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Design - Wikipedia

Design

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel befasst sich mit dem gestalterischen Begriff. Für die Sozialwissenschaften siehe Designeffekt und Forschungsdesign.

Design [dɪˈzaɪn] (dt.:Gestaltung“) bedeutet meist Entwurf oder Formgebung. Es ist ein Lehnwort aus dem Englischen, das wiederum aus dem Lateinischen abgeleitet ist (designare = (be)zeichnen) und in viele Sprachen Eingang gefunden hat.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Begriff

Im Englischen und Französischen bedeutet designGestaltung“ oder „Entwurf“, während das italienische disegno (dt.: Zeichnung, Plastik) stärker einen erprobenden Vorgang betont, ähnlich dem spanischen diseño. Im Gegensatz zum deutschen Sprachgebrauch, der eher auf formal/künstlerische Aspekte abzielt und den Designbegriff weitgehend verdinglicht, umfasst der angelsächsische Begriff design auch technisch-konstruktive Anteile der „Gestaltung“. Im Deutschen ist die Bezeichnung "Design" als Bezeichnung für den Prozess des bewussten Gestaltens vor allem einer Fachszene geläufig. Im Verlauf der jüngeren Designgeschichte wurde er Bestandteil des allgemeinen Sprachgebrauchs. Hier dient er häufig als Sammelbegriff für alle bewusst gestalteten Aspekte eines realen oder virtuellen Objektes, einer Dienstleistung oder Marke. Design wird damit entgegen dem Selbstverständnis der Designer immer noch als Applikation, als "add on" missverstanden, das vor allem ästhetischen Regeln zu folgen habe. Tatsächlich ist der Designprozess in seiner Praxis weitgehend wertneutral. Seine Ergebnisse sind stets vorläufig: andere Designprozesse können verbessern, überholen oder in Frage stellen. Die Ausweitung des Designbegriffes, seine Öffnung zu verschiedenen Lebensbereichen, die seit den achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts zu beobachten ist, führte weltweit zu einem verstärkten Interesse an den Ergebnissen des Designvorganges und bewirkte zugleich eine stärkere Unschärfe des Begriffs. Den Wandel des Designbegriffs kritisiert ein Teil der in den Designprozess Involvierten als "Inflationierung". Tatsächlich hat sich nicht nur der Sprachgebrauch gewandelt, vor allem die Anwendungsbereiche von Designprozessen haben sich vermehrt.

[Bearbeiten] Pluralismus und Design

Anders als bei eindeutigen Wissenschaften wie etwa der Mathematik kann die Perspektive, das Tätigkeitsfeld oder die »Disziplin« Design nicht auf einen allgemein anerkannten Nenner gebracht werden. Vor allem muss besonders im Design (noch) stark zwischen Theorie und Praxis unterschieden werden. Schließlich liefert die Designtheorie bislang kaum konkrete Anhaltspunkte, die in der Praxis genutzt werden können, so dass die praktisch agierenden Designer in der Tat sehr ungebunden von einer Theorie arbeiten, sich dabei jedoch trotzdem an empirischen Erkenntnissen, Konzepten und teils logischen Systemen orientieren. Hinzu kommt in der Praxis eine Instanz für Entscheidungen, die oft als »Intuition« bezeichnet wird. Die Theorie beschäftigt sich folglich auf einer anderen Ebene mit Design und entwickelt Modelle, um die Designpraxis zu erfassen oder zu erklären. Weiterhin ist sie darum bemüht, Erkenntnisse zu gewinnen, die in der Praxis der Zukunft genutzt werden könnten. Vereinfacht kann man sagen, dass es nur eine Praxis gibt, jedoch viele theoretische Modelle zum Design. Die Praxis arbeitet einfach auf ihre Effizienz hin und nimmt kaum Rücksicht darauf, welche disziplinären Grenzen sie durchbricht. Die Theorie hingegen muss notwendigerweise gewisse Verallgemeinerungen schaffen oder Phänomene auf eine begriffliche Ebene bringen, wodurch eben theoretische Modelle entstehen. Diese sind immer auch mit »Grenzen« der Beschreibbarkeit verbunden. Um mathematische Vergleichsbegriffe zu verwenden: Die Praxis ist ein Kontinuum, während die Theorie immer diskrete Modelle entwickelt. Diese Einleitung ist wichtig, da erstens die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis erkannt werden sollte und zweitens, um die Einbindung verschiedener theoretischer Modelle zu legitimieren. Schließlich kann ein Artikel wie dieser nur theoretische Reflexion sein.

[Bearbeiten] Design schafft Werkzeuge

Design versucht vorgefundene Gegenstände und Informationen neu zu organisieren und zu strukturieren und sie somit letztlich besser handhabbar zu machen. Designer fühlen sich von ihrem Berufsverständnis oft der Verbesserung von Gegenständen und Strukturen verpflichtet. Mit ihren Entwürfen versuchen sie vielfältigsten Bedürfnissen zu entsprechen. Diese Bedürfnisse reichen von körperlichen und psychischen Bedürfnissen bis hin zu Anforderungen des menschlichen Verstands an die gegenständliche Umwelt. Designer bemühen sich gezielt um die Befriedigung komplexer Bedürfnisse und Ansprüche. Dadurch erscheinen ihre Entwürfe zweckorientiert. In der Designtheorie wurde dafür der Begriff der Funktionalität geprägt, der sich jedoch all zu oft als Leerformel erwiesen hat. Denn Funktionalität ist letztlich eine Frage von Zuschreibungen und Projektionen. Nicht zuletzt durch seine Zweckorientierung unterscheidet sich Design von der Kunst. Ähnlich wie in der Architektur ist jedoch ein Entwurf, der allein auf äußere Zwecke (Auftraggeber, Markterfolg etc.) setzt und künstlerische Impulse zugunsten einer pseudowissenschaftlichen Begründbarkeit ausblendet, fragwürdig und wenig reizvoll.

[Bearbeiten] Prozesshaftigkeit von Design

Design orientiert sich stets an ausgewählten menschlichen Bedürfnissen. Design folgt dabei nicht allein selbst gesetzten Regeln und Intentionen, sondern muss sich vor allem mit den Interessen jener Gruppen oder Personen auseinandersetzen, denen das Design dienlich sein soll. Am Beginn eines Entwicklungsprozesses steht die Analyse des Vorgefundenen und der Anforderungen an ein innovatives Konzept. Auf die Analyse folgt die Konkretisierung eines Konzepts. Das Konzept des Designers definiert bereits erste Ideen zur Beschaffenheit eines Systems oder Objekts. Dabei wählt der Designer die Mittel aus, die ihm zur Erfüllung der Zwecke geeignet erscheinen und kombiniert diese systematisch. Dadurch, dass der Mensch unter anderem ein körperliches »Sinnwesen« ist, also nur über physische Mittel, vor allem über die Sinne, mit der Umwelt interagieren kann, muss notwendigerweise jedes Design letztlich physisch und räumlich werden – zu einem Objekt, das auf den Körper einwirken oder von dessen Sinnen erfasst werden kann. So bedürfen Design-Objekte und auch -Systeme letztlich einer Gestalt, die in der konkreten Entwurfsphase definiert wird. Zuletzt wird der Entwurf in die Umwelt implementiert: er wird beispielsweise in industrieller Serienproduktion hergestellt, vermarktet und verkauft.

[Bearbeiten] Design nutzt vielfältigstes Wissen

Konzepte und Objekte, die für den Menschen geschaffen sind, besitzen vielschichtige Eigenschaften. In der Praxis werden für die Entwicklung von solchen Konzepten und Objekten unterschiedlichstes Wissen oder Elemente benutzt, die aus designtheoretischer Sicht nicht spezifisch für das Design sind. Die meisten industriell hergestellten Objekte bedürfen beispielsweise der Mitwirkung von Technikern, Ingenieuren und Marktstrategen, um aus der Konzeptrealität in die Marktrealität einzutreten. Die Designtheorie beschränkt ihren Fokus jedoch lediglich auf designspezifische Aspekte. Zwar ist die Verknüpfung etwa von Ingenieurswissen, soziologischem und psychologischen Erkenntnissen für die Theorie interessant, jedoch sind technische Motoren, Erkenntnisse über Gruppenverhalten oder tiefenpsychologische Modelle für sich genommen keine Gegenstände, die spezifisch für das Design wären. In der Praxis werden diese und viele andere Elemente jedoch von den Designern genutzt und in umfangreichere Konzepte und Systeme für den Menschen mit einbezogen. Hier zeigt sich, dass die Designpraxis vielfältigstes Wissen unterschiedlichster Herkunft nutzt. Das Design entwickelt quasi eine übergeordnete Syntax, eine Ordnung, um auf den Menschen zu wirken.

[Bearbeiten] Funktionen von Design

Geht man von einer Betrachtung aus, die eher phänomenologisch ist, lassen sich die Funktionen von Design kaum katalogisieren. Schließlich gibt es im Grunde ebenso viele Funktionen wie menschliche Bedürfnisse und Individuen. Hinzu kommen zeitliche Aspekte, da sich die Menschen als Individuen oder als Gruppen stetig verändern – und damit auch ihre Bedürfnisse. Dennoch gibt es viele theoretische Bestrebungen, um einen Katalog von Funktionen zu erstellen, der spezifisch für Design ist. An dieser Stelle können jedoch nur einige kurz aufgeführt werden. Die einzelnen Modelle sind unter Theoretikern je nach Auffassung teils umstritten.

Der »Offenbacher Ansatz«, von Dagmar Steffen entwickelt (Steffen, Dagmar, Design als Produktsprache – Der »Offenbacher Ansatz« in Theorie und Praxis, Verlag form, Frankfurt/Main, 2000), bezieht sich vor allem auf Produkte und deren semantische Ebenen. Genannt werden folgende Kategorien:

a) praktische Funktionen
b) formal-ästhetische Funktionen und
c) zeichenhafte/semantische Funktionen,
wobei letztere unterteilt werden in die Unterkategorien Anzeichenfunktionen und symbolische Funktionen.

Während sich die praktischen Funktionen eher auf die physischen Eigenschaften von Gebrauchsgegenständen beziehen – eine Schere soll gut schneiden können, ein Griff soll gut in der Hand liegen etc. – beziehen sich die formal-ästhetischen Funktionen auf die formalen Eigenschaften von Produkten und deren rein ästhetische Ordnung. So wird z.B. der Grad der Komplexität eines Produkts hinsichtlich verschiedenartiger Formen erfasst. Die Kategorie der Anzeichenfunktionen bezeichnet solche Elemente eines Objekts, die auf dessen Funktion, auf bestimmte Eigenschaften und den möglichen Gebrauch zeichenhaft hindeuten. Ein markanter, roter Anschalt-Hebel besitzt insofern eine Anzeichenfunktion, indem erstens angelernt ist, dass ein großer Hebel meistens eine Maschine ein- oder ausschaltet. Zweitens zieht die rote Färbung besondere Aufmerksamkeit auf sich und »zeigt an«, dass er wichtig ist. Die symbolischen Funktionen beziehen sich vor allem auf die sozialen oder psychologischen Aspekte eines Objekts und gehen oft einher mit Gruppendynamik – ein auffällig teures Auto soll zum Beispiel den Status des Besitzers symbolisieren. Die symbolischen Funktionen beziehen sich somit auf die Position und Bedeutung eines Objekts innerhalb eines umfangreichen gesellschaftlichen Szenarios. Gleichzeitig kann ein Objekt aber für einen einzelnen Menschen eine besondere symbolische Funktion besitzen, als Andenken oder als »Anker« für eine Erinnerung etwa.

Beat Schneider stellt in seinem Buch Design - Eine Einführung (Schneider, Beat, Design - eine Einführung, Birkhäuser Verlag, 2005) folgende Kategorien vor und geht damit auch über das Produktdesign hinaus:

a) technisch-praktische Funktionen
b) ästhetische Funktionen
und c) symbolische Funktionen.

Mit der ersten Kategorie sind wieder die physischen Funktionen von Objekten gemeint. Auch die dritte Kategorie ähnelt der Definition des Offenbacher Ansatzes. Unter der Kategorie der ästhetischen Funktionen werden jedoch weitreichend alle kommunikativen, informativen und formalen Funktionen erfasst, die auf die Sinneswahrnehmung und den Verstand oder auf die Psyche abzielen.

Innerhalb der kommunikativen Funktionen hat Gui Bonsiepe 1964 im Zusammenhang mit der HfG Ulm u.a. zwischen den
a) informativen Funktionen und den
b) persuasiven Funktionen

unterschieden. (Bonsiepe, Gui, Erziehung zur visuellen Gestaltung, Artikel in Ulm 12/13 Zeitschrift der Hochschule für Gestaltung Ulm, HfG Ulm, Ulm 1964)

Erstere Kategorie bezieht sich auf solche Kommunikationsformen, deren Zweck eine sachliche, rationale Informationsvermittlung ist. Es soll kein weiteres Ziel erreicht werden, als den Rezipienten neue Information oder Wissen zukommen zu lassen. Durch eine persuasive Funktion soll eine Person jedoch zu einem Verhalten überredet oder gedrängt werden. In der Werbung beispielsweise werden persuasive Funktionen häufig aktiv, denn die potentiellen Käufer sollen mit unterschiedlichen Mitteln zum Kauf angeregt werden.

Der Autor dieses Artikels hat, zum Teil auf Grundlage der oben beschriebenen Kategorien, einen detaillierten Katalog von Funktionen erarbeitet, die sich jedoch inhaltlich teils überschneiden können. Vor allem lassen sich die Funktionen in die Kategorien Funktionen für den menschlichen Körper und solche für den Verstand und die Psyche beschreiben.

[Bearbeiten] Funktionen für den Körper

Ergonomische Funktionen Gemeint sind solche Aspekte, die auf die spezifischen direkten Anforderungen des menschlichen Körpers an seine Umwelt eingehen, z.B. die geeignete Temperatur eines Raumes oder Licht, das nicht blendet. -> siehe Ergonomie

Gebrauchfördernde Funktionen I Alle Ebenen von Objekten, die den Körper beim Gebrauch unterstützen, sind hier erfasst, z.B. die Griffe an einer Schere, die durchaus auch ohne diese funktionieren würde.

[Bearbeiten] Funktionen für den Verstand und die Psyche

Gebrauchfördernde Funktionen II Eine solche Funktion soll die Bedingungen und Eigenschaften von Objekten erklärend darstellen, z.B. die oben erwähnte rote Färbung eines Einschalt-Hebels.

Informative Funktionen s.o: Gui Bonsiepe

Didaktische Funktionen Solche Systeme, die gezielt und systematisch neue Erkenntnisse und Wissen vermitteln wollen, besitzen eine didaktische Funktion, so z.B. lernorientierte Schaubilder für Schulbücher. -> siehe Didaktik

Zeichenfunktionen Objekte, die als konkretes oder abstraktes Zeichen auf einen Inhalt o.ä. hindeuten, verfügen über eine Zeichenfunktion, so z.B. ein klassischer Pfeil oder auch die Figuren auf WC-Kabinen. Immer bedürfen Zeichen eines vorhergehenden Lernprozesses, damit sie verstanden werden, wobei bestimmte (konkrete) Zeichen allein aus kulturübergreifendem Gebrauch desselben (in eine Richtung deutender Finger) oder aus globaler Bekanntheit des Bezeichneten und unmittelbarem z.B. visuellem Bezug des Zeichens zu diesem (Figuren auf WC-Kabinen) somit allgemein verstanden werden können.

Symbolische Funktion Die symbolische Funktion lässt sich nur bedingt als Funktion für den Verstand einordnen, da sie auch psychische Aspekte mit einbezieht. Geht man jedoch vom Empfänger aus, der ein Symbol deutet, wird klar, dass ein solches zunächst auf den Verstand wirkt. Nichtsdestotrotz macht die Verbindung von Symbolen zu umfangreichen psychischen Bedürfnissen deutlich, dass eine Zuordnung auch weiter unten passen würde. Immerhin bedienen Symbole solche Bedürfnisse wie Achtung, Liebe oder Zugehörigkeit (siehe hierzu: A. Maslow)

Vermittlungsfunktion Design vermittelt häufig zwischen immateriellen Inhalten (z.B. wissenschaftliche Erkenntnisse), digitalen Umgebungen oder nicht unmittelbar präsenten Personen und den Menschen - etwa in der Gestalt von künstlichen Bildern, Interfaces (Mensch-Maschine-Schnittstellen) oder einfach Briefen. Immer dann, wenn Information nicht unmittelbar physisch präsent ist oder mit natürlichen menschlichen Mitteln nicht erfasst werden kann, werden Vermittlungsfunktionen benötigt, die eben zwischen dem Immateriellen oder Fernen und den Sinnen der Menschen vermitteln.

Strukturierende Funktion Da der Mensch nur mit den Sinnen wahrnimmt, benötigen viele Konzepte eine Gestalt, eine Struktur, um überhaupt nutzbar zu sein. So besitzen die Maßeinheiten eines Lineals eine strukturierende Funktion, denn nur dadurch, dass das Konzept gleichmäßig unterteilter (diskreter) Einheiten eine sinnlich erfahrbare Form bekommt, kann es funktionieren.

Allgemeine psychologische Funktionen Grundsätzlich kann jede Gestalt auf die menschliche Psyche wirken: Bestimmte Farben besitzen bestimmte psychologische Wirkungen; Formen werden von den Menschen unterschiedlich bewertet und beeinflussen unsere Stimmung. Auf empirischer, wissenschaftlicher Basis wurden bestimmte Zusammenhänge zwischen konkreten Formen und psychischen Konsequenzen aufgezeigt. Trotz allem ist der Faktor der Subjektivität sehr hoch, da natürlich jedes Individuum sehr eigentümlich auf Formen und Gestalten reagiert. Dennoch sollen Designs oft gezielt psychologische Funktionen erfüllen und z.B. das Wohlbefinden in Räumen beeinflussen.

Persuasive Funktionen siehe Gui Bonsiepe

[Bearbeiten] Die freie Anwendungsphase

Design ist funktional. Die Objekte sollen ihren Zweck erfüllen und jene Funktionen ausführen können, die vom Entwickler des Objekts festgelegt wurden. Zum Beispiel soll ein Plakat bestimmte Information vermitteln oder ein Stuhl soll seine ergonomische Funktion erfüllen. Im Entwicklungsprozess wurden die Funktionen quasi ins Objekt "eingebettet". In der Anwendungsphase der Objekte werden die möglichen Funktionen nun genutzt - im Idealfall für den Entwickler entsprechend seiner Interessen. Hinzu kommt nun jedoch, dass auch der Benutzer bestimmte Interessen hat und die Objekte entsprechend seinem subjektiven Hintergrund nutzt, deutet oder sogar umnutzt. Schließlich kann vom Entwickler nicht immer eindeutig vorhergesehen werden, welche "Performance" die Objekte in der Anwendungsphase ausführen. Plakate können missverstanden werden, durch Hinzufügen von weiterem Inhalt kann der Inhalt einer Botschaft verändert werden, Stühle werden genutzt, um andere Gegenstände darauf abzulegen – um nur einige einfache Beispiele zu nennen. Uta Brandes führte den Begriff "Nicht Intentionales Design" ein, der auf die spontane und gezielte Umnutzung von Objekten hindeutet, so dass diese nicht mehr dem vorgesehenen Zweck entsprechend gebraucht werden (Brandes, Uta / Steffen, Miriam / Stich, Sonja, Nicht Intentionales Design (NID): Die alltägliche Umgestaltung des Gestalteten im Gebrauch, unveröffentlichter Forschungsbericht, Köln 1999).

[Bearbeiten] Weiterreichende Konsequenzen von Design

Die oben beschriebenen Funktionen beziehen sich eher auf eine unmittelbare Wirkung auf einzelne Personen oder Gruppen. Einwirkungen von Entwürfen vollziehen sich in den seltensten Fällen nach einem simplen Reiz-Reaktions-Schema. Informationen eines Plakats, Aussagen eines Werbespot und dergleichen verstärken oder neutralisieren einander. Sie tragen zu einem permanenten Ranking von Marken und mittlerweile auch politischen Gruppierungen oder Persönlichkeiten bei. So kann Design durch seine Stringenz umfassende Prozesse verstärken, die von Entwicklern bzw. Auftraggebern zuvor geplant wurden und ihren Intentionen und Interessen entsprechen. Auch in der reinen Entwicklungsphase von Objekten ergeben sich Aufgaben und Fragestellungen, deren weitreichende Konsequenzen im Designprozess kaum thematisiert werden. Gestalter wie Otl Aicher stellten daher an den Anfang eines Entwurfsprozesses stets eine Art "De-Briefing", mit dem sie tatsächliche von vorgeblichen Zielen zu unterscheiden suchten.

Wirtschaftliche Konsequenzen Design wird genutzt, um Produkte und Dienstleistungen zu optimieren und zu differenzieren: Anbieter A will sich etwa von Anbieter B abheben; er will sich markant im Markt positionieren und den Absatz fördern. Aus diesem Grund erarbeitet das Design eine umfassende Designstrategie, die von einem Corporate Design über effiziente Werbemaßnahmen bis zu einer innovativen Produktlinie reicht. Nicht zuletzt auf Grund einer effizienten Designstrategie werden Produkte und Dienstleistungen gekauft, so dass sich durch Design nun weitreichende wirtschaftliche Konsequenzen ergeben – nicht nur für das einzelne Unternehmen, sondern teils für den gesamten Markt. Klare Kostenkalkulationen spielen schon in der Entwicklungsphase der Produkte eine Rolle. So kann die simple Änderung in der Materialwahl oder der Konstruktion eines Produkts Kosten sparen oder explodieren lassen, seine Attraktivität steigern oder minimieren.

Politische Konsequenzen Da Design auch für politische Wahlkampagnen genutzt wird, hat es auch hier weitreichende Konsequenzen. Nicht nur klassische Mittel wie Wahlplakate, sondern auch ungewöhnliche Geräte werden unter Mitwirkung von Designern entwickelt. In den letzten Jahren hat der Wahl-O-Mat immer mehr Aufmerksamkeit bekommen: ein Programm, das von der Bundeszentrale für politische Bildung bereitgestellt wird, ermittelt durch einen Online-Fragebogen, welche Partei am besten zum Benutzer passt. Durch Auswahl der Fragen und Antwort-Optionen wird dem Wahl-O-Mat eine Struktur gegeben, die man als Design bezeichnen kann. Es handelt sich um eine informative Struktur für den Menschen. Durch ein kanalisierendes Gerät wird der Wähler in seiner Entscheidung für eine Partei möglicherweise beeinflusst: Er wählt eine bestimmte Partei. Mit politischen Konsequenzen sind jedoch nicht nur partei-politische Effekte gemeint, wie unten ersichtlich wird.

Soziale Konsequenzen Im Rahmen der Beschreibung der symbolischen Funktion wurden gruppendynamische Effekte schon angesprochen. Zum Beispiel soll ein teures Fahrzeug und der Besitz bestimmter Kleider einer Gruppe den sozialen Status des Besitzers vermitteln oder die Gruppenzugehörigkeit unterstützen. Im Entwicklungsprozess sind solche Effekte teils nur schwer zu planen, jedoch wird unter anderem durch Werbung und andere Marketingmaßnahmen versucht, solche sozialen Konsequenzen zu steuern, um die Produkte genauer platzieren zu können. Vor allem aber ziehen auch die Stadtplanung und Architektur, die man in einem umfassenden Verständnis ebenfalls als Design bezeichnen kann, weitreichende soziale und auch politische Konsequenzen nach sich. Werden soziale Gruppen mit niederem Einkommen etwa außerhalb von Großstädten angesiedelt (Banlieues) und die höhere Einkommensgruppen innerhalb der Städte, wie etwa in Paris der Fall, kann es zu sozialen Brennpunkten kommen, die zu politischen Effekten führen. Auch das idealistische Konzept von Buckminster Fuller, durch industrielle Produktionsmethoden »Wohnhäuser« so leicht und günstig zu machen, dass für jeden ein solches bereitgestellt werden kann, zielt schon in der Entwicklungsphase auf soziale und politische Konsequenzen.

Ökologische Konsequenzen In der Entwicklungsphase, besonders von industriell gefertigten Produkten, müssen die ökologischen Konsequenzen bedacht werden. Schließlich werden bei der Herstellung, Distribution und selbst beim vorbildlichen Recycling von Produkten stets Materialressourcen, Rohstoffe und Energie etc. verbraucht. Auch in der Gebrauchsphase nahezu jedes Gebrauchsgegenstande werden Ressourcen benötigt, die die Umwelt belasten. Auch hier haben winzige konstruktive Details – bei elektrischen Geräten etwa der Verzicht auf einen Aus-Schalter – erhebliche Auswirkungen, die sich mit der Skalierung des Produktes im industriellen Produktionsprozess potenzieren können. Die Ökobilanz liefert konkrete Mittel, um festzustellen, wie umweltverträglich ein Entwurf bzw. Produkt im gesamten Produktzyklus ist.

[Bearbeiten] Theoretische Grenzen des Designs

Nachdem oben schon deutlich wurde, wie unterschiedlich etwa die Funktionen des Designs von verschiedenen Theoretikern beschrieben werden, wird auch die Abgrenzung von Design zu anderen Bereichen des menschlichen Schaffens von verschiedenen Theorien jeweils unterschiedlich betrachtet. Im Wesentlichen stimmen alle darüber ein, dass sich Design am Menschen orientiert und innovative Konzepte, Systeme und Objekte entwickelt, um einen Einfluss auf den Menschen auszuüben. Die Theorien unterscheiden sich jedoch, wenn es um die Frage geht, in welchem Umfang man in der Praxis und im Alltag von Design sprechen kann.

Sehr traditionelle und allgemein als überholt angesehene Theorien sahen im Design die reine Formgebung von Objekten zum Zwecke der »Verschönerung« und Verbesserung der praktischen Funktionalität. Geradezu teleologisch strebten sie als Endzweck nach einer endgültigen, nicht mehr zu verbessernden Form der Dinge, als seien diese nicht stets durch Materialien, Technologien, Gebrauchsweisen, Bedürfnisse und Funktionen limitiert und vorläufig. Betont wurde der Vorbildcharakter bestimmter Entwürfe. Die Auszeichnung »Gute Form« stand in dieser Tradition, wurde aber abgeschafft. An ihre Stelle traten manchmal ebenso fragwürdige Auszeichnungen, die Designqualität vor allem unter Aspekten der designpraktischen Regelhaftigkeit und Perfektion beurteilen. Häufig können diese, der "reinen Lehre" entsprechenden Produkte, den Markt nicht überzeugen.

Viele Theoretiker verknüpfen Design vor allem mit der Wirtschaft, deren Produktionsmethoden und mit ökonomischen Interessen. So soll Design z.B. das Konsumverhalten anregen, Kaufwünsche erzeugen oder Produkte und Firmen voneinander differenzieren. Teils wird tatsächlich nur dann von Design gesprochen, wenn zwei- oder dreidimensionale Produkte in die Massenproduktion gehen. Einzelstücke werden stattdessen als »Kunsthandwerk« bezeichnet. Dabei wird übersehen, dass Design auch in gänzlich privater Umgebung oder in sozialen und politischen Kontexten eine große Bedeutung hat. Weiterhin ist es fraglich, ob die Quantität der Vervielfältigung eines Gegenstandes Auskunft darüber geben kann, ob es sich um Design handelt oder nicht. Schließlich ist eine Definition doch eher in allgemeinen qualitativen Aspekten zu suchen: etwa in der Motivation, der Perspektive und den Effekten von Design.

Manche Theoretiker nehmen eine besondere Höhe der formalen und funktionalen Qualität von Objekten zum Ausgangspunkt. Sie unterscheiden z.B. zwischen verschiedenen Stufen des Design hinsichtlich Innovation, technischer Qualität und formaler Höhe. Traditionelle Objekte wie Eichenkommoden werden teilweise als Non-Design oder Banal-Design bezeichnet – besonders anspruchsvolle, neuartige Objekte mit hohem Grad an innovativer Konzeption hingegen als besonders gutes Design.

Andere Theoretiker entziehen sich einer konkreten Definition und betonen eine »besondere Gabe« der praktisch agierenden Designer, die sie in die Lage versetze, quer zu denken, unkonventionelle Wege einzuschlagen und vielseitige Probleme zu lösen.

Die allgemeinste und wohl am wenigsten elitäre Theorie sieht in jedem Menschen einen Designer und das Design somit als sehr grundlegende Kompetenz des menschlichen Handelns und Schaffens. Immerhin entwickelt fast jede Person täglich Objekte und Formen, die auf die menschlichen Bedürfnisse abzielen – zum Beispiel private Webseiten, Möbel, die nach funktionalen Kriterien arrangiert oder sogar selbst gebaut werden oder Briefe und Schaubilder im Büro.

[Bearbeiten] Designdisziplinen

In der professionellen Designpraxis gibt es verschiedene Disziplinen, die sich meist durch die genutzten Medien oder die Funktionen unterscheiden. Vor allem haben sich die folgenden Disziplinen bewährt und gelten sowohl in der beruflichen Praxis als auch an Hochschulen noch stark zur Unterscheidung der Kompetenz von professionellen Designern. Die folgenden Disziplinen stellen sich jedoch in der Praxis nicht so isoliert dar, wie diese Auflistung vermuten lassen könnte. Mittlerweile setzt sich auch verstärkt die Akzeptanz für interdisziplinäre oder transdisziplinäre Designer und deren Ausbildung durch. Mitunter werden gezielt Designer mit fachfremder Kompetenz in ansonsten "monokulturell" ausgerichteten Teams eingesetzt.

Produktdesign/Industriedesign Das Produktdesign und Industriedesign befasst sich mit der Entwicklung industriell gefertigter Produkte, wie zum Beispiel Maschinen, Möbel, medizinische Geräte. Eine starke Verwebung mit Ingenieurswissen ist erforderlich.

Transportation Design Vor allem Automobile, aber auch andere Fahrzeuge, werden durch Transportation Designer entwickelt.

Kommunikationsdesign/Grafikdesign Zwar bezieht sich der Begriff Kommunikationsdesign auf eine Funktion, die auch für Produkte Geltung hat, jedoch wird die Bezeichnung in der Praxis meist gleichgesetzt mit Grafikdesign. Unter diese Disziplin fallen im weiteren die Anwendung von und Kenntnisse über Layout, Typografie, Fotografie (Bildbearbeitung), Internet-Gestaltung (Webdesign im grafischen Sinn), Informationstheorie und Medientheorie. Besonders die Werbebrache und die Unternehmenskommunikation werden durch Kommunikationsdesign bedient.

Fotodesign Setzt den Schwerpunkt auf die visuelle Kommunikation mit Bildern.

Corporate Design Zwar gibt es noch keine ausgewiesenen Studiengänge für Corporate Design, jedoch haben sich in der Praxis viele Designer und Unternehmen auf Corporate Design spezialisiert. Bezeichnet der Begriff Corporate Identity die übergreifende, allgemeine Selbstauffassung und das Fremdbild von Körperschaften, bezieht sich der Begriff Corporate Design auf alle formalen Aspekte der Corporate Identity – u.a. werden so das Logo, die unternehmenstypische Produktgestaltung, die Werbeauftritte, die Firmenarchitektur etc. erfasst.

Interface Design Unter Berücksichtigung der Usability entwickelt der Interfacedesigner die Mensch-Maschine-Schnittstelle. Auch hier sind alle Aspekte relevant, die schon beim Kommunikationsdesign genannt wurden. Tatsächlich überschneiden sich die Aufgabengebiete sehr.

Interaction Design Besonders die Interaktivität zwischen Mensch und Umwelt durch elektronische Eingabemedien, Sensoren und Computersysteme steht beim Interaction Design im Vordergrund. Besonders in den letzten Jahren sind immer mehr Projekte zum Beispiel hinsichtlich dynamischer und steuerbarer Architektur entstanden.

Fernsehdesign oder TV-Design Fernsehdesign oder TV-Design bezeichnet den audiovisuellen Auftritt der verschiedenen Fernsehsender. Es beinhaltet im Wesentlichen das Corporate Design des Senders (Werbetrenner, Station-ID, Abspanngestaltung), die audiovisuelle Verpackung der einzelnen Programme (Vorspänne, Studio-Design, Moderatorenausstattung) und die komplette Promotion-Verpackung. Das Fernsehdesign, meist das Logo, ist der Ursprung und die Basis für das gesamte Design-System (Geschäftsausstattung, Event- und Online-Gestaltung) eines Senders. Durch das Privatfernsehen, vor allem durch Sat.1 und RTL, bekam das Erscheinungsbild der Sender immer mehr an Bedeutung, entsprechend wurde das Berufsbild des Fernsehdesigners oder auch des Promotionproducer geschaffen und TV-Designagenturen (wie sevensenses, tisch eins/designstudio, HOP, u.v.m.) in Deutschland gegründet.

Bekleidungsdesign Ist Mode zwar eigentlich ein Allgemeinbegriff und nicht zwangsläufig an Kleidung gebunden, wird der Begriff Modedesign häufig als Alternativbegriff für Bekleidungsdesign eingesetzt.

Designmanagement Das Designmanagement kümmert sich vor allem um die Steuerung von Designprozessen und den strategischen Einsatz von Design.

Axiomatic Design

Das Axiomatic Design ist eine Methode zum strukturierten Entwurf von Systemen.

In jeder dieser Sparten gab und gibt es einflussreiche Designer, die ihr Gebiet prägten.

[Bearbeiten] Siehe auch

Portal-Logo Portal: Design – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Design

[Bearbeiten] Literatur

  • William Lidwell, Kristina Holden und Jill Butler: Design. Die 100 Prinzipien für erfolgreiche Gestaltung, Stiebner, München 2004, ISBN 3-8307-1295-2. Umfassendes Referenzwerk für Designer aller Disziplinen
  • Thomas Friedrich, Ruth Dommaschk (Hg.): Bildklangwort. Grundlagen der Gestaltung ISBN 3-8258-8111-3
  • Gui Bonsiepe, Erziehung zur visuellen Gestaltung, Artikel in Ulm 12/13 Zeitschrift der Hochschule für Gestaltung Ulm, HfG Ulm, Ulm 1964
  • Kai Buchholz und Klaus Wolbert (Hg.): Im Designerpark. Häusser, Darmstadt 2004, ISBN 3-8955-2100-0
  • Bernhard E. Bürdek: Design – Geschichte, Theorie und Praxis der Produktgestaltung, 3. vollst. überarb. u. erw. Neuauflage, Birkhäuser Verlag, 2005, ISBN 3-7643-7028-9
  • Charlotte und Peter Fiell: Design des 20. Jahrhunderts. Taschen, Köln 2002, ISBN 3-8228-0813-X
  • Thomas Heider, Markus Stegmann und René Zey: Das Designlexikon (CD-ROM), Directmedia Publishing, Berlin 2004, ISBN 3-9325-4487-0
  • Beat Schneider, Design - eine Einführung, Birkhäuser Verlag, 2005, ISBN 3-7643-7241-9
  • Klaus-Jürgen Sembach, Gabriele Leuthäuser, Peter Gössel: Möbeldesign des 20. Jahrhunderts., Taschen, Köln 2002, ISBN 3-8228-2136-5
  • Dagmar Steffen, Design als Produktsprache – Der »Offenbacher Ansatz« in Theorie und Praxis, Verlag form, Frankfurt/Main, 2000, ISBN 3-7643-6816-0
  • Torsten Stapelkamp: Screen- und Interfacedesign. Springer Science Business+Media, Berlin 2006, ISBN 3-540-32949-8
  • Thomas Friedrich/Ruth Dommaschk (Hg.): bildklangwort. Grundlagenwissen Gestaltung Band 1, Reihe Ästhetik und Kulturphilosophie, Band IV, Münster 2005

[Bearbeiten] Weblinks

b:
Wikibooks
Wikibooks: Die_Bewerbung_zum_Design-_und_Kunststudium – Lern- und Lehrmaterialien
wikt:
Wiktionary
Wiktionary: Design – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen

[Bearbeiten] Allgemein

[Bearbeiten] Organisationen

[Bearbeiten] Aktuelles

[Bearbeiten] Studium

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