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Ernst Wilm

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Julius Ewald Ernst Wilm (* 27. August 1901 in Reinswalde, Kreis Sorau; † 1. März 1989 in Lübbecke) war ein deutscher Pfarrer und Kirchenführer.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ausbildung und erste Berufsjahre

Wilm wurde am 27. August 1901 in Reinswalde, Kreis Sorau, geboren. Seine Eltern waren der Pfarrer Friedrich Hermann Wilm und dessen Ehefrau Anna geb. Eggeling.

Seine Schulausbildung begann in Kaiserswerth. Anschließend wechselte er auf eine Volkschule in Rheydt über. Es folgte das Rheydter Reformprogymnasium und das Realgymnasium in Witten. Am 11. Juli 1918 legte er in Witten die Notreifeprüfung ab. Es folgte sein Dienst im landwirtschaftlichen Hilfsdienst in Schaumburg-Lippe.

Im Januar 1919 begann sein Studium der Theologie in Bethel (Bielefeld) wo er drei Semester blieb. Er wechselte für zwei Semester nach Tübingen, wo er von Adolf Schlatter und Karl Heim stark beeindruckt wurde. Es kam dann ein Semester in Greifswald, wo er Otto Procksch hörte. Dann folgten 4 Semester in Halle unter Wilhelm Lütgert, Friedrich Loofs, Karl Eger und Ernst von Dobschütz. Die Erste Theologische Prüfung bestand er im Herbst 1924 am Evangelischem Konsistorium in Münster.

Am 1. November 1924 wurde er Lehrvikar bei Pastor D. Friedrich von Bodelschwingh in Bethel. Am 1. November 1925 wurde er Hilfsprediger in Mennighüffen im Landkreis Herford.

Die Zweite Theologische Prüfung, ebenfalls in Münster, bestand er im Herbst 1926, und wurde im November als Hilfsprediger in die Bethler Zweiganstalt Freistatt eingewiesen. Er wurde dort 1927 vom Generalsuperintendent D. Wilhelm Zoellner ordiniert.

Am 25. Mai 1927 heiratete er Ilse Könecke aus Halle an der Saale.

Vom 1. Februar 1928 an war er in Freistatt als Anstaltsgeistlicher tätig bis zum 19. Mai 1929, als er die 1. Pfarrstelle der Evangelischen Kirchengemeinde Lüdenscheid bekam. Am 6. Juli 1931 wurde er Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Menighüffen.

[Bearbeiten] Die Zeit der Westfälischen Bekenntnissynode und Dachau

Am 16. März 1934 bildete sich die Westfälische Bekenntnissynode, zu der sich im April 1934 bereits 85-90% der erwachsenen Mitglieder der Gemeinde Mennighüffen durch eigenhändige Unterschrift bekannten. Es begann die Auseinandersetzung des Kirchenkampfes. In seinen Predigten nahm Ernst Wilm deutliche Stellung im Mai 1935 zu der ideologischen Integration der Jugend. Verschiedene staatliche Gewaltmaßnahmen waren die Folgen, darunter eine Inhaftierung im August 1937. Später wurde Ernst Wilm Mitglied des westfälischen Provinzialbruderrates.

Im Dezember 1940, bei einer Vertrauensmännerversammlung der westfälischen Bekennenden Kirche nahm er Stellung zu der Tötung von Geisteskranken, die er im Silvestergottesdienst der Gemeinde besonders stark verurteilte. Er wurde diesbezüglich von der Geheimen Staatspolizei am 23. Januar 1942 verhaftet. Er blieb zunächst im Bielefelder Polizeigefängnis inhaftiert und am 23. Mai 1942 in das Konzentrationslager Dachau verlegt.

Alle Bemühungen durch das Presbyterium Mennighüffen, von Hermann Kunst, dem Evangelischen Konsistorium in Münster und dem Evangelischen Oberkirchenrat in Berlin um seine Freilassung blieben erfolglos.

Am 2. Januar 1945 wurde er aus dem Konzentrationslager Dachau entlassen. Die Gründe dafür sind völlig unbekannt. Ernst Wilm äußerte seine Meinung darüber, dass es sich um eine Verwechslung handelte. Er konnte am 7. Januar wieder in Mennighüffen predigen.

Am 28. Januar 1945 wurde er zur Wehrmacht einberufen, wo er am 27. April 1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet, die bis zum September 1945 dauerte.

[Bearbeiten] Nachkriegsämter

1946 Wahl als Synodalassessor des Kirchenkreises Herford am 3. April.

1948 Wahl zum Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen am 13. November. Er trat das Amt zunächst für acht Jahre als Nachfolger von Karl Koch an.

1949 Gründung der Aufbaugemeinschaft Espelkamp durch das Land Nordrhein-Westfalen, das Diakonische Werk und die Evangelische Kirche in Westfalen unter tatkräftiger Mitwirkung von Ernst Wilm.

1949 Auslandsreise nach Großbritannien mit Begegnung mit Vertretern der Labour Party und der Kirche von England.

1951 Verleihung der Würde eines Ehrendoktors der Theologie durch die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität zu Münster.

1952 Vorsitz des Evangelischen Presseverbandes für Westfalen und Lippe in Februar.

1953 Neuordnung der Evangelischen Kirche der Altpreussischen Union und Benennung als Evangelische Kirche der Union an der Ernst Wilm maßgeblich beteiligt war, unter anderem auch an der Kirchenordnung, die 1951 verabschiedet worden war.

1956 Teilnahme an der 2. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Evanston. Erste Wiederwahl als Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen.

1957 Wesentliche Mitvorbereitung der "Konferenz Europäischer Kirchen" in Liselung im Mai. Mitglied des Rates der EKD von 1957 bis 1973.

1962 Wichtige Rolle bei der 1. Vollversammlung der Konferenz Europäischer Kirchen in Nyborg 1959. Besuch des Staates Israel in Begleitung seiner Gattin Ilse.

Von 1963 bis 1969 Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche der Union.

1964 Zweite Wiederwahl als Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen.

1964 Ökumenische Reise nach Brasilien, Argentinien, Paraguay und Chile in September/Oktober.

1968 Teilnahme an der 4. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Uppsala.

1969 Ruhestand am 3. Januar, Übergabe des Amtes des Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen an D. Hans Thimme.

1970 Auftrag der Seelsorge an den Deutschen Kriegsverurteilten, die sich noch in Breda und in Gaeta befanden.

1971 Ernst Wilm lehnte die Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes durch Bundespräsident Heinemann ab. Als Begründung führte Ernst Wilm an, dass wegen kirchlicher Verdienste oder wegen eines Dienstes in der Kirche für das Evangelium kein staatlicher Orden verliehen werden könne.

1972 Ein Besuch bei Rudolf Hess im Gefängnis in Spandau, wurde nicht genehmigt.

1974 Ehrenpräsident der Konferenz Europäischer Kirchen bei der 7. Vollversammlung der KEK in Engelberg.

1981 Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadt Espelkamp.

1982 SPD-Parteimitgliedschaft. Im Ruhestand fühlte sich Wilm nicht mehr zu einer Zurückhaltung in parteipolitischer Hinsicht verpflichtet.

Am 1. März 1989 starb Ernst Wilm in Lübbecke. Die Beerdigung fand am 7. März in Löhne-Mennighüffen statt.

2001 Benennung eines Teilstückes der Lübbecker Straße in Espelkamp in Präses-Ernst-Wilm-Straße.

[Bearbeiten] Nachlass

Der Nachlass von Ernst Wilm befindet sich im Landeskirchlichen Archiv Bielefeld (Bestände 3,2 und 3,21 sowie 3,36).

[Bearbeiten] Literatur

  • Jahrbuch der Westfälischen Kirchengeschichte, Ernst Brinkmann, Band 82, 1989
  • Sonntagsblatt Evangelische Kirche Rio Grande do Sul, Brasilien Nr.41 Outubro 1964
  • D. Ernst Wilm: Die Bekennende Gemeinde Mennighüffen Löhne 1957; Einzelschrift.

[Bearbeiten] Weblinks

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