Bullet Time
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Bullet Time (von engl. bullet = Projektil und time = Zeit) bezeichnet in der Filmkunst einen Spezialeffekt, bei dem der Eindruck einer Kamerafahrt um ein „in der Zeit eingefrorenes“ Objekt herum entsteht. Dieser Spezialeffekt erlaubt, schnelle Geschehnisse, zum Beispiel fliegende Pistolenkugeln, genau und von verschiedenen Blickwinkeln aus zu sehen.
Der Effekt wird dadurch erreicht, dass man keine tatsächliche Kamerafahrt macht. Vielmehr handelt es sich um eine Aneinanderreihung von Einzelbildaufnahmen des Objekts, die von mehreren Kameras aufgenommen werden. Das spätere Hintereinanderschalten der einzelnen Aufnahmen erweckt den optischen Eindruck einer Kamerafahrt.
Wenn alle Aufnahmeapparate exakt zur selben Zeit auslösen, scheint das aufgezeichnete Objekt in seiner Bewegung stillzustehen, während der Zuschauer um das Objekt herum (oder an ihm entlang) fährt. Denn jedes Standbild zeigt exakt das selbe Stück Realität, nur eben aus einem anderen Sichtwinkel. Wenn die Aufnahmeapparate nicht zur selben Zeit, sondern leicht verzögert auslösen, stellt sich ein Zeitlupeneffekt ein. Denn dann ist von Standbild zu Standbild eine Veränderung des Objekts zu erkennen.
Der Ausdruck „Bullet Time“ ist ein eingetragenes Warenzeichen von Warner Bros., dem Distributor des Kinofilms Matrix. Vorher war es ein Warenzeichen von 3D Realms, dem Produzenten der Max Payne-Spiele.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Das erste Beispiel von Bullet Time kann im Actionfilm Kill and Kill Again aus dem Jahre 1981 gefunden werden. Der Effekt wurde danach außerdem in der Werbung verwendet und durch Filme wie Blade und Matrix schließlich populär gemacht.
Der Spezialeffekt-Künstler Tim MacMillan nennt neben dem Kubismus den Pionier der Chronofotografie Eadweard Muybridge explizit als Vorläufer der Bullet Time-Technik.
[Bearbeiten] Technik
Die Grundfunktion des Prinzips ist einfach, doch benötigt der Effekt in der Praxis häufig den massiven Einsatz von CGI-Techniken. Um die resultierende Aufnahme zu strecken, werden die einzelnen Bilder ineinander übergeblendet und nicht vorhandene Zwischenschritte auf diese Weise erzeugt. Bei nahezu vollständigen Umdrehungen um das aufzunehmende Objekt sind des Weiteren die gegenüberliegenden Kameras sichtbar, weshalb zum Beispiel beim Film Matrix die Schauspieler vor grünem Hintergrund (Bluescreen-Technik) aufgenommen wurden, und dieser dann mit computergenerierten Szenenbildern ersetzt wurde.
[Bearbeiten] Der Film Matrix
Im Film Matrix realisierte der für Spezialeffekte zuständige John Gaeta die Bullet Time, indem er 36 Hochgeschwindigkeitskameras mit überlappendem Sichtbereich rund um die Szene aufstellen ließ. Im Nachhinein wurde daraus im Computer eine einzige virtuelle Kamerafahrt generiert (siehe hierzu auch Photogrammetrie).
In einer Szene springt die von Carrie-Anne Moss gespielte Figur in die Luft, woraufhin scheinbar die Zeit anhält. Der Zuschauer kann genau dem verlangsamten Drop Kick folgen, während die Kamera mit hoher Geschwindigkeit um die Szene herumzufahren scheint.
Die Technik wurde danach in verschiedenen Filmen imitiert und persifliert (beispielsweise in Shrek oder Scary Movie) und gilt mittlerweile als Standard in Hollywood.
[Bearbeiten] Computerspiele
Auch manche Computerspiele verwenden "Bullet Time"-Modi. Hierbei wird meist die Geschwindigkeit der virtuellen Welt (der Gegner) stark verlangsamt, während die vom Spieler gesteuerte Figur in Normalgeschwindigkeit agieren kann. Beispiele hierfür sind Max Payne, F.E.A.R. und Tomb Raider Legend.