten diese höchst simpel reproduziert werden und dann für überdimensional große Anschläge verwendet werden.
Das ist das eigentliche Gefahrenpotenzial biologischer Waffen und des Bioterrorismus: Die Zahl der Betroffenen ist nicht durch den einmaligen Terrorakt allein gegeben, sondern kann sich durch Ausbreitung der Erreger quasi beliebig vergrößern. Durch die heutzutage selbstverständliche Mobilität sind hier der Epidemie zusätzlich Tor und Tür geöffnet.
Wie schwierig hochinfektiöse Krankheiten in diesem Zusammenhang zu bekämpfen sind, kann exemplarisch an der SARS-Epidemie im Jahr 2001 gesehen werden. Dabei war ja SARS noch nicht einmal ein terroristisches Mittel mit taktischen Überlegungen der möglichst schnellen und umfassenden Verbreitung, sondern eine auf natürlichem Wege zustande gekommene Epidemie.
[Bearbeiten] Literatur
- Milton Leitenberg: Assessing the Biological Weapons and Bioterrorism Threat. (PDF), US Army Strategic Studies Institute, Dezember 2005. - ISBN 1-58487-221-7,
- Ders.: Bioterrorism, Hyped, veröffentlicht am 17. Februar 2006, Los Angeles Times
- REPORT: Iraks heimliche Lieferanten, LifeGen.de, September 2002
- Agroterrorism — Why We’re Not Ready: A Look at the Role of Law Enforcement (PDF, 8 Seiten), U.S. Department of Justice (englisch)
- Amy E. Smithson: The Biological Weapons Threat and Nonproliferation Options, 29. November 2006, Center for Strategic & International Studies (englisch)
- Improving the Nation's Water Security: Opportunities for Research, Committee on Water System Security Research, National Research Council, The National Academic Press, 2007 (englisch)