Civic Education
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Civic Education (ins Deutsche übertragen: Bürgerschaftliche Erziehung) ist ein im angloamerikanischen Sprachraum entstandenes pädagogische Modell, das darauf abzielt, durch lebenslanges soziales und multikulturelles Lernen demokratisches Handeln und Denken einzuüben und dadurch sicherzustellen, dass Demokratie und Zivilgesellschaft in der Praxis funktionieren.[1]
Civic Education – wird auch mit Citizenship Education benannt - kann als „lernen für Demokratie und Zivilgesellschaft“ übersetzt werden. Dabei geht es um die Gestaltbarkeit der Gesellschaft im Sinne einer künftig demokratischen, gerechten und friedlichen Welt. Der Europarat hat deshalb für 2005 das Jahr der "Education for Democratic Citizenship" ausgerufen (Info pdf).
Civic Education soll zum einen politisches Engagement und soziale Kompetenz fördern und zum anderen helfen, fundamentale demokratische Prinzipien zu verstehen und sich auch für diese einzusetzen.
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[Bearbeiten] Definition
Civic Education ist eine Reaktion auf spezifische gesellschaftliche Probleme (Immigrationsprobleme, Rassismus, Intoleranz, Egoismus, Globalisierung, Kulturverlust) und Aufgaben (Gender Mainstreaming, Ethik) und die Notwendigkeit, dass auch die Jugend aktiv die Demokratie und Gesellschaft mitgestalten sollte. Kommunikativer Unterricht und soziales Lernen stehen dabei im Mittelpunkt. Nach dieser Erziehungsmethode soll nicht nur Toleranz geübt werden; Ziel ist vielmehr eine bewusste Förderung von pluralistischen Anschauungen und divergentem Denken. Die Jugend soll an die Aufgabe herangeführt werden, die Gesellschaft bewusst und aktiv mitzugestalten. Durch Angebote und neue Perspektiven soll humanistische Prägung, die schließlich Zivilcourage hervorbringt, erfolgen.
Jüngste inhaltliche Erweiterungen erfuhr Civic Education aufgrund der neuesten Erkenntnisse in Gen- und Hirnforschung: Life Science und Self Science. Die evolutionäre Erkenntnistheorie (Popper/Lorenz), teilweise auch die Anthroposophie (Steiner/Beuys/Krischnamurti), die Neurosenlehre Erwin Ringels und die Logotherapie Viktor Frankls, sowie die Dialogpädagogik Martin Bubers waren dabei wesentliche Vorläufer. Da es insgesamt gesehen um die Bekämpfung von Vorurteilen, Klischees (u.a. auch Kitsch) und Illusionen geht, ist neuerdings auch der Erwerb von Medienkompetenz wesentlich geworden. Schließlich bedeutet Civic Education auch die Abkehr von der bisherigen Dominanz von Millieutheorie und Kulturdeterminismus.
Civic Education beruht unter anderem auf der pädagogischen Theorie von John Dewey und der Philosophie des Pragmatismus. Diese setzt eine hohe Priorität auf lernendes Handeln im Vergleich zur bloßen Rezeption von Inhalten. Civic Education bietet erfahrungsorientierte Lernsituationen im demokratischen Sprechen und die Übernahme von Verantwortung im Handeln.
Civic education ist auch eine Reaktion auf das Böckenförde-Diktum: "Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. Das ist das große Wagnis, dass er, um der Freiheit willen, eingegangen ist." Wenn die Individuen in der säkularen Gesellschaft aus den Religionen kein soziales Kapital mehr erwerben können, dann könnte dieser Ansatz dem abhelfen.
Innerhalb der Civic Education werden zwei Ansätze unterschieden. Der erste Ansatz (John Rawls, Ronald Dworkin, Bruce Ackerman) betont die Aufgabe (der Schule), die kommunikative Kompetenz (siehe die Methoden unten) der BürgerInnen (SchülerInnen) zu fördern und nicht normative Vorgaben des guten Lebens zu vermitteln. Der zweite Ansatz (Benjamin R. Barber) betont nicht die Förderung der kommunikativen Kompetenz, sondern die aktive Gestaltung der Lebenswelt. Schule soll hier normative Tugenden vermitteln und diese sollen dann in der Öffentlichkeit angewendet werden um gesellschaftliche Probleme zu lösen.
[Bearbeiten] Abgrenzung zur Politischen Bildung
Im Unterschied zur „Politischen Bildung“ beschäftigt sich Civic Education nicht nur mit Politik, Geschichte, Recht und Demokratie, sondern mit dem ganzen Menschen und seiner Umwelt, seiner Herkunft und Zukunft genauso, wie mit seiner Biologie und Kultur. (Definition Michael Stanzer)
Der Unterschied der Civic Education zur politischen Bildung in deutschsprachigen Ländern: Die politische Bildung beruht in der Schule mehr auf linearem, kognitiven Lernen. Methoden sind hier häufig der traditionelle Lehrervortrag und Textanalyse (Frontalunterricht) [Widerspruch zum Eintrag bei der politischen Bildung] , aber seltener Formen des aktiven, partizipatorischen Lernens. Civic Education moderneren Zuschnitts bedient sich vorwiegend der Methode des implizit sozialen Lernens. Viele außerschulische Träger der Politischen Bildung arbeiten jedoch in ihren Seminaren mit Methoden der Civic Education.
Weil Civic Education den "Vorhang" lüften will, um wahrzunehmen wie politische und gesellschaftliche Prozesse genaugenommen ablaufen, um zu erkennen, wie in der Regel manipuliert und instrumentalisiert wird, steht die Politik der "Politischen Bildung", aber auch "Civic Education", beinahe reflexartig mit Misstrauen gegenüber. Strenge Regelmentierung und Behinderungen sind deshalb leider immer noch der Fall (siehe: "Der lange Anfang"), weil man die möglichen Impulse und Erneuerungen fürchtet.
Methoden der Civic Education sind u.a.:
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Susanne Frank: “Civic education” – was ist das?, in: Demokratie-Baustein „Civic education – was ist das?“ , www.blk-demokratie.de, BLK-Programm „Demokratie lernen & leben“ , 25.05.2005 (pdf)
[Bearbeiten] Literatur
- Anne Sliwka: Demokratie lernen und leben : Gutachten und Empfehlungen. - Weinheim : Freudenberg Stiftung, 2001 (beide Bände können bei der Stiftung kostenlos angefordert werden)
- Bd. 1. Probleme, Voraussetzungen, Möglichkeiten - ISBN
- Bd. 2. Das anglo-amerikanische Beispiel. - ISBN
- Andrea Wolf (Hrsg.): Der lange Anfang : 20 Jahre "Politische Bildung" in den Schulen. - Wien : Sonderzahl, 1998. - ISBN (Geschichte der Politischen Bildung in Österreich - Andrea Wolf, Deutschland - Walter Gagel, sowie im europäischen Vergleich - Olga Bombardelli)
- Soziales Lernen, bmbwk, 1995 ISBN
- Soziales Lernen - Erfahrungen, Impulse, Orientierungshilfen, bmbwk, 1999 ISBN
- betrifft: demokratie lernen, ein Handbuch zum Demokratie-Lernen im Schulalltag, bmuk Österreich, 1998
- Handbuch politische Bildung, Wolfgang Sander (Hrsg.) ISBN 3-89331-589-6