Folterinstrument
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Ein Folterinstrument diente im Mittelalter und der Frühen Neuzeit zur sog. "Wahrheitsfindung" der Rechtsprechung. Sie wurden z. B. bei einer peinlichen Befragung zur Erwirkung von Geständnissen eingesetzt.
Über Foltergeräte und Foltergrade findet man in der außerwissenschaftlichen Literatur mehr Phantasie als geschichtliche Wahrheit. Auch so genannte Kriminalmuseen sind in dieser Hinsicht mit Vorsicht zu bewerten. Wer eine weitgehend im Originalzustand erhaltene Folterkammer besichtigen will, kann das in Regensburg tun. Die so genannte Fragstatt befindet sich dort genau unter dem Reichssaal, in dem 1532 die Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V. verkündet wurde. Aber selbst Abbildungen in alten Schriften und Büchern verdienen eine zurückhaltende Bewertung. Solche Abbildungen waren in erster Linie Marketingmaßnahmen der Drucker und Verleger. Je drastischer die Darstellung war, umso interessanter musste das Buch oder die Schrift sein. Flugblätter mit Abbildungen von Folterszenen sollten vielfach dem nicht lesekundigen Publikum die Effizienz der Rechtspflege demonstrieren. Gegner der Folter wollten natürlich deren Grausamkeit möglichst eindringlich vor Augen führen. Die Folterungen erfolgten aber ausnahmslos nicht öffentlich, sondern im Dunkel der Folterkammern. Eine authentische Darstellung von Foltermethoden findet sich in einem österreichischen Gesetz, der Peinlichen Gerichtsordnung der Kaiserin Maria Theresia (Constitutio Criminalis Theresiana) von 1768. Dieses für die habsburgischen Erblande Österreich und Böhmen (nicht dagegen für Ungarn) erlassene Gesetz hatte zwar hinsichtlich der Folter nur eine kurze Lebensdauer, denn bereits 1776 wurde die Folter dort abgeschafft. Aber es stellte in zwei Anhängen die Foltergeräte und –methoden mit pedantisch genauen Gebrauchsanweisungen so dar, wie sie bis dahin in Wien und Prag gebräuchlich waren. Das Gesetz ist deswegen manchmal als ein besonders grausames Foltergesetz bezeichnet worden – zu Unrecht, mit dem Gesetz sollten im Gegenteil Foltermethoden nach Belieben verhindert werden. Den Hexen wurden auch die Muttermale aufgeschnitten. Wenn Blut heraus kam, waren sie keine Hexen, kam dagegen kein Blut, wurden sie verbrannt. Auch entsprachen die Foltergeräte und die Foltergrade weitgehend den auch sonst im Heiligen Römischen Reich üblichen Foltermethoden. Nach Maria Theresia gab es folgende Foltergrade:
Böhmen
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Österreich
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Bekannte Folterinstrumente sind:
- Armbund
- Brustreißer
- Camera silens
- Daumenschraube
- Eiserne Jungfrau (umstritten)
- Nürnberger Teller
- Peitsche
- Rad
- Spanischer Bock
- Spanischer Stiefel
- Streckbank (Folter)
- Territion
- Wasserprobe
Weitere Folterinstrumente sind:
- Kopfzwinge (Metallring, dessen Innenseite mit Stacheln besetzt war, beim Zusammenschrauben der beiden Ringteile wurde der Kopf zerquetscht),
- Säge (die Person wurde kopfüber in einen Rahmen gespannt und der Länge nach durchgesägt),
- Schädelquetsche (die Schädelquetsche funktioniert ähnlich wie die Kopfzwinge, sie ist aber nicht ringförmig),
- Käfig (die Person wurde nackt in den Käfig gesperrt und starb entweder an Durst, Kälte oder Hitze, danach blieben die Überreste zur Abschreckung noch lange darin),
- Anal- bzw. Vaginal-Birne (ein Schraubmechanismus mit vier Metallschenkeln, welcher die Form einer Birne hat – wird der Person anal oder vaginal in den Körper geführt und dann aufgeschraubt, zerreißt den Unterkörper der Person).
- Wahrscheinlich ist auch der Keuschheitsgürtel zu den Folterwerkzeugen zu rechnen.
[Bearbeiten] Literatur
- Horst Herrmann: Sex und Folter in der Kirche. Orbis, München 1998, S. 236, ISBN 3-572-10010-0
[Bearbeiten] Weblinks
Mitteleuropas größtes Foltermuseum in Wien 6., und Seeboden (Kärnten)
Commons: Foltermuseum, Freiburg – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |