Bessarabien
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Bessarabien (rumänisch Basarabia, ukrainisch Бессарабія) ist eine historische Landschaft in Südosteuropa, begrenzt vom Schwarzen Meer im Süden sowie den Flüssen Pruth im Westen und Dnister im Osten. Jahrhundertelang war das Land Pufferregion zwischen den Großmächten Österreich, Russland und der Türkei. Die Gebietsbezeichnung entstand erst 1812, als das Fürstentum Moldau die Herrschaft an Russland abtrat. Der mehrheitlich von Menschen rumänischer Ethnie bewohnte Landstrich war bis 1917 Gouvernement im Zarenreich, wurde danach bis zum Zweiten Weltkrieg eine östliche Provinz Rumäniens und kam später zur Sowjetunion. Heute liegt das frühere Bessarabien auf dem Staatsgebiet Moldawiens und der Ukraine.
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[Bearbeiten] Name
Der Begriff „Bessarabien“ (rumänisch Basarabia, gagausisch Basarabiya) leitet sich vom walachischen Fürstengeschlecht Basarab ab, das dort im 13. und 14. Jahrhundert herrschte, und hat nichts mit Arabien zu tun. Ursprünglich galt nur das südliche Drittel des Landes als Terra Bassarabum (lat.). Mit der russischen Übernahme von 1812 dehnte Russland den Begriff „Bessarabien“ auf das gesamte Gebiet zwischen den Flüssen Pruth und Dnister aus.
[Bearbeiten] Wappen
Das Wappen Bessarabiens ist der Stierkopf, der oben von einem fünfzackigen Stern, links (heraldisch: rechts) von einer Rose und rechts (heraldisch: links) von einem Halbmond, umgeben ist. Die Wappendarstellung (Zeichnung links) entstammt dem Dokument, in dem die nationale Vollversammlung Bessarabiens (Sfatul Ţării) am 9. April 1918 den Anschluss des Gebietes an Rumänien für ewige Zeiten erklärte.
Der Stierkopf ist das Symbol des Fürstentums Moldau, zu dem Bessarabien bis zu seiner Abtrennung 1812 gehörte. Er deutet auf die dort betriebene Viehzucht hin.
[Bearbeiten] Land und Wirtschaft
[Bearbeiten] Geografie
Bessarabien war ein Landstrich am Schwarzen Meer zwischen den Flüssen Pruth im Westen und Dnister im Osten und im Übergang von den Karpaten zur osteuropäischen Steppe. Die Fläche betrug bei einer Ausdehnung von ca. 450 km × 100 km rund 45.000 km². Das südliche Drittel sowie der nordwestliche Zipfel um die Stadt Hotin gehören heute zur Ukraine. Der Rest der nördlichen zwei Drittel sind heute Teil von Moldawien (Republik Moldau) und machen den Hauptteil des Staatsgebietes aus.
Bessarabien lässt sich landschaftlich in drei Zonen unterteilen. Nordbessarabien ist als Karpatenausläufer eine leicht bewaldete Hochebene von etwa 400 m über dem Meeresspiegel. Dieser Landesteil ist mit Eichen- und Buchenwäldern bedeckt und von tiefen Schluchten durchschnitten. Mittelbessarabien ist mit einigen wenigen Wäldern bedeckt und geht ab Tighina allmählich in das steppenähnliche Gebiet des Budschak in Südbessarabien über, ein flachwelliges Hügelland mit einer baumfreien Landschaft etwa 100 m über dem Meeresspiegel. Unter mannshohem Steppengras liegt fruchtbarer Schwarzerdeboden. Alle Flüsse fließen bei geringem Gefälle in südöstliche Richtung und münden ins Schwarze Meer. Im Sommer fallen die kleinen Steppenflüsse fast trocken.
[Bearbeiten] Klima
Das Klima des Gebietes ist kontinental, mit trockenheißen Sommern und kalten Wintern. Im Süden herrscht ein trockenes Steppenklima mit geringen durchschnittlichen Niederschlagsmengen (300 mm), was in regenarmen Jahren ohne künstliche Bewässerung zu Missernten in der Landwirtschaft führt. Gleichzeitig kann es bei Wolkenbrüchen zu schwerwiegenden Überschwemmungen kommen, wenn die kleinen Flüsse überlaufen. Im waldreicheren Norden sind 600 mm jährlicher Niederschlag üblich.
[Bearbeiten] Landwirtschaft
Bessarabiens Reichtum war die humusreiche, fruchtbare Schwarzerde mit einer Mächtigkeit von bis zu 1,5 m, die einen ertragreichen Anbau von Wein, Weizen, Hirse, Mais und Obst ermöglichte. Als reines Agrarland exportierte Bessarabien vor allem Wein, Früchte (Melonen und Kürbisse), Gemüse, Tabak, Getreide und Wolle, die aus der weit verbreiteten Schafzucht, vor allem des feinwolligen Karakul-Schafes, stammte. Auch heute noch sind die landwirtschaftlichen Produkte von hoher Bedeutung. Diese machen z. B. für Moldawien im Jahr 2000 etwa 40 % des Bruttoinlandsproduktes und zwei Drittel aller Exporte aus.
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Die Exportprodukte transportierten die Landwirte zum Schwarzmeerhafen Odessa (Ukraine). Nach dem Anschluss an Rumänien (1918) ging jedoch der Absatz über das dann sowjetische Odessa verloren und auch der Verkauf in die Sowjetunion litt stark. Ein kleiner Ausgleich dafür war in den 1930er Jahren der Absatz von Ölfrüchten und Sojabohnen zu festen Preisen ins Deutsche Reich. Bei der Nutztierhaltung waren Rinder weiter verbreitet als Pferde. Die bessarabischen Landwirte setzten beim Bestellen ihrer Ackerflächen vor allem Ochsen als Zugtiere ein.
Eine gewerbliche, industrielle Produktion gab es infolge der Armut an Energiequellen nur für den lokalen Bedarf, wobei es sich hauptsächlich um landwirtschaftliches Gerät handelte. Bodenschätze des Landes waren Salpeter und Marmor. Eine Gewinnung von Meersalz gab es in lagunenartigen Limanen des Schwarzen Meeres.
[Bearbeiten] Verkehr
Die wichtigsten Verkehrswege im Altertum und im Mittelalter waren die Flüsse, und so galt es diese zu kontrollieren. Eine wichtige Handelsroute führte von der Krim an der Küste Bessarabiens entlang, ins Mittelmeer. Sie wurde vom 13. bis zum 14. Jahrhundert von den Genuesen beherrscht und mit befestigten Handelsposten abgesichert. Die Route war bis zur Eroberung der Krim durch das Osmanische Reich im Jahr 1475 der westliche Abschnitt der Seidenstraße. Die Festung in Bilhorod-Dnistrowskyj gehörte unter dem Namen Mauro Castro im 14. Jahrhundert den Genuesen. Einen weiteren Handelsposten unterhielten sie in Tighina am Dnister.
Das Straßennetz im Land war stets unterentwickelt und behinderte die wirtschaftliche Entwicklung. 1930 gab es 800 Kilometer befestigte Straßen und 7000 km Naturwege, die nur bei trockenem Wetter befahrbar waren. Die erste Eisenbahnverbindung verband 1871 die Landeshauptstadt Kischinjow mit dem russischen Reich. Als Bessarabien 1918 von Russland nach Rumänien wechselte, wurde das 1300 km lange Gesamteisenbahnnetz von der russischen Breitspur auf die mitteleuropäische Normalspur umgestellt. Dieser Schritt wurde mit der Eingliederung in die Sowjetunion rückgängig gemacht. Der Schiffsverkehr lag größtenteils darnieder, obwohl das Land von den Gewässern Pruth, Dnister und Donau umgeben war sowie Anteil am Schwarzen Meer hatte. Den auf 200 km schiffbaren Pruth befuhren 1920 26 Frachtkähne. Der Schiffsverkehr auf dem 700 km schiffbaren Dnister war nach 1918 wegen der Grenzlage zwischen Rumänien und der Sowjetunion lahmgelegt.
[Bearbeiten] Siedlungen und Städte
Außer der bessarabischen Hauptstadt Kischinau, russisch Kischinjow, gab es keine bedeutenden Städte. Kischinjow am Rande des russischen Imperiums genoss jedoch in den ersten Jahrzehnten nach der Eroberung durch Russland keinen guten Ruf im Zarenreich, sondern galt als Strafversetzungslager für Unzufriedene und Aufmüpfige. Der junge russische Nationaldichter Alexander Puschkin war von 1820 bis 1823 als Übersetzer nach Kischinjow verbannt worden und schrieb über die Stadt:
- Oh Kischinjow, oh dunkle Stadt!
- Verfluchte Stadt Kischinjow, die Zunge wird nicht müde dich zu beschimpfen.
Ab 1834 entstand in Kischinjow durch einen großzügigen Stadtentwicklungsplan ein imperiales Stadtbild mit breiten und langen Straßen. Dennoch war Bessarabien ein Agrargebiet mit einer mehrheitlich auf dem Lande lebenden Bevölkerung. Die größeren Orte wiesen als Marktgemeinden nur halbstädtischen Charakter auf. Die Kolonistendörfer (siehe Foto oben) waren jeweils als Straßendorf angelegt und mehrere Kilometer lang. Im Gefolge jahrhundertelanger osmanischer Herrschaft gelangte der Typ der orientalischen Basarstadt ins Land. Viele Orte hatten deshalb großangelegte Marktflächen. Einige Ortsnamen im Süden deuten auf die frühere osmanische Herrschaft und tatarische Besiedlung hin, z. B. Akkerman (türk. für weiße Festung), Bender (türk. für das Tor, heute Tighina), Tatarbunar, Tuzla, Kubey, Manuk-Bey.
Orte mit städtischem Charakter waren 1937 (mit Einwohnerzahl):
- Chişinău (Kischinjow) 117.000, heute die Hauptstadt Moldawiens
- Cetatea Albă (Akkerman) 55.000, heute Bilhorod-Dnistrowskyj in der Ukraine
- Tighina (Bender) 50.000, heute in Moldawien, aber von Transnistrien verwaltet
- Ismail 45.000, heute Ismajil in der Ukraine
- Bălţi 40.000, heute in Moldawien
- Hotin 35.000, heute Chotyn in der Ukraine
- Soroca 35.000, heute in Moldawien
Die übrigen größeren Orte wie Orhei, Chilia, Comrat, Tuzla, Cahul, Leova, Bolgrad und Vâlcov, waren nur Marktflecken mit bis zu 15.000 Einwohnern.
[Bearbeiten] Bevölkerung
Bei der rumänischen Volkszählung von 1930 hatte Bessarabien ca. 2,8 Millionen Einwohner. Die Bevölkerung bestand aus:
- 57 % Rumänen (Moldauer)
- 12 % Russen
- 11 % Ukrainern
- 7 % Juden
- 6 % Bulgaren
- 3 % Deutschen
- 1 % anderen, darunter Gagausen, Roma, Griechen, Armenier, Kosaken.
Wie von der Obrigkeit vorgegeben, bewohnten die Volksgruppen anfangs im 19. Jahrhundert jeweils eigene Dörfer. Unter den deutschen Kolonisten gab es ursprünglich sogar eine Trennung in evangelisch-lutherische und katholische Siedlungen. Im 20. Jahrhundert bestand die reine landsmannschaftliche Einheit in den Dörfern nicht mehr. Das Verhältnis der verschiedenen Ethnien untereinander war ein friedliches Nachbarschaftsverhältnis, wobei jedoch Mischehen aufgrund der unterschiedlichen Sprach- und Religionszugehörigkeiten eher selten waren.
[Bearbeiten] Jüdische Bevölkerung
Katharina die Große hatte 1791 fast alle russischen Juden (Aschkenasen) gezwungen, in westliche Provinzen umzusiedeln, und so die "Schtetl" geschaffen. Ihre Politik wurde von den späteren Zaren im wesentlichen fortgesetzt, wodurch Bessarabien nach der russischen Übernahme von 1812 ebenfalls ein sog. Ansiedlungsrayon wurde. Allerdings galt bis 1835 ein Autonomiestatus, so dass dort die normalen russischen gesetzlichen Diskriminierungen nicht gültig waren (z.B. Verbot von Landkauf). Eine weitere Gruppe von Zuzüglern waren Juden aus Deutschland und Polen, die meist Jiddisch sprachen. Infolgedessen gab es in den größeren Orten bald einen Anteil von nahezu 40 % jüdischer Bevölkerung.
In den folgenden Jahrzehnten wurden die gesetzlichen Begünstigungen nach und nach geringer. Dennoch gab es bis zur vollständigen Abschaffung der Diskriminierung nach der Oktoberrevolution von 1917 einige Vorteile, die auf die günstige Lage am Rande des russischen Reichs zurückzuführen sind.
Nach der Ermordung des reformorientierten Zaren Alexander II. im Jahre 1881 wurden vom Zaren Alexander III. die alten Beschränkungen wieder eingeführt. Bis auf Bessarabien, wo die Mehrheitsbevölkerung eine Minderheit in Russland war, gab es nun im gesamten russischen Süden Pogrome. Schließlich erfolgte am 6. April 1903 auch in Kischinjow ein Pogrom bei dem 49 Menschen starben und der vom Herausgeber der einzigen Zeitung Bessarabez (Бессарабецъ) bewusst geschürt worden war und Anzeichen einer organisierten Tat aufwies. Die Reaktion auf eine Dokumentation dieses Vorfalls in der Weltpresse war heftig, selbst innerhalb Russlands. So wurde z. B. dem Zaren im Juli 1905 eine amerikanische Petition übergeben, die allerdings keine Wirkung auf seine Politik hatte. Unter dem Eindruck des Ereignisses schrieb Chaim Nachman Bialik mehrere Gedichte, darunter das 1904 entstandene berühmte Gedicht Be-Ir ha-Haregah („In der Stadt des Schlachtens“). 1905 gab es einen weiteren Pogrom mit 19 Toten. Während des Zweiten Weltkrieges kam es dann unter deutsch-rumänischer Besatzung zu noch folgenschwereren Vorfällen in Bessarabien.
[Bearbeiten] Bulgarische Bevölkerung
Einzelne bulgarische Familien kamen schon Ende des 18. Jahrhunderts als Emigranten nach Südbessarabien, in den Budschak, um Schutz vor dem Osmanischen Reich zu finden. Größere Gruppen wanderten nach der russischen Übernahme von 1812 ein und ließen sich im Westen bei der Stadt Bolgrad und auf den von den Tataren verlassenen Gebieten im Süden nieder. 1819 erhielten die 24.000 im Land lebenden Bulgaren eine Selbstverwaltung und den Kolonistenstatus.
Die an der südwestlichen Grenze Bessarabiens angrenzende Dobrudscha war zwischen Bulgarien und Rumänien umstritten, da sowohl Bulgaren als auch Rumänen dort lebten, und Rumänien einen Zugang zum Schwarzen Meer wollte. Die bessarabischen Bulgaren waren von diesem Konflikt, aber auch von der Unabhängigkeitsbewegung Bulgariens von den Osmanen, seit dem Bulgarischen Aprilaufstand 1876, erfasst. Während des Aufstandes kaperte Khristo Botev, ein in Bessarabien lebender Bulgare, ein Dampfschiff auf der Donau und griff mit 200 anderen Exil-Bulgaren in die Kämpfe gegen die Osmanen ein. Des weiteren erklärte im April 1877 Zar Alexander II. dem Osmanischen Reich den Krieg mit dem Ziel, "die Bulgaren und andere Balkanvölker zu befreien", was letztendlich die Unabhängigkeit Rumäniens zur Folge hatte.
[Bearbeiten] Deutsche Bevölkerung
Hauptartikel: Bessarabiendeutsche

Deutsche Auswanderer, die der Zar 1813 als Kolonisten ins Land rief, lebten in Bessarabien zwischen 1814 und 1940. Sie hatten in 125-jähriger Siedlungszeit die ursprüngliche Zahl von 24 auf über 150 Siedlungen erweitert und die Zahl von etwa 9.000 eingewanderten Personen hatte sich auf 93.000 Personen mehr als verzehnfacht. Die anfänglich gewährten Privilegien, darunter die Selbstverwaltung durch das Fürsorgekomitee mit Sitz in Odessa, wurden um 1870 mit der Aufhebung des Kolonistenstatus zurückgenommen. Vor allem wegen der Einführung des Militärdienstes wanderten in der Folge viele Kolonisten nach Nord- und Südamerika (mit Schwerpunkten in Nord- und Süd-Dakota, Kanada, Argentinien, Brasilien) aus. Im Herbst 1940 verließen die größtenteils als Landwirte auf eigener Scholle wirtschaftenden Bessarabiendeutschen das Land. Vorausgegangen war die Besetzung Bessarabiens durch die Rote Armee im Juni 1940 als Folge des Hitler-Stalin-Paktes von 1939. Da die Besetzer unverzüglich damit begannen, das Sowjet-System einzuführen, schlossen sich nahezu alle Angehörigen der Volksgruppe, darunter auch die Eltern des späteren deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler, als Volksdeutsche der vom Deutschen Reich durchgeführten Umsiedlung an. Organisator der Umsiedlung unter der Devise Heim ins Reich war das Hauptamt Volksdeutsche Mittelstelle. Nach einem fast zweijährigen Aufenthalt in reichsdeutschen Lagern erhielten die Köhlers im ostpolnischen Skierbieszów, das die SS zur "Germanisierung" freigeräumt hatte, einen Hof. Wie so viele dorthin umgesiedelte Bessarabiendeutsche musste die Familie mit ständigen polnischen Partisanenangriffen zurechtkommen. Als 1944 letztlich die Rote Armee anrückte, flohen sie nach Westen.
[Bearbeiten] Gagausische Bevölkerung
Heute leben im südlichen Moldawien auf dem Boden des früheren Bessarabien etwa 175.000 christlich-orthodoxe Gagausen in der autonomen Republik Gagausien mit der Hauptstadt Comrat. Die Vorfahren der Gagausen waren wahrscheinlich Kumanen, der westliche Teil der Kyptschaken, die im Osten der Balkanhalbinsel lebten. Im 13. Jahrhundert wurden diese katholisch (siehe auch: Codex Cumanicus). Zwischen 1812 und 1845 wanderten Nomaden aus der Dobrudscha in den Budschak, in Ortschaften wie Avdarma, Comrat, Congaz, Tomai und Cismichioi und teilweise weiter auf die Krim. Ein Beweis dafür, dass vor 1812 keine Gagausen in Bessarabien siedelten, ist die erste russische Volkszählung, die sie nicht erwähnt. Im Jahr 1906 gründeten die Gagausen eine eigene Republik, die allerdings nur wenige Tage Bestand hatte.
[Bearbeiten] Kulturdenkmäler
In Bessarabien finden sich einige bedeutende Kulturdenkmäler, obwohl das Land über Jahrhunderte Durchzugsgebiet vieler Völkerschaften war und infolge kleinbäuerlicher Landwirtschaft kaum wirtschaftliche Ressourcen besaß.
Archäologisch erwähnenswert sind die in Südbessarabien vorkommenden Kurgane. In den bis zu 30 m hoch aufgeschütteten Grabhügeln bestattete das Reitervolk der Skythen ihre Anführer zusammen mit einigen reich geschmückten Pferden. Von den beiden 120 km langen und den Römern zugeschriebenen Trajanwällen (Unterer und Oberer) sind noch heute stellenweise fünf Meter hohe Wälle vorhanden. Bedeutende Höhlenkirchen und -klöster entstanden zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert und sind an den Ufern der Flüsse Dnister und Răut in Fels gehauen. In einem etwa 100 m hohen Fels in Tipovar (Kreis Orhei) sind 19 Höhlen miteinander verbunden und bilden ein Ensemble aus Eremitenzellen, Glockenturm und einer Kirche. In Saharna (Kreis Soroca) finden sich auf einem Felsen Bebauungsspuren, die bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. reichen. Weitere historische Bauten sind Ruinen in Orheiul Vechi aus der tatarischen Zeit im 14. Jahrhundert, die mit der Goldenen Horde in Verbindung gebracht werden. Man nimmt an, dass hier die westlichste tatarische Hauptstadt Sheihr-ali-Jedid war.
Bauhistorisch bedeutend ist ebenfalls die an der Dnister-Mündung zum Schwarzen Meer gelegene mittelalterliche Festung in Akkerman (türk. für weiße Stadt), heute Bilhorod-Dnistrowskyj in der Ukraine, in rumänischer Zeit Cetatea Alba (rumän. für weiße Burg). Weitere Befestigungen errichteten die Fürsten der Moldau gegen Tatareneinfälle am Dnister in Chotyn, Soroca, Orhei und Tighina sowie gegen die Türken in Kilia an der Donau.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Frühzeit und Mittelalter
Das älteste historisch bezeugte Volk auf bessarabischem Gebiet waren die Skythen, die als nomadisierende Reiterkrieger im 6. Jahrhundert v. Chr. aus östlichen Steppengebieten einwanderten. Noch in vorchristlicher Zeit gründeten Griechen (siehe auch: Tyras, antike griechische Stadt) Kolonien an der Schwarzmeerküste und erwähnten den im zentralen Bessarabien siedelnden germanischen Stamm der Bastarnen. Hier wurden auch Daker (Geten) erwähnt (Tyragetae). Ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. war Bessarabien Teil des Reiches Dacia. Im 1. Jahrhundert eroberte das Römische Reich Teile des Landes. Ihm wird die Sicherung des Landes durch den Trajanwall zugeschrieben. In der Völkerwanderungszeit zwischen dem 3. und dem 11. Jahrhundert war Bessarabien Durchzugsgebiet von Wandervölkern, darunter Goten, Hunnen, Awaren, Madjaren. Im 13. Jahrhundert ließen sich Tartaren der Goldenen Horde am nördlichen Schwarzmeer nieder. Im 15. und 19. Jahrhundert war Bessarabien größtenteils im Einflussbereich des Osmanischen Reichs (dem Vorläuferstaat der Türkei).
Im Mittelalter waren verschiedene walachische und moldauische Knjas (Fürsten), darunter Neagoe Basarab (1512–21), Negru Vodă Basarab und Ladislas Basarab, hier einflussreich. Sie beherrschten im 13. und 14. Jahrhundert rund 150 Jahre lang das Gebiet. Kontakte unterhielten sie mit der Kiewer Rus, mit Ungarn und Polen.
[Bearbeiten] Osmanische Zeit
Nachdem die Osmanen das von Fürst Stephan dem Großen erbaute Kastell in Akkerman (siehe auch Oblast Odessa) am 14. Juli 1484 erobert hatten, begann die osmanische Zeit. Etwa ab 1511 war ganz Südbessarabien von Sultan Bayezid II. erobert und wurde mit tatarischen Hirten der Nogaier-Horde bevölkert. Sie nannten den Südteil des Landes Budschak, was Winkel bedeutet und für die dreieckige Form des Landstücks zwischen Pruth, Dnister und Schwarzem Meer steht. 1538 wurde auch Bendery osmanisch.
Das Fürstentum Moldau zu dem das spätere Bessarabien gehörte, war seit Beginn des 16. Jahrhunderts bis 1859 ein Vasallenstaat des Osmanischen Reichs. Getreidelieferungen nach Konstantinopel sicherten die innere Autonomie. Dafür baute der Sultan keine Moscheen in dem Donaufürstentum und gewährte ihm Schutz vor äußerer Bedrohung, wie dem russischen und habsburgischen Expansionsdrang im 18. und 19. Jahrhundert.
Siehe auch: Geschichte Rumäniens
[Bearbeiten] Russische Zeit
Konsequenz des russischen Expansionsdrangs in Richtung Konstantinopel war der 1806 begonnene 6. russische Türkenkrieg. Während des Krieges siedelten um 1810 russische Truppen Teile der im Budschak nomadisierenden Turkvölker auf die Krim um, ein Großteil war bereits mit den Osmanen geflohen und in die Dobrudscha evakuiert worden. 1812 drängte der russische Zar Alexander I. zum Friedensschluss, um sich auf den bevorstehenden Krieg mit Napoleon zu konzentrieren. Im Frieden von Bukarest bekam Russland die östliche Hälfte des Fürstentum Moldau zugesprochen, die westliche blieb weiterhin im Einflussbereich des Osmanischen Reichs. Die Grenze zwischen dem Osmanischen Reich und Russland verlief ab 1812 nicht mehr am Dnister, sondern 100 km bis 125 km weiter westlich am Pruth. Im zugesprochenen Gebiet errichtete Russland das Gouvernement Bessarabien, das kleinste des Zarenreichs. Hauptstadt wurde das mittelbessarabische Kischinew (Chişinău).
Als Russland 1812 Land zwischen den Flüssen Pruth und Dnister mit einer Fläche von etwa 45.000 km² übernahm, dehnte es den ursprünglich nur für den Südteil geltenden Begriff Bessarabien auf das gesamte Gebiet aus. Das Zarenreich wollte eine neue bessarabische Identität stiften, um die eigenen Machtansprüche auf die darin lebenden Rumänen historisch abzusichern. Russland gelangte in den Besitz von 5 Festungen, 17 Städten, 685 Dörfern und 482.000 Menschen. Nach der ersten russischen Volkszählung von 1817 bestand die Bevölkerung aus:
- 83.848 rumänischen Familien (86% der Gesamtbevölkerung)
- 6.000 ruthenischen Familien (6,5%)
- 3.826 jüdischen Familien (1,5%)
- 1.200 lipowanischen Familien (1,5%)
- 640 griechische Familien (0,7%)
- 530 armenische Familien (0,6%)
- 241 bulgarische Familien (0,25%)
- 241 gagausische Familien (0,25%)
Die russischen Machthaber gewährten anfangs Autonomie und griffen nicht in das innere Gesellschaftsgefüge ein, erhöhten aber später den Russifizierungsdruck durch Einführung von russisch als Amtssprache. Das Land war hauptsächlich in der Hand von Großgrundbesitzern, den Bojaren. Der Großteil der Bevölkerung waren kleine Bauern, die für den Eigenbedarf produzierten. Viele flüchteten nach der Eroberung Bessarabiens westlich des Pruth-Flusses aus Angst vor der kommenden Einführung der russischen Leibeigenschaft, die zu diesem Zeitpunkt in Bessarabien nur noch bei Zigeunern praktiziert wurde, aber im restlichen Russland noch alle ethnische Gruppen umfasste und sehr verbreitet war.
In 1856 lebten in Bessarabien 990.000 Menschen, darunter 736.000 Rumänen (74%) und 254.000 Nichtrumänen (24% der Gesamtbevölkerung). Davon waren 12% Ukrainer, 8% Juden, 4,8% Bulgaren und Gagausen, 2,4% Deutsche, 1,1% Zigeuner und 0,6% Russen.
In 1897, bei der letzten Volkszählung im zaristischen Bessarabien wurden 1.935.412 Personen gezählt, darunter 1.092.000(56%) Rumänen, 373.000(18,9%) Russen und Ukrainer und 229.000(11,7%) Juden. Alle andere Nationen Bessarabiens(Bulgaren, Gagausen, Deutsche, Zigeuner, Griechen und Armenier) machten 13,4% der Bevölkerung aus.
Die russische Herrschaft in Bessarabien hat den Anteil der Rumänen in 80 Jahren von 86% der Gesamtbevölkerung auf 56% runtergesetzt.
[Bearbeiten] Verwaltungsstruktur
Die Hauptstadt des neuen russischen Bessarabien war zunächst ab 1812 Tighina. 1818 wurde der Regierungssitz nach Kischinjow verlegt, einem bis dahin unbedeutenden Marktflecken, und Bessarabien zur Oblast Bessarabien aufgewertet. Damit war auch die Errichtung eines Obersten Rates verbunden, in dem die Bojaren Sitz und Stimme hatten und der die regionale Regierung Bessarabiens war. Bereits 1828 wurde seine Bedeutung eingeschränkt, er durfte nur noch den Gouverneur des Oblastes beraten, der wiederum dem Generalgouverneur von Neurussland untergeordnet wurde. Damit war auch eine soziale Angleichung der Bojaren an die russischen Adeligen verbunden. Im Jahr 1864 wurden die Sonderrechte gänzlich beseitigt und 1873 die Oblast in ein normales russisches Gouvernement (englisch: en:Guberniya) umgewandelt. Die Uyezd (deutsch: Distrikt) waren: Akkerman, Beltsy, Bendery, Izmail, Khotin, Kishinev, Orgeyev und Soroki.
Generalgouverneur von Neurussland und Bessarabien wurde 1823 Michail Semjonowitsch Woronzow.
[Bearbeiten] Kolonisierung
Nach der russischen Vertreibung und Umsiedlung der Tataren um 1810 aus dem südlichen Landesteil, dem Budschak, setzte ab 1812 die russische Kolonisation mit systematischer Besiedlung ein. Die russische Krone warb in Russland, aber vor allem mittels Werber im Ausland, gezielt Kolonisten mit zugesicherten Privilegien an, wie: Landschenkung, zinsloser Kredit, Steuerfreiheit auf 10 Jahre, Selbstverwaltung, Religionsfreiheit und Freiheit vom Militärdienst.
Ab 1814 wanderten insgesamt etwa 9000 deutsche Auswanderer ein, die später die Volksgruppe der Bessarabiendeutschen bildeten. Sie gründeten insgesamt 150 deutsche Siedlungen, hauptsächlich im Steppengebiet des Budschak (siehe auch Geschichte der Russlanddeutschen). Die russische Krone siedelte unter ähnlichen Bedingungen neben Russen auch weitere Nationalitäten, wie Bulgaren, Ukrainer und Schweizer, an. Da in Bessarabien nicht die sonst üblichen Verbote für Juden in der Landwirtschaft galten, entstanden im Norden 17 Dörfer, wo 1858 mehr als 10.000 Menschen vom Ackerbau lebten und damit im gesamten Russland eine geduldete Ausnahme darstellten.
Neben der Urbarmachung des Landes verfolgte Russland mit der Kolonisierung auch das politische Ziel, die Mehrheit der ursprünglich dort lebenden rumänischen Bevölkerung zu verändern. Einwanderer erhielten Privilegien und das beste Land, was ansässigen Rumänen vorenthalten blieb.
[Bearbeiten] Gebietsabtretungen
Die russische Niederlage im Krimkrieg 1853–1856 führte zum Pariser Frieden von 1856. Als Folge dessen ging ein Teil des 1812 von Russland gewonnenen südlichen Bessarabiens im Bereich der Donaumündung (etwa ein Viertel der Gesamtfläche) mit den Kreisen Cahul, Bolgrod und Ismail wieder zurück ans Fürstentum Moldau. Sieben europäische Staaten übernahmen die Schutzherrschaft über dieses Gebiet, durch das Russland den strategisch wichtigen Zugang zur Donaumündung verlor. Allerdings wurde dieser Teil Bessarabiens durch den Vertrag von Berlin 1878 (siehe Berliner Kongress), durch den der rumänische Staat entstand, wieder russisch.
[Bearbeiten] Rumänische Zwischenkriegszeit nach 1918
Auch im russischen Gouvernement Bessarabien kündigte sich durch Revolten Anfang des 20. Jahrhunderts ein Sturz des Zarenregimes an. Am 22. August 1905 eröffnete die Polizei das Feuer auf 3000 demonstrierende Landarbeiter in der bessarabischen Hauptstadt Kischinew (Chişinău).
Nach Ausbruch der russischen Revolutionswirren übernahm im November 1917 eine nationale Vollversammlung mit der Bezeichnung Landesrat (Sfatul Ţării) mit Sitz in Kischinew die Regierung. Sie bestand aus 120 Vertretern aus Bessarabien und 10 aus Transnistrien.
Am 2. Dezember 1917 erklärte der Landesrat Bessarabien als Moldauische Demokratische Republik unabhängig. Ähnliches geschah auch in der Ukraine, am Don und auf der Krim. Die Verhältnisse im Lande waren chaotisch, denn die russische Front des Ersten Weltkrieges hatte sich aufgelöst und Armeeeinheiten zogen auf dem Heimatweg plündernd durch Bessarabien. Des Weiteren hatten Bolschewiken am 5. Januar 1918 Kischinew besetzt. Der Landesrat rief Rumänien um militärischen Beistand an und die einmarschierten rumänischen Truppen stellten die Ordnung wieder her.
Am 9. April 1918 (russischer Kalender: 27. März) erklärte Bessarabien bei großer Begeisterung der Bevölkerung, unter Beibehalt einer Teilautonomie, den Anschluss an Rumänien für ewige Zeiten. Im November 1918 wurde die Vereinigung mit Rumänien vollzogen und der Sfatul Ţării löste sich auf. Aus sowjetischer Sicht handelte es sich dabei jedoch um eine inszenierte Abspaltung von Russland und eine planmäßige Annexion durch Rumänien.
Die völkerrechtliche Anerkennung Bessarabiens als Teil Rumäniens kam 1920 im Vertrag von Versailles zustande. Das Gebiet wurde Rumänien zugesprochen, weil es im Ersten Weltkrieg auf der Seite der Gegner des Deutschen Reiches gestanden hatte.
Den Verlust Bessarabiens konnte die nach 1918 entstandene Sowjetunion nie verwinden und Stalin beanspruchte das Land weiterhin. Dazu gründete er am Ostufer des Dnister 1924 die "Moldauische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik" (MASSR).
Anfangs wurde noch die Autonomie Bessarabiens im Rumänischen Staat respektiert, aber mit der Zeit setzte sich die zentralistische und auf Minderheitenrechte verzichtende Politik durch. In der Zwischenkriegszeit von 1918–1940 gab es eine mäßige wirtschaftliche Entwicklung, jedoch setzte sich Rumänen stark für den Ausbau der Infrastruktur in Bessarabien ein. Ein gewisser Rumänisierungsdruck auf Minderheiten (der den Russifizierungsdruck ersetzte), wie die früheren Auswanderer aus Deutschland, Bulgarien, Russland, fand in Bessarabien dennoch statt. Probleme bereiteten auch die innenpolitisch schwierigen Verhältnisse in Rumänien wie etwa der Aufstieg der ultranationalistischen, antisemitischen und faschistischen Eisernen Garde, die 1937 drittstärkste Partei bei den rumänischen Parlamentswahlen wurden.
Bessarabien als abgelegene und rückständige Provinz im Osten Rumäniens wurde Strafversetzungsgebiet für rumänische Beamte. Trotz allem war jetzt erstmals für die Mehrheit der Bevölkerung ihre Muttersprache Amts- und Schulsprache. Auch konnten durch die Agrarreform von 1920 mit der Enteignung von Großgrundbesitzern (mit mehr als 100 Hektar) viele Menschen zu eigenem Land gelangen. Seit 1937 bestand allerdings für Juden ein Verbot Land zu erwerben.
[Bearbeiten] Sowjetische Besetzung 1940
Nach dem Ende des deutschen Westfeldzugs mit der Unterzeichnung des Waffenstillstands von Compiègne am 22. Juni 1940 sah die Sowjetunion den Zeitpunkt gekommen, die Rückgabe Bessarabiens nach 22 Jahren (ihrer Meinung nach widerrechtlichen) Zugehörigkeit zu Rumänien zu erreichen. Mit dem besiegten Frankreich hatte Rumänien seinen Bündnispartner verloren. Am 28. Juni 1940 besetzte die sowjetische Rote Armee überraschend das Territorium Bessarabiens. Rumänien bekam zuvor ein 48-stündiges Ultimatum zur Abtretung gestellt, dem es kampflos nachkam. Wie im Geheimen Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Pakts von 1939 verabredet, duldete das Deutsche Reich die Besetzung. Gegenüber der Sowjetunion bekundete es sein Desinteresse an der Bessarabischen Frage, aber nicht am Schicksal der dort lebenden etwa 93.000 Bessarabiendeutschen. Deren Umsiedlung ins Deutsche Reich im Herbst 1940 ermöglichte der am 5. September 1940 geschlossenen Umsiedlungsvertrag.
Am 2. August 1940 teilte die Sowjetunion Bessarabien und gründete für den größten Teil des Nordens und der Mitte des Landes die Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik (MolSSR) und schlug ihr die östlich des Dnister gelegene Moldauische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik (MASSR) zu. Der Süden und das Gebiet im Norden um die Stadt Chotyn (Oblast Czernowitz) ging an die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik (USSR).
Unmittelbar nach der Besetzung kollektivierte die Sowjetunion die Landwirtschaft, löste Großgrundbesitz auf, verteilte Land an landlose Bauern und gründete Sowchosen sowie Kolchosen. Gleichzeitig setzte eine Welle der Repression mit Verhaftungen gegen die rumänische (moldauische) Bevölkerung, Deportationen von etwa 250.000 Personen und einer Ansiedlung von Russen, Ukrainern und Weißrussen ein. Diese Politik richtete sich gegen die vermeintlich politische Opposition, wie Gutsbesitzer, Kulaken (Großbauern), Großkaufleute, Parteimitglieder, frühere Weißgardisten. Von der Verfolgung waren nur die Bessarabiendeutschen ausgenommen, die unter dem Schutz des Deutschen Reichs standen und bis November 1940 ausgesiedelt wurden.
[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit
Am 22. Juni 1941 begann der deutsche Überfall auf die Sowjetunion als das Unternehmen Barbarossa, an dem sich etwa eine Million rumänische Soldaten beteiligten. Beim kriegsbedingten Rückzug hinterließen die Sowjets in Bessarabien verbrannte Erde und transportierten alle beweglichen Güter per Bahn nach Russland. Ende Juli 1941 stand das Land nach einjähriger sowjetischer Besatzungszeit wieder unter rumänischer Verwaltung.
Bereits während der militärischen Rückeroberung begingen rumänische Soldaten unter Beteiligung der Bevölkerung Pogrome gegen bessarabische Juden mit Tausenden von Toten. Der Hass beruhte teilweise darauf, dass man den Juden ein Paktieren mit den Sowjets vorwarf, die sie 1940 wegen Hitlers antisemitischer Vernichtungspolitik als Befreier sahen. Einzelne Juden waren zuvor tatsächlich als Politkommissare gegen antisowjetische Elemente in der Bevölkerung vorgegangen. Gleichzeitig gab es Tötungsaktionen der berüchtigten SS-Einsatzgruppen hier die Einsatzgruppe D) an Juden unter dem Vorwand, sie seien Spione, Saboteure, Kommunisten. Die politische Lösung der „Judenfrage“ war vom rumänischen Diktator Marschall Ion Antonescu jedoch eher durch Vertreibung als durch Vernichtung gewollt. Die jüdische Bevölkerung (ca. 200.000 Personen) kam zunächst in Ghettos oder Auffanglager, um sie 1941/42 bei Todesmärschen in das rumänisch okkupierte Transnistria zu deportieren, das teilweise, anders als das Rumänische Mutterland, von der SS kontrolliert wurde.
Nach dreijähriger Friedenszeit in Bessarabien war 1944 die deutsch-sowjetische Front bis an die östliche Landesgrenze am Dnister wieder herangekommen. Am 20. August 1944 begann die Rote Armee mit etwa 900.000 Soldaten eine groß angelegte Sommeroffensive unter der Bezeichnung Operation Jassy-Kischinew. In einer Zangenoperation überrannten die Angreifer Bessarabien in fünf Tagen. In Kesselschlachten bei Kischinew und Sarata wurde die nach der Schlacht von Stalingrad neu gebildete 6. deutsche Armee mit ca. 650.000 Soldaten aufgerieben. Zeitgleich mit dem erfolgreichen russischen Vorstoß kündigte Rumänien das Waffenbündnis mit Hitler und wechselte die Fronten. Am 23. August 1944 wurde Marschall Ion Antonescu abgesetzt und König Michael I. wieder eingesetzt.
Nach dem sowjetischen Sieg wurde die Aufteilung Bessarabiens von 1940 wieder in Kraft gesetzt und blieb bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 bestehen. Die Moldauische SSR zerfiel dann in die Republik Moldau und die östlich des Flusses Dnister gelegene, völkerrechtlich nicht anerkannte, Transnistrische Moldauische Republik, deren Territorium jedoch nie zu Bessarabien gehörte (ausgenommen die Stadt Tighina und dessen benachbarte Dörfer).
[Bearbeiten] Museum
[Bearbeiten] Siehe auch
- Fürstentum Moldau
- Liste der historischen Regionen in Rumänien und Moldawien
- Geschichte Moldawiens
- Geschichte Rumäniens
- Bessarabiendeutsche
- Budschak
- Hanniwka
- Kurudschika
- Geschichte der Russlanddeutschen
- Islam in der Ukraine, Islam in Rumänien
[Bearbeiten] Literatur
- George Cioranescu: Bessarabia – Disputed land between east and west. Dumitru, München 1985, Editura Fundatiei Culturale Romane, Bucuresti 1993. ISBN 973-9155-17-0
- Hannes Hofbauer, Viorel Roman: Bukowina, Bessarabien, Moldawien – Vergessenes Land zwischen Westeuropa, Russland und der Türkei. Promedia, Wien 1993. ISBN 3-900478-71-6
- Ion Alexandrescu: A short history of Bessarabia and northern Bucovina. in: Romanian civilization. Romanian Cultural Foundation, Iaşi 1994. ISSN 1220-7365
- Abt. Ic einer Ostarmee: Bessarabien - Ukraine - Krim, Der Siegeszug Deutscher und rumänischer Truppen, Berlin 1943 (Verlag Erich Zander).
- Axel Hindemith: Bessarabien im 2. Weltkrieg. in: Jahrbuch der Deutschen aus Bessarabien. Heimatkalender. Hilfskomitee, Hannover 2004. ISBN 3-9807392-5-2
- Ute Schmidt: Die Deutschen aus Bessarabien. Böhlau, Köln 2004. ISBN 3-412-05004-0
- Pastor Albert Kern: Heimatbuch der Bessarabiendeutschen. Hilfskomitee, Hannover 1966.
[Bearbeiten] Weblinks
- Fotos der Festung Akkerman
- Kishinev Pogrom (englisch)
- Jüdische Geschichte in Bessarabien (englisch)
- Geschichte Bessarabiens (englisch)
- Genealogischer Suchdienst Bessarabien mit historischen Landesinformationen (englisch)
- Webseite der Bessarabiendeutschen
Moldawien | Chişinău | Gagausien | Transnistrien | Bessarabien | Moldauische SSR | Fürstentum Moldau |
Koordinaten: 46° 50' N, 29° 0' O
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