Boris Vian

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Boris Vian (* 10. März 1920 in Ville d'Avray; † 23. Juni 1959 in Paris) war ein französischer Schriftsteller, Ingenieur, Jazztrompeter, Chansonnier, Schauspieler, Übersetzer, wesentliches Mitglied des Collège de Pataphysique und Leiter der Jazzplattenabteilung bei Philips. Seine Literatur und seine Arbeit als Musiker war viel - häufig sehr kontrovers - diskutiert und er konnte zahlreiche bekannte Persönlichkeiten zu seinen Fans zählen.

[Bearbeiten] Leben

Boris Vian wurde als Sohn eines Fabrikanten geboren und wuchs in Ville d'Avray auf, einem Villenvorort von Paris. Seine Eltern vertreten liberale, antiklerikale und pazifistische Ansichten. Sie distanzieren sich aber von der Politik, um ihre Kinder vor der wirtschaftlichen und politischen Realität zu schützen. Vian war ein kränkliches Kind. Als 15jähriger litt er an einer schweren Diphtherie, die zu einer Lähmung des Herzmuskels führte. Seit seiner Kindheit hatte Vian zwei große Lieben: den Jazz und die Literatur.

Er studierte 1939 bis 1942 Metallurgie. Wegen seiner Erkrankung wird er nicht zum Militär eingezogen. 1941 heiratete er Michaelle Léglise. Seine erste Frau, mit der er zwei Kinder hatte, bringt ihm Englisch bei. Im selben Jahr begann er zu schreiben. 1952 lässt sich Vian scheiden und heiratet zwei Jahre später erneut.

Von 1942 bis 1947 war er als Ingenieur tätig, u.a. bei der Französischen Assoziation für Standardisierung. Den Berichten nach war dies eine sehr anspruchslose Tätigkeit. So lenkte sich Vian mit kreativeren Betätigungen wie „pataphysischen“ Rätseln, Schreiben von Liedern, Zeichnen von Wasserpflanzen etc. ab. Er veröffentlichte Bücher für Freunde und ahmte seine Kollegen nach. „Echte Arbeit“ fand er geschmacklos.

1944 wurde sein Vater Paul Vian ermordet. 1946 erschienen seine wichtigsten Romane, Der Schaum der Tage und Ich werde auf eure Gräber spucken. 1957 erkrankte er zum wiederholten Male schwer und verstarb zwei Jahre später bei der Vorführung der Verfilmung von Ich werde auf eure Gräber spucken. Er arbeitete zu dieser Zeit als Künstlerischer Direktor bei der Firma Philips.

[Bearbeiten] Literarisches Werk

Im Laufe seiner Karriere schrieb er 10 Romane, darunter Thriller unter dem Pseudonym Vernon Sullivan. Dabei gab Vian anfangs vor, nur der französische Übersetzter Sullivans zu sein, den er als Afroamerikaner ausgab. Für die 100.000 verkauften Exemplare seines dritten Romans (unter dem Pseudonym Sullivan erschienen), Ich werde auf eure Gräber spucken wurde er zu 100.000 Francs Strafe verurteilt. Dieser behandelt Sex, Rassismus, Gewalt und Mord. Kurz nach dem Erscheinen wurde der Roman verboten, es folgte ein langes Gerichtsverfahren.

Auch die Kritiker waren nun gegen Vian: die gleichzeitig erscheinenden Romane Der Schaum der Tage und Herbst in Peking finden kaum Beachtung. Andere Romane unter dem Pseudonym Sullivan blieben ebenso erfolglos wie später Das rote Gras und Der Herzausreißer. Anfang der 1950er gab er das Romaneschreiben auf.

Ab 1951 schreibt er zahlreiche Texte für Radio und Theater, außerdem mehr als 400 Chansons. So arbeitete er 1958 mit Darius Milhaud an der Oper Fiesta. Er übersetzte die Bücher von Raymond Chandler ins Französische und war, zwar nur am Rande, aber doch in den „richtigen Kreisen", in die US-amerikanische Popkultur und deren Rezeption in Frankreich involviert.

[Bearbeiten] Jazz-Musiker

Schon während der deutschen Besatzungszeit spielte er in den Clubs Tabou in der Rue Dauphine und dem berühmten Saint-Germain-des-Prés in Paris die verbotene Jazzmusik. Er spielte Trompete, eine kleine Taschentrompete, die er in seinen Gedichten als „Trompinette“ bezeichnet. Vian wurde Mitglied der Amateur-Jazzband von Claude Abadie, die in der Szene für Aufsehen sorgte. Serge Gainsbourg sagte, dass es ihn inspiriert habe, selber Musik zu schreiben, als er Vian live erlebte.

Sein berühmtester Song war Le Déserteur, ein pazifistisches Lied, das er während des Indochina-Kriegs komponierte. Damit äußerte sich der zuvor politisch eher zurückhaltende Vian sehr deutlich. Das Lied wurde 1955 vom französischen Präsidenten verboten. Seine Songs wurden von diversen anderen Künstlern aufgenommen, u.a. Juliette Gréco, Nana Mouskouri, Yves Montand, Magali Noel und Henri Salvador.

1948 verbot ihm der Arzt weiteres Trompetespielen, was Vian jedoch hin und wieder ignorierte. Als Jazzenthusiast diente er als Verbindungsmann in Paris für US-amerikanische Musiker wie Duke Ellington und Miles Davis. Er schrieb für verschiedene französische Jazzzeitschriften (Le Jazz Hot, Paris Jazz) und veröffentlichte unzählige Artikel über Jazz sowohl in Frankreich als auch den USA. Obwohl er nie die USA besucht hat, sind sie in seinem gesamten Werk ebenso wie der Jazz sehr präsent.

[Bearbeiten] Film

Vian betätigte sich als Gelegenheitsschauspieler und arbeitete mit Michel Arnaud und Raymond Queneau an Filmprojekten.

[Bearbeiten] Rezeption

Seine Bücher wurden häufig indiziert, weil er brutal und schonungslos gesellschaftliche Probleme ansprach. Sie sind außerordentlich schwer zu übersetzen, was die Rezeption Vians außerhalb der französischsprachigen Welt einschränkte.

Heute gilt er als Kultautor. Seine damals kaum beachteten Romane, besonders Der Schaum der Tage (L'Écume des jours), zählen mittlerweile zu den Klassikern französischer Nachkriegs-Literatur. Eine deutsche Übersetzung seiner Bücher wurde vom Berliner Verlag Wagenbach 2003 erneut aufgelegt.

Vian gilt als der bedeutender Chronist des Existentialismus.

[Bearbeiten] Werke

[Bearbeiten] Literatur

Trouble dans les Andains (1942) (dt.: Aufruhr in den Andennen, ISBN 3803122430)
L'Arrache-coeur (1942) (dt.: Der Herzausreißer, ISBN 3803122570)
L'Ecume des jours (1946) (dt.: Der Schaum der Tage, ISBN 3803111773)
L'Automne à Pékin (1946) (dt.: Herbst in Peking, ISBN 3-8031-2271-6)
Vercoquin et le plancton (1946) (dt.: Drehwurm, Swing und das Plankton, ISBN 380312249X)
Cantilène en gelée (Gedichte) 1949
Les Fourmis (1949) (Die Ameisen und andere Erzählungen ISBN 3-8031-1126-9)
L'Herbe rouge (1950)(dt.: Das rote Gras, ISBN 3-8031-2233-3)
Le Ratichon baigneur (1950)
Le Goûter des généraux 1962, (Theaterstück)
Le loup-garou (Novellenband, 1970)
Les Bâtisseurs d'empire (Theaterstück)

Unter dem Pseudonym Vernon Sullivan :

J' irai cracher sur vos tombes (1946) (dt: Ich werde auf eure Gräber spucken, ISBN 3803122406)
Les Morts ont tous la même peau (1947) (Tote haben alle dieselbe Haut ISBN 3-8031-2244-9)
Et on tuera tous les affreux (1948) (Wir werden alle Fiesen killen ISBN 3-8031-2406-9)
Elles se rendent pas compte (1950) (dt.: Die kapieren nicht, ISBN 3803122589)

[Bearbeiten] Theaterstücke

Paris varie ou fluctuat nec mergitur (1952)
Equarissage pour tous
Les Bâtisseurs d'Empire ou Le Schmürz (1959).

[Bearbeiten] Chansons

Le déserteur (1954) (dt. Der Deserteur)

[Bearbeiten] Literatur (Sekundär)

Klaus Völker, Boris Vian: Der Prinz von Saint-Germain. Berlin: Wagenbach 2006. ISBN 3-8031-2529-4
Boris Vian, Der Deserteur. Chansons, Satiren und Erzählungen. Berlin: Wagenbach 1992 (mit einem biographischen Portrait von Klaus Völker).
Phillippe Boggio, Boris Vian. Paris: Flammarion 1993; dt. (Übersetzer H. Schmidt-Henkel): Boris Vian – Biographie. Reinbek: Rowohlt 1997. ISBN 3-499-13972-3

[Bearbeiten] Weblinks

Literatur von und über Boris Vian im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
A Tribute to Gainsbourg, zoom sur Boris Vian (französisch)
Was ist Pataphysik http://www.walther-nienburg.de/Vian/pata.html
"Le Déserteur" mit Übersetzungen in 39 Sprachen, aus der Site "Antikriegslieder/AntiWar Songs"
www.graswurzel.net "Le Deserteur", deutscher Text und Infos
www.zeit.de "13 unanständigen Geschichten"
Biografie, Bibliografie, Analyse (französisch)
Boris Vian, j'irai chanter sur vos tombes Site-conférence, "Hall de la Chanson" (französisch)

Personendaten
NAME	Vian, Boris
KURZBESCHREIBUNG	französischer Schriftsteller, Ingenieur, Jazztrompeter, Chansonnier, Schauspieler und Übersetzer
GEBURTSDATUM	10. März 1920
GEBURTSORT	Ville d'Avray
STERBEDATUM	23. Juni 1959
STERBEORT	Paris

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