Bukowinadeutsche
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Die Bukowinadeutschen oder Buchenlanddeutsche waren eine deutsche Volksgruppe, die zwischen ca. 1780 und 1940 in der Bukowina in der heutigen Westukraine und im Nordosten Rumäniens lebte. Die Bukowinadeutschen lebten zum überwiegenden Teil von der Landwirtschaft. Sie bildeten bis zu ihrer Umsiedlung ins Deutsche Reich 1940 (Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt) mit rund 21 % Bevölkerungsanteil (1910) eine Minderheit.
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[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] 14.-17. Jahrhundert
Eine kleine Gruppe deutscher Handwerker und Kaufleute lebt im Fürstentum Moldau. Diese Gruppe verschwindet aufgrund der Assimilation durch die Csango im Verlauf des 17. Jhdts. vollständig.
[Bearbeiten] 1774 - 1918: Die Bukowina unter der Herrschaft der Habsburger
1774/1775 Die Habsburger annektieren das meistens von Rumänen, aber auch Huzulen, Lipowanern und Armeniern besiedelte Gebiet der nordwestlichen Moldau. Seitdem wird es Bukowina oder Buchenland genannt.
1774-1786 Die planmäßige, aber in Teilen auch spontane Ansiedlung von deutschen Handwerkern und Bauern in bestehende Ortschaften setzt verstärkt ein. Sie stammen aus der Zips (Oberungarn), dem Banat, Galizien (Protestanten), der Rheinpfalz, aus den badischen und hessischen Fürstentümern sowie aus verarmten Regionen des Böhmerwaldes (Zips). Bevölkerungszuwachs und Landmangel führen zur Gründung von Tochtersiedlungen in Galizien, Bessarabien und der Dobrudscha.
19. Jhdt. Das sich entwickelnde deutsche Bürgertum gehört zur geistigen und politischen Elite des Landes: Amts- und Bildungssprache ist überwiegend das Deutsche, das besonders von den Oberschichten übernommen wird.
Nach 1840 Landmangel führt zur Verelendung auch der deutschen bäuerlichen Unterschichten, so dass nach 1850 ein Teil nach Amerika auswandert.
1849-1851 und 1863-1918 Die Bukowina besteht als eigenes Kronland innerhalb der habsburgischen Monarchie. Im Vergleich mit den anderen österreichischen Kronländern bleibt die Bukowina eine vornehmlich Rohstoffe liefernde, eher unterentwickelte Provinz an der Peripherie des Reiches.
1875 Gründung der Universität Czernowitz. Die östlichste deutschsprachige Universität besteht bis 1920.
1910/11 Der Bukowiner Ausgleich (politischer Ausgleich zwischen den in der Bukowina lebenden Völkern in den Fragen der Landesselbstverwaltungsorgane und der politischen Vertretung im Landtag) zwischen den Vertretern der verschiedenen Nationen.
1914-1918 Die Gesamtbevölkerung der Bukowina behält grundsätzlich ihre Loyalität zur österreich-ungarischen Monarchie.
[Bearbeiten] 1918 - 1940: Unter rumänischer Herrschaft
1918-1919 Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Auflösung Österreich-Ungarns wird die Bukowina gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung Rumänien angegliedert. In der Folge werden Rumänisierungsmaßnahmen gegen nichtrumänische Vereine, Kultureinrichtungen und Schulen durchgeführt, die die eigenständige deutsche Kultur in der Bukowina unterdrücken sollen. Einen ähnlichen Rumänisierungsdruck, erklärbar durch die starken ethnischen Minderheiten im neuen Großrumänien, gibt es auch in anderen Landesteilen, wie in Bessarabien.
1918-1940 Die Auseinandersetzungen zwischen den Nationalitäten, die vor allem die intellektuellen Schichten austragen, führt zur Auswanderung von Deutschen, Juden und Angehörigen der Eliten anderer Nationen. Die politischen Vertreter der Deutschen suchen finanzielle und politische Hilfe im Deutschen Reich.
1933-1938/1940 Einige deutsche Vereine und Organisationen widersetzen sich der Propaganda des Dritten Reiches und der nationalsozialistisch ausgerichteten "Erneuerungsbewegung".
ab 1938 Durch die Repressionen des rumänischen Staates, die schlechte Wirtschaftssituation und die einseitige nationalsozialistische Propaganda entsteht unter der deutschen Bevölkerung eine pro-reichsdeutsche Stimmung. Dadurch steigt bei vielen die Aussiedlungsbereitschaft.
[Bearbeiten] 1940 - 1944: "Heim ins Reich"
Als 1939 Deutschland mit der Sowjetunion vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs den Hitler-Stalin-Pakt schließt, wird - ohne dass die Betroffenen etwas davon wissen - das Ende der Deutschen in der Bukowina besiegelt. In einem geheimen Zusatzprotokoll wird u.a. vereinbart, dass der nördliche Teil der Bukowina bei einer territorialen Neuordnung in Osteuropa an die UdSSR fallen und die deutschen Bevölkerungsgruppen zwangsweise umgesiedelt werden sollen. Aufgrund dieser Abmachung okkupiert 1940 die Sowjetunion den nördlichen Teil des Landes. Das Dritte Reich siedelt fast die gesamte deutsche Bevölkerung (auch die in der rumänisch gebliebenen Südbukowina wohnende), rund 96.000 so genannte Volksdeutsche, u.a. ins besetzte Polen um, wo die Umsiedler häufig mit enteigneten Höfen entschädigt werden.
1941-1944 Die gesamte Bukowina ist rumänisch. Ermordung des Großteils der jüdischen Bevölkerung (30 Prozent der Bevölkerung) der Bukowina im Rahmen des Holocaust durch das Deutsche Reich und Rumänien.
[Bearbeiten] 1944 bis heute: Flucht, Vertreibung und Neuanfang
Als 1944/45 die russische Front näher rückt, fliehen die in den polnischen Gebieten angesiedelten Bukowinadeutschen wie die übrige dort lebende deutsche Bevölkerung nach Westen.
Nach 1945: Die noch rund 7500 in der Bukowina verbliebenen Deutschen siedeln in die Bundesrepublik Deutschland aus. Die Existenz der deutschen Volksgruppe in der Bukowina gehört damit bis auf wenige Einzelpersonen der Vergangenheit an.
In der Nachkriegszeit integrieren sich die Bukowinadeutschen, wie andere Heimatvertriebene, in die Bundesrepublik Deutschland oder die Deutsche Demokratische Republik. Ein Teil der Bukowinadeutschen wandert nach Übersee aus. Durch regelmäßig stattfindende Treffen wird der Zusammenhalt und die Erinnerung an die verlorene Heimat wachgehalten.
[Bearbeiten] Siedlungen
Die zugewanderten Deutschen verteilten sich nicht gleichmäßig auf die Bukowina, sondern tendierten zur Gründung eigener Orte oder Ortsteile. Solche Gemeinden waren unter anderem Karlsberg (Gura Putnei), Fürstenthal (Voivodeasa) und Buchenhain (Poiana Micului). In anderen Dörfern bildeten die Deutschen eigene Kolonien, meist unter weitgehender Beibehaltung des ursprünglichen, meist rumänischen Ortsnamens, z.B. Deutsch-Badeutz (Badeuţi). Schließlich siedelte sich ein beträchtlicher Teil der Einwanderer in den Städten an (u.a. Tschernowitz, Radautz, Suczawa, Gurahumora).
[Bearbeiten] Organisierung
Die politische Vertretung der Bukowinadeutschen und der anderen deutschsprachigen Gruppen im heutigen Rumänien ist das DFDR (Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien).
Nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten die Bukowinadeutschen folgende Organisationen:
- Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen (Bundesrepublik Deutschland)