Banat
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![Die Gemeinde Palilula im Belgrader Ballungsraum (Zentralserbien) ist auch ein Teil von Banat](../../../upload/shared/thumb/6/62/Belgrade_Palilula.png/180px-Belgrade_Palilula.png)
Als Banat wurde eine alte historische Region im Königreich Ungarn benannt (ung. Bánság). Im Vertrag von Trianon wurde sie zwischen Serbien (früher „Serbische Woiwodschaft“), Rumänien und (zu einem sehr kleinen Teil) Ungarn aufgeteilt. So trugen oder tragen einige neue Verwaltungsbezirke heute noch den Namen der Region. Die Grenzen werden in drei Richtungen von Flüssen begrenzt: im Norden der Mureş, im Westen die Theiß und im Süden die Donau. Die Grenze nach Osten bilden die Karpaten. Flächenmäßig hat das historische Banat etwa die Größe Belgiens bzw. des Viktoriasees.
Das rumänische Banat besteht im Westen aus einem Teil des Pannonischen Flachlandes („die Heide“), im nordöstlichen Teil aus Hügelland („die Hecke“) und im Südosten aus den Karpaten (Banater-, Poiana Ruscă- und Retezat-Berge). Wirtschaftliches und kulturelles Zentrum ist die Großstadt Timişoara (dt. Temeswar oder Temeschburg, ung. Temesvár). Der serbische Teil besteht fast nur aus Flachland.
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[Bearbeiten] Geschichte
In der Antike war das Banat Teil des Königreichs Dakien und später nach den Trajan-Kriegen Teil der römischen Provinz Dacia. Im Süden und Osten entstanden zahlreiche römische Festungen und Städte. Die ortsansässigen Daker wurden vermutlich romanisiert (siehe Dako-romanische Kontinuitätstheorie). Während der Awarenzeit im 5. und 6. Jahrhundert siedelten sich Slawen an. Jahrhunderte später kam es an das Königreich Ungarn. Die Osmanen eroberten es 1526 (siehe auch: Islam in Rumänien). Für kurze Zeit gelang es dem serbischen Kaiser Jovan Nenad ein unabhängiges serbisches Kaiserreich zu gründen, zu dem auch das Banat gehörte. Es wurde 1718, fast zwanzig Jahre später als Ungarn (Friede von Passarowitz) österreichisch und bekam den Namen Temescher Banat. Vermutlich kommt der Name Banat vom awarischen Fürstentitel Ban, der im Mittelalter auch auf die Rumänen, Serben und Kroaten überging. 1867 wurde es ins Königreich Ungarn integriert. Es wurden die Komitate Torontál (heute hauptsächlich in Serbien), Temes (entspricht ungefähr dem heutigen rumänischen Bezirk Timiş) und Krassó-Szörény (entspricht dem heutigen Caraş-Severin) gebildet.
Zwischen dem 1. November und dem 15. November 1918 existierte die Banater Republik. Danach wurde die Region von Serbien besetzt und verwaltet. Am 21 Juni 1919 wurde das Banat geteilt: im Vertrag von Trianon (4. Juni 1920) fielen 18.945 km² an Rumänien, 9.307 km² an den neuen Staat Königreich Jugoslawien, und 217 km² verblieben bei Ungarn.
[Bearbeiten] Administrative Unterteilung des Banat
In Rumänien:
- Timiş
- Caraş-Severin (außer den Ortschaften Bucova, Cornişoru, Băuţar şi Preveciori)
- Arad (nur der Teil der südlich des Mieresch liegt)
- Mehedinţi (nur der westliche Teil; hier liegen die Ortschaften Baia Nouă, Dubova, Eibenthal, Orşova und Sviniţa)
In Serbien:
- Vojvodina
- Severni Banat (Nordbanat) (außer den Gemeinden Ada, Senta und Kanjiza, die westlich der Theiß, in der historischen Region Batschka liegen)
- Srednji Banat (Zentralbanat)
- Južni Banat (Südbanat)
- Zentralserbien (nur ein kleiner Raum in der Umgebung von Belgrad (nördlich der Donau und westlich des Temesch, wo die Gemeinde Palilula liegt) (Pančevački Rit)
In Ungarn:
- Komitat Csongrád (nur ein kleiner Teil, der südlich des Mieresch und östlich der Theiß liegt)
[Bearbeiten] Bevölkerung
Die Bevölkerungsstruktur war in beiden Teilen des Banats bis 1944 noch sehr gemischt. Im 18. Jahrhundert – nach dem Ende der Türkenkriege – wurden durch die österreichische Krone vorwiegend katholische, in der Mehrzahl deutsche Siedler (die sogenannten Banater Schwaben) zu den Serben hier angesiedelt: Pfälzer, Schwaben, Bayern, Hessen, Nieder- und Oberösterreicher („Landler“), Elsässer, aber auch eine kleine Anzahl von Franzosen, Italienern und Spaniern. Es gab neben Ungarn, Rumänen, Serben und Deutschen auch Slowaken, Russinen und Armenier. Im Banat gab es viele Dörfer und Städte mit einer absoluten oder relativen deutschen Mehrheit. In Timişoara waren bis zum Zweiten Weltkrieg die Deutschen die zahlreichste ethnische Gruppe.
Als Folge der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht und deren Gräueltaten gegenüber der serbischen Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg ist die deutsche Minderheit im serbischen Westbanat (358.604 Personen in der Vojvodina laut Volkszählung 1931, siehe Donauschwaben) wegen ihrer Mittäterschaft an den nationalsozialistischen Verbrechen unmittelbar nach dem Krieg durch Flucht, Verschleppung in russische Zwangsarbeit, Ermordung, Vertreibung und Abwanderung fast vollständig verschwunden. Das rumänische Banat blieb davon weitgehend verschont. Es erfolgte auch hier eine (vorübergehende) Entrechtung und Totalenteignung der deutschen Minderheit und die zeitweilige Deportation fast aller Deutschen im arbeitsfähigen Alter in die Sowjetunion. Aber im Gegensatz zum damals jugoslawischen (heute serbischen) Westbanat fand hier keine systematische Vertreibung statt. So konnten die Banater Schwaben in Rumänien ihre Identität und ihren Besitz in unterschiedlichem Maße wahren. Erst die großen Auswanderungswellen der 1980er und 1990er Jahre ließ die Zahl der Deutschen im Banat auf eine heute verschwindend kleine Minderheit zurückgehen, allerdings weisen vor allem in der Umgebung von Timişoara noch heute Ortsnamen wie Altringen, Bethausen, Gottlob, Johanisfeld, Lenauheim, Liebling, Nitzkydorf oder Gherman auf die deutsche Vergangenheit der Region hin.
Das Zusammenleben der Bevölkerungsgruppen ist traditionell gut. Die ethnischen Konflikte der Vergangenheit sind längst abgeklungen. Im serbischen Banat wurden die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg durch Montenegriner, Bosnier und Serben aus Zentralserbien ersetzt. In den 90-er Jahren kamen noch serbische Flüchtlinge aus Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Kosovo hinzu. Im rumänischen Banat sind an die Stelle der ausgewanderten Deutschen zahlreiche Siedler aus anderen Teilen Rumäniens nachgerückt, vorwiegend Rumänen, aber auch sehr viele Ungarn (sog. Székler) und Zigeuner (mehrheitlich Roma, aber auch Jenische) aus Siebenbürgen. Dennoch konnte im rumänischen Banat der (durch die Abwanderung der Deutschen verursachte) Bevölkerungsmangel nicht immer gedeckt werden.
Für einen Einwohner des Banats ist es auch heute nicht ungewöhnlich, zwei oder drei Sprachen zu beherrschen. Viele Lehnwörter wurden zudem lokal unter den Sprachen ausgetauscht. So ist es im Bereich der Stadt Lugoj (dt. Lugosch, ung. Lugos) beispielsweise nicht unüblich, im täglichen Sprachgebrauch das Wort Bigleis für Bügeleisen zu verwenden.
![Kathedrale von Timişoara](../../../upload/shared/thumb/7/76/TimisoaraCatedrala.jpg/180px-TimisoaraCatedrala.jpg)
[Bearbeiten] Städte und größere Gemeinden im Banat
[Bearbeiten] Rumänien
Timişoara (deutsch Temeswar bzw. Temeschburg, ungarisch Temesvár), Reşiţa (deutsch Reschitz), Lugoj (deutsch Lugosch, ungarisch Lugos), Jimbolia (deutsch Hatzfeld), Sânnicolau Mare (deutsch Groß-Sankt-Nikolaus), Periam (deutsch Perjamosch, ungarisch Perjamos), Anina (deutsch Steierdorf), Oraviţa (deutsch Orawitza), Orsova, Caransebes, Lipova, Buziaş, Făget, Deta, Gătaia, Recaş, Ciacova, Bocşa, Oraviţa, Moldova Nouă, Oţelu Roşu, Anina, Băile Herculane, Billed.
[Bearbeiten] Serbien (Vojvodina)
Pančevo (deutsch Pantschowa, rumänisch Panciova), Zrenjanin (deutsch Groß-Betschkerek, ungarisch Nagybecskerek), Kikinda, Vršac (deutsch Werschetz, rumänisch Vârşeţ), Bela Crkva (deutsch Weißkirchen).
[Bearbeiten] Andere Städte
Städte, die historisch kein Teil des Banats sind, sich aber im Laufe des 20. Jahrhunderts ins Banat erweitert haben, so dass heute einige Stadtteile in dieser Region liegen: Arad (Aradu Nou), Belgrad (Palilula) und Szeged (Újszeged).
[Bearbeiten] Siehe auch
- Liste der Ortschaften im Banat
- Kategorie:Ort im Banat (Rumänien)
- Liste der Orte im serbischen Teil des Banats
- Deutschsprachige Minderheiten, hier vor allem die Banater Schwaben
- Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien – DFDR
- Banater Republik
- Billed Ort im rumänischen Teil des Banats