Determinante (Mathematik)
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In der Linearen Algebra ist die Determinante eine spezielle Funktion, die einer quadratischen Matrix oder einem linearen Endomorphismus eine Zahl zuordnet. Zum Beispiel hat die -Matrix
die Determinante
.
Die Formel für größere Matrizen wird weiter unten angegeben.
Die Determinante von A wird manchmal als |A| geschrieben, jedoch sollte diese Notation vermieden werden, da sie auch dazu verwendet wird, andere Matrix-Funktionen zu bezeichnen, wie z.B. die Quadratwurzel aus A*A.
Mit Hilfe von Determinanten kann man feststellen, ob ein Lineares Gleichungssystem eindeutig lösbar ist. Dies ist genau dann der Fall, wenn die Determinante der Koeffizientenmatrix ungleich null ist. Entsprechend ist eine quadratische Matrix genau dann invertierbar wenn ihre Determinante ungleich null ist.
Man bildet die Determinante von n Vektoren im , indem man die Determinante der quadratischen Matrix berechnet, deren Spalten die gegebenen Vektoren sind. Mit dieser Festlegung kann das Vorzeichen der Determinante einer Basis dazu verwendet werden, den Begriff der Orientierung in Euklidischen Räumen zu definieren.
Determinanten werden zur Berechnung von Volumina in der Vektorrechnung verwendet: der Absolutbetrag der Determinante von reellen Vektoren ist gleich dem Volumen des Parallelepipeds (auch Spat genannt), das durch diese Vektoren aufgespannt wird. Eine Folgerung ist: Wird die lineare Abbildung durch die Matrix A repräsentiert, und ist
eine beliebige messbare Teilmenge, dann ist das Volumen von f(S) durch
gegeben. Allgemeiner gilt: Wird die lineare Abbildung
durch die m-mal-n Matrix A repräsentiert, und ist
eine beliebige messbare Teilmenge, so ist das n-dimensionale Volumen von f(S) gegeben durch
.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Historisch gesehen wurden Determinanten bereits vor den Matrizen betrachtet. Ursprünglich war eine Determinante als eine Eigenschaft eines linearen Gleichungssystems definiert. Die Determinante „determiniert“, ob das Gleichungssystem eine eindeutige Lösung besitzt (dies ist genau dann der Fall, wenn die Determinante ungleich Null ist). In diesem Zusammenhang wurden 2×2-Matrizen von Cardano Ende des 16. Jahrhunderts und größere von Leibniz ungefähr 100 Jahre später behandelt.
[Bearbeiten] Definition und Berechnung
Sei eine quadratische Matrix.
[Bearbeiten] Matrizen der Größe 1×1
Für eine nur aus einem Koeffizienten bestehende -Matrix A ist
.
[Bearbeiten] Matrizen der Größe 2×2
Ist A eine -Matrix, dann ist
![]() ![]() ![]() ![]() = a11a22 − a21a12 |
[Bearbeiten] Matrizen der Größe 3×3
Für eine -Matrix A, ist die Formel komplizierter. Hierbei wird in üblicher verkürzender Notation die Multiplikationspunkte weglassen und a12 statt a1,2 geschrieben. Will man diese Determinante einer
-Matrix von Hand berechnen, so stellt die Regel von Sarrus dafür ein einfaches Schema zur Verfügung:
- = a11a22a33 + a12a23a31 + a13a21a32 − a13a22a31 − a11a23a32 − a12a21a33
Alternativ kann man mit dem allgemeineren Laplace’schen Entwicklungssatz rechnen:
- = a11a22a33 − a11a23a32 − a12a21a33 + a12a23a31 + a13a21a32 − a13a22a31
[Bearbeiten] Leibniz-Formel
Für eine allgemeine n×n-Matrix wurde die Determinante von Gottfried Leibniz durch die heute als Leibniz-Formel bekannte Formel definiert:
Die Summe wird über alle Permutationen σ der Zahlen {1,...,n} berechnet und sgn(σ) bezeichnet das Vorzeichen der Permutation σ: +1, falls σ eine gerade Permutation ist und -1, falls sie ungerade ist.
Ob eine Permutation gerade oder ungerade ist, erkennt man daran, wie viele Vertauschungen nötig waren, um die jeweilige Permutation zu erzeugen (gerade oder ungerade Anzahl).
[Bearbeiten] Beispiel
zwei Vertauschungen und somit gerade
eine Vertauschung und somit ungerade
Diese Formel enthält n! Summanden und ist somit unhandlich, falls n größer als 3 ist. Sie eignet sich jedoch zum Beweis von Aussagen über Determinanten.
[Bearbeiten] Gauß-Algorithmus zur Determinantenberechnung
Im Allgemeinen können Determinanten mit dem Gauß-Algorithmus unter Verwendung der folgenden Regeln berechnet werden:
- Falls A eine obere (untere) Dreiecksmatrix ist, also ai,j = 0 für
(nur Nullen unterhalb (oberhalb) der Hauptdiagonalen), dann ist
das Produkt der Hauptdiagonal-Einträge
- Falls B sich aus A ergibt, indem man 2 Zeilen oder Spalten vertauscht, dann ist
- Falls B sich aus A ergibt, indem man ein Vielfaches einer Zeile oder Spalte zu einer anderen Zeile oder Spalte addiert, dann ist
.
- Falls B sich aus A ergibt, indem man ein Vielfaches c einer Zeile oder Spalte bildet, dann ist
.
Beginnend mit einer beliebigen quadratischen Matrix benutzt man die letzten vier Regeln, um die Matrix in eine obere Dreiecksmatrix zu überführen, und berechnet dann die Determinante als Produkt der Diagonalelemente.
[Bearbeiten] Laplace’scher Entwicklungssatz
Mit dem Laplace’schen Entwicklungssatz kann man die Determinante einer -Matrix „nach einer Zeile oder Spalte entwickeln“. Die beiden Formeln lauten
(Entwicklung nach der j-ten Spalte)
(Entwicklung nach der i-ten Zeile)
wobei Aij die -Untermatrix von A ist, die durch Streichen der i-ten Zeile und j-ten Spalte entsteht. Das Produkt
wird Cofaktor
genannt.
Genau genommen gibt der Entwicklungssatz nur ein Verfahren an, die Summanden der Leibniz-Formel in einer bestimmten Reihenfolge zu berechnen. Dabei wird die Determinante bei jeder Anwendung um eine Dimension reduziert. Falls gewünscht, kann das Verfahren so lange angewandt werden, bis sich ein Skalar ergibt. Der Laplace’sche Entwicklungssatz ist bei kleinen Matrizen und Matrizen mit vielen Nullen sehr effizient. Ein Beispiel ist
(Entwicklung nach der ersten Zeile)
[Bearbeiten] Determinante eines Endomorphismus
Es sei V ein n-dimensionaler Vektorraum über einem Körper K. (Allgemeiner kann man auch einen kommutativen Ring K mit Einselement und einen freien Modul vom Rang n über K betrachten.)
Die Determinante einer K-linearen Abbildung ist die Determinante einer Darstellungsmatrix von f bezüglich einer Basis von V. Sie hängt nicht von der Wahl dieser Basis ab.
Eine alternative Definition ist die folgende: Es sei und
. Dann ist detV ein eindimensionaler K-Vektorraum (bzw. ein freier K-Modul vom Rang 1), also kann die lineare Abbildung
mit einem Element von K identifiziert werden; dieses Element ist die Determinante von f.
[Bearbeiten] Eigenschaften
[Bearbeiten] Produktregel
Die Determinante ist eine multiplikative Abbildung in dem Sinne, dass
für alle
-Matrizen A und B.
[Bearbeiten] Multiplikation mit Skalaren
Es ist einfach zu sehen, dass und somit
für alle
Matrizen A und alle Skalare r.
[Bearbeiten] Inverses
Falls A invertierbar ist, dann ist .
[Bearbeiten] Transponierte Matrix
Eine Matrix und ihre Transponierte haben dieselbe Determinante: .
[Bearbeiten] Ähnliche Matrizen
Falls A und B ähnlich sind, d.h. falls eine invertierbare Matrix X existiert, so dass , dann ist mit der Multiplikativität
.
Deswegen kann man die Determinante einer linearen Abbildung definieren (wobei V ein endlich-dimensionaler Vektorraum ist), indem man eine Basis für V wählt, f als Matrix relativ zu dieser Basis beschreibt und die Determinante dieser Matrix nimmt. Das Ergebnis ist unabhängig von der gewählten Basis.
Es gibt Matrizen, die die gleiche Determinante haben, aber nicht ähnlich sind.
[Bearbeiten] Ableitung
Die Determinante von reellen quadratischen Matrizen fester Dimension n ist eine Polynomfunktion und als solche überall differenzierbar. Ihre Ableitung kann mit Hilfe von Jacobis Formel dargestellt werden:
wobei A# die zu A komplementäre Matrix bezeichnet. Insbesondere ergibt sich für invertierbares A, dass
oder vereinfacht,
falls die Werte der Matrix X hinreichend klein sind. Der Spezialfall wenn A gleich der Einheitsmatrix E ist, ergibt
.
[Bearbeiten] Verallgemeinerungen
Es ist sinnvoll, die Determinante für Matrizen zu definieren, deren Einträge in einem kommutativen Ring liegen. Die Regeln zur Berechnung, die Leibniz-Formel und die Kompatibilität mit der Matrix-Muliplikation bleiben gültig, mit der Ausnahme, dass nun eine Matrix A genau dann invertierbar ist, falls det(A) ein invertierbares Element des zugrundeliegenden Ringes ist.
Für manche Zwecke betrachtet man auch formale Determinanten, deren Einträge sowohl Skalare als auch Vektoren sind, z.B. bei der Definition eines verallgemeinerten Kreuzprodukts. Diese werden mit der Leibniz-Formel berechnet (selbstverständlich dürfen dabei keine Vektoren miteinander multipliziert werden).
Man kann die Determinante wie folgt abstrakt als eine gewisse antisymmetrische multilineare Abbildung definieren: Falls R ein kommutativer Ring ist und M = Rn der n-dimensionale freie R-Modul, dann ist
die eindeutig bestimmte Abbildung mit den folgenden Eigenschaften:
- det ist R-linear in jedem der n Argumente.
- det ist antisymmetrisch, d.h. falls zwei der n Argumente gleich sind, so ist die Determinante Null.
, wobei ei das Element von M ist, das eine 1 als i-te Koordinate hat und sonst Nullen.
[Bearbeiten] Ähnliche Begriffe
Die Permanente ist ein „vorzeichenloses“ Analogon zur Determinante, wird allerdings viel seltener verwendet.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Determinantenfunktion
- Wronski-Determinante
- Pfaffsche Determinante
- Vandermonde-Determinante
- Gramsche Determinante
- Funktionaldeterminante (Jacobi-Determinante)
[Bearbeiten] Weblinks
- Die Determinantenfunktion (pdf)
- Eigenschaften der Determinante
- Online-Tool zum Berechnen von Determinanten
- Determinantengesetze (pdf) (Prof. Dr. Weber TU Dresden) - 15 Rechengesetze für Determinanten (alle mit Beweis) mit Beispielen