Exobiologie
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Die Exobiologie, auch Astrobiologie oder Xenobiologie genannt (altgriechische Kunstworte: εξωβιολογία, αστροβιολογία, ξενοβιολογία, jeweils Komposita aus exo- (außer-, außen-), astro- (stern-), xeno- (fremd-, auswärtig-) und -biologia (-lebenskunde)), ist eine Protowissenschaft, welche die Möglichkeit der Entstehung und Existenz von Leben außerhalb der Erde erforscht.
Astrobiologie bezeichnet dabei den Zugang aus der Astronomie, Exobiologie den aus der Biologie, deren gemeinsames Arbeitsfeld diese Disziplin ist.
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Arbeitsbereiche
Ziel dieser Forschungen ist es, den Ursprung (chemische Evolution) und die Evolution des Lebens auf der Erde und im All zu untersuchen, herauszufinden ob, wie und welches Leben außerhalb der Erde existiert und die Zukunft des Lebens auf und außerhalb der Erde vorherzusagen.
Leben in unserem Sonnensystem
Neben der Erde könnte auch auf anderen Planeten des Sonnensystems Leben existieren. So geht die exobiologische Abteilung der NASA davon aus, dass auf den Planeten Venus und Mars sowie auf einigen größeren Monden, wie denen des Jupiter, Europa und Io Leben existieren kann oder konnte. Eine besondere Stellung nimmt der Saturnmond Titan ein, auf dem unter einer dichten Atmosphäre aus Stickstoff und Methan Bedingungen herrschen könnten, die denen der Ur-Erde ähneln.
Um die Grenzen möglichen Lebens bzw. lebenstragender Umgebungen zu ermitteln, untersucht man auf der Erde extreme Umgebungen (Vulkane, Tiefsee, luftleere Räume, chemische Belastungen, Antarktis) und vergleicht diese mit den Bedingungen, die auf Planeten wie dem Mars vorherrschen.
Weiter untersuchen Exobiologen Meteoriten auf Versteinerungen. Dabei wurden seit 1990 Spuren in vom Mars stammenden Meteoriten gefunden, die als Anzeichen einzelligen Lebens (vergleichbar Bakterien) interpretiert wurden. Diese Interpretation ist jedoch umstritten und nicht allgemein anerkannt.
Eine weitere Hypothese für Leben auf anderen Planeten von Dirk Schulze-Makuch geht von Mikroorganismen in der Atmosphäre der Venus aus. Begründet wird die Annahme mit einer Reihe von Indizien, die in ihrer Kombination Leben als deren Ursache nicht unwahrscheinlich machen.
Sowohl beim innersten Planet Merkur als auch bei den weit außen liegenden Eiswelten ab Uranus wird die Möglichkeit für Leben faktisch ausgeschlossen. Auf Merkur sind die Tag- und Nachttemperaturen (und damit auch die Schwankungen) zu extrem (-180°C bis 460°C), auf den weit äußeren Planeten ist die Temperatur dauerhaft zu tief (unter -190°C), um Leben entstehen zu lassen.
Leben anderer ferner Welten
Aufgrund der Entfernung von Planeten außerhalb unseres Sonnensystems (Exoplaneten) ist der direkte Nachweis für Leben fast unmöglich. Es gibt aber mehrere indirekte Methoden, um dennoch auf Leben schließen zu können. So wird angenommen, dass bestimmte Molekülverbindungen nur durch Leben dauerhaft erzeugt werden können. Würde man also zum Beispiel im Lichtspektrum (Absorptionsspektrum) eines fernen Planeten solche Moleküle finden, wäre das ein starkes Indiz für Leben.
Eindeutig für Leben sprächen auch Signale außerirdischer Zivilisationen, wie man sie mit dem SETI-Projekt zu finden versucht. Bisher ist diesem Projekt allerdings noch kein Erfolg beschieden, auch wenn angenommen wird, dass es hunderte Zivilisationen allein in unserer Galaxie (Milchstraße) geben könnte. Diese Zahl wurde mit Hilfe der Drake-Gleichung ermittelt und unterliegt starken Schwankungen je nach den getroffenen Annahmen.
Es gibt auch Überlegungen zu sehr exotischen Lebensformen, die nicht auf Kohlenstoff basieren (Kohlenstoffchauvinismus), planetare Ausmaße annehmen (eine Biosphäre als „ein“ Lebenwesen) oder gar im interplanetaren und interstellaren Raum leben. Diese Überlegungen werden aber meist dem Bereich der Science Fiction zugeordnet.
Siehe auch
- Planetologie, Chemische Evolution, ALH84001
- Fermi-Paradoxon, Kohlenstoffchauvinismus
- Panspermie, Terraforming, Exo-Soziologie
Literatur
- Hansjürg Geiger: Auf der Suche nach Leben im Weltall. Wie Leben entsteht und wo man es finden kann, Kosmos Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10504-0
- Fred Adams: Leben im Universum, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2006, ISBN 3-423-34282-X
- Christian de Duve: Aus Staub geboren - Leben als kosmische Zwangsläufigkeit, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 1997, ISBN 3-499-60160-5
- L.J. Mix et al.: The Astrobiology Primer: An Outline of General Knowledge - Version 1, 2006. Astrobiology. 6/5/2006. S. 735 ff. PDF-Version
Weblinks
- S. Thiesen: Die Möglichkeit und Suche nach außerirdischem Leben
- http://www.exobiologe.de/
- http://www.reichertz.de/astro/exobiologie.htm
- R. Weinberger: Sind wir allein im Universum?
- L. Hauser: Außerirdisches Leben: Herausforderung für die Theologie?
- Lochfraß im Marsgestein - Forscher finden mögliche Spuren von Bakterien in einem Meteoriten vom Mars
- Quarks & Co zu möglichen Leben auf der Venus
- ORF-Artikel zu möglichen Leben auf der Venus
- http://exobiology.arc.nasa.gov/ (englisch)
- http://nai.arc.nasa.gov/ (englisch)