Eduard Hanslick
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Eduard Hanslick (* 11. September 1825 in Prag; † 6. August 1904 in Baden bei Wien) war ein österreichischer Musikwissenschaftler. Er gilt als einer der einflussreichsten Musikkritiker seiner Zeit.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Hanslick wuchs in Prag auf. Sein Vater Joseph Adolph Hanslick, der ursprünglich Priester werden wollte und in einem Kloster als Sängerknabe die Liebe zur Musik entdeckte, brach das Theologiestudium ab und widmete sich der Philosophie und Ästhetik. Eine Weile hatte er darin ein Lehramt an der Prager Hochschule inne. Seinen Lebensunterhalt bestritt er als Bibliograph und mit Unterricht, besonders in der Musik. Er war verheiratet mit einer Kaufmannstochter aus Wien.
Eduard Hanslick berichtet in seinen Memoiren, dass er und seine vier Geschwister umfassend vom Vater erzogen wurden. Er "unterrichtete uns in allen Gegenständen selbst, auch im Klavierspiel".
Hanslick studierte zunächst Rechtswissenschaften und krönte den Abschluss dieses Studiums 1849 mit einer Promotion. Er erhielt aber auch Klavier- und Kompositionsunterricht bei Václav Jan Křtitel Tomášek. Zufolge der Schilderung in seiner Autobiographie Aus meinem Leben studierte er die sämtlichen Etüden Chopins, Henselts und Thalbergs; zudem komponierte er Lieder, von denen ein Heft sehr viel später zur Veröffentlichung kam. Von 1850 bis 1852 arbeitete Hanslick als Jurist in Klagenfurt. Während der Märzrevolution 1848/49 war er als politischer Kommentator auf der falschen Seite und musste sich beruflich umorientieren, als die Restauration begann. Seine Beamtenlaufbahn verfolgte er nicht weiter und wendete sich stattdessen der Musikwissenschaft zu.
In seiner Autobiografie Aus meinem Leben (1894) äußerte sich Hanslick entsetzt über das damalige Niveau des Wiener Konzert- und Theaterlebens (das stark auf die späteren Kriegsgegner Frankreich und Italien ausgerichtet war). Bald schrieb er regelmäßig Kritiken für die Wiener Zeitung, ab 1855 für die Presse und 1864–1901 für die Neue Freie Presse. Sein bekanntestes Werk Vom Musikalisch-Schönen erschien 1854 und wurde als Habilitation anerkannt. Es war sofort ein großer Erfolg, erlebte in den folgenden Jahren Neuauflagen und wurde in mehrere Sprachen übersetzt.
In seiner Schrift bezog er zu der in den 1840er Jahren vorherrschenden Gefühlsästhetik eine Gegenposition. Daraus erklärt sich die berühmteste Aussage dieser Schrift, wonach der Inhalt der Musik aus "tönend bewegten Formen" bestehe. Mit dieser Parallelsetzung von Inhalt und Form nahm er einen Gedankengang aus Hegels Phänomenologie des Geistes auf. Dass er das "Ausdrücken" dem "Darstellen" vorzog und erklärte, mit ihm sei die Doppelung zwischen Darstellung und Dargestelltem überwunden, rückt Hanslick in die Nähe der Einfühlungstheorie. Gegner, so Franz Brendel in einer Rezension in der Neuen Zeitschrift für Musik, hielten ihm vor, dass über die von ihm bestrittene Möglichkeit einer objektiv verstehbaren Programmmusik erst eine künftige Musikwissenschaft entscheiden könne.
1861 erhielt Hanslick eine Universitätsprofessur für Ästhetik und Geschichte der Musik in Wien und begründete so die Musikwissenschaft als selbstständige universitäre Disziplin. Er sah in der Musik der Klassik und deren Nachfolger, nämlich in den Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Robert Schumann, Johannes Brahms den Höhepunkt der musikalischen Entwicklung und lehnte die so genannte Neudeutsche Schule (ihre größten Verfechter waren Franz Liszt und Richard Wagner) ab. Dennoch kritisierte er in seiner Tätigkeit als Musikkritiker Schumanns Musikanschauung.
In der allgemeinen Meinung wird Hanslick als polemischer Kritiker Wagners angesehen. Es ist bekannt, dass der "Merker" Beckmesser in Wagners Oper "Die Meistersinger von Nürnberg" vom Komponisten zeitweise als Parodie auf seinen vermeintlichen Gegner gemeint war und dementsprechend den Namen "Hans Lick" tragen sollte. Hierbei wird übersehen, dass Hanslick in der Zeit um 1846 ein begeisterter Anhänger Wagners gewesen war. Er hatte im Sommer 1846 durch die Vermittelung Franz Liszts zu der Partitur des "Tannhäuser" Zugang erhalten und in einer Artikelserie für die Oper Propaganda gemacht. Seine Kritik an dem später nach dem Konzept des "Gesamtkunstwerks" von Wagner entwickelten Stil braucht nicht geteilt zu werden, doch ist sie immerhin noch lesenswert.
Hanslick ist auch als Kritiker Hugo Wolfs bekannt. In die Biographie Anton Bruckners hat er insoweit hineingewirkt, als er in seinem Amt als Professor für Ästhetik über Bruckners Gesuch zur Anstellung als Dozent für Tonsatz an der Wiener Universität entscheiden musste. Hanslick hat das Gesuch zuerst abgelehnt; doch musste er sich später einer entgegengesetzten Mehrheit in dem zuständigen Gremium beugen.
[Bearbeiten] Schriften
- Vom Musikalisch-Schönen. Leipzig 1854 (Online-Version)
- Geschichte des Konzertwesens in Wien, 2 Bde. Wien 1869-70
- Die moderne Oper, 9 Bde. Berlin 1875-1900
- Aus meinem Leben, 2 Bde. Berlin 1894
- Suite. Aufsätze über Musik und Musiker. Wien 1884
[Bearbeiten] Literatur
- Ambros Wilhelmer, Der junge Hanslick. Sein "Intermezzo" in Klagenfurt 1850-1852. Klagenfurt 1959
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
---|---|
NAME | Hanslick, Eduard |
KURZBESCHREIBUNG | Österreichischer Musikkritiker |
GEBURTSDATUM | 11. September 1825 |
GEBURTSORT | Prag |
STERBEDATUM | 6. August 1904 |
STERBEORT | Baden bei Wien |