Eilenriede
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Die Eilenriede ist der 650 ha große Stadtwald von Niedersachsens Landeshauptstadt Hannover und wird auch als ihre "Grüne Lunge" bezeichnet. Das Waldgebiet ist neben dem Berliner Grunewald und dem Stadtwald in Duisburg einer der größten zusammenhängenden Stadtwälder Europas. Die Eilenriede ist fast doppelt so groß wie der Central Park (340 Hektar) in New York.
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[Bearbeiten] Lage und Botanik
Die Eilenriede umschließt die Südstadt in von Nordosten, Osten und Südosten in Form des umgedrehten Buchstabens C mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von 6 km. Sie reicht mit ihrem südwestlichen Ausläufer bis an den Maschsee. Das gesamte Gebiet ist durch ein rund 130 km langes Wegenetz ( 80 km Wandern, 38 km Rad, 11 km Reiten) erschlossen. Der Messeschnellweg führt seit den 1950er Jahren quer durch das Waldgebiet. Später wurde ein Lärmschutzwall errichtet. Der Wald wird in zwei Teile eingeteilt:
Von Kleefeld bis List reicht die Nördliche und die Vordere Eilenriede, durch Kirchrode und Südstadt vorbei an Waldheim (Döhrener Turm) bis zum Maschsee die Südliche Eilenriede.
Durch die Viehmast und Holzraubbau war die Eilenriede im 17. Jahrhundert ein ausgeplünderter Wald. Zur Besserung wurden 1729 Wirtschaftsregeln eingeführt. Die Anpflanzung von schnellwachsenden Nadelbäumen linderte die Holznot. Günstig für den Wald wirkte sich im 19. Jahrhundert die Einführung von Kohle als Brennmaterial aus. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Wald durch Bombeneinschläge stark geschädigt. Heute finden sich zu 75 % Laubbäume in der Eilenriede. Dies sind hauptsächlich Eichen und Rotbuchen, Erlen, Birken und viele andere Baumarten. Auf den sandigen Böden finden sich als Nadelbäume vorwiegend Kiefern und Lärchen. Früher wuchsen auf dem feuchten und sumpfigen Gelände hauptsächlich Erlen (Ellern). Im März und April ist der Waldboden großflächig bedeckt von grünen Pflanzenteppichen. Dann blühen Lerchensporn, Scharbockskraut, das Gelbe Windröschen und der weiße Bärlauch.
[Bearbeiten] Freizeit
Der Stadtwald bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, z. B.:
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[Bearbeiten] Rasenlabyrinth
In der Nördlichen Eilenriede gibt es das "Rad" als ein Rasen-Labyrinth mit Kreisen aus Rasen- und Kieselsteinflächen um einen zentralen Baum herum. Derartige Einrichtungen waren in altgermanischer Zeit Kultstätten, in denen rituelle Tänze stattfanden. Die Anlage stellt eine der letzten vier historischen Rasenlabyrinthe Deutschlands dar (die anderen sind der Wunderkreis in Kaufbeuren, der Schwedenhieb in Graitschen und der Schwedenring in Steigra). Erstmals wurde das Labyrinth 1642 in der Stadtchronik von Hannover erwähnt. Damals befand es sich am Emmichplatz und wurde 1932 an seinen jetzigen Standort verlegt.
[Bearbeiten] Name
Der erste Teil des Names Eilenriede (Eilen) leitet sich ab von den dort früher hauptsächlich vorkommenden Erlen (Ellern). Der zweite Teil des Namens (Riede) (siehe auch: Ried) ist eine alte Bezeichnung für sumpfigen Boden.
Einige traditionsreiche öffentliche Einrichtungen in der Nachbarschaft zum Stadtwald sind nach ihm benannt:
- Eilenriedehalle, eine der traditionellen Stadthallen und mit etwa 7000 Zuschauern Fassungsvermögen vor dem Bau der TUI-Arena bevorzugter Veranstaltungsort für Popmusik
- Eilenriedestadion, frühere Spielstätte der Bundesligafußballer von Hannover 96, heute nur noch von dessen Amateurmannschaften
- Eilenriedestift, ein Altenheim für Angehörige der Oberschicht
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Entstehung
Ab 1241 erhielt die Stadt Hannover ein Mitbenutzungsrecht an den Waldungen der Eilenriede. 1371 wurde sie den Bürgern Hannovers von den Herzögen Wenzeslaus und Albrecht von Sachsen geschenkt als Dank für die Unterstützung in einem Erbfolgekrieg. Dies gab den Bürgerinnen und Bürgern das Recht, das Waldgebiet als ihr Eigentum zu nutzen und zu pflegen. Gleichzeitig bestand die Verpflichtung, das Waldgebiet zu erweitern.
[Bearbeiten] Landwehr
In der Mitte des 14. Jahrhunderts entstand vor dem Hintergrund des Lüneburger Erbfolgekrieges (1370-1388) zum Schutz von Hannover eine Landwehr rund um die Stadt, vor allem in der Eilenriede. Dies war ein vorgeschobenes Befestigungssystem auf einer Länge von etwa 15 km mit 10 Warttürmen an den Durchgängen der Ausfallstraßen. Das Gelände zwischen den Türmen war durch Erdwälle und Gräben gesichert, die mit Hecken und Knicks bepflanzt waren. Die verschiedenen Teilabschnitte trugen Namen, wie "Lüneburger Landwehr", "Hohe Landwehr", "Spitze Landwehr".
- Erhaltene oder umgewandelte Türme/Anlagen:
- Pferdeturm (1387)
- Döhrener Turm (1382)
- Lister Turm (1387)
- Warttum Lindener Berg (1392)
- Steuerndieb (1392)
- Zerstörte Türme/Anlagen:
Die Landwehr war zwar aus militärischen Erwägungen angelegt worden, diente aber hauptsächlich dem Schutz von Handelsstraßen mit Zollabgabe, Kontrolle von Holz-, Hude und Weidenutzung sowie als Grenzmarkierung gegen das Umland. Auch sollten sie das Eindringen von streunendem Gesindel verhindern. Der militärische Wert der Anlage war nicht allzu hoch. Beim Angriff von Herzog Heinrich der Ältere 1486 wurde der Döhrener Turm abgebrannt und seine Besatzung erschlagen (siehe Siebenmännerstein). Die Stadt wurde jedoch nicht erobert. Später wurden aus den Wachtürmen Förstereien, um den Holzdiebstahl in der Eilenriede einzudämmen.Gute erhaltene Wall- und Grabenabschnitte der Landwehr finden sich heute in der Eilenriede im Bereiche des Pferdeturms, des Döhrener Turms und am Inselgraben hinter dem Zoo.
[Bearbeiten] Räubergeschichten
Der Räuber Jaspar Hanebuth wurde 1607 im heutigen Stadtteil Großbuchholz geboren und trieb sein Unwesen in der Eilenriede. In den Wirren der Zeit, wie Pest, Kriege und Besatzungen raubte und mordete er über längere Zeit. Seinen Opfern soll er am Waldrand in Höhe des heutigen Zoos aufgelauert haben. Nach seiner Festnahme 1652 gestand er 19 Morde und wurde dafür öffentlich gerädert. Nach ihm ist eine Straße am Waldrand als Hanebuthwinkel benannt worden.
[Bearbeiten] Schiffgraben
Ein weiteres geschichtliches Relikt in der Eilenriede ist der Schiffgraben. Dies war eine im Mittelalter künstlich angelegte Wasserstraße, die das Aegidientor in der Stadt mit dem Altwarmbüchener Moor verband. Sie diente dem Transport von Torf und Holz in die Stadt, wo es als Brenn- oder Baumaterial benötigt wurde. Der Graben hatte eine Länge von neun Kilometer. Erhalten geblieben ist der Schiffgraben nur noch auf 3 km Länge im Stadtwald Eilenriede, wo er zwischen Musikhochschule und der Waldgaststätte Steuerndieb fließt.
[Bearbeiten] Parkumgestaltung
Um 1900 wurde die stadtnahe Vordere Eilenriede in einen Waldpark für die Bürger der aufstrebenden Großstadt umgewandelt, in der Wasserläufe, Lichtungen und Skulpturen entstanden. Der Sonnenspielplatz und der Spielpark WAKITU (Waldkindertummelplatz) waren 1895 die ersten öffentlichen Spielplätze der Stadt. Zu Erinnerung an den bedeutenden Forstmann Heinrich Christian Burckhardt, der von 1859 bis 1879 Leiter der hannoverschen Forstverwaltung gewesen war, wurde 1883 in der Vorderen Eilenriede das von Carl Dopmeyer geschaffene Burckhardtdenkmal errichtet. In diesem Bereich findet sich auch das Waldersee-Denkmal für den preußischen Generalfeldmarschall, der in einer Villa am Waldrand seine letzten Lebensjahre verbrachte.
[Bearbeiten] Eilenriede-Motorradrennen
Die Nördliche Eilenriede war zwischen 1925-56 Rennstrecke für Motorradrennen. Das Eilenriede-Rennen war ein örtliches Großereignis. Es entwickelte sich in wenigen Jahren zu einer motorsportlichen Institution mit internationalem Bekanntheitsgrad. Der 5 km lange Rundkurs führte mitten durch das Waldgebiet und nutzte die Bernadotte-Allee als Waldchausee. Start- und Zielpunkt der dreiecksförmigen Strecke war die Waldgaststätte Steuerndieb. Das erste Rennen startete am 30. März 1926 mit 168 Motorrädern. 1928 kam es zum ersten Todessturz. Während des Zweiten Weltkriegs war das Rennen ausgesetzt. Die Zuschauerzahlen steigerten sich von anfangs 40.000 Personen auf 130.000 Zuschauer im Jahre 1951. Danach ging die Zuschauerbegeisterung zurück, da das Interesse dem aufkommenden Automobil galt. Umweltschutzgründe und gestiegene Sicherheitsauflagen sorgten 1956 für das Ende der Renn-Veranstaltungen.
[Bearbeiten] Eilenriederat
Für die Wahrung der Belange der Eilenriede und einiger benachbarter Wälder schuf der Rat der Stadt Hannover 1956 den Eilenriedebeirat. Anlass zur Schaffung dieses Gremiums war der Bau des Messeschnellweges in den 1950er Jahren, der zu heftigen Protesten in der Bevölkerung führte.
[Bearbeiten] Literatur
- H.-W. Heine: Die mittelalterliche Landwehr von Hannover in: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern 49 (1981) S. 48-55
- Speier, Martin; Pott, Richard: Der hannoversche Stadtwald "Eilenriede" in geobotanischer und historischer Sicht. In: Hundert Jahre Reinhold Tüxen. Geobotanik und Vegetationsgeographie. Hrsg.: Richard Pott. Hannover 1999, S. 279-303.
- Bettina Borgemeister: Die Stadt und ihr Wald. Eine Untersuchung zur Waldgeschichte der Städte Göttingen und Hannover vom 13. bis zum 18. Jahrhundert. Hannover: Hahn 2005. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. 228) ISBN 3-7752-6028-5
- Joachim Lehrmann: Räuberbanden zwischen Harz und Weser. Lehrte: Lehrmann-Verlag 2004. ISBN 3-9803642-4-0 (darin ausführlich Hannovers Raubmörder Hanebuth)
- Stadtwälder in Hannover - Die Eilenriede. Broschüre als aktualisierte Neuauflage von 2004, Hannover
- Eilenriedekarte, Maßstab 1:10.000. 3. Auflage, Hannover
(Broschüre und Karte kostenlos bei: Fachbereich Umwelt und Stadtgrün der Landeshauptstadt Hannover)
[Bearbeiten] Weblinks
- Informationen über die Eilenriede bei www.hannover.de
- Hermann Löns über die Eilenriede 1907 im Aufsatz von Aadje Ziesenis
Koordinaten: 52° 23' 16" N, 9° 46' 10" O