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Gimmeldingen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Silhouette Gimmeldingens vom Neuberg aus
Silhouette Gimmeldingens vom Neuberg aus

Gimmeldingen an der Weinstraße war einst ein Winzerdorf und wurde im Jahre 1969 als Ortsteil in die 3 km südlich gelegene kreisfreie rheinland-pfälzische Stadt Neustadt an der Weinstraße eingemeindet. Heute zählt es gut 2.600 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geographie

[Bearbeiten] Geographische Lage

Der Ortskern gruppiert sich auf einer Höhe von 150 m ü. NN um die protestantische Pfarrkirche auf einem Hügel der Weinstraße in der Vorderpfalz am westlichen Rand der Oberrheinischen Tiefebene. Südlich des Hügels verläuft die Talaue des Mußbachs. In diese Niederung hat sich Gimmeldingen ebenso ausgebreitet wie nach Südwesten und Nordwesten in die Hanglagen der Haardt, des Ostrandes des Pfälzer Waldes.

[Bearbeiten] Nachbarorte

Gimmeldingen (rot) innerhalb der Gemarkung von Neustadt
Gimmeldingen (rot) innerhalb der Gemarkung von Neustadt

Nachbarorte sind im Süden die Kernstadt von Neustadt sowie im Südwesten, Norden bzw. Osten die Neustadter Ortsteile Haardt, Königsbach und Mußbach. Westlich, innerhalb des Pfälzer Waldes, grenzt die Gemarkung von Lindenberg an.

[Bearbeiten] Klima

Die Lage des Ortes an der Deutschen Weinstraße bedingt ein mildes Klima. Die Temperaturen betragen im Jahresmittel ca. 10° C, im Winter 0° C und im Sommer 20° C. Im Lee des 553 m hohen Weinbietes beläuft sich der durchschnittliche Jahresniederschlag auf nur 500 mm.

[Bearbeiten] Geschichte

Wappen der ehemaligen Gemeinde Gimmeldingen
Wappen der ehemaligen Gemeinde Gimmeldingen

Im Mittelalter lag südöstlich in der Niederung des Mußbachs das kleine Dorf Lobloch, das 1751 in Gimmeldingen aufging und inzwischen so eng mit dem Hauptort verschmolzen ist, dass eine optische Trennung nicht mehr möglich ist. Der Name des ehemaligen Dorfes ist nur noch im Namen der Loblocher Straße und eines lokalen Weinfestes (s. u. Feste) enthalten.

Gimmeldingen wuchs schon im 19. Jahrhundert mit dem östlichen Nachbarort Mußbach zusammen und besaß mit ihm eine auf 500 m gemeinsame Straße, welche eine ungewöhnliche Grenze bildete: die Häuser auf der Nordseite gehörten als „Mußbacher Straße“ zu Gimmeldingen, die auf der Südseite als „Gimmeldinger Straße“ zu Mußbach. Die Straßenfläche lag vollständig auf der Gemarkung Mußbachs, das die Straße auch zu unterhalten hatte. Seit der zeitgleichen Eingemeindung beider Orte nach Neustadt heißt die gemeinsame Ader einheitlich „Kurpfalzstraße“, die unsichtbaren Gemarkungsgrenzen existieren allerdings weiterhin.

[Bearbeiten] Politik

Ortsvorsteher ist Dr. Reinhard Preuninger (CDU), der 2004 als einziger Kandidat antrat und bei der Direktwahl 70,7 % der Stimmen erhielt.

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten

Blick von der Kurpfalzstraße auf Lobloch und die Nikolauskirche
Blick von der Kurpfalzstraße auf Lobloch und die Nikolauskirche
Mandelblüte am Neuberg
Mandelblüte am Neuberg
Weinberg vor der Kulisse des Weinbiets
Weinberg vor der Kulisse des Weinbiets
Weingut Estelmann-Hick
Weingut Estelmann-Hick
St.-Nikolaus-Kirche

Die kleine hochgotische St.-Nikolaus-Kirche mit ihrem noch älteren romanischen Turm liegt am Hang zwischen den parallelen Straßen Loblocher Straße (Eingangsseite, unten) und Kurpfalzstraße (oben). Sie war einst das katholische Gotteshaus von Lobloch. Ab etwa 1700 dem Verfall preisgegeben, wurde die Kirche von 1956 an restauriert, 1957 wieder neu geweiht und als katholische Filialkirche der Pfarrei Mußbach zugeordnet. Die drei Fenster im Altarbereich bestehen aus prächtigen Buntglas-Mosaiken.

Mithras-Heiligtum

Die St.-Nikolaus-Kirche war auf dem Areal eines Mithras-Heiligtums aus der Römerzeit errichtet worden. 325 n. Chr. hatte der Römer Materninius Faustinus den Tempel zu Ehren des aus dem Perserreich übernommenen Licht- und Frühlingsgottes Mithras erbauen lassen. Bei Bauarbeiten 1926 wurden die Grundmauern und ein steinernes Reliefbild gefunden. Dessen Original befindet sich im Historischen Museum der Pfalz zu Speyer, eine Replik ist in eine Begrenzungsmauer ein Stück links vom Kircheneingang eingelassen.

Alte Burg

Die Alte Burg auf dem Höhenrücken am Ostrand des früheren Ortskerns stammt aus der Salierzeit und wurde um das Jahr 1100 erbaut. Die bescheidenen Fundament- und Mauerreste lassen nur noch die Grundzüge der Anlage mit Turm und Palas erahnen.

König-Ludwig-Pavillon auf dem Neuberg
König-Ludwig-Pavillon auf dem Neuberg
König-Ludwig-Pavillon

Auf dem Neuberg, einer Anhöhe im Nordwesten Gimmeldingens zu Königsbach hin, zeugt ein großer Sandstein mit der Inschrift „Der Garten Deutschlands - die blühende Pfalz! Ludwig I. 1856“ von den häufigen Besuchen König Ludwigs I. von Bayern, der hier von einem achteckigen Gartenhäuschen aus gerne die Aussicht über die Rheinebene genoss. Das Gartenhäuschen heißt heute König-Ludwig-Pavillon.

Hildenbrandseck

Im Kloster Hildenbrandseck, auf Gimmeldinger Gemarkung am südöstlichen Ortsrand von Königsbach gelegen, befand sich von 1956 bis 2004 das Mutterhaus der katholischen Hildegardis-Schwestern. Weil der Nachwuchs an Novizinnen ausblieb, wurde das Anwesen an das Betreiberunternehmen einer Klinik für Plastische Chirurgie verkauft, um als Schönheitsfarm zu dienen.

Weingut Estelmann

Das Weingut Estelmann, vorm. Hick (Kurpfalzstr. 76) wurde, vermutlich gegen Ende des 19. Jahrhunderts, in Form eines kleinen Schlosses errichtet, dessen gedrungener, mit Schiefer rundgedeckter Viereckturm seitlich aus dem Hauptgebäude emporwächst, das zusätzlich noch über einen recht großen Dachreiter verfügt. In den ehemaligen Stallungen wird eine Weinstube betrieben, der große gepflasterte Innenhof des Weinguts ist von Grün umgeben und wird auch gastronomisch genutzt.

Weißes Haus

Schräg gegenüber ist man schon im Ortsteil Mußbach. Dort (Kurpfalzstr. 77) liegt das ebenfalls sehenswerte Weiße Haus.

[Bearbeiten] Sport und Freizeit

[Bearbeiten] Sport

Westlich des Ortes, wo der Mußbach das Gebirge verlässt, befindet sich ein Fußballplatz.

[Bearbeiten] Feste

Blühender Mandelbaum
Blühender Mandelbaum

Wegen der engen Nachbarschaft mit Mußbach werden viele Veranstaltungen gemeinsam mit dem Nachbarort begangen. Feste mit Ursprung in Gimmeldingen sind:

Gimmeldinger Mandelblütenfest

Ab März taucht die frühe Mandelblüte Gimmeldingen in ein zartrosa Blütenmeer. Das Mandelblütenfest, bei dem eine Mandelblütenkönigin gewählt wird, zieht alljährlich viele Menschen an, die das Erwachen der Natur nach dem Winter feiern wollen. Als eine der frühesten Veranstaltungen im Jahr gehört das Mandelblütenfest mittlerweile zu den großen Weinfesten der Region. Der genaue Termin (März/Anfang April) ist vom Eintritt der Mandelblüte abhängig und kann sich daher von Jahr zu Jahr verschieben.

Weitere Feste

Jedes Jahr zu Pfingsten wird der Loblocher Weinzehnt gefeiert. Der Termin für die Weinkerwe ist das jeweils dritte Augustwochenende.

[Bearbeiten] Wanderziele

Als nahegelegene Wanderziele auf dem Haardtgebirge bzw. im Pfälzer Wald empfehlen sich z. B.:

  • das Weinbiet als Aussichtspunkt, auf dem sich eine Gaststätte, eine Wetterstation, ein gemauerter Panoramaturm sowie ein 133 m hoher Sendeturm des Südwestrundfunks befinden
  • das nur unmerklich ansteigende Tal des Mußbachs mit Talmühle und Looganlage
  • ebenfalls ohne größere Steigungen das Benjental, das Silbertal und die Rotsteig, wo drei gleichnamige Forsthäuser zu Einkehr und Rast einladen

Bei der Rotsteig liegt der Freizeit- und Hochwildschutzpark Kurpfalz-Park.

[Bearbeiten] Vereine

  • Verkehrs- und Verschönerungsverein Gimmeldingen
  • Pfälzerwald-Verein, Ortsgruppe Gimmeldingen
  • Turnverein 1883 Gimmeldingen (TV Gimmeldingen)
  • Gesangverein 1845 Gimmeldingen

[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten] Landwirtschaft

Die günstigen klimatischen Verhältnisse ermöglichen den Anbau hochwertiger Weine. Bekannteste Lage ist die Gimmeldinger Meerspinne. Obwohl von Marketingleuten eine Kreuzspinne als Symbol eingeführt wurde, hat der Name nichts mit dem Gliedertier zu tun. Vielmehr bedeutet er „Mehrspänne“ und leitet sich von „mehrspännig“ ab, weil die Hangneigung des Hügels, an dem die betreffenden Weinberge liegen, früher bei beladenem Wagen ein zweites Zugpferd notwendig machte. Weitere namhafte Weinlagen sind z. B. Mandelgarten und Biengarten.

Im Freiland reifen Mandeln, Esskastanien, Feigen und Zitrusfrüchte.

[Bearbeiten] Bevölkerungsentwicklung

Gimmeldingen gewinnt immer mehr Bedeutung als Wohnvorort von Neustadt. Zur Zeit der Eingemeindung 1969 hatte es knapp 2.000 Einwohner, doch aufgrund der Ausweitung der Wohnbebauung liegt die Zahl mittlerweile (2004) bei 2.636.

[Bearbeiten] Verkehr

Die überregionale Verkehrsanbindung Gimmeldingens erfolgt (durch Mußbach hindurch) über die Bundesautobahn 65 (Anschlussstelle 12 Neustadt-Nord in die Richtungen Ludwigshafen am Rhein und Karlsruhe). Kleinräumige Verbindungsstraßen gibt es nach Neustadt sowie zu den benachbarten weiteren Ortsteilen Haardt und Königsbach.

Ein Anschluss an die Pfälzische Nordbahn Neustadt–Bad DürkheimMonsheim besteht in Mußbach.

[Bearbeiten] Persönlichkeiten

  • 1796 in der Gimmeldinger Adnexe Lobloch geboren wurde der katholische Erzbischof von Köln (Amtszeit 1845–1864), Kardinal Johannes Baptist Jacob von Geissel. Gimmeldingen hat ihn mit einer Straßenwidmung im Neubaugebiet Loblochs geehrt. In der Kurpfalzstraße (Nr. 182) oberhalb der Nikolauskirche steht noch sein Geburtshaus mit einer Hinweistafel.
  • 1920 in Gimmeldingen geboren wurde der expressionistische Maler und Bildhauer Fritz Wiedemann, der 1967 in Mußbach in einem alten Winzerhäuschen die Weinstube Eselsburg eröffnete.

[Bearbeiten] Literatur

  • Alfred Sitzmann: Führer durch Gimmeldingen
  • Reinhold Schneider, Alfred Sitzmann: Gimmeldingen, Chronik eines Weindorfes

[Bearbeiten] Weblinks


Koordinaten: 49° 22' 35" N, 8° 9' 8" O

Andere Sprachen
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