Kamerafahrt
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Als Kamerafahrt bezeichnet man die Bewegung der Kamera durch den Raum beim Filmen.
Um das bei Amateurfilmen oft beobachtete typische Verwackeln des Bildes bei der Kamerabewegung zu vermeiden, kommen im professionellen Bereich verschiedene technische Hilfsmittel zum Einsatz:
- Dolly (Kamerawagen), der für zusätzliche Präzision oft auf Schienen gezogen wird.
- Rollstative
- Steadicams ermöglichen verwacklungsfreie Fahrten mit der Handkamera.
- Kamerakräne
Neben diesen filmspezifischen Hilfsmitteln finden auch Motorräder (Tour de France), fahrende Autos oder Leiterwagen Verwendung. Häufig gezeigt werden Kamerafahrten, die sich auf das Geschehen zubewegen (zum Beispiel von der Totalen auf den Closeup). Jedoch bleiben Kamerafahrten durchaus nicht auf die zwei Dimensionen in der Ebene beschränkt.
Kamerabühnen, Kräne oder auch Hubschrauber ermöglichen die Einbeziehung der dritten Dimension.
Neben der Kamerafahrt entlang einer Achse in jeder der Dimensionen, existiert noch die Kreisfahrt, bei der ein Motiv in einem Viertel-, Halb- oder vollständigem Kreis umfahren wird. Beispiele für eine Kreisfahrt im vollen 360°-Winkel finden sich in den Filmen von Kameramann Michael Ballhaus, der die Kreisfahrt unter anderem in den Filmen von Rainer Werner Fassbinder und (später) von Martin Scorsese einsetzte. Die Kreisfahrt wird daher auch oft Ballhaus-Kreisel genannt.
Bei der „unechten Kamerafahrt“ wird die Bewegung durch die Veränderung der Objektiv-Brennweite simuliert (siehe auch Zoom und Dolly Zoom).
Im Gegensatz zur Kamerafahrt steht der Kameraschwenk, wobei sich die Kamera (auf dem Stativ oder in der Hand) um einen fixen Punkt dreht. Dies entspricht der Kopfbewegung, um einen größeren Ausschnitt des Geschehens zu erfassen.
Der Spezialeffekt "Bullet Time" erweckt den Eindruck einer Kamerafahrt bei "eingefrorer Zeit", wird jedoch nicht mit einer echten Kamerafahrt, sondern mit Hilfe von Einzelbildaufnahmen realisiert.
[Bearbeiten] Geschichte
Als Begründer der entfesselten Kamera gilt der deutsche Kameramann Karl Freund, der in Der letzte Mann erstmals Kameras auf Schienen und anderen Vorrichtungen sowohl horizontal als auch vertikal bewegte sowie Flugaufnahmen mittels Kamerkränen durchführte, wodurch die filmische Ausdrucksweise ungemein bereichert wurde.
Ein klassisches Beispiel, wie die Kamera, scheinbar losgelöst von den Fesseln der Schwerkraft, selber zum Darsteller wird und alle drei Dimensionen durchmisst, ist Alfred Hitchcocks Psycho aus dem Jahr 1960. Die genannten Hilfsmittel können ebenso verwendet werden, um auf Höhe eines sich bewegenden Geschehens zu bleiben. Ein Beispiel hierfür: Indianer verfolgen eine Postkutsche in Stagecoach von John Ford aus dem Jahr 1939.