Enterobakterien
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Enterobakterien | |||||||||
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Systematik | |||||||||
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Wissenschaftlicher Name | |||||||||
Enterobacteriales | |||||||||
Garrity, G.M., und Holt, J.G. 2001 | |||||||||
Gattung | |||||||||
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Die Enterobakterien oder Enterobacteriaceae (vorläufig Enterobacteriales) sind eine große Gruppe innerhalb der Eubakterien. Genetisch gehören sie zu den Proteobakterien, und werden dort in einer eigenen Ordnung zusammengefasst, sie werden auch als γ-Proteobakteria innerhalb der fünf "Klassen" der Proteobakterien) bezeichnet. Auch einige freilebende nicht darmbewohnende Bakterienarten fallen in diese Kategorie.
Der Name Enterobakterien leitet sich vom griechischen Enteron (Darm) ab.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Aussehen/Stoffwechsel
Sie sind stäbchenförmig und gewöhnlich 1 bis 5 µm lang. Von ähnlichen Bakterien können sie durch das Fehlen von Oxidase unterschieden werden. Meist sind sie beweglich und besitzen Flagellen, es kommen jedoch auch Gattungen vor, die unbeweglich sind. Da die Zellwand aus wenigen Mureinschichten und einer zweiten, äußeren Membran aus Phospholipiden und Lipopolysacchariden besteht, sind die Enterobakterien gramnegativ.
Ihr Stoffwechsel ist fakultativ anaerob, daher können sie sowohl über Oxidation unter Anwesenheit von Sauerstoff Stoffe abbauen, als auch unter anaeroben Bedingungen (kein Sauerstoff) Gärung betreiben. Zwei wichtige anaerobe Stoffwechselwege, die zur Unterscheidung der einzelnen Gattungen genutzt werden, sind die Butandiolgärung und die gemischte Säuregärung (mixed acids fermentation). Bei der gemischten Säuregärung treten als End- und Nebenprodukte vorwiegend Säuren, wie Essigsäure, Milchsäure und Bernsteinsäure (Succinat), aber kein Butandiol auf. Bei der 2,3-Butandiolgärung entstehen aus der Gärung von Glucose als End- und Nebenprodukte geringere Mengen von Säuren, aber vor allem in großen Mengen der Alkohol 2,3-Butandiol. Ein weitereres Merkmal der 2,3-Butandiolgärung ist das Zwischenprodukt Acetoin und die wesentlich höhere Gasproduktion (CO2). Man findet Butandiolgärung z. B. bei Enterobacter, Klebsiella und Serratia. Gemischte Säuregärung nutzen u. a. Gattungen wie Escherichia coli, Salmonella und Proteus.
Zur Bestimmung der einzelnen Gattungen wird eine Vielzahl von Diagnosetests genutzt. Zum Beispiel wird mit Hilfe des Voges-Proskauer-Tests das Zwischenprodukt Acetoin der 2,3-Butandiolgärung nachgewiesen.
[Bearbeiten] Vorkommen
Viele Enterobakterien sind Teil der gesunden Darmflora des Menschen und von Tieren; sie kommen jedoch auch überall in der Umwelt vor (Boden, Wasser). Viele sind Krankheitserreger bei Mensch und Tier. Sie kommen vielfach als nosokomiale Erreger vor („Krankenhauskeime“) und befallen Menschen mit schwachem Immunsystem.
Der wahrscheinlich wichtigste Vertreter der Enterobakterien ist Escherichia coli, einer der wichtigsten Modellorganismen der Genetik und Biochemie sowie der Mikrobiologie. Auffälig ist des weiteren die Gattung Proteus, bei der man das sogenannte Schwärm-Phänomen beobachtet. Wenn sich wachsende Kolonien dieser Bakterien auf einer Agar-Platte ausbreiten, sieht man einen Bakterienrasen mit konzentrischen Ringen.
[Bearbeiten] Gattungen
Zu den Enterobakterien gehören:
- Alishewanella
- Alterococcus
- Aquamonas
- Aranicola
- Arsenophonus
- Azotivirga
- Candidatus Blochmannia
- Brenneria
- Buchnera
- Budvicia
- Buttiauxella
- Cedecea
- Citrobacter
- Dickeya
- Edwardsiella
- Enterobacter
- Erwinia, z. B.:Erwinia amylovora
- Escherichia, z. B.:Escherichia coli
- Ewingella
- Grimontella
- Hafnia
- Klebsiella, z. B.:Klebsiella pneumoniae
- Kluyvera
- Leclercia
- Leminorella
- Moellerella
- Morganella
- Obesumbacterium
- Pantoea
- Pectobacterium
- Candidatus Phlomobacter
- Photorhabdus
- Plesiomonas, z. B.:Plesiomonas shigelloides
- Pragia
- Proteus, z. B.:Proteus vulgaris
- Providencia
- Rahnella
- Raoultella
- Salmonella
- Samsonia
- Serratia, z. B.:Serratia marcescens
- Shigella
- Sodalis
- Tatumella
- Trabulsiella
- Wigglesworthia
- Xenorhabdus
- Yersinia, z. B.:Yersinia pestis
- Yokenella
[Bearbeiten] Literatur
- Michael T. Madigan, John M. Martinko, Jack Parker: Brock - Mikrobiologie, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin 2001, ISBN 3-8274-0566-1