Weinbau in Deutschland
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![Weinbau im Moseltal bei Zell](../../../upload/shared/thumb/6/63/Zell-Mosel2.jpg/180px-Zell-Mosel2.jpg)
Die Bezeichnung Deutscher Wein steht für Wein, der in Deutschland, dem nördlichsten Weinbaugebiet der Welt, erzeugt wird. Für den Anbau von Wein in Deutschland gilt - neben dem europäischen - deutsches Weinrecht.
Allgemeingültige Informationen zum Weinbau - über Deutschland hinaus - enthält u. a. der Artikel Weinbau.
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[Bearbeiten] Übersicht
Etwa 80.000 Winzer bauen auf über 1.000 km² Wein an und ernten dabei pro Jahrgang durchschnittlich 9 Mio. hl. Davon wird etwa ein Drittel exportiert, besonders nach Großbritannien, in die Niederlande und die USA.
Das größte Anbaugebiet ist mit ca. 260 km² Rheinhessen. Es gehört zu Rheinland-Pfalz, dem Bundesland mit dem höchsten Weinertrag. Jährlich seit 1949 wird dort in Neustadt an der Weinstraße die Deutsche Weinkönigin gewählt.
[Bearbeiten] Anbaugebiete
Die Begriffe Weinbaugebiet, Weinanbaugebiet oder Anbaugebiet werden im offiziellen Sprachgebrauch - teilweise sogar innerhalb derselben Rechtsvorschriften - weitgehend synonym verwendet.
[Bearbeiten] Tafelwein
Anbaugebiete für Tafelwein sind nach § 1 der Weinverordnung:
- Albrechtsburg
- Bayern (Bereiche Donau, Lindau und Main)
- Neckar
- Oberrhein (Bereiche Burgengau und Römertor)
- Rhein-Mosel (Bereiche Mosel und Rhein)
- Stargarder Land
[Bearbeiten] Landwein
Anbaugebiete für Landwein sind nach § 2 der Weinverordnung:
- Ahrtaler Landwein
- Badischer Landwein
- Bayerischer Landwein oder Bayerischer Bodensee-Landwein
- Landwein Main (früher Fränkischer Landwein)
- Landwein der Mosel
- Landwein der Ruwer
- Landwein der Saar
- Mitteldeutscher Landwein
- Nahegauer Landwein
- Pfälzer Landwein
- Regensburger Landwein
- Rheinburgen - Landwein
- Rheingauer Landwein
- Rheinischer Landwein
- Saarländischer Landwein der Mosel
- Sächsischer Landwein
- Schwäbischer Landwein
- Starkenburger Landwein
- Taubertäler Landwein
[Bearbeiten] Qualitätswein
Anbaugebiete für Qualitätswein (zulässig ist hier auch die Produktion von Tafelwein) sind nach § 3 des Weingesetzes:
- Ahr
- Baden
- Franken
- Hessische Bergstraße
- Mittelrhein
- Mosel-Saar-Ruwer
- Nahe
- Pfalz
- Rheingau
- Rheinhessen
- Saale-Unstrut
- Sachsen
- Württemberg
[Bearbeiten] Anbauformen
Der Weinbau ist in Deutschland auf den kulturellen Einfluss der Römer zurückzuführen, die die Gunstlagen der natürlichen Flussterrassen aus dem Quartär erkannten und vorallem in Süddeutschland erstmals großflächig erschlossen. Die Römer pflanzten die Reben im Kammertbau in einem Kammertrahmen aus Holz an. Die Weinbau wurde auch nach dem Rückzug der Römer weiter praktiziert und prägt bis heute die Kulturlandschaft in Deutschland. Sorgfältig gepflegte Rebstöcke können ein Alter von mehr als 400 Jahren erreichen und zeichnen Weinorte mit langer Tradition und hoher Güte aus. Im Laufe der Zeit haben die Anbauformen auf kleinparzellierten Terrassen mit locker gesetzten Trockenmauern aus dem örtlichen Ausgangsgestein eine Wandlung erfahren. Diese waren und sind Ursache der Einführung neuer Rebsorten und angepasster Erziehungsformen sowie geänderter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen. Bis Ende der 1950iger Jahre bauten die Winzer in Deutschland die Reben in einem sogenannten Stickelwingert an. Beim Stickelanbau erhält jeder Rebstock einen Stickel aus Holz als Stütze. Die einzelnen Stickel bilden wiederum einen Holzrahmen. Anfang der 60iger Jahre wurde die Anbauweise umgestellt und die Reben im Spalier in talwärtsgerichteten Holzzeilen an den Hängen angepflanzt. Zahlreiche qualitativ hochwertige Alte Reben wurden der damit einhergehenden Flurbereinigung geopfert und der Bestand durch Neuzüchtungen unter Prämisse des Ertrags und der maschinellen Bewirtschaftung verjüngt. Die Flurbereinigung griff auch in die Geomorphologie der Weinberghänge ein und es wurden u.a. am Kaiserstuhl künstliche Terrassen großflächig angelegt. Das natürliche Bodenprofil über dem Löss wurde damit unwiederbringlich zerstört, was eine erhöhte Erosionsanfälligkeit, eine verminderte Bodenfruchtbarkeit und letztlich eine geringere Ertragsmesszahl zur Folge hat. Für den effizienten Einsatz von Vollerntern wird zwischenzeitlich vermehrt auf eine Drahtrahmenerziehung der Weinreben umgestellt, bei der statt Stickel verzinkte Metllpfosten gesetzt werden.
[Bearbeiten] Rebsorten
Insgesamt werden in Deutschland fast 140 Rebsorten angebaut, wovon über 100 zur Weißwein- und 35 zur Rotweinbereitung dienen. International gilt Deutschland zwar noch als klassisches Weißweinland; seit der Mitte der 1980er Jahre steigt jedoch die Nachfrage nach deutschen Rotweinen stetig. Dies hat zu einer Verdoppelung von deren Rebfläche auf nunmehr ca. 35 % der Gesamtrebfläche geführt. Ein Teil der roten Ernte wird auch zur Herstellung von Roséwein verwendet.
Von den angebauten Rebsorten besitzen nur etwa 20 eine Marktbedeutung.
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Einen kompletteren Überblick vermitteln die Listen der für den gewerblichen Anbau zugelassenen Sorten. Hierzu zählen auch die nur zwecks Versuchsanbau selektionierten Sorten.
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Siehe auch: Rebsorte, Liste der Rebsorten
[Bearbeiten] Qualitätsstufen
Siehe: Qualitätsstufe (Wein)
[Bearbeiten] Vermarktung
Deutscher Wein darf nach deutschem Weinrecht nicht bloß als „Wein“ vermarktet werden, d. h., auf den Flaschenetiketten darf das Wort „Wein“ nicht isoliert aufgeführt sein. So musste eine Sektkellerei (Deinhard) auf gerichtliche Anweisung die Bezeichnung „Wein“ von ihren Weinflaschen wieder entfernen. Erlaubt und teilweise vorgeschrieben sind dagegen Angaben wie Jahrgang, Lage, „Rotwein“, „Weißwein“, Erzeuger usw.